Secret Invasion - Review Staffel 1

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Foto: Samuel L. Jackson, Secret Invasion - Copyright: Disney
Samuel L. Jackson, Secret Invasion
© Disney

Mit "Secret Invasion" ist im Juni 2023 erst relativ spät die erste Marvel-Serie des Jahres bei Disney+ angelaufen. Während noch vor über einem Jahr ein recht straffer Zeitplan von Filmen und Serien für Phase 4 und darüber hinaus angekündigt war, ist man beim großen Konzern Disney inzwischen wieder umgeschwenkt und hat erkannt, dass das Zielpublikum übersättigt ist und dass die Serienproduktionen auch nicht so gut an den Streamingdienst binden, wie man sich das vielleicht erhofft hat. Also ist wieder runtergedrosselt werden und die Programmankündigung entzerrt worden. "Secret Invasion" ist nun als Spionagethriller angekündigt worden, wobei John le Carré aber auch konkret Serien wie "Homeland" und "The Americans" als stilistische Vorbilder benannt wurden. Die Serie passt inhaltlich gut zwischen "Captain Marvel" und "The Marvels", was Ende des Jahres ins Kino kommen wird. Mit Samuel L. Jackson als Fury und Ben Mendelsohn als Talos sind zwei bekannte Figuren aus dem MCU im Zentrum, während es auch in kleineren Rollen viele Wiedersehen gibt, aber auch zig neue Figuren werden eingeführt.

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Bislang haben wir schon einige Marvel-Serien angeboten bekommen, die offiziell in die Phasen des MCUs eingebunden sind. Das Spektrum an Genres und Stilen war dabei wirklich sehr breit. "Secret Invasion" ist nun wohl am ehesten in Richtung "The Falcon and the Winter Soldier" einzusortieren, wobei die angesprochene Serie sehr actionlastig erzählt war, während "Secret Invasion" tatsächlich mehr den Spionage-Anteil erfüllt und daher noch einmal mehr durchdachter erzählt wirkt. Zumindest durchdachter erzählt in Bezug auf die eigene kleine Serienwelt. Denn im Kontext des großen MCUs muss ich doch festhalten, dass einige Entwicklungen ziemlich hanebüchen wirken. Wir tauchen tiefer in die Welt der Skrulls ein, die uns bislang vereinzelt schon begegnet sind, aber nun geht es wirklich an die Essenz dieses Volks. Fury hat den Skrulls einst versprochen, ihnen eine neue Heimat zu schenken, doch angesichts des Blips haben sich die Pläne zerschlagen und Gravik (Kingsley Ben-Adir), der durch die Zerstörung seines Planeten alles verloren und mit seiner Flucht als Junge schon bewiesen hat, dass er mutig und entschieden ist, entwickelt dunkle Pläne. Die Fähigkeiten der Skrulls, die sich ein menschliches Aussehen geben können und auch regelrecht in die Leben dieser Menschen eintauchen können, beängstigend. Die Erkenntnis, dass die wichtigsten Posten weltweit wohl inzwischen von Skrulls übernommen wurden, beängstigend. Zudem das Vorhaben von Gravik, den Dritten Weltkrieg auszulösen, absoluter Horror. Wir haben also wirklich eine Bedrohungslage, die ich angesichts der Gefahren, die wir innerhalb des MCUs schon kennengelernt haben, nicht als Lappalie einstufen würde. Doch Fury macht aus der Sache eine One-Man-Show.

Foto: Samuel L. Jackson, Secret Invasion - Copyright: 2023 Marvel; Courtesy of Marvel Studios
Samuel L. Jackson, Secret Invasion
© 2023 Marvel; Courtesy of Marvel Studios

Fury war immer schon eine Figur, die man keinesfalls unterschätzen kann und das wird auch in diesen sechs Episoden unterstrichen. Er ist nicht unbesiegbar, aber er ist doch auch immer vorausschauend, so dass man davon ausgehen kann, dass er immer noch ein Ass aus dem Ärmel ziehen kann. Doch Fury ist auch nicht mehr derselbe wie vor dem Blip. Das wird durch vielfältige Umstände beleuchtet. Deswegen zehrt es stellenweise auch an den Nerven, dass er sich so partout weigert, sich Hilfe zu holen. Ja, er fühlt sich verantwortlich, weil er für die Skrull nicht wie versprochen eine neue Heimat gefunden hat, aber das ist kein Grund, die Menschheit in diesem Ausmaß zu gefährden, denn nichts anderes hat Gravik ja vor: den Menschen komplett auszulöschen. Natürlich wird am Ende eine Lösung gefunden und darauf werde ich auch noch später eingehen, aber durch die Entscheidung, die sechs Episoden wöchentlich auszustrahlen, bleibt natürlich innerhalb der sieben Tage viel Zeit zum Nachdenken und naja, man greift sich schon oft an den Kopf. Insgesamt will ich damit wohl sagen, dass die Ausgangslage super spannend ist und in meinen Augen auch so vielversprechend, dass die Serie hier als Ausstrahlungsform vielleicht nicht ganz passend war und dass man es lieber größer und eben doch mit mehr Hauptprotagonisten fürs Kino aufgezogen hätte. Auch den Film hätte man nutzen können, um wertvolle Charakterarbeit für Fury zu betreiben, denn dieser Job wird hier erfüllt. Aber es wäre vielleicht etwas logischer gewesen, wenn er sich gewisse Hilfen geholt hätte und wenn eben das Ausmaß der Gefahr den ergriffenen Maßnahmen entsprochen hätte. Zudem muss man sagen, dass die Laufzeit der sechs Episoden nicht weit entfernt von der durchschnittlichen Laufzeit eines MCU-Films ist. Ich hätte tatsächlich eher gedacht, dass entsprechend einer Dramaserie knapp unter 60 Minuten etwas geboten wird, aber nach dem längeren Auftakt, haben sich die Episoden dann mit Abzug des Abspanns bei etwa 30 Minuten eingependelt, ganz schön knapp. Es ist dennoch viel in dieser Zeit passiert, aber entsprechend der Wahl einer Serie hätte man sich bei einigen Dingen mehr Zeit lassen können.

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"Secret Invasion" stellt viele neue Figuren vor und ich muss sagen, dass wirklich tolle Castings gelungen sind. Da muss ich Olivia Colman einfach direkt als Erste nennen, denn diese Frau ist und bleibt eine Wucht. Nächste Woche läuft auf Netflix die zweite Staffel von "Heartstopper" an und wenn ich bedenke, dass Sarah Nelson dort und Sonya Falsworth hier von derselben Person dargestellt werden? Wahnsinn! Diese Frau ist wirklich wandelbar und man kann sie hier als Sonya nur feiern. Vor allem in der zweiten Staffelhälfte hat sie die Lacher problemlos auf ihrer Seite und sie ist wirklich Badass. Die Anlagen dieser Figur erinnern mich ein wenig an Valentina Allegra de Fontaine, die im MCU von Julia Louis-Dreyfus dargestellt wird, doch das inoffiziell von mir ausgerufene Battle hat sie problemlos gewonnen. Ben-Adir als Gravik ist ebenfalls eine Präsenz auf dem Bildschirm, die etwas an sich hat, was anzieht. Ich bin auch froh, dass er in der Finalfolge auch nochmal verletzlicher gezeigt wurde, weil man so wenigstens noch eine Ahnung bekommen hat, warum dieser Skrull sich so entwickelt hat und solche finsteren Gedanken und Pläne entwickelt hat. Auch wenn das Ende von Gravik für mich nicht definitiv ist, es könnte aber wirklich schon wieder vorbei sein und für so eine Serienform hat er sich als zentraler Antagonist wirklich sehr gut geeignet.

Foto: Emilia Clarke, Secret Invasion - Copyright: 2023 Marvel; Gareth Gatrell
Emilia Clarke, Secret Invasion
© 2023 Marvel; Gareth Gatrell

Dann fehlt natürlich noch Emilia Clarke, die Geheimwaffe dieser Serie und die angesichts der riesigen Macht ihrer Figur G'iah eigentlich eine längere Zukunft im MCU haben müsste. Aber das müssen wir abwarten, Clarke hat jedenfalls Starpower genug, um auch einen großen Blockbuster zu tragen. Ich fand auch, dass sie in der Figurenausarbeitung direkt nach Fury in der Intensität kam. Sie startet als eine Art Antagonistin, weil sie die rechte Hand von Gravik ist, aber genauso schnell zeigt sich auch, dass sie hinter der Mission nicht 100% steht. Es passt aber eben gleichfalls, dass sie nicht leidenschaftlich an der Seite ihres Vaters Talos steht. Ich musste bei dem Konflikt ein wenig an die Klimakatastrophe denken, wo genug Ältere immer wieder auf die Gefahren aufmerksam machen, aber wo dann die letzten Prozent fehlen, um das wirklich auch nach außen zu tragen, während die Jüngeren/Jugend dann schon fast wieder zu extrem agieren mit der Begründung, dass sie regulär noch länger zu leben haben. Das war bei G'iah jetzt auch zu erkennen, sie hofft eigentlich auf eine friedliche Lösung, wo alle an einem Strang ziehen, doch das Abwarten ihres Vaters hat nirgendwo hingeführt, weswegen Graviks Bedürfnis nach Ergebnissen verführerischer wirkt. G'iah ist nun als Figur auch so hoffnungsvoll, weil sie extrem clever und vorausschauend ist und eben mutig. Für den großen finalen Kampf braucht es dann eher weniger Mut, denn wow, ist sie nun ein Mutant unterschiedlichster DNA. Es war schon echt charmant, wie sie und Gravik sich da mit Fähigkeiten der Avengers und anderer MCU-Figuren bekriegt haben. Auch wenn Gravik nun vielleicht keine Rolle mehr spielt, G'iah ist noch da und in Sonya hat sie eine neue Partnerin, die diese Balance aus Frieden und Aktionsbedürfnis perfekt einfängt. G'iah ist keine strahlende Heldin, sondern sie ist sich bewusst, dass man Opfer bringen muss und damit könnte sie eine hoffnungsvolle Figur für die Zukunft sein.

Foto: Cobie Smulders & Samuel L. Jackson, Secret Invasion - Copyright: 2023 Marvel; Des Willie
Cobie Smulders & Samuel L. Jackson, Secret Invasion
© 2023 Marvel; Des Willie

Auch an einigen Beziehungen ist viel gearbeitet worden. Fury und Talos als Duo kennt man natürlich schon, aber ich fand es dennoch sehr interessant, wie das noch einmal intensiviert worden ist. Talos, der erst die Enttäuschung verarbeiten muss, dass Fury nach dem Blip sich zu S.A.B.E.R. verkrochen hat und er dann mit dem Entsetzen, dass Talos ihm verheimlicht hat, wie sehr die Führungspositionen in der Welt schon von Skrulls unterworfen sind. Dennoch haben sie trotz dieser Differenzen immer wieder zusammengefunden, auch weil sie ein effektives Duo darstellen. Sie kennen sich schon lange, weswegen vieles dann auch ohne große Absprachen funktioniert. Dass Talos es schließlich erwischt hat, das hat mich echt mitgenommen. Wenigstens hat er vorher noch eine Art Versöhnung mit G'iah gehabt. Eine Sache kann ich hier gleich noch einschieben. "Secret Invasion" war mit Todesopfern nicht zimperlich, doch es war wirklich seltsam, wie wenig man darauf vertrauen konnte, ob die Figuren jetzt wirklich leben oder doch tot aka wirklich tot sind. Das lag erheblich auch daran, dass die Serie sich nicht wirklich Trauermomente genommen hat, das hat mich besonders bei Maria Hill (Cobie Smulders) sehr gestört, bei der ich die ganze Zeit erwartet habe, dass sie nochmal als Ass aus dem Ärmel auftaucht. So wenig ich an dieser Stelle also emotional abgeholt wurde, so hat es dann doch wieder in der Gestaltung der Beziehung von Fury und Priscilla/Varra (Charlayne Woodard) geklappt. Es war überraschend, über sie zu erfahren, aber in der gesamten Gestaltung hat es großen Sinn ergeben. Jackson und Woodard haben ohne Frage die intensivsten Szenen im Zusammenspiel hinbekommen und diese entwickelte komplexe Liebe zwischen ihren Figuren war faszinierend.

Fazit

"Secret Invasion" ist vom Potenzial her wirklich riesig einzuschätzen, hat sich dann in der Umsetzung aber selbst ein Bein gestellt. Die Wahl einer Serie war hier vielleicht nicht so clever, weil man das großartig für das Popcorn-Kino hätte aufziehen können und mit mehr Beteiligten wäre es auch eine durchdachtere Geschichte geworden. So wirkt manches lapidar und oberflächlich, anderes wiederum ist intensiv und mit Bravour gelungen. Der größte Triumph ist aber sicherlich das durch die Bank gelungene Casting, das hat diese Serie auf jeden Fall ein Stück weit gerettet.

Die Serie "Secret Invasion" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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