Lupin - Review Teil 3

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Foto: Omar Sy, Lupin - Copyright: 2023 Netflix, Inc.
Omar Sy, Lupin
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Über zwei Jahre hat es nun gedauert, dass die erfolgreiche französische Serie "Lupin" mit einem dritten Teil zurückgekehrt ist. Zum Glück gibt es immer ausführliche Rückblenden, die einen wieder einfangen, denn die Wartezeit war wirklich lang. Dafür gibt es immerhin diesmal gleich sieben neue Episoden. Hat die lange Planung dieses Teils auch eine Qualität ermöglicht, die die Raffinesse eines Arsene Lupin würdig ist?

Während ich bislang in den beiden veröffentlichten Teilen genau umgekehrte Kritik angebracht habe, weil mir mal die Gegenwart (Teil 2) und mal die Rückblenden (Teil 1) nicht gut genug ausgearbeitet waren, bietet Teil 3 nun wieder einen ganz anderen Eindruck, denn diese sieben Episoden sind stilistisch unwahrscheinlich unterschiedlich gewesen, so dass es ein wirklich wilder Ritt war und das ist als Kritik und Lob gleichermaßen gemeint. Es ist so nämlich wahrlich nicht langweilig geworden, obwohl das zugegeben bislang in Bezug auf "Lupin" ohnehin nie ein Thema war. Aber man konnte eben vor keiner Episode sagen, ah, da kommt jetzt Schema F, eben weil die Bandbreite so riesig war. Umgekehrt ist es wohl auch natürlich, wenn man sieben so unterschiedliche Episoden präsentiert bekommt, dass man dann alle sieben nicht gleich gut finden kann und so ist es eben trotz des grundsätzlichen Geschenks, das man wie immer durch die Handlung getrieben wird, ein richtiges Auf und Ab gewesen.

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Der dritte Teil startet in meinen Augen richtig gut. Assane Diop (Omar Sy) war lange verschwunden und hat dank seiner Verwandlungskünste unauffällig in Marseille leben können, also fernab der Hauptstadt, wo dafür aber Claire (Ludivine Sagnier) und Raoul (Etan Simon) ein schwieriges Leben haben, da sie von Polizei und Öffentlichkeit, dabei vor allem durch die Presse, bedrängt und oft auch noch der Komplizenschaft beschuldigt werden. Das ist also die Ausgangslage, von der aus Assane mit Hilfe von Benjamin (Antoine Gouy) einen Plan fasst, der den ultimativen Schlussstrich ziehen soll. Der Diebstahl der Schwarzen Perle in all seinen Facetten ist so eine Episode, wo ich "Lupin" am liebsten mag. Man merkt einfach, dass es einen ganz klaren Plan gibt, dazu immer kleine Abweichungen in der Hinterhand und Assane strahlt dann eben auch etwas Spezielles aus. Denn wenn er nicht zu etwas gedrängt wird und alles aus ihm selbst heraus kommt, dann ist alles wie aus einem Guss und das überträgt sich natürlich auch auf uns Zuschauer. Diese Arroganz, das Verbrechen anzukündigen und es dann dennoch durchzuziehen und das vor den Augen einer riesigen Fanmenge, genial! Ich mag es auch am liebsten, wenn man weiß, was läuft, aber eben nicht genau, wie es läuft, so dass man in Rückblenden dann aufgeklärt wird. Das birgt genug Potenzial für Überraschungen, aber es ermöglicht natürlich auch, dass man sich selbst Gedanken machen kann, wie Assane und mögliche Komplizen das jetzt wohl wieder gedreht haben. Und da ist die Auftaktfolge eben wie gemalt, denn danach ist die lange Wartezeit vergessen und es ist, als wäre alles davor gestern erst gewesen.

Foto: Etan Simon, Ludivine Sagnier & Antoine Gouy, Lupin - Copyright: 2021 Netflix, Inc.; Emmanuel Guimier/Netflix
Etan Simon, Ludivine Sagnier & Antoine Gouy, Lupin
© 2021 Netflix, Inc.; Emmanuel Guimier/Netflix

Doch schon mit der zweiten Episode wurde es dann eben schwieriger. Der große Plan, den eigenen Tod vorzutäuschen, eigentlich logisch, denn bei der ganzen Aufmerksamkeit, die Assane und die die ganze Familie erlebt hat, kann man nur woanders als jemand anders ganz neu anfangen. Doch es kommt dann eben ein zweiter großer Handlungsstrang ins Spiel, der mich von der Machart an Teil 2 erinnert hat, denn Assane wird dadurch in eine passive Rolle gedrängt. Dass er seine Pläne von jetzt auf gleich völlig anpassen muss, das sorgt dafür, dass alles rund um den vorgetäuschten Tod richtig morbide wirkte. Und es ist tatsächlich auch immer unlogischer geworden. Darauf kommt dann auch nicht unbedingt eine charakterliche Bewunderung für die Hauptfigur. Ich merke zwar bei mir in der Bewertung immer einen schmalen Grat, denn Sy hat einfach etwas an sich, was sich immer auf die von ihm dargestellten Figuren überträgt und wo man gar nicht richtig böse oder enttäuscht mal sein kann. Aber Assane ist als Erwachsener eine Figur, wo schon mal der Plan, das Reinlegen, das auf lange Sicht Denken wichtiger zu sein scheint als die unmittelbare Mitmenschlichkeit. Natürlich war es schwierig, auf dieser Beerdigung wirklich Trauer zu erzeugen und dementsprechend zu empfinden, wenn man weiß, dass das alles nur vorgetäuscht ist. Aber Claire und Raoul erleben es eben hautnah und sie das solange glauben zu lassen? Da sind wir in einer Grauzone bei Assane und eben auch in einer, wo mir manchmal der Übergang zwischen der jüngeren Version und der Gegenwart fehlt. Natürlich hat auch der erwachsene Assane sehr viel Herz, aber es wirkt nicht mehr so intuitiv, wie es mal war.

Da kann ich auch gleich die Bewertung der Rückblenden einschieben. Die spielen recht geordnet über den Verlauf der Weltmeisterschaft 1998 hinweg bzw. setzen schon etwas früher ein, als Assane (Mamadou Haidara) mit dem Boxclub von Keller (Salif Cissé) in Kontakt kommt. Wir lernen auch mit Bruno (Noé Wodecki) eine neue Figur kennen und man merkt trotz der Anwesenheit von Claire (Ludmilla Makowski), dass es ein neues Kapitel in Assanes Leben ist, das einen ganz anderen Schwerpunkt setzt, um eben gut zur Gegenwart passen. Es wird wieder oft künstlich passend gemacht, damit sich Vergangenheit und Gegenwart gut ineinander schmiegen, aber es hat mich nicht gestört, denn es gab einen roten Faden. Erst eben die Enttäuschung rund um seine Mutter (Seyna Kane), die sich bewusst zu seinem Schutz von ihm abgewendet hat und dann alles rund um den Boxclub, wo Assane nach dem Verlust beider Elternteile aufgegangen wird, was sich dann über Keller zu einem richtig düsteren Muster noch entwickelt. In all dem Chaos ist dann auch wieder das zu erkennen, was ich zuvor über den jungen Assane meinte. Dort denkt er immer erst an die Menschen um ihn herum und dann erst kommt nach und nach das Planungsgenie heraus, das zugegeben noch in seinen Anfängen steckt, aber wo es trotzdem noch nicht das höchste Gut ist. Insgesamt fand ich die Rückblenden also gelungen, auch weil sie selbst ihre erzählerischen Höhepunkte hatten und nicht nur als Mittel zum Zweck für die Gegenwart genutzt wurden.

Foto: Omar Sy, Lupin - Copyright: Emmanuel Guimier
Omar Sy, Lupin
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Zurück zum Jahr 2021, wo dann auf einmal die wiedergekehrte Mutter (Naky Sy Savane) und der Geist der Vergangenheit, Keller (Steve Tientcheu), auftauchen und Assane in eine Ecke treiben, wo er nur noch reagieren kann. Noch nicht wissend, dass Keller der Entführer seiner Mutter ist, muss Assane mehrere Diebstähle begehen. Das ist natürlich ein guter Kniff, denn es ist eben der Gentlemangauner, der damit immer wieder geschickt in Szene gesetzt wird. Da wären wir dann auch bei den unterschiedlichen Stilen wieder. Denn mal bekommen wir quasi am Anfang mit, wie der Plan aussehen soll. Mal werden wir wieder im Dunkeln gehalten und später aufgeklärt und dann wieder findet sich eine Mischform, wo wir Teile kennen und von anderen wieder eiskalt erwischt werden. Als noch nicht so ganz klar war, was genau sich hinter der Gruppe verbirgt, die Mariama gefangen hält, merkte ich schon noch eine gewisse Irritation, auch weil die Gegenspieler, mit denen Assane dann zu tun hatte, ständig wechselten, aber spätestens für die letzten beiden Episoden hat sich das wieder so eingependelt, dass ich richtig drin im Geschehen war. Da war dann auch wieder der klare rote Faden, der bei diesem Genre so wichtig ist. Deswegen endet Teil 3 dann auch, als es wieder richtig gut wurde und so kann man sich immer leichter in eine Pause verabschieden. Denn es wird ziemlich sicher nur eine Pause und nicht das Ende gewesen sein. Die Serie wird für Netflix ohne Frage ein Erfolg sein und wenn man am Ende wieder Pelligrini (Hervé Pierre) ins Spiel bringt, dann sollte man dieses Kapitel dann auch noch zeigen. Ich könnte mir jedenfalls gut vorstellen, dass das der ideale finale Showdown für die Serie an sich werden könnte. Assane und sein nahezu lebenslanger Erzfeind gegeneinander und nun beide bestens über Lupin aufgeklärt? Das dürfte ein trickreicher Spaß werden.

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Das Ende der Review ist aber noch nicht ganz erreicht, denn ich möchte noch einen Kritikpunkt anbringen, zumal ich ja auch davon ausgehe, dass es noch einen Teil geben wird und man noch etwas dran ändern könnte. Die Nebenfiguren in "Lupin", das ist so eine Sache für sich. Claire und Benjamin nehme ich nochmal aus, weil beide Assane eben ewig kennen. Sie sind ihm zwar nicht komplett heilig, aber sie sind auch Figuren, wo man weiß, die sind selbst gewieft genug, die hinterlassen auch auf sich selbst gestellt Eindruck. Bei Raoul würde ich mir tatsächlich noch mehr wünschen, dass er auch aktiver wird. Zwischendurch die Suche, wie sein Vater seinen Tod vortäuschen konnte, guter Ansatz, aber da darf doch gerne mehr kommen. Aber dann haben wir Figuren wie Sofia (Shirine Boutella; mit neuer Haarfarbe erst etwas irritierend), Youssef (Soufiane Guerrab) und auch neu die Nebenfigur der Journalistin Fleur (Martha Canga Antonio), die wie Schachfiguren über das Brett geschoben werden, wenn sie gerade gebraucht werden und wenn sie nicht gebraucht werden, dann verschwinden sie einfach in der Versenkung. Das stört eben dann, wenn jetzt diese drei genannten Figuren alles hartnäckige Spürnasen sind, wo man genau weiß, dass die sicherlich zwischendurch nicht einfach Däumchen drehen. Aber sie sind für die Geschichte zu austauschbar und das ist schade. Denn gerade Youssef ist als Mischung aus Mit- und Gegenspieler ein hochinteressantes Konzept, was einfach konsequenter erzählt werden müsste.

Fazit

"Lupin" startet richtig stark in Teil 3, bevor es dann doch eine kleine Delle gab, nur um am Ende wieder voll da zu sein. Vielleicht funktioniert die Serie wirklich mit einer kleineren Episodenzahl am besten, aber dennoch war es wieder eine sehr gute und wendungsreiche Geschichte, die ganz neue Themen zu Assane Diop erzählt und dabei in vielen verschiedenen Stilen präsentiert wird. Der Teppich für Teil 4 wird auch ausgerollt und es könnte der finale Showdown sein.

Die Serie "Lupin" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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