Die besten Storylines 2008/2009
Platz 6: Don Drapers Trip Down Memory Lane (Mad Men)

Foto:

In der 1. Staffel der Serie "Mad Men" war eines der größten Geheimnisse über weite Strecken die wahre Identität des Protagonisten Don Draper. Nach dem Auftauchen seines Bruders Adam Whitman war klar, dass Don nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Und Stück für Stück erfährt man, dass Dons eigentlicher Name Dick Whitman ist, dass er im Korea-Krieg durch eine Verwechslung den Namen Don Draper annahm, um dem Krieg und seinem eigenen trostlosen Leben zu entkommen.

The Mountain King

Foto: Jon Hamm, Mad Men - Copyright: 2008 Carin Baer/AMC
Jon Hamm, Mad Men
© 2008 Carin Baer/AMC

Wie schon im zweiten Teil unserer Rückblickskolumne beschrieben, ist der Grundkonflikt Dons zwischen seinen beiden Existenzen, der des Dick Whitmans aus seiner Vergangenheit und der des Don Drapers, das Hauptmerkmal des Charakters. Aufgrund dieses inneren Zwiespaltes gelingt es Don nicht, sich mit seinem Leben wirklich verbunden zu fühlen. Er ist gefangen in einer selbst gewählten Einsamkeit. Um mit sich ins Reine zu gelangen, und auch andere wirklich an sich heran zu lassen ist es für ihn unabdingbar seinen inneren Kampf zu lösen. Stattdessen lässt sich Don aber treiben, erst in einer unbefriedigenden Affäre, dann in einer Eskapade im Jet-Set Hollywoods. Seine Vergangenheitsbewältigung ist aber für den Zuschauer über weite Strecken nicht erkennbar. Es gibt nur einige kleine Hinweise, die in diese Richtung deuten. So schickt er am Ende von #2.01 Jung und immer jünger das Frank O'Hara Buch "Meditations In An Emergency" an eine unbekannte Person, mit dem Hinweis: "Made me think of you", und der Zuschauer rätselt, wen er damit meinte. In #2.07 Die goldene Geige sehen wir einen kürzen Rückblick auf seine Vergangenheit und seine Begegnung mit der Ehefrau des echten Donald Drapers. Aber seine Erinnerung daran bricht nach der Konfrontation wieder ab, und erst in #2.12 In der Halle des Bergkönigs werden diese losen Enden aufgelöst.

Denn Dons Auszeit in Kalifornien führt ihn schließlich zu Anna Draper. Anna war die Ehefrau des echten Don Draper, und im bereits erwähnten Rückblick stellte sie Dick zur Rede. Sie wollte erfahren, was mit ihrem Ehemann geschah. Aber Anna Draper ist eine außergewöhnliche Frau, die Dick nicht dessen Missbrauch des Namens Draper vorwirft, sondern die sich mit ihm anfreundete. Und sowohl in den Rückblicken, die wir von Dick und Anna sehen, als auch in der unmittelbaren Gegenwart lernen wir einen Dick Whitman kennen, der dem uns bekannten Donald Draper nur noch optisch ähnlich ist. Dick ist offen, gelöst, entspannt und offensichtlich glücklich. Seine Beziehung zu Anna ist einzigartig, denn obwohl sie rein platonisch ist, ist Anna wohl die Frau, die ihn am besten kennt. Bei ihr verstellt er sich nicht, er ist einfach er selbst. Jon Hamm beweist hier wieder einmal, welches Ausnahmetalent er ist, denn die Lebensfreude des Dick Whitmans ist ebenso greifbar und intensiv, wie der distanziert arrogante Donald Draper. Im Zusammenspiel mit Anna wird klar, dass diese kühle, reservierte Art eine antrainierte Fassade ist, die Don aufrechterhält, um unantastbar zu sein und von seiner Vergangenheit als Dick Whitman abzulenken. Und nachdem Anna Dick klarmacht, dass er sehr wohl mit dem Leben, der Welt und dem Sein verbunden ist, dass seine Einsamkeit nur aus ihm selbst heraus rührt, begibt sich Don zu einem reinigenden Bad im Ozean, das symbolisch für seinen Neuanfang ist. Danach ist er in der Lage, nach New York zurückzukehren und ehrlich um Betty zu kämpfen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit Don sich wirklich verändert hat und mehr wie der wahre Dick ist. Darüber kann erst Staffel 3 Aufschluss geben.

Das besondere an "Mad Men" ist, dass diese Storyline, die nur in einer Episode wirklich offen betrachtet wird, bereits die ganze Staffel subtil vorbereitet wurde. Es gibt neben der oben erwähnten Einleitung anhand des O'Hara-Buches einen Moment in #2.05 Im Vertrauen, in dem Don wie nebenbei erwähnt, dass er das Meer liebt. Mit einem leichten Schauern erinnert man sich als Zuschauer daran, wenn man ihn im Ozean baden sieht. Diese wunderbar erzählte und gespielte Vergangenheitsbewältigung des Donald Drapers darf auf unserer Liste der besten Storylines der vergangenen Season nicht fehlen.

Cindy Scholz - myFanbase

Zurück zu Platz 7 | Zur Hauptübersicht | Weiter zu Platz 5