La Brea - Review Staffel 2
Ganz frisch aus den Ereignissen rund um das Serienende von "Manifest" kommend schreibe ich nun diese Staffelreview zur zweiten Runde von "La Brea" auf NBC runter, die aktuell auf WOW zu streamen ist. Ich erwähne das von Netflix gerettete und mit weiteren 20 Episoden zu Ende geführtem "Manifest" an dieser Stelle, weil Mysteryserien in meinen Augen immer mehreren akuten Gefahren ausgesetzt sind. Sie werden zu früh abgesetzt, sie werden zu lange erzählt und/oder sie werden zu einem wenig zufriedenstellenden Ende voller unlogischer Entwicklungen gebracht. Da "Manifest" in meinen Augen eigentlich gleich alle drei Kategorien erfüllt, ist dieser Eindruck natürlich gerade sehr präsent und spielt unweigerlich in meine Eindrücke zu "La Brea" rein. Die erste Staffel brauchte für mich schon etwas, weil es zu sehr nach Schema F klang, doch die zweite Hälfte hat mich dafür sehr überzeugt. Worauf deutet nun also die zweite Staffel hin, die auch gleich vier Episoden mehr geschenkt bekommen hat?
Für Staffel 1 hatte ich kritisiert, dass das Geschehen auf zwei Ebenen ablief und dass mir die Ereignisse in der Gegenwart rund um Gavin (Eoin Macken) und Izzy (Zyra Gorecki) mitsamt Wissenschaft und Regierung qualitativ zu abfallend waren. So gesehen habe ich natürlich jubiliert, dass Vater und Tochter es in die weite Vergangenheit geschafft haben, weil man die Gegenwart damit (erstmal) loslässt und das Geschehen konzentrierter gestalten kann. Das war aber nicht nur für die Stilistik wichtig, sondern auch um die Personenkonstellationen aufzuwirbeln, denn Familie Harris trifft fast im Gesamten wieder aufeinander und der Konflikt zwischen Gavin und Levi (Nicholas Gonzalez) spitzt sich zu. Aber es geht auch nicht nur um die Familie an sich, sondern mit den restlichen Hauptfiguren kann natürlich genauso eine Verbindung geschaffen werden, so dass es sich einfach etwas mehr durchmischt. Doch diese Ruhe hat nicht lange gewährt, denn da musste es schon wieder aufgebrochen werden. Solche Mysteryserien haben einfach einen Drang dazu, die Figuren fleißig zu verteilen, indem beispielsweise diesmal Josh (Jack Martin) und Riley (Veronica St. Clair) nach 1988 geschickt werden. Auch im späteren Verlauf der Staffel ergeben sich immer wieder solche Aufbrüche, wo Personengruppen bewusst voneinander getrennt werden. Ich akzeptiere das durchaus als Spannungsmoment, doch es ist irgendwann einfach etwas einfältig. Zumal ich auch gemerkt habe, dass es mich weniger an den Bildschirm fesselt, wenn einzelne Personen gerettet werden müssen, als wenn sich alle zusammenschließen, um gegen eine neue Entwicklung eine Lösung zu finden, beispielsweise wenn dichter Nebel auftritt, wenn eine Herde an Tieren abgehalten werden muss, um das Lager zu zerstören oder wenn aus der Tiefe Insekten hochschießen, deren Stiche tödlich sein können. Diese Storylines habe ich viel mehr genossen.
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Mit dem hochmodernen Turm, den wir schon Ende Staffel 1 kennengelernt haben, war ersichtlich, dass eine (komplexere) Wissenschaftsseite erhalten bleibt. Dieser Verdacht hat sich in dieser zweiten Staffel bewahrheitet. Während es klar war, dass ein Teil dazu bedient werden muss, weil es umgekehrt unlogisch gewesen wäre, wenn niemand die Sinkhöhlen hinterfragen würde, so hätte man die Thematik etwas besser abwiegen können. Tatsächlich liegt meine Kritik auch gar nicht in dem Ausmaß, wie James (Jonno Roberts) und Caroline (Melissa Neal) und ihre Projekte angebunden wurden, sondern dass man eher merkte, dass die Serienproduzenten sich möglichst viel offenhalten wollen. Da wäre ich dann auch wieder bei "Manifest" angekommen, denn auch dort gab es immer neue Fragen statt zufriedenstellende Antworten. Das ist hier nicht anders. Wenn man langsam, aber sicher sich einige Aspekte zu der wissenschaftlichen Seite zusammensetzt und über die Steuerungsmöglichkeiten mit diesem Zeitreisen bewusst wird, dann muss immer noch etwas Neues oben drauf gesetzt werden. Besonders deutlich fiel mir das dann auch im Staffelfinale auf. Die Doppelfolge zum Schluss ist wirklich spannend gestaltet, aber während man für sich noch sortiert, wer gerade die größere Gefahr ist, James oder Kira (Simone McAullay), da taucht mit Petra (Asmara Feik) schon wieder eine neue Schachbrettfigur auf, die offenbar mit ihrer Mutter noch eine größere Rolle spielen wird. Zudem sorgt dann auch wieder der Cliffhanger dafür, dass es wieder eine Trennung der Figuren gibt. All das sorgt in Gesamtsumme dafür, dass ich etwas skeptisch bin, wie klar der Plan zum Fortgang und Endpunkt von "La Brea" aussieht. Die Skepsis wird auch dadurch verstärkt, dass die Zukunftsvision der Serie nicht rosarot ist. Zwar ist frühzeitig eine dritte Staffel bestellt worden, weil man den Streit der WGA voraussehen konnte, aber es ist aktuell nur von sechs Episoden die Rede. Man musste auch handeln, weil die Castoptionen sonst ausgelaufen wären. Alles in allem bedeutet das, dass die Zukunft der Serie nicht in Stein gemeißelt ist und zu bezweifeln ist, dass NBC sich fest vorgenommen hat, "La Brea" zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. Da ergeben diese immer wieder neuen Baustellen nicht so viel Sinn.
Zufrieden bleibe ich aber auf jeden Fall mit den Charakterentwicklungen. Der Hauptcast hat inzwischen ein scharfes Profil entwickelt. Manches Mal steht mir Gavin zu sehr im Zentrum, denn der Antrieb von vielen scheint nur er zu sein, was ihn natürlich dann oft auch selbst zu Entscheidungen zwingt. Das wird deswegen anstrengend, weil die Figur so immer in Extremen handeln muss, weil ständig Extremsituationen vorliegen. Grob bleibt er schon seinem Charakter treu, aber ich merke dennoch gewisse Abnutzungserscheinungen. Dennoch hatte er auch klare sehr gute Momente. Als er nach seiner Ankunft in der Vergangenheit erkennen muss, dass Eve und Levi nun Gefangene sind und dann eben auch merkt, dass zwischen den beiden wieder die Gefühle hochgekocht sind, da bleibt er überraschend ruhig. Es war eben zuerst Freundschaft da zwischen den beiden Männern und Gavin ist selbstkritisch genug zu wissen, dass er seine Frau eher weggetrieben hat. Natürlich wird auch in den Blick genommen, dass Gavin in vielen Aspekten Opfer seiner Herkunft ist und eben für Außenstehende 'verrückt' erschien. Damit hatten Eve (Natalie Zea) und Josh auf ihre Weise zu kämpfen, denn beide haben zu ihm Abstand genommen und müssen das im Nachhinein relativieren. Insgesamt ist die Familiendynamik natürlich das Aushängeschild, auch weil es immer hin- und hergeht. Mal liegt Izzy Mutter oder Vater im Ohr, oder sie fetzt sich mit ihrem Bruder. Mal steht Josh zwischen allen Fronten, auch weil er sich mit Riley als Freundin auch weiterentwickelt. Izzy ist dadurch tatsächlich die anstrengendere Figur. Man merkt auch, dass sie naiver und kindlicher ist. Sie ist mutig angesichts aller Abenteuer, was natürlich auch wegen ihrer Beinprothese beeindruckend ist, aber über allem steht immer, dass sie ihre Familie in ihrer Vorstellung zusammenhalten will. Das bedeutet natürlich wenig Weitblick. Eve ist aber über allem stehend Herz und Seele der Familie. Zumal sie ähnlich wie in Staffel 1 auch mit den anderen Figuren viel interagiert. Auch für sie ist die Familie das Wichtigste, aber man merkt bei ihr am deutlichsten, dass auch all die anderen vom Camp eine Art Familie für sie sind.
Abgesehen von Eve ist die empathischste Figur Ty (Chiké Okonkwo) für mich. Wenn man bedenkt, dass er in Staffel 1 noch kurz vor dem Selbstmord stand, weil bei ihm ein Gehirntumor diagnostiziert worden ist, dann ist es schön zu sehen, wie viel Lebensfreude er wieder gewonnen hat. Dafür ist Paara (Tonantzin Carmelo) verantwortlich und ihre Hochzeit als freudiges Ereignis relativ in die Mitte der Staffel gesetzt, war eine tolle Wahl. Denn es hat gezeigt, wie unkompliziert und dennoch mitreißend eine solche Liebesgeschichte entwickelt werden kann. Natürlich gab und gibt es Hindernisse, aber die beiden sagen entgegen aller Herausforderungen 'Ja' zueinander und das ist schön. Eine überraschend vielversprechende Entwicklung machen auch Lucas (Josh McKenzie) und Veronica (Lily Santiago) durch. Beide waren in der ersten Staffel Figuren, die mit etwas Vorsicht zu genießen waren, aber schon zum Ende hin in ihrem Panzer aufgebrochen worden sind. Das ist in Staffel 2 noch einmal rasant vorangetrieben worden. Die beiden passen auch so wunderbar zusammen, dass es eine Freude ist, dass sie auch als Paar inszeniert werden. Sie wachsen so miteinander, denn als Veronica mit ihrer Entführung konfrontiert wird, ist Lucas da und kann genauso etwas für sich lernen und das gilt auch umgekehrt. Bei den beiden passt dann auch die Diskussion sehr gut, ob man überhaupt in die Gegenwart wieder zurückkehren möchte, denn beide haben viel verbrannte Erde hinterlassen, aber sie sind nicht mehr die Menschen, die das verursacht haben.
Scott (Rohan Mirchandaney) ist für mich die Figur, die sowieso für sich alleine am besten funktioniert. Das heißt nicht, dass ich ihn mit den anderen nicht gerne interagieren sehe, aber er hat einfach eine Präsenz, wo ich mir sicher sein kann, dass er zehn Minuten monologisieren könnte und ich würde wohl nicht die Faszination verlieren. Auch wenn er es nicht will, er wird wohl immer charmant-lustig herüberkommen. Bei ihm fand ich es nur etwas schade, dass seine Reise mit seinen Angststörungen nicht konsequenter weiterverfolgt wurde. Aber da kann ich auch Sam (Jon Seda) gleich mit ins Boot holen, dem die Pillen gegen seine PTBS ausgegangen sind. Beide Figuren waren in der Gegenwart so gesehen abhängig von Hilfsmitteln, die logischerweise in der weiten Vergangenheit ausgehen, aber bis auf erste kleinere Stolperer haben sie sich schon rasant entwickelt. Es ist natürlich so, dass sie weniger ein Leben inmitten der Gesellschaft und ihrer Erwartungen führen, damit freier sind und der ständige Kampf ums Überleben lässt auch nicht so viel Raum, sich ständig mit sich selbst zu beschäftigen, aber dennoch hätte ich mir mehr Sensibilität gewünscht. Beide Figuren sind schon längst über sich hinausgewachsen, aber das ist nicht mit Leichtigkeit zu erreichen. Riley wiederum habe ich als Figur auch unheimlich gerne, weil sie eine verständnisvolle und zugleich mutige Persönlichkeit ist. Dennoch erscheint sie mir manchmal zu sehr wie 'Freundin von' Josh. Generell sind die Velez-Familienmitglieder nicht so stark wie beleuchtet wie Familie Harris. Dabei haben sie sicherlich genauso viel zu erzählen. Mit Riley kann ich mir echt wahnsinnig viel vorstellen!
Fazit
"La Brea" überzeugt mich vor allem bei den zwischenmenschlichen Entwicklungen sowie bei den typischen Katastrophenevents, wo Zusammenhalt und Ideenreichtum gefragt ist. Das sorgt insgesamt für durchgängige Spannung, die einen gut durch die Staffel treibt. Sorgen bereiten mir aber die wissenschaftlichen Aspekte sowie der deutlich sichtbare Fakt, immer neue Rätsel zu initiieren, ohne zum Alten genug Fragen beantwortet zu haben. Während sich bei mir die Überzeugung festsetzt, dass die Serie typisch Mystery zu viel will, vertue ich mich aber gerne und warte die Zukunft einfach ab.
Die Serie "La Brea" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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