Die enttäuschendsten Storylines 2009/2010
Platz 1: Schuldgefühle (The Secret Life of the American Teenager)
"The Secret Life of the American Teenager" ist wahrlich nicht unbedingt durch seine ausgefeilten und authentischen Storylines bekannt geworden, doch in der zweiten Staffel stellte man selbst die absurdesten Wendungen und hölzernsten Szenen noch in den Schatten.
The Day I Killed My Dad With Sex.
Wer hier eine inzestuöse Anspielung vermutet, liegt leider falsch. Ganz so mutig ist die Serie dann doch nicht. Die "Sex ist böse"-Masche kennen wir von Brenda Hampton ja bereits aus "Eine himmlische Familie". Sie ist auch quasi das Grundkonzept dieser ganzen Serie, immerhin begann sie mit einer Teenagerschwangerschaft. Hier packt man zunächst natürlich das größte Klischee aus: Grace, die fromme Cheerleaderin und Freundin des Footballstars Jack, Präsidentin des Enthaltsamkeitsclubs, hat Sex vor der Ehe. Ich lasse euch kurz Zeit, damit ihr euch von dem Schock erholen könnt. Eins, zwei, drei...
Okay, denn es kommt natürlich noch besser. Grace hat zum ersten Mal in ihrem Leben Sex und das ausgerechnet mit Fremdgeher Jack – und es gefällt ihr! Nein, das war noch nicht der Grund, warum die Storyline es auf den ersten Platz dieser Liste geschafft hat. Es kommt tatsächlich noch besser. Man mag es kaum glauben. Kurz nach ihrem ersten Mal erfährt Grace, dass ihr Vater etwa zur selben Zeit bei einem Flugzeugabsturz umgekommen ist. Da ihr Vater ihr noch kurz vor der Abreise eine Standpauke gehalten hatte, dass sie noch keinen Sex haben sollte, ein Ratschlag, den Grace mutwillig in den Wind schoss, bleibt natürlich nur ein folgerichtiger Schluss. Richtig, ihr habt es erraten: Grace ist Schuld am Tod ihres Vaters.
Ja, das muss man erstmal sacken lassen. Natürlich ist dies völliger Blödsinn und man wollte sicherlich nur irgendwie zeigen, dass ein Tod eine schlimme Sache ist und Menschen dazu treibt, unsinniges Zeug zu glauben, um dem Ganzen irgendwie Sinn zu geben. Hoffe ich doch mal... Denn so wurde die Story leider nicht präsentiert. Vielmehr sah die ganze Sache so aus, dass jeder Graces (nein, nicht ganz jeder) Selbstbeschuldigung natürlich für schwachsinnig hielt, aber leider schaffte es keiner, einen vernünftigen Gedanken dazu zu formulieren, der einmal aussprach, warum es so ein Schwachsinn ist, dies zu glauben. Folglich wirkte alles dann leider mehr nach Panikmache frei nach dem Motto "Wenn du nicht brav bist und mit dem Sex bis zur Ehe wartest, bringt Gott deine Eltern um". Über drei Episoden, die sich mehr wie drei Staffeln anfühlten, quälte man den Zuschauer mit diesem Quatsch, bis dann ausgerechnet ein Mann Gottes derjenige ist, der Vernunft walten lässt. Kurz vor der Beerdigung ihres Vaters, zu der Grace nicht gehen will, weil sie sich immer noch schuldig fühlt, taucht der Pfarrer bei ihr auf und sagt ein paar äußerst nachvollziehbare und sinnvolle Dinge, die schließlich dazu führen, dass Grace doch zur Beerdigung geht.
Nach dem Tod einer nahe stehenden Person hat man unsinnige Gedanken. Teenager haben ständig unsinnige Gedanken. Aber der Müll, der hier verzapft wurde, ging nun wirklich zu weit und war selbst für diese Serie nicht mehr zu rechtfertigen. Wenn "The Secret Life of the American Teenager" eine Comedyserie wäre, wäre dies sicher eine gelungene Parodie auf "Eine himmlische Familie" geworden. Da die Serie aber den Anspruch hat, Teenager zu unterhalten und gleichzeitig zu belehren, hat diese Storyline es verdient auf den ersten Platz der enttäuschendsten Storylines des letzten Fernsehjahres geschafft.
Nadine Watz - myFanbase
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