Noch nicht ganz tot - Review Staffel 2
Noch bevor die zweite Staffel von ABCs "Noch nicht ganz tot" hierzulande bei Disney+ Star verfügbar war, wurde bekannt, dass sich der Sender von dem Format trennt. Mit dem vergangenen Streik von SAG-AFTRA und WGA stand natürlich auch fest, dass sämtliche Serien eine sehr viel geringerer Episodenanzahl bekommen würden und bei ABC hat man sich für zehn Episoden entschieden. Das ist zwar wenig, aber wenn man mal bedenkt, dass die erste Staffel von "Noch nicht ganz tot" auch nur 13 Episoden hatte, könnte man eigentlich davon ausgehen, dass man es gut gehändelt hat. Oder etwa doch nicht?
© 2023 Disney. All rights reserved.; Disney/Temma Hankin
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich noch immer etwas im Zwiespalt bin, wenn ich so an das Gesehene nachdenke. Vielleicht hatte ich doch etwas zu hohe Erwartungen, was einzelne Charaktere und deren Entwicklungen angeht. Denn wenn man mal in den Hauptcast schaut, haben wir neben Nell (Gina Rodriguez) und Lexi (Lauren Ash) auch noch Sam (Hannah Simone), Dennis (Joshua Banday), Edward (Rick Glassman) und Cricket (Angela E. Gibbs). Doch aus so manchen Figuren hätte man meiner Meinung nach etwas mehr machen können. Zumindest aus Sam als beste Freundin von Nell. Ich kann verstehen, dass sie mit ihrer Scheidung, der Kindererziehung und dass sie sich vielleicht doch nicht so wohl in ihrem Job fühlt, nicht so viel Zeit für ihre Freundin hatte. Dennoch fand ich ihre Handlung nicht so gut erzählt, wie es vielleicht hätte sein können. Ein bisschen zu schnell abgehandelt war die Scheidung schon, wenn man auch mal bedenkt, dass ihre Tochter auch darin involviert war und eigentlich nur bei Nell Gehör gefunden hat. Sam war zwar in alle wichtigen Dinge einbezogen, dennoch empfand ich es aber nicht als besonders notwendig und hätte mir bei Sam eine Handlung gewünscht, die ihren Charakter noch mehr ausarbeitet. Die Ansätze nach der Scheidung waren toll und Sam hatte sich auch vorgenommen, durchzustarten, doch irgendwie blieb das auf der Strecke und ich will nicht schon wieder betonen oder benennen müssen, dass es mit dem Doppelstreik zu tun hat, den das sehe ich nur bedingt so. Dennis ist leider auch irgendwie zum Side-Kick geworden und bekam nicht wirklich viel zu tun, dass ich hätte sagen können: Ja, das habe ich bei Dennis sehen wollen. Eher ist das Gegenteil der Fall gewesen und das finde ich ein bisschen schade, denn er ist ein feiner und anständiger Kerl. Die dritte Kandidatin in diesem Bunde ist Cricket. Viel zu tun hatte die nämlich auch nicht und bei ihr finde ich es besonders bedauerlich, weil ich sie wirklich mag und sie eine tolle Mentorin für Nell ist. Deswegen möchte ich auf Cricket später noch einmal genauer eingehen, weil ich besonders in der finalen Episode einen kurzen Moment hatte, in dem sie mich an Cat Grant aus "Supergirl" erinnert hat.
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So, nachdem ich meinen Unmut über manche Ereignisse kundgetan habe, kann ich jetzt auf das eingehen, was mir wirklich verdammt gut gefallen hat. Ich hatte beim Schauen immer öfter den Eindruck, dass es sich hauptsächlich um Nell, Edward und Lexi dreht. Erst war ich mir nicht sicher, warum dieser Eindruck bei mir entstanden ist, aber mit dem weiteren Staffelverlauf habe ich immer mehr die Verbindungen und Verflechtungen der drei Figuren erkannt. Wurde in der ersten Staffel doch immer wieder mal betont, Sam wäre die beste Freundin von Lexi, scheint sich das Blatt mit der zweiten Staffel immer weiter zu wandeln. Ich würde zwar Nell und Lexi noch immer nicht als die besten Freundinnen schlechthin bezeichnen, aber ihr Verhältnis zueinander hat sich definitiv in eine positivere Richtung entwickelt. Das hängt in meinen Augen auch definitiv damit zusammen, dass Lexi eine Beziehung mit Edward begonnen hat. Die hat mich ziemlich überraschend, aber ich habe sie auch als angenehm spannend und unterhaltsam empfunden. Sie hat sich langsam entwickelt, aber eben in einem Tempo, welches ich für beide Figuren ziemlich angemessen fand, auch wenn man erst am Ende der Serie bzw. Staffel erkennen konnte, warum den beiden ihre Verbindung so gut tut. Auch wenn ich Lexi natürlich nicht dem Autismusspektrum zuordnen würde, fand ich Edwards Erklärung an Sam durchaus sehr schlüssig und nachvollziehbar. Durch sein Anderssein hat Edward die Möglichkeit, die Dinge und Menschen genauer zu betrachten und auch wenn er emotionslos und direkt erscheint, erkennt man doch bei ihm, dass ihm wirklich etwas an Lexi liegt und diese das mittlerweile auch selbst erkannt hat. Bei Lexi selbst erkennt man im Verlauf der Staffel auch, dass sie sich einfach auch mehr Anerkennung von ihrem Vater Duncan (Brad Garrett) wünscht und dass sie von ihm gesehen wird, damit sie ihre angeknackste Beziehung doch noch retten können. Mir hat aber auch gefallen, wie sie am Ende für sich selbst eingestanden ist und die Zeitung gekauft hat. Denn auch wenn Lexi in der ersten Staffel noch eine Chefin war, vor der man sich mit ihren Launen hätte fürchten können, war sie doch in dieser wirklich jemand, der die Menschen hinter den Leuten erkannt hat, die für sie, aber mit denen sie auch zusammen arbeitet.
Ich komme auch nicht umhin zu behaupten, dass ihre Entwicklung etwas mit dem Auftauchen ihres Vaters zu tun hat. Brad Garrett ist eine wunderbare Ergänzung im Cast, wie ich finde. Da ich diese Serie in der synchronisierten Fassung schaue, kann ich auch sagen, man hat ihm eine wahnsinnig passende Synchronstimme gegeben. Jedes Mal, wenn er gesprochen hat und ich Duncan dabei genauer in seiner Interaktion beobachtet habe, musste ich doch herzhaft auflachen, weil ich jedes Mal dachte: Jap, passt prima zusammen. Ich finde es wirklich schade, dass es keine dritte Staffel geben wird. Ich habe die freundschaftliche Beziehung zwischen ihm und Nell wahnsinnig genossen und ich glaube, die beiden hätten noch viel gegenseitig von sich lernen können. Nell, wie sie mehr aus sich herauskommt und sich gegenüber anderen besser behaupten kann; Duncan, wie er aufmerksamer gegenüber anderen wird – wobei man in der finalen Episode wirklich schon einen tollen Anfang gemacht hat. Schade, dass es keine dritte Staffel gibt. Mit dieser hätte man noch einige Dinge aufarbeiten können und vielleicht die Serie so zu einem noch besseren Abschluss bringen können.
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Damit will ich nicht sagen, dass ich das Ende schlecht fand. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die Produktion von "Noch nicht ganz tot" mit der Absetzung gerechnet hat, aber ich empfand das Ende als offen, aber auch irgendwie rund in sich. Als Zuschauer und Zuschauerin könnte man sich damit wirklich noch ausmalen, wie es weitergegangen wäre. Einen etwas bessere Ausarbeitung hätte ich mir auch bei Nell gewünscht. Sie war nicht schlecht, das will ich gar nicht sagen, sondern ich glaube, gerade in Bezug auf Nell wäre eine dritte abschließende Staffel toll gewesen. Rückblickend muss ich nämlich sagen, dass die erste Staffel und ihr Schreiben der Nachrufe für sie eher dafür wichtig waren, sich erst einmal mit dem Geschehen aus ihrem eigenen Privatleben auseinandersetzen zu können. In der zweiten Staffel empfand ich das Schreiben ihrer Nachrufe zwar immer noch extrem wichtig, aber diesmal auf einer neuen und auch anderen Ebenen. Die Dinge, vor denen Nell in der ersten Staffel quasi noch 'weggelaufen' ist, hat sie jetzt nämlich angepackt wie eben beispielsweise das Einfrieren ihrer Eizellen oder sich ihren Gefühlen zu stellen und dabei waren die Toten eine Art Stütze für sie, weil Nell, glaube ich, dadurch nochmal extrem erkannt hat, dass sie die Dinge noch immer erreichen kann, die sie will. Deswegen finde ich es auch so schade um sie und TJ (Jessie Garcia). Die beiden haben für mich durchaus zusammengepasst, gerade weil es am Anfang so holprig gewesen ist. Ich fand es aber wie gesagt auch sehr wichtig, was die Toten gesagt haben, denn so hat Nell eben auch vieles für sich selbst erkannt, weswegen ich es auch so toll fand, was sie in der finalen Episode zum Ausdruck gebracht hat, wie wichtig ihr das Schreiben der Nachrufe ist. Dazu finde ich auch die Erwähnung der KI passend. Ein Thema, was erst in den Startlöchern steckt, aber schon jetzt enormes Diskussionspotenzial in bestimmten Branchen hat und ich finde, gerade bei Nachrufen. Besonders die sollten immer von Menschen geschrieben werden, weil sie das Gefühl und Mitgefühl vermitteln können, was eine KI in meinen Augen nicht schafft. Aus diesem Grund möchte ich auch nochmal Cricket erwähnen. Die hatte in dieser Staffel echt wenig zu tun, aber ihre finale Aussage an Nell, wie wichtig Nachrufe für die Hinterbliebenen sind und dass sie für sich nochmals ein letztes 'Gespräch' mit Morty (RIP Martin Mull) haben konnte, der ihr den Abschied leichter gemacht hat, hat für mich unterstrichen, welche Mentorin Cricket für Nell gewesen ist – eben genauso wie Cat Grant für Kara Danvers (oder Kira, wenn wir mal bei Cats Spitznamen für sie bleiben).
Ganz kurz möchte ich noch auf den Gastauftritt von Wendie Malick eingehen. Ich habe mich sehr gefreut, als ich von ihrem Casting gelesen habe, denn egal, ob ich wusste, wen sie spielt... für mich war klar, dass es super werden würde und das war es auch. Wie ihre Figur zu Tode gekommen ist, da musste ich doch lachen, weil ich mich quasi auch in diese Kategorie hätte einordnen können.
Fazit
Nach zwei Staffeln ist es zu Ende mit "Noch nicht ganz tot", was ich schade finde. Es war zwar kurz, aber ich habe mich wahnsinnig gut unterhalten gefühlt und es war immer ein nettes Intermezzo zwischendurch. Ich hoffe, ABC ärgert sich in der neuen Season, dass sie bei dieser Serie vorzeitig den Stecker gezogen haben, denn Potenzial gab es noch.
Die Serie "Noch nicht ganz tot" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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