Loki - Review Staffel 2
Nach der ersten Staffel von "Loki", die im Sommer 2021 auf Disney+ zu streamen war, habe ich mich tatsächlich nicht getraut, eine Staffelreview zu schreiben. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ich fand die Handlung der neuen Marvel-Serie stellenweise doch so komplex und undurchsichtig, dass ich den Eindruck hatte, ich könnte jetzt irgendwelche Wörter aneinanderreihen, da käme dann das raus, was ich beim Sehen manches Mal empfunden habe. Es wäre jetzt übertrieben zu behaupten, ich hätte gar nichts verstanden, dann hätte ich "Loki" wohl auch abgebrochen, aber im Endeffekt hat mich der Abspann des ersten Staffelfinales nur bestätigt. Denn dort wurde gleich eine zweite Staffel angekündigt und das ist bislang auch nur dieses eine Mal bei einer Marvel-Serie bislang passiert. Das hat mich eigentlich schon darin bestärkt, dass ein größerer Sinnzusammenhang beabsichtigt ist, weswegen ich einfach brav auf Staffel 2 gewartet habe und hier sind wir und diesmal bin ich mutig genug für eine Staffelreview.
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Auch wenn der Hauptautor von Staffel 1, Michael Waldron, in der zweiten Staffel nur noch in geringer Kapazität beteiligt war und stattdessen in der Hauptsache Eric Martin übernommen hat, so würde ich das mal nicht als Begründung heranziehen, warum ich die zweite Staffel deutlich besser verständlich empfand. Stattdessen hatte ich wie gesagt eher den Eindruck, dass es von Anfang ein klares Konzept gab und eben all die Fragen aus Staffel 1 nun aufgelöst wurden, um am Ende wohl das Gesamtkapitel "Loki" abzuschließen. Dass bislang nirgendwo groß die Rede von Staffel 3 ist, bestätigt mich nur in meiner Einschätzung, denn die sechste Episode fühlt sich zum Schluss so organisch, so richtig an, dass jede Fortsetzung dieses Gefühl wohl wieder nur torpedieren würde. Das heißt nicht, dass die Figur Loki nicht noch anderweitig wieder eine Rolle spielen kann, Varianten und so, aber dieses Serienformat ist rund und so sollte auch rund bleiben dürfen.
Aber eins nach dem anderen. Bislang habe ich bei den meisten Marvel-Serien die Erfahrung gemacht, dass sie auch über ihre kurze Episodenanzahl hinweg oft sehr unterschiedliche Eindrücke bei mir einlassen. Staffel 1 von "Loki" nehmen wir mal aus, das war überwiegend Verwirrung, aber hier bei Staffel 2 war es wieder sehr typisch. Die erste Episode setzt sehr konsequent am vorangegangen Finale an und Loki (Tom Hiddleston) hat mit Zeitverzerrungen zu kämpfen, die er noch gar nicht so richtig durchblicken kann. Während er also munter in der Zeit hin- und herspringt, versucht er irgendwie die TVA zu retten, die nach dem Tod von He Who Remains (Jonathan Majors) nun unterzugehen droht, während er auch gleichzeitig Sylvie (Sophia Di Martino) zu finden versucht und sonstiges Chaos durchwandern muss. Das war ein wirklich guter Einstieg, weil Loki eine Mission hatte und weil die Entwicklung aus Staffel 1, dass er sein Eigeninteresse einem größeren Ganzen hintenanstellt, konsequent fortgesetzt worden ist. Zudem wirkte es eben auch erstmal simpler. Selbst wenn Loki ständig zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft springt, so wurde immer schnell aufgelöst, wo er sich gerade befindet. Mit der Einführung von Ke Huy Quan als OB hat man sich einen weiteren Gefallen getan. Quan ist seit "Everything Everywhere All at Once" wieder in aller Munde und auch wenn ich den Film nicht gesehen habe, so habe ich den Schauspieler in der vergangenen Adward-Season immer wieder wahrgenommen und fand ihn grundsympathisch. Genau das hat er nun auf seine Rolle auch übertragen, denn ich konnte OB einfach nur sofort sehr gern haben. Zudem ist er ein Wissenschaftler, der, entsprechend des Handbuchs der TVA, das Bedürfnis hat, sein Wissen auch zu teilen und nicht alleine schlau zu bleiben. In dem Sinne hat er der Serie so gut geholfen, weil er es geschafft hat, dass er mich mit seinen Erklärungen an Punkten abholen konnte, wo Staffel 1 noch versagt hat. Am Ende werde ich nicht alles Technische 100% verstanden haben, da stehe ich auch zu, aber ich glaube, ich habe durch OB und durch das Gesamtkonzept das Wesentliche verstanden und darauf kommt es schließlich an.
Nach diesem guten Auftakt ist der weitere Verlauf erstmal ein Auf und Ab. Ich hatte den Eindruck, dass sich der Inhalt immer mehr von der Titelfigur entfernt hat. Manches Mal war es mir zu viel, da war Loki tatsächlich in einzelnen Episoden eher die Randfigur. Gleichzeitig hat das natürlich zwangsweise mehr Raum für die anderen Figuren gelassen und die Serie verfügt über einen wirklich angemessenen Hauptcast in der Personenzahl und da ist es natürlich ein Leichtes aus allen mehr rauszukitzeln. Dennoch war nicht immer alles gut getimt. Es ist beispielsweise in meinen Augen überhaupt nicht die Staffel von Sylvie. War sie doch in der ersten Staffel noch ein ganz klares Highlight, weil sie als Variante von Loki ihn ansprechend herausgefordert hat, so war sie diesmal eher ein Schatten ihrer selbst. Ich hatte auch über mehrere Episoden hinweg den Eindruck, dass Loki und sie immer dieselbe Diskussion geführt haben, ohne dass aber beide entscheidend für sich selbst weitergekommen sind. Mobius (Owen Wilson) wiederum hat wieder eine starke Staffel hinter sich. Bei ihm wurde gut herausgearbeitet, warum er sich im Gegensatz zu B-15 (Wunmi Mosaku) so sehr gegen sein eigentliches Leben und das Wissen darum gewehrt hat. Aber auch sonst ist er eine tolle Ergänzung zu Loki und die beiden haben so eine tiefe Vertrautheit auch bei alldem geknüpft, da muss man sich manchmal die Augen reiben, wenn man noch an die Anfänge zurückdenkt. Sehr starke Momente bekommen auch Ravonna Renslayer (Gugu Mbatha-Raw) und Miss Minutes (gesprochen von Tara Strong). Beide sind nicht in jeder Episode zu sehen, aber sie werden auf eine gemeinsame Reise zusammen geschickt, die definitiv etwas für sich hatte. Genauso war ich aber geflasht davon, wie Majors die Variante Victor Timely gespielt hat. Es war wirklich total anders alles Bisherige zu ihm im Marvel Cinematic Universe und das wurde dann auch besonders deutlich, als Majors im Finale wieder als He Who Remains zu sehen ist. Schauspielerisch wirklich stark.
Majors ist aber auch ein wenig das Problem des MCUs und hier muss ich kurz einen Zwischendiskurs einspinnen. Der Schauspieler ist in diesem Jahr in eine juristische Angelegenheit hineingezogen worden und egal, ob die Vorwürfe nun stimmen oder nicht, wir befinden uns eben mitten in einer ausgeprägten Cancel Culture. Gleichzeitig befinden wir uns auch in einer Zeit, wo gerne schon einmal weggeschaut wird, selbst wenn es rechtmäßige Verurteilungen gibt. Man weiß in dieser Industrie aber nie, was man bekommt und bei "The Flash" mit Ezra Miller war schon zu sehen, wie komplex gewisse Angelegenheiten gerade in so großen Franchises wiegt. Nun ist mit dem Casting von Majors beabsichtigt worden, dass er das MCU über Jahre als Antagonist dominieren soll. Der nächste Thanos also. Gerüchteweise soll schon beraten werden, ob noch einmal alles umgeschmissen werden soll. Das wird nun nur die Zukunft beantworten können, ob es dazu kommt, aber alleine die Berichte darüber zeigen, Friede, Freude, Eierkuchen ist nicht. Egal, was man nun zu Majors sagen will, kann und möchte, aber schauspielerisch drückt er dem MCU definitiv seinen Stempel auf. In "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" fand ich ihn nicht so stark, aber in "Loki" ist er für mich wirklich großartig, gerade jetzt eben mit der Doppelrolle, die zwei Welten abbildet. Das ist genauso eine Wahrheit wie vielleicht andere Dinge über Majors auch.
Zurück aber zu "Loki". Die dritte Episode, wo es eben um Timely und erstmals wieder Renslayer geht, die war ganz eindeutig auch sehr stark, aber danach kam wieder so eine Delle. Ich hatte stellenweise auch den Eindruck, dass sich die Episoden in sich sehr gezogen haben. Dann wurden immer so vermeintlich bedeutungsvolle Dialoge geführt, die aber nicht konkret wohin zu führen schienen. Zum Ende der Staffel hin hat sich das zum Glück gelegt und so verrückt, wie es erstmal klingt, den Weltuntergang an Ende von Staffel 4 zu setzen, das war eigentlich der Startschuss für einen guten Endspurt. So langsam zwischendurch alles wirkte, so hat sich mir dann doch auch gezeigt, warum dieser Stil bewusst gewählt wurde. Denn es sollte eben aufgezeigt werden, wie sehr Loki mit den Gestalten der TVA zusammengewachsen ist. Erstmals in einem Leben ist da eine wirklich größere Gruppe, die ihm wichtig ist, und die er keinesfalls verlieren will. Deswegen war Loki auch nicht überall dominierend, denn es sollte so unterstrichen werden, dass er Teil von etwas Größerem ist und kein Solospieler mehr. Es war dann herzzerreißend, als Loki Sylvie gestanden hat, dass er die TVA auch für seine Familie dort retten will und erstmals empathisch egoistisch denkt, weil es anders bislang nie von Bedeutung für ihn war. Dennoch ist es am Ende dann wieder "Loki" mit ganz viel Loki und das eben auch zurecht. Die Faszination für die Figur war immer da und ihn nun auf einmal in einem ganz neuen Zwiespalt zu sehen, das hat mich extrem gut unterhalten. Dass Loki dann immer mehr in Einklang mit seinen Fähigkeiten kommt und wie er dann den Weltuntergang zu verhindern versucht, das hatte viele Schichten und an dieser Stelle hat mir auch der Humor am besten gefallen. Am Ende kommen wir dann dort aus, wo ich wirklich sagen muss, Hut ab. Ich habe die finale Lösung nicht kommen sehen, aber für den Charakter war es wirklich eine wunderschöne Entscheidung, das muss ich einfach so sagen. Als ich dann den Moment erlebte und dazu auch der Gesichtsausdruck von Hiddleston, der so neutral wirkte, aber dadurch auch so viel sagte, da war ich schon fast etwas emotional und ich hätte nicht gedacht, das mit Loki einmal in dem Ausmaß zu erleben. Insgesamt ist es in meinen Augen damit die Vollendung einer der besten Charakterarbeiten, die das MCU zuletzt geleistet hat.
Fazit
"Loki" hat mich in der zweiten und wohl auch finalen Staffel nicht immer zu überzeugen gewusst, weil ich deutliche Durchhänger wahrgenommen habe. Aber am Ende fügt sich ein Gesamtbild zusammen, das besser fast hätte nicht gelingen können. So komplex Staffel 1 auch stellenweise erschienen ist, sie ist für dieses Endergebnis genauso entscheidend und ich bin froh, was diese insgesamt 12 Episoden für Loki geleistet haben, denn es wurde wieder mal bewiesen, warum Antagonisten oft mehr Faszination auslösen als die intendierten perfekten Superhelden. "Loki" ist ein eigener Kosmos, aber das hat für diese Marvel-Serie sehr gut funktioniert.
Die Serie "Loki" ansehen:
Lena Donth – myFanbase
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