Beste Parodie 2008/2009
James van der Beek in "One Tree Hill"

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Nach fast sechs Jahren kehrt James van der Beek an seine alte Wirkungsstätte Wilmington zurück und schon lange vorher war bekannt, dass er einen Regisseur spielen würde. Bei dieser Kombination muss einem unwillkürlich der Name Dawson Leery einfallen, doch die Figur, die uns in #6.12 You Have To Be Joking (Autopsy of the Devil's Brain) zum ersten Mal begegnet, hätte wohl keinen größeren Kontrast zu van der Beeks früherem Charakter darstellen können...

Adam Reese, der Anti-Dawson

Schon die erste Szene, in der Adam Reese auftaucht, macht klar, dass wir es mit einem ganz anderen Kaliber als Dawson zu tun haben: Koks von den Seiten des Drehbuchs schniefend zitiert Adam einen von Lucas' Sätzen, bevor er aufspringt und keine Sekunde still stehen kann, während er Lucas kurzerhand vorschlägt, die ganze Story umzuschreiben, um mehr Drama zu bekommen. James van der Beek verkörpert als Adam Reese genau die Seite des Filmbusiness, mit der sich sein Alter Ego Dawson ständig herumschlagen musste, als er ebenso wie Lucas versuchte, die tatsächliche Geschichte seines Lebens unverändert auf die große Leinwand zu bringen. Natürlich wehrt sich Lucas mit Händen und Füßen dagegen, dass jemand wie Adam seine Geschichte visualisiert, doch der lässt nicht locker und taucht plötzlich in Tree Hill auf, als er erfährt, dass Lucas und Julian noch immer keinen Regisseur haben – natürlich wie es sich gehört in einer protzigen Limousine und der freudig geschmetterten Begrüßung: "Lucas Scott, you son of a bitch!"

Schon van der Beeks erster kurzer Auftritt in "One Tree Hill" vor der Winterpause war äußerst lustig und erfrischend, doch in #6.15 We Change, We Wait kann er das Potential, das in dem Charakter Adam Reese steckt, voll ausschöpfen. Wie Adam zu Julians Vater geht, um diesen mit derselben Begründung von sich als Regisseur zu überzeugen, die Lucas ihm kurz zuvor gegeben hat, als er ihm klar macht, wieso er den Film eben nicht von Adam machen lassen will, war einfach nur herrlich kaltschnäuzig und gewitzt und hat die Vorfreude auf die tatsächliche Zusammenarbeit von Lucas und Adam extrem gesteigert. Zu Recht, wie sich herausstellen sollte! In #6.16 Screenwriter's Blues schafft es James van der Beek, jede Szene in der er auftaucht komplett einzunehmen – und das nicht etwa mit künstlich stilisierten, ewig langen Dialogen, in denen Dawson sich so gerne mit seinen Freunden erging, sondern absolut genialen, prägnanten One-Linern, die nur so vor Sexismus und Arroganz strotzen.

Doch obwohl Adam Reese eine eindeutige Parodie auf Dawson Leery ist, kann den Autoren nicht der Vorwurf gemacht werden, dass sie hier eine völlig überzeichnete Figur erschaffen hätten. Denn sowohl beim Casting für den Film, als er Lucas zu einer Entscheidung verhelfen will, als auch bei seinem Abschied von Lucas und Julian blitzt dann doch noch ein bisschen der Dawson in Adam auf, bzw. das ehrliche Interesse am Filme machen. Während Dawson Leery mit seiner Naivität und seinem extrem ernsten Filmverständnis, gekoppelt mit seinen überschwänglichen Gefühlsausbrüchen doch ziemlich schnell nerven konnte, erschafft James van der Beek mit Adam Reese einen Filmzyniker, bei dem man nicht weiß, ob gerade das Koks oder seine Libido aus ihm sprechen und der durch minimale ernste Szenen gerade das Maß an Komplexität gewinnt, das aus einer schlichten Karikatur eine intelligente und gelungene Parodie macht.

Den letzten Worten von Adam Reese vor seinem grandios inszenierten Abgang mit dem Helikopter nach vier viel zu kurzen Folgen kommt man daher nur zu gern nach: "And when you speak of me – speak of me well!" Der Platz für die beste Parodie auf einen ehemaligen Charakter geht an James van der Beek für seine kurzweilige, erfrischende und absolut überzeugende Darstellung des ganz und gar nicht Dawson-mäßigen Adam Reese!

Lena Stadelmann - myFanbase

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