Love, Victor - Review des Piloten
Serienadaptionen von Büchern sind keine Seltenheit mehr. Filmadaptionen dafür schon eher. Eine solche entstand für den Streamingdienst Hulu. Mit "Love, Victor" hat man den Film "Love, Simon" adaptiert und eine Coming-of-Age-Serie entwickelt, die sich nun auch durch Disney+ in Deutschland unter Beweis stellen darf. Auch mich hat die Serie neugierig gemacht, auch wenn ich den Film nicht kenne und auch sonst kein Fan von Hypes bin. Jedoch wurde mir "Love, Victor" wärmstens ans Herz gelegt, so dass ich doch mal einen Blick hineingeworfen habe. Ob mich der Hype (ein bisschen) mitreißt oder nicht, erfahrt ihr jetzt in dieser Pilotreview.
Der Neue an der Creekwood High: Victor
Wie ich schon in meiner Einleitung erwähnt habe, habe ich den Film "Love, Simon" nicht gesehen, was aber in diesem Fall nicht schlimm ist. Der zentrale Charakter der Serie – Victor – erzählt in einem Voice-over von sich und seiner Familie, die frisch aus Texas nach Atlanta gezogen ist. So erfahren wir Zuschauer auch, dass Victor (Michael Cimino) und seine Schwester Pilar (Isabela Ferreira) auf die Creekwood High School gehen werden; die Schule, auf der Simon (Nick Robinson) sein Coming-out hatte. Die Geschichte setzt ein Jahr nach den Ereignissen des Films ein.
Neben Victor und Pilar gibt es noch Vater Armando (James Martinez), Mutter Isabel (Ana Ortiz) und den kleinen Bruder Adrian (Mateo Fernandez). Allen außer Pilar scheint die neue Wohngegend nicht allzu viel auszumachen. Pilar hingegen ist gar nicht davon begeistert, ihre Freunde und ihren Freund in Texas zurücklassen zu müssen. Das macht sie ziemlich deutlich, genauso, dass Victor ihre Lage gar nicht verstehen kann, da er eben keine Freundin hat. Und genau hier sind wir bereits beim Knackpunkt des Ganzen angekommen: Victor ist homosexuell – nur dass niemand davon weiß. Allerdings ist die Creekwood High School dafür bekannt, dass Simon an dieser High School sein Coming-Out hatte und die große Liebe fand. Natürlich liegt Victors Fall in seinen Augen vollkommen anders und es ist nicht vergleichbar mit Simons Geschichte, auch wenn er sich erhofft hat, sich in seiner neuen Umgebung outen zu können.
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Allerdings ist das gar nicht so leicht. Denn obwohl die Creekwood dafür bekannt ist, tolerant zu sein, ist dem beim näheren Hinblicken gar nicht so. Dazu muss man eben auch noch sagen, dass es ohnehin schon nicht einfach ist, in einer neuen Umgebung klar zu kommen, auch wenn Victor in Felix (Anthony Turpel) schon einen ersten Freund gefunden zu haben scheint. Allerdings traut sich Victor eben doch nicht, sich zu outen und lässt die beiden Mädels Lake (Bebe Wood) und Mia (Rachel Hilson) glauben, heterosexuell zu sein. Ich denke, hier wird es besonders bei Lake noch einige Überraschungen geben. Diese scheint sich nämlich zum Ziel gesetzt zu haben, den guten Victor daten zu wollen. Zwar ist auch Mia ihm offenbar nicht abgeneigt, jedoch macht sie auf mich eher den Eindruck, als könne sie neben Felix ebenfalls eine enge Vertrauensperson für Victor werden. Diese kann er meiner Meinung nach auch sehr gut gebrauchen, da die Serie etwas mit Klischees und Stereotypen behaftet ist.
So lernen wir auch den Basketballspieler Andrew (Mason Gooding) kennen, der sich als der Größte überhaupt vorkommt und sich einfach wie ein Macho aufführt. Eine Kostprobe dessen bekommen wir bereits, nachdem Victor ins Basketballteam aufgenommen wird und 500 Dollar zahlen soll, für Ausrüstung, Trikots usw. Mit Sicherheit ist es kein Geheimnis, dass seine Eltern nicht die Reichsten sind, wahrscheinlich ist das sogar ein Streitpunkt zwischen beiden. Aber dass Andrew eine Petition startet, damit man für Victor die 500 Dollar zusammen bekommt, ist wirklich alles andere als toll. Denn es zeigt für mich, dass er sich überlegen fühlt und sich das Recht herausnehmen kann, solche Aktionen durchzuführen. Gut gefallen hat mir allerdings, dass Victor ihm die Meinung gesagt hat. So hat er zumindest signalisiert, dass er sich nicht alles bieten lässt. Jedoch habe ich die leise Vermutung, dass das erst der Anfang war und Andrew sich noch mehr einfallen lässt, um Victor bloßzustellen.
Vielleicht stellt er ihn auch mit Benji (George Sear) bloß? Die beiden scheinen in jedem Fall einen Draht zueinander zu haben und die kurzen Momente, die sie bisher miteinander hatten, haben mir gut gefallen. Ich denke dennoch, dass es sich noch lange hinziehen wird, bis Victor sich outen wird. Zum einen, weil er die Chance quasi schon etwas verpasst hat. Zum anderen ist da noch Mia, mit der man ihn sicher verkuppeln möchte, da sie eine gute Chemie zueinander haben und man dies sicherlich nutzen möchte. Allerdings ist da noch seine Familie. Bei dieser kann ich zwar noch nicht sagen, ob sie wirklich ein Problem mit seinem Outing hätte. Wenn man aber die Szene zwischen Victor und seiner Mutter noch einmal Revue passieren lässt, so hat es den Anschein, als ob Victor eher unabsichtlich die Position eingenommen hat, eben nicht das 'Problemkind' zu sein, sondern eher das Musterkind oder wie Isabel es nennt: Ihr Fels in der Brandung. Hoffen wir mal, dass der Fels nicht von der Brandung verschlungen wird.
Jedoch kann Victor jederzeit Simon über die sozialen Medien kontaktieren. Mir gefällt es sehr gut, dass man Simon auf diese Art in die Serie eingebaut hat, denn so erkennt man die Verbindung zum Film noch besser und Victor hat mit ihm definitiv jemanden, der ihn verstehen kann.
Fazit
"Love, Victor" feiert einen guten Einstand, der zwar mit Stereotypen und Klischees behaftet ist, dann aber trotzdem enorme Leichtigkeit versprüht und ein Feel-Good-Gefühl entstehen lässt, das man besonders in der momentanen Situation gebrauchen kann. Zudem macht der Cast einen guten Job, so dass das Zuschauen ein Genuss ist.
Die Serie "Love, Victor" ansehen:
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