Die enttäuschendsten Staffeln 2009/2010
Platz 7: Dexter

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So manch ein "Dexter"-Fan wird sicherlich not amused sein über diese Nominierung, schließlich hatte die vierte Staffel mit dem Trinity-Killer endlich mal wieder einen zweifellos spannenden Serienmörder, der es zumindest annähernd mit dem Ice-Truck-Killer aus der Debüt-Season aufnehmen konnte, und nahm noch dazu ein Ende, das allseits für heruntergeklappte Kinnläden sorgte und selbst unter Kritikern der Serie Neugier auf die nächste Staffel schürte. Doch obwohl John Lithgow die Rolle des schaurig-unheimlichen Familienvaters Arthur Mitchell wie auf den Leib geschrieben war und die Macher sich sichtlich bemüht zeigten, die Ereignisse der vergangenen Staffeln in das aktuelle Geschehen mit einzubeziehen, setzte "Dexter" seinen qualitativen Abwärtstrend weiterhin fort. Der Grund:

Gähnende Langeweile und klaffende Logiklöcher

Foto: Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

Dexters Entwicklung vom soziopathischen, emotional detachierten Serienkiller zum fürsorglichen, gar liebenden Familienvater und Ehemann kann man finden wie man will. Tatsache bleibt, dass sie mit der Zeit zunehmend wertvolle Screentime einnahm, die man besser in andere Storylines hätte investieren sollen, und dass man Rita, eine ursprünglich interessante Nebenfigur, auch noch zu einem absolut nervtötenden Hausweibchen verkommen ließ, das pausenlos den Erzählrhythmus störte. Diese negativen Tendenzen erreichten in der vierten Staffel ihren absoluten Höhepunkt als zudem noch so extrem unnötige und sterbenslangweilige Nebenstorylines eingeführt wurden wie die um die Nachbarschaftswache sowie Dexters alte Wohnung, die dieser Rita verheimlicht hat.

Quinn, der in unserem letzten Rückblick im Mittelpunkt einer der enttäuschendsten Storylines stand, wurde diesmal deutlich besser in das Hauptgeschehen integriert, was jedoch nichts daran ändert, dass seine völlig uninteressanten (und übertrieben freizügigen Sex-)Szenen mit der Journalistin Christine Hill größtenteils nicht nur unbeholfen inszeniert, sondern auch noch schrecklich vorhersehbar waren. Genauso vorhersehbar und konstruiert war auch die Storyline rund um Debra, die aus unerfindlichen Gründen unbedingt noch mehr über die Affären ihres Vaters herausfinden wollte und so lange Nachforschungen anstellte, bis sie schließlich (surprise, surprise!) von Dexters Vergangenheit erfuhr. Die richtigen Schlüsse zog sie daraus aber natürlich noch lange nicht, schließlich will man die Handlung ja nicht allzu sehr vorantreiben. Und dann gab es da noch das ewige, alles andere als mitreißende Hin und Her zwischen Angel und Laguerta, das zum Teil derart lächerlich und einfach nur zum Haareraufen war, dass die beiden völlig verdient auf unserer Liste der Flop-Beziehungen landeten.

Foto: Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

Über all diese grenzwertigen Charakter-entwicklungen, Storylines und Beziehungen, die permanent das eigentliche (sprich: interessante) Geschehen auf unheimlich plumpe Weise verzögerten und somit einen konstanten Störfaktor im Erzählfluss darstellten, hätte man womöglich noch wohlwollend hinwegsehen können, wäre die Hauptstoryline um den Trinity-Killer – zumindest gegen Ende der Staffel – nicht so an den Haaren herbeigezogen gewesen. Szenen wie Arthurs seelenruhiger, von niemandem wahrgenommener Spaziergang in die Ermittlungsräume (!) auf dem Polizeirevier hinterließen – mochten sie auch noch so cool und spannend inszeniert sein – einfach einen bitteren Nachgeschmack, weil sie derart unglaubwürdig waren. Ebenso wie die Tatsache, dass die Ermittlungen gegen einen Kindesentführer offenbar erst dann ernsthaft angegangen werden, wenn dieser auch noch unter mehrfachem Mordverdacht steht oder auch dass Trinity plötzlich sein seit Jahrzehnten geltendes Mordmuster aufgibt und am helllichten Tag Rita in der Badewanne ermordet, anschließend unbemerkt verschwindet und das nicht einmal Dexter unter die Nase reibt, als dieser mit dem tödlichen Hammer über ihm steht. Mal ganz davon abgesehen, dass es in einer Nachbarschaft, in der sich doch alle ach so sehr um die Sicherheit ihrer Bewohner sorgen, eigentlich wesentlich früher auffallen sollte, dass ein Baby den halben Tag verstört (und daher vermutlich auch schreiend) in der Blutlache seiner eigenen Mutter sitzt.

Aber apropos Blutlache: Das vielleicht Enttäuschendste an der vierten Staffel war wieder einmal, wie dem Zuschauer immer alles vorgekaut wurde. Während andere Serien ihr Publikum stets fordern, zum Mitdenken animieren und vielmehr zwischen den Zeilen lesen lassen, es somit auch immer zu fesseln wissen und voll in das Geschehen eintauchen lassen, fühlte man sich bei "Dexter" in der vergangenen Season manchmal regelrecht für dumm verkauft, wenn Dexters Voiceover mal wieder aus reinem 'stating the obvious' bestand, so als ob man nicht selbst die Ironie einer Situation erkennen könnte oder Dexter nicht schon gut genug kennen würde, um sich in ihn hineinversetzen zu können. So war auch die Art und Weise wie man in der Schlussszene des Staffelfinales mit dem Holzhammer darauf hingewiesen wurde, dass Dexters Sohn nun genau dasselbe traumatische Erlebnis hinter sich hat wie Dexter selbst, genauso unnötig wie der elendige Harry, die hängende Platte, die immer wieder das Gleiche abspielte. Das Verheerende an dem Ganzen war aber, dass man der ohnehin schon nicht gerade packenden Staffel nur noch gleichgültiger entgegen sah, weil man sich eben bloß noch berieseln ließ und zunehmend passiv vor dem Bildschirm saß, was der Langeweile eben keinen Abbruch tat, sondern sie vielmehr bloß noch verstärkte.

So bleibt bloß zu hoffen, dass die Serie sich in der schon bald startenden fünften Staffel nach all dem verschenkten Potential in den vergangenen Jahren endlich wieder fängt und dafür sorgt, dass man vor Spannung nervös an den Fingernägeln kaut, anstatt immer wieder genervt den Kopf zu schütteln oder mit den Augen zu rollen. Denn ansonsten wird "Dexter" nächstes Jahr wohl noch wesentlich weiter oben landen auf der Liste der enttäuschenden Serien als nur auf Platz sieben.

Paulina Banaszek - myFanbase

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