Die enttäuschendsten Storylines 2009/2010
Platz 3: Der Karneval (Heroes)

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Oh Wunder, das Sorgenkind dieser TV-Season hat es wieder in eine der Flop-Listen geschafft. Wo schon im Vorjahr die Geschichten um unsere Helden von "Heroes" gnadenlos in Grund und Boden geschrieben wurden, sah es dieses Mal leider nicht besser aus. Unter all den verheerenden Ideen, die die vierte Staffel mit sich brachte, war die vom wandelnden Rummelplatz der Sullivan-Brüder wohl die schlimmste, die einem hoffenden Alt-"Heroes"-Fan unter die Nase geschoben wurde. Die Grundidee ähnelt ein wenig dem 3. Kapitel ("Schurken") der "Heroes"-Saga: Ein vermeintlich mächtiger Mann schart Menschen mit besonderen Fähigkeiten um sich und spielt sich als Antagonist zu unseren Helden auf, gegen die ein Kampf unvermeidlich scheint.

Brudermörder Ahoi!

Sehr großes Augenmerk wurde hier auf den Aufbau des 'mächtigen Mannes' Samuel Sullivan gelegt, der schon zu Beginn die Fäden in der Hand hat. Er mischt sich gekonnt in die Leben der Protagonisten ein, um sie alle zu sich in den Carnival zu locken. Dabei schwingt er große Reden und versucht mit einer blumigen Artikulation aufzutrumpfen. Das bewirkt aber genau das Gegenteil: man verspürt mit jeder neuen Episode den Wunsch, ihm einen alten Lappen in den Mund zu stopfen, in die Ecke zu setzen und zu sehen, wie die Carnivalies ohne ihn zurechtkommen. Doch leider scheint er die Schlüsselfigur dieses ganzen Undings zu sein, denn jede Handlung der restlichen Charaktere wird entweder von Samuel befohlen oder muss erst von ihm abgesegnet werden. Auch als Herr Sullivan einen verwirrten Sylar anschleppt und klar wird, dass er ein gesuchter Massenmörder ist, nehmen das die Angestellten einfach so hin im naiven Glauben, ihnen könnte nichts passieren. Das wird mit der Zeit einfach nur langweilig und auch gelegentliches Einfließen eines Hauptcharakters ändert da nicht viel dran. Die Charaktere des Carnivals, die die Geschichte bereichern könnten, werden auch schnell der Szenerie verwiesen – so verschwindet Edgar gerade als es spannend wird und er sich gegen Samuel erheben will im Untergrund und Samuels Bruder Joseph wird noch vor der ersten Folge umgebracht. Genau hier liegt die unglaubliche Verschwendung dieser Idee. Hätte man Joseph eine größere Rolle gegeben und Samuel ab der ersten Folge als über seine Fähigkeiten ahnungslosen Bruder dargestellt, der langsam anfängt seinem letzten Familienmitglied zu misstrauen, hätte man womöglich mehr aus der Geschichte herausholen können. Es hat aber nicht sein sollen und so sehen wir Samuel als palavernden Dummbatz mit verschleierten Handlungsmotiven und einer Carnival-Crew, die offenbar ihre Selbstständigkeit in der realen Welt gelassen hat.

Apropos Handlungsmotive: Irgendwann muss auch den Autoren aufgefallen sein, dass Samuel ganz fix ein solches braucht und was wäre da plausibler als eine Frau? Entschuldigung, das war Ironie. Als die Staffel schon ihre letzten Atemzüge tut, wird Vanessa eingeführt – Samuels große Liebe seit Kindertagen. Nicht genug, dass hier wahllos in die Klischeekiste gegriffen wird. Nein, es wird sich auch noch ein Motiv ausgesucht, welches so gar nicht zu Samuel passen will. Werfen wir da mal einen Blick drauf: Er übernimmt den Carnival, er lockt ganz bestimmte Leute mit Fähigkeiten zu sich und scheut sich nicht, über Leichen zu gehen, damit seine Langzeitangebetete ihn endlich erhört und den Rest ihres Lebens mit ihm verbringt. Was bitte? Das soll die Auflösung des undurchschaubaren Samuels sein? Offenbar ja, denn als sie ihn abweist verliert er endgültig den Verstand und strebt das Nächsthöhere an – die Weltherrschaft, was auch sonst. Die versucht er dann zu bekommen, indem er in New York City viele hundert Menschen mit seinen Kräften töten will, somit den Respekt, oder die Angst, der gesamten Erdenbevölkerung erlangt und so weiter und so fort. Natürlich kann dieser Plan in letzter Minute vereitelt werden und Samuel ist am Ende das arme Würstchen der Staffel.

Je weiter es auf das Staffelfinale zuging, desto verkrampfter haben die Serienmacher versucht, noch ein wenig Innovation in diese Idee zu pressen, die schon nach den ersten Episoden zum Scheitern verurteilt war. Was daraus wurde, darf man jetzt mitleidig begutachten. Da schon die Schreiber der Serie diesem Handlungsstrang müde wurden, landet er berechtigterweise auf Platz drei unserer Liste.

Luisa Schmidt - myFanbase

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