Die enttäuschendsten Episoden 2009/2010
Platz 1: #2.16 Just Say Me (The Secret Life of the American Teenager)

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Adrian bemüht sich weiterhin, sich mit Amy anzufreunden, und Grace hat eine bahnbrechende Idee, die schnell die ganze Schule in Begeisterungsstürme versetzt. Oder zumindest die Mädchen unter ihnen...

Meine persönliche Lieblingsserie "The Secret Life of the American Teenager" hat viele ausgezeichnete Elemente, die die Dramedy immer wieder in Emmy-würdige Höhen verfrachtet: komplexe Storylines, tiefsinnige Dialoge, ausgefeilte und glaubwürdige Charaktere. Aber eben auch eine Serie von dieser hohen Qualität hat mal eine schlechte Episode. Okay, Spaß beiseite. Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn. Ja, "mal", aber die meiste Zeit eben nicht. Und so ähnlich ist es auch mit dieser Serie. Das ist erstmal kein Grund, in diese Kategorie zu kommen. Aber manchmal übertrifft sich eben auch die schlechteste Serie noch an Lächerlichkeiten und Peinlichkeiten, so dass man dann im Staffelzusammenhang sogar immer noch von einem Flop reden kann. Und das ist den Autoren mit #2.16 Just Say Me eindeutig gelungen.

"This has gotten out of hand. Bad choice of words."

Man muss es "The Secret Life of the American Teenager" ja wirklich zugute halten, dass sie es doch immer wieder versuchen, dem amerikanischen Teenager auf konservative Art und Weise, etwas Positives nahe bringen zu wollen. Leider scheitert dies meist aus mehreren Gründen. Erstens wird diese Botschaft einfach immer viel zu plump und unglaubwürdig vorgetragen, so dass jegliche Ernsthaftigkeit direkt verloren geht und man alles Folgende nur noch mit einem verächtlichen Schmunzeln verfolgen kann. Zweitens zieht man diese Botschaft nie mit voller Konsequenz durch, sondern bricht an irgendeiner Stelle ab, als wollte man sagen: "Ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht mehr, worauf ich hinaus wollte."

Die Folge fängt direkt schon wieder mit einer augenrollwürdigen Szene an, als Amy tatsächlich ihre Schwester und ihren Vater vom Schlafzimmer aus anruft, um sie zu bitten, ihr ein Glas Wasser zu holen. Und nein, Amy ist nicht gehbehindert oder trägt einen Gips. Sie ist auch nicht mehr schwanger oder hat irgendeine Krankheit. Sie ist einfach ein verwöhntes Gör und mag nicht selbst aufstehen. Glücklicherweise ist Adrian gerade besessen davon, ihre Freundin zu werden, damit ihr Freund und Vater von Amys Sohn John, sie endlich lieben kann. Deshalb eilt sie Amy sofort zur Hilfe, als Ben, der gerade mit Amys Schwester Ashley telefoniert hat, während die den Notfallanruf zu eben jener Schwester tätigte, natürlich sofort Adrian anruft, um ihr den Notfall mitzuteilen. Ähm, ja. Aber gut, dass ist eben diese großartige Serie, wie sie leibt und lebt, kein Grund zur Beunruhigung.

Danach kommt endlich die preisverdächtige Episodenhandlung ins Spiel. Es gibt eine der seltenen und weisen Konversationen, in die alle Mädels-Darsteller der Serie einfach mal einsteigen, weil sie gerade zufällig vorbeilaufen, und dabei machen sie die glorreiche Erkenntnis, die – wäre sie bereits früher einmal gemacht worden – sicher vielen Frauen Jahre an Leid und seelischem Schmerz hätten ersparen können: Männer/Jungs können ihre Freundinnen nicht betrügen, wenn es keine Frau gibt, die mit ihnen fremdgeht. Ich warte kurz ab, damit jeder sich darüber klar werden kann, welche tiefgreifende Erkenntis hier erlangt wurde. Mancher mag sogar von Erleuchtung sprechen, aber ich bin ja eher von bescheidener Natur.

Es geht jedoch noch besser weiter, denn Grace hat etwas Geheimes von ihrer Mutter erfahren, das sie nun an ihre Freundinnen weitergibt. Es gibt da so etwas, das nennt sich Masturbation. Und wenn man das macht, braucht man gar keinen Sex mit schmierigen sexsüchtigen Highschool-Schülern haben, die man eh gar nicht leiden kann. Alice, die einzige, die in einer glücklichen Beziehung steckt und gerne Sex mit ihrem Freund hat, geht daraufhin zu den Jungs und erklärt ihnen: "You know the 52% of guys who aren’t having sex in high school? You just went over to their team." Das ist aus folgenden Gründen lustig: Ben hatte noch nie Sex und wird ihn sicher in der nächsten Zeit auch mit keinem Mädel aus der Gruppe haben. Ricky schläft sowieso mit jeder und könnte leicht ein Mädel finden, das nicht auf Graces Zug aufspringt, und Jack ist... Jack ist eben Jack und einfach nur abartig.

Daraufhin entwickeln die Mädels jedenfalls die Kampagne "Just Say Me", in der es um mehr als nur das böse Wort mit M. gehen soll. Sie soll Mädchen mehr Respekt für sich selbst vermitteln und für jede das bedeuten, was sie darunter versteht. Das ist erstmal keine schlechte Idee und auch ganz nett. Leider fängt man sofort an, diese Idee in die absolute Lächerlichkeit zu ziehen, was natürlich auch an dem zum Großteil nicht vorhandenen Schauspieltalent der Jungdarsteller liegt. So stellt sich Grace auf den Schulhof und beginnt einen "Just Say Me"-Sprechchor, in den alle Mädchen fröhlich einstimmen. Einige Zeit später folgt eine selten dämliche Montage, die dem Zuschauer suggerieren soll, dass alle Mädchen jetzt von Montag bis Sonntag "Just Say Me" (der für die Folge gewählte Ersatzausdruck für das böse Wort mit M) sagen wollen, ihnen damit aber schon am Donnerstag so langweilig wird, dass sie lieber Hausaufgaben machen oder ein Buch schreiben. Grace wird außerdem dazu aufgefordert, alle Plakate zur Kampagne abzuhängen, die sie gar nicht dort angebracht hat, sondern ein anderer Junge, der aus der Kampagne Profit schlagen wollte. Denn natürlich darf in einer der schlechtesten Episoden einer Serie auch nicht der mit Abstand schlechteste Schauspieler fehlen. Und das ist eindeutig Joe Hampton, dessen Darsteller sicherlich nicht grundlos keine anderen Engagements aufzuweisen hat.

Am Ende bekommen wir auch noch ein tolles Fazit geliefert. Denn nachdem allen Mädels langweilig mit ihrem "Just Say Me" geworden ist, haben sie nun erkannt, dass sie doch alle dringend Männer bzw. Jungs brauchen. Deshalb glaubt Adrian überglücklich, dass ihr Freund Ricky sie bestimmt auch liebt, nachdem der ihr noch praktisch drohte, ihr wieder fremd zu gehen, wenn sie tatsächlich aufhören sollte, mit ihm zu schlafen. Und Madison kommt nun doch mit Jack zusammen, aber nur nachdem der sich vor ihren Augen (!) bei seiner Exfreundin Grace nochmal versichert, dass ihre Beziehung wirklich aus ist. Sonst würde er es sich vielleicht nochmal anders überlegen, so scheint es. Respekt und Empowerment sind "so last week". Girl Power my ass. Jetzt darf man wieder endlich verzweifelt sein, keinen abzukriegen. Auch die anderen Mädels bekommen schnell noch einen Freund und Ashleys schwuler bester Freund macht ihr auch noch klar, dass sie dringend einen braucht. Wenigstens eine positive Botschaft dürfen wir noch mitnehmen. Denn Ashley weigert sich und macht daraufhin einen ziemlich coolen Abgang. Es geht eben auch anders.

Fazit

Hier hat das Huhn nicht nur kein Korn gefunden, sondern mit seinem Schnabel auch noch ordentlich in einem Hundehaufen herumgepickt. Selbst für Zuschauer, die wie ich nur der Belustigung wegen, das aber dafür regelmäßig jede Woche, einschalten, war diese Folge schwer zu ertragen. Deshalb zu Recht in der Liste der schlechtesten Episoden der letzten Season. Warum ausgerechnet Platz 1? Es ist "The Secret Life of the American Teenager", die Serie hat es einfach immer verdient, auf Platz 1 einer Flop-Liste zu kommen. Es ist außerdem die einzige Chance für die Serie, überhaupt mal eine Rangliste von oben zu sehen...

Nadine Watz - myFanbase

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