Locke & Key - Review Staffel 1

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Schon nach dem Piloten habe ich meine Begeisterung für die Idee hinter der Serie "Locke & Key" ausgedrückt und diese hat bis zum Schluss angehalten. Durch die Schlüssel, die unterschiedliche magische Fähigkeiten besitzen (lest hierzu unser Schlüssellexikon), hat das Geschehen etwas Magisches, aber dennoch etwas kontrolliert Magisches, denn es kann eben nur das passieren, was die Schlüssel auch erlauben. Das ermöglicht es dem Zuschauer unweigerlich, dass er selbst miträtseln kann, wann welcher Schlüssel wie eingesetzt werden kann und man fiebert auf das weitere Auffinden hin, um noch mehr über diese zu erfahren. Gerade in der ersten Staffelhälfte nimmt sich die Serie sehr viel Zeit, die einzelnen Schlüssel und ihre Besonderheiten von allen Seiten zu beleuchten. Alleine der Kopf-Schlüssel, mein persönlicher Favorit, bekommt eine ganze Episode gewidmet und trotzdem hat man hinterher das Gefühl, nur einen Bruchteil zu kennen, weil noch so viel mehr möglich ist.

Foto: Jackson Robert Scott, Locke & Key - Copyright: Christos Kalohoridis
Jackson Robert Scott, Locke & Key
© Christos Kalohoridis

Die Schlüssel selbst sind in ein Mysterium eingebunden, das ebenso spannend ist. Dennoch wird an dieser Front deutlich weniger getan, vermutlich auch verbunden mit der Hoffnung, dies über weitere mögliche Staffeln hinweg entwickeln zu dürfen. Aber die letzten Episoden geben durchaus viele Antworten, da erzählende Rückblenden genutzt werden, werfen aber gleichzeitig wieder neue Fragen auf. Woher kommen diese Schlüssel? Was hat es mit der anderen Dimension auf sich? Was ist die Spezies dieser anderen Dimension? Diese Fragen sind noch große Hausnummern, aber mit ihrer Beantwortung sollten die Serienmacher nicht zu lange warten, denn der Serientod ereilt einen manchmal früher, als man denkt.

Foto: Locke & Key - Copyright: Chris Reardon/Netflix
Locke & Key
© Chris Reardon/Netflix

Was dagegen etwas problematischer war, sind ganz klar die Charaktere. Der Einstieg mit den drei Geschwistern und ihrer Mutter Nina (Darby Stanchfield) lief eigentlich sehr gut, denn der Trauerprozess um Vater Rendell (Bill Heck) war stetig präsent und hat Nähe geschaffen. Doch verbunden mit unlogischen Aspekten und mit einer falschen Fokussierung hat sich das Bild von Episode 2 bis etwas Episode 6 deutlich gewandelt. Während Bode (Jackson Robert Scott) alleine durch sein Alter natürlich etwas Süßes hatte und durch seine kindliche Begeisterungsfähigkeit überhaupt erst den Zugang zur Magie geschaffen hat, fiel doch auf der anderen Seite scharf ins Auge, dass er scheinbar nicht zur Schule geht und dementsprechend kein Sozialleben entwickelt. Klar, er lernt irgendwann Ellies (Sherri Saum) Sohn Rufus (Coby Bird) kennen, aber es ist kaum zu glauben, dass dieser aufgeweckte und begeisterungsfähige Junge keine Freunde in der neuen Schule gefunden haben soll, während seine älteren Geschwister Tyler (Connor Jessup) und Kinsey (Emilia Jones), zudem deutlich unnahbarer, zuhauf welche anschleppen. Dieser deutliche Altersgruppenunterschied führt auch dazu, dass Bode in vielen Entwicklungen außen vor ist. Er agiert im Key House oft isoliert, ermahnt seine Geschwister aber auch, dass sie dem Geheimnis nur zusammen auf die Spur kommen können. Dennoch wird er immer wieder von ihnen zurückgelassen, obwohl das noch nicht mal Sicherheit verspricht. Hier ist mein Wunsch für eine mögliche zweite Staffel, dass die Geschwister die zentrale Gemeinschaft bilden und die Freunde nur sinnvolle Ergänzungen darstellen.

Auf Tyler und Kinsey und ihrem jeweiligen Sozialleben liegt der deutlich größere Fokus, aber das erweist sich nicht immer als sinnvolle Entscheidung. Zunächst ist es gut gelungen, dass die beiden durch den Tod ihres Vaters sehr mitgenommen sind. Tyler reagiert mit Wut, Kinsey mit Angst, weswegen der Neustart an der neuen Schule mit vielen Hindernissen verbunden ist. Ihre Integration in neue soziale Kreise nimmt viel Zeit ein, durchaus auch verständlich, da die jeweiligen engsten neuen Bezugspersonen am Ende der Staffel eine größere Rolle einnehmen, aber vor dem Hintergrund, dass sie sich zuhause mit Bodes magischen Entdeckungen auseinandersetzen müssen, ist es oftmals unlogisch. Wenn sich zuhause ein völlig neues Weltbild auftut und unendlich viele Fragen aufgeworfen werden, dann ist es verwunderlich, dass die beiden Jugendlichen mehr mit sich selbst und ihrem Datingleben beschäftigt sind. Da ihre Mutter Nina durch ihre künstliche Ader und ihrer Alkoholsucht oft chaotisch und unverantwortlich dargestellt wird, schlüpfen Tyler und Kinsey nur zu gerne in die Rolle der verantwortungsbewussten Personen. Das wirkt aber lächerlich, wenn sie sich ewig in die Haare bekommen, selbst hanebüchene Entscheidungen treffen und sich von ihren pubertären Hormonen bestimmen lassen. Die beiden sind als Figuren noch nicht so stark, wie ich es mir erhofft habe.

Foto: Laysla De Oliveira & Thomas Mitchell Barnet, Locke & Key - Copyright: Christos Kalohoridis
Laysla De Oliveira & Thomas Mitchell Barnet, Locke & Key
© Christos Kalohoridis

Während die Handlung wie angedeutet zunächst auf den pubertären Schauplätzen stattfindet, wird die Fokussierung auf die magischen Elemente von Episode zu Episode mehr angezogen. Der erste richtige Höhepunkt ist Episode #1.07 Sezierung, in der alle Teilhandlungen mal wieder zusammenkommen, damit sich Familie Locke dem Mörder von Rendell stellen kann. Hiernach tauchen wir immer tiefer in die Geschichte ein, auch wenn man dem Storytelling deutlich anmerkt, dass es oftmals erzwungen ist. Um eine Wendung hinzubekommen, müssen die Figuren manchmal richtig plump agieren, damit sich eine andere Richtung auftun kann. So etwas kann man durchaus geschickter anstellen. Zudem fällt auf, dass mit zunehmender Spannung auch verständlicher wird, warum "Locke & Key" dem Horrorgenre zuordnen kann. Nach dem Piloten habe ich eine breite Zielgruppe gesehen, doch gerade am Ende der Staffel würde ich diese Serie für Kinder doch verneinen. Bode mag zwar ein Anknüpfungspunkt sein, aber es wird richtig gruselig.

Fazit

Netflix hat "Locke & Key" selbst als eine Mischung aus "Stranger Things" und "Spuk in Hill House" bezeichnet, was es in vielen Aspekten gut trifft. Die Idee hinter der Serie ist genial und bietet noch viel Potenzial für weitere Staffeln. Stellenweise wird zu viel forciert, um einen spannenden Punkt in der Handlung zu erreichen und auch die Hauptcharaktere brauchen noch mehr Profil, aber das ändert nichts daran, dass Staffel 1 Lust auf mehr macht.

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Lena Donth – myFanbase

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