Locke & Key - Review Staffel 3
Streamingdienst Netflix hat die dritte Staffel von "Locke & Key" selbst mit den Worten beworben "für alle, denen Harry Potter zu brav ist". Natürlich gewagte Worte, wenn man bedenkt, dass noch heute fleißig diskutiert wird, ab welchem Alter man wirklich Kinder an dieses Franchise heranführen sollte, denn 'brav' ist wahrlich nicht das Wort, was mir einfallen würde. Dennoch finde ich den intendierten Vergleich ganz passend, denn bei Harry Potter hat mich immer besonders fasziniert, neue magische Gegenstände zu entdecken, welche Zaubersprüche bewirken was, was gibt es sonst noch alles in der Zaubererwelt zu entdecken, die mit unserer Muggle-Welt so eng verbunden ist? Bei "Locke & Key" wiederum war es so, dass natürlich alles mit den Schlüsseln (lest hierzu unser Schlüssellexikon) steht und fällt und da ich die Comic-Vorlage nicht kenne und dadurch auch nie in den (wohl doch recht kritischen) Vergleichsdiskurs einsteigen konnte, war es für mich immer wieder neu aufregend, welche Schlüssel wohl gefunden werden, wofür diese sind und was sie auslösen. Aber auch abseits der Schlüssel sind wertvolle Geschichten erzählt worden. Nun hat Netflix schon früh die dritte Staffel als Finale angekündigt, denn Carlton Cuse und Meredith Averill haben die Serie auf drei Staffeln konzipiert, was ich insofern gut fand, weil geplante beendete Serien immer besser sind als unerwartet abgesetzte, aber dennoch: hat das Ende hier überzeugt?
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© 2022 Netflix, Inc.; Amanda Matlovich/Netflix
Fangen wir mit einem Kritikpunkt an, der nicht für die dritte Staffel gilt, sondern im Grunde für die ganze Serie, denn man hat über die drei Staffeln hinweg gemerkt, dass das Potenzial dieser Serienwelt durchaus gigantisch war. In diesem Sinne sind 28 Episoden wahrlich nicht viel. Während ich behaupten würde, dass die Geschichte rund um die neuen Lockes zu einem sehr guten Ende gekommen ist, so wurde immer so viel über die Vergangenheit angedeutet, doch die Flashbacks waren so wenig, dass ich das Gefühl habe, uns Fans ist viel vorenthalten worden. Seien es eben die ersten Lockes, die überhaupt erst entdeckt haben, dass man mit den Elementen aus der anderen Dimension magische Schlüssel schaffen kann, oder sei es dann die Generation rund um Rendell und Duncan, die neben viel Freude auch viel Schreckliches mit den Schlüsseln erlebt haben. Da hätte es so viele Geschichten gegeben, zu denen man noch mehr hätte spinnen können, aber die Serie hat nur ein Minimum angeboten. Vielleicht ist intern ja auch noch ein Spin-Off in Planung, aber ich glaube es eher nicht. Deswegen wird mir immer im Kopf bleiben, dass es vielleicht nicht immer clever war, das Potenzial der anderen Zeitebenen so spannend zu gestalten, weil es so immer wirkte, uns wäre etwas Wichtiges vorenthalten worden. Zudem ist es in der finalen Staffel auch an einer Stelle deutlich sichtbar nicht gelungen, eine gewisse Logik beizubehalten. Während Ellie (Sherri Saum) nach ihrer Rückkehr aus der anderen Dimension in den Hauptcast befördert wurde und noch viel passende Screentime bekommen hat, so ist von Lucas (Felix Mallard) nichts mehr zu sehen. Zwar wird erwähnt, dass er Abstand brauchte, aber seine Figur wäre extrem interessant gewesen. Ich vermute stark, dass Mallard vielleicht die zweite Staffel von "Ginny & Georgia" abgedreht hat, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Lucas als Figur einfach rausgeschrieben wurde. Unglücklich wirkt es allemal.
Was mir wiederum sehr gut gefallen hat, dass ist die Tatsache, dass diese Staffel 3 reif wirkt. Ich fand es immer gut, dass die Serie gemäß ihrer jüngsten Hauptfigur Bode (Jackson Robert Scott) gewisse inhaltliche Grenzen hatte, auch weil so eben ein breiteres Zielpublikum eingefangen werden konnte. Dennoch ist die Serie ja nie zimperlich gewesen. Tote gab es genug und auch sonst gab es schockierende Szenen, aber es wurde eben nie übertrieben ausgearbeitet, um die Schockmomente schnell zu überarbeiten. Das ist diese Staffel nicht groß anders, aber dennoch scheint die Serie in sich gewachsen zu sein. Abgesehen von dem schon angesprochenen Bode, der einen mit seiner Naivität immer wieder neu in den Wahnsinn treibt und ein zuverlässiger Starter von Storylines ist, haben wir als Gegner diesmal einen erfahrenen Mann namens Frederick Gideon (Kevin Durand), der zwar nicht mehr er selbst ist, der mit seiner Präsenz aber dennoch sofort Respekt auslöst und in meinen Augen schon ein sehr gefährlicher Gegner war. Zwar war auch Dämon Dodge (Layla De Oliveira) in Erwachsenenform zu sehen und wahrlich kein harmloser Gegner, aber da er größtenteils von Griffin Gluck dargestellt wurde, hatte es dennoch eine andere Nuance als jetzt bei Gideon. Aber nicht nur er hat für mich die Reife in dieser Staffel repräsentiert, sondern auch die Figuren. Tyler (Connor Jessup) ist über die Serie hinweg wirklich kaum noch wiederzuerkennen. Er hat sehr erwachsen diesmal gewirkt, weiterhin natürlich sehr grüblerisch, aber auch mit der Bereitschaft zur benötigten Verantwortung. Er konnte einem nach dem Verlust von Jackie (Genevieve Kang) nur leid tun und er musste seine Lektion erst lernen, dass diese innere Leere, wenn man eine geliebte Person verliert, so oder so bleibt, aber das hat er eben sehr erwachsen getragen und ich fand es schön, dass er mit Carly (Oriana Leman) ein neues Glück gefunden hat, zumal sie auch sehr sympathisch wirkte. Aber auch bei Kinsey (Emilia Jones) war es erleichternd, dass die Staffel mal nicht von Liebesdrama bei ihr dominiert war, sondern dass auch sie an einem stabilen Punkt in ihrem Leben ist, wo sie Scot (Petrice Jones) an ihrer Seite weiß und für die Freundschaften, die sie knüpfen durfte, dankbar sein kann. Zuletzt fand ich es auch für Nina (Darby Stanchfield) sehr passend, dass sie ihre Vergangenheit als Alkoholikerin noch einmal verarbeitet hat. Man konnte deutlich spüren, wie sie in eine Negativspirale glitt, weil sie sich so mit Selbstvorwürfen überhäufte. Aber passend zu meinen Worten für Kinsey ist es eben sie, die die Abstandsbitten ihrer Mutter ignoriert und so ihr die Stütze sein kann, die sie braucht.
Sehr reif wirkte definitiv auch die abschließende Trauerarbeit um Vater Rendell (Bill Heck), denn das war das Leitthema der ganzen Serie und am Ende kann man sich wirklich sagen, die Familie hat ihren Frieden gefunden. Es waren wirklich schöne Szenen, schon wo Nina mehrfach in ihre Erinnerungen eingetaucht ist, aber dann auch die gesamte Reise der Familie in die Vergangenheit, die wirklich den perfekten Abschluss darstellte. Auch ansonsten ist meiner Meinung nach ein perfekter Abschluss gefunden worden. Die Staffel hatte mit acht Episoden und den intendierten Handlungsbögen einen sehr guten Umfang, denn so konnte knackig erzählt werden. Zudem wurde eben auch deutlich, dass nicht mehr groß etwas Neues angefangen wurde, sondern dass es klare Abschlüsse überall gab. Die Hochzeit von Duncan (Aaron Ashmore) und Brian (Milton Barnes) war perfekt als Kulisse gewählt, der endgültige Abschied von Dämon Eden (Hallea Jones) hatte symbolisch etwas Starkes und auch die Rückkehr von Dodge, die sie vollkommen unerwartet kam, aber genial eingebunden wurde, das waren doch viele Highlight-Momente, die man da nennen konnte. Zwar war es mit den Gegnern manchmal etwas zu leicht, aber das ist eben so ein Stilelement, das eben zu "Locke & Key" zugehört und die Serie angemessen für eine Bode-Zielgruppe hält.
Die Hauptfrage für mich war vor allem, wie denn nun ein sinniges Ende gefunden wird und ob es eher offen ist oder doch ein klarer Abschluss. Es wurde sich für Letzteres entschieden und ich kann es verstehen. Nach so einem konkreten Plan vor Augen bei den Serienmacher*innen war es wohl logisch, lieber auf eine runde Abschlusslösung zu setzen. Zumal am Ende eben auch klar wird, dass die Hinweise auf das Ende immer gestreut worden sind. Es ist natürlich irgendwie ein komischer Gedanke, dass damit die Magie (erstmal) aus der Welt ist, denn Magie hat etwas Faszinierendes, aber es stimmte schon, dass die Magie nie für diese Welt intendiert war und in diesem Sinne ist das Ende doch schon sehr perfekt gewählt. Zumal die Lockes eben schon längst selbst die Magie in sich entfacht haben, so dass man sich über sie in der Zukunft keine Sorgen machen muss.
Fazit
"Locke & Key" bleibt zwar eine fiktive Welt, in der so viel mehr möglich gewesen wäre und da wirken die drei Staffeln schon sehr knapp, aber wer weiß, was die Zukunft noch bringt. Abseits davon ist die finale Staffel aber sehr konsequent und spannend erzählt worden. Es wurde überall ein rundes Ende gefunden und die Highlightmomente haben ein wirklich wohliges Gefühl ausgelöst. So lässt man die Serie insgesamt doch guten Gewissens gehen.
Die Serie "Locke & Key" ansehen:
Lena Donth – myFanbase
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