Die enttäuschendsten Momente 2008/2009
Platz 1: #3.25 An Invisible Thread (Heroes)

Foto:

Wir versuchen natürlich Seriendopplungen bei unserem US-Season-Rückblick möglichst zu vermeiden. Aber wenn schon "One Tree Hill" hier verdientermaßen zwei Platzierungen einstecken konnte, ist es natürlich mehr als klar, dass "Heroes" hier auch zwei Mal vertreten sein muss. Und da die dritte Staffel durchgängig unterirdisch war, überrascht es nicht, dass "Heroes" hier auf dem ersten Platz landet und das mehr als verdient.

Ein Hauch von nichts

Um den Höhepunkt unserer Liste der enttäuschendsten Momente 2008/2009 nachvollziehen zu können, muss man sich noch einmal der guten Tage von "Heroes" erinnern. Ende 2006 befanden wir uns mitten in der ersten Staffel und lernten Sylar kennen. Einen der interessantesten TV-Bösewichtige der letzten Jahre, der durch seinen Darsteller Zachary Quinto wunderbar zum Leben erweckt wurde und sich in Windeseile zum Publikumsliebling entwickelte. Auf Seiten der Guten hatten wir Peter, der bis dato der einzige Hero ist, der es jemals wirklich mit Sylar aufnehmen konnte, da sie ähnlich mächtig sind.

Wir haben beide Charaktere und ihre Kräfte im Folgenden ausführlich kennen gelernt und jeder Zuschauer stellte sich auf den ultimativen Kampf der beiden ein, auch wenn man sich wünschte, dass dieser uns noch lange vorenthalten blieb, da man keinen der beiden wirklich verlieren wollte. In der absoluten Highlight-Episode #1.20 Fünf Jahre später gab man den Zuschauern dann, was diese sich schon Wochen zuvor gewünscht hatten: Eine Kostprobe des Kampfes zwischen Peter und Sylar. Mann gegen Ungeheuer. Superheld gegen Schurke. Gut gegen Böse!

Man gab uns nur ein paar Sekunden, um diesen Kampf zu genießen, aber seit April 2007 wartet man nun auf einen weiteren Kampf zwischen den beiden, bei dem die Macher der Serie ihr komplettes Budget für Spezial-Effekte verpulvern, um den Fans der Serie so das zu bieten, was sie uns gegen Ende der ersten Staffel schmackhaft gemacht hatten.

Im Finale der dritten Staffel sollte es dann soweit sein. Sylar war mächtiger als je zuvor, und auch wenn Peter nicht mehr die Kräfte hatte, die er in der ersten Staffel besaß, so hatte er doch eine viel stärkere Waffe bei sich: Nathan!

Die beiden Brüder waren endlich nach vielen Differenzen wieder vereint und waren bereit für den ultimativen Kampf. Sie waren zu allem bereit und konnten sich sicher sein, dass der jeweils andere ihnen den Rücken stärkte. Gegen Ende von #3.25 An Invisible Thread fassten die beiden Brüder sich bei den Händen und flogen gemeinsam dem größten Kampf ihres Lebens entgegen. Jeder saß in diesen Sekunden wohl stocksteif und völlig gebannt vor dem Bildschirm. Die Herzen schlugen höher und man freute sich auf eine gelungene Entschädigung für die letzten Monate, in denen man sich durch die Serie gequält hatte. Und dann war es soweit...

Oder auch nicht!

Denn als Peter und Nathan Sylar gegenüber traten, hatte der Zuschauer nichts mehr davon. Man zeigte nicht etwa einen grandiosen Kampf, sondern gar nichts. Wir durften einige Sekunden auf eine Tür starren, die ein bisschen ruckelte und aus deren Schlitzen ab und zu grelles Licht erschien. Jedoch sah man keine Sekunde auch nur den Ansatz eines Kampfes. Da muss man sich doch wirklich fragen, was zum Teufel mit den Autoren und allen Verantwortlichen der Serie geschehen war. Wieso arbeitete man seit Jahren auf einen Kampf hin, machte seine Superhelden und Bösewichte immer stärker, gab ihnen faszinierende Fähigkeiten, wenn man dann nichts daraus machte. Dies ließ einen nicht nur enttäuscht zurück, nein vielmehr noch. Als Zuschauer kam man sich regelrecht veräppelt vor. Dieser nicht vorhandene Moment war ein absoluter Schlag ins Gesicht!

Für ein Versprechen, das niemals eingehalten wurde, für das Aufbauschen eines Handlungsstrangs, der hinter geschlossenen Türen verhandelt wurde, für den Schlag ins Gesicht der Zuschauer, für eine absolut bodenlose Frechheit. Dafür hat dieser Moment den ersten Platz verdient. Denn genau dieser zeigte noch einmal deutlich, dass die erste Staffel von "Heroes" wohl nur ein Glückstreffer war und man gar nicht mehr erwarten sollte, dass es jemals besser wird. So wie die Autoren den Zuschauern die Tür vor der Nase zugeschlagen haben, sollten die Zuschauer es auch mit der Serie tun - das wäre ausgleichende Gerechtigkeit.

Annika Leichner - myFanbase

Zurück zur Hauptübersicht

Zum Diskussionsthread zur Kolumne