Stateless - Veranstaltungen
Weltpremiere bei der Berlinale 2020
Bereits beim Durchblättern des Berlinale Programms fiel "Stateless" - die Miniserie produziert von keiner geringeren als Cate Blanchett - irgendwie aus dem Rahmen. Der Infotext offenbarte eine Auseinandersetzung mit dem Thema Flüchtlinge aus verschiedenen Blickwinkeln. Cate Blanchett ("Elizabeth - Das goldene Königreich", "Tagebuch eines Skandals") hatte die Diskussionen um die australischen, sogenannten "Mandatory Detention Centers" in ihrer Heimat mitbekommen und war mit der Behandlung der Menschen dort nicht einverstanden, erzählte sie in einem Interview. So entstand die Idee für die Miniserie, die vom australischen Sender ABC produziert wurde.
© Jeanne Plaumann
Zusammen mit den Produzenten Tony Ayres und Elise McCredie entwickelte sie eine Erzählung aus verschiedenen Perspektiven, unterteilt in sechs Folgen. Bei den Darstellern sind bekannte Seriengesichter wie Dominic West ("The Wire", "300", "The Hour") und Yvonne Strahovski ("Chuck", "Dexter", "The Handmaid's Tale - Der Report der Magd") mit dabei. Neben ihnen spielen noch Asher Keddie, Fayssal Bazzi und Jai Courtney weitere Hauptrollen; Cate Blanchett übernimmt eine kleine, aber besondere Nebenrolle in "Stateless".
© Jeanne Plaumann
Passend zur Weltpremiere am 26. Februar 2020 auf der Berlinale, gab Netflix bekannt, dass die weltweiten Rechte an sie verkauft wurden und die Miniserie noch im Laufe des Jahres das internationale Publikum begeistern können würde. Nachdem ich die ersten zwei Folgen gesehen habe, kann ich diese Einschätzung der Serie nur unterstreichen. Es ist mit das Beste, was ich in den letzten Jahren sehen durfte.
Die Weltpremiere der ersten zwei Folgen von "Stateless" fand im Zoopalast in Berlin statt und wurde sowohl von der Presse am roten Teppich, als auch von den Fans im großen Kinosaal mit Spannung erwartet. Die Tatsache, dass der komplette Hauptcast und die Produzenten und Drehbuchautoren vor Ort waren, die zum Teil den finalen Schnitt selber noch nicht gesehen hatten, lies das Film- und Serienherz vieler Zuschauer höher schlagen.
In die Handlung der Miniserie wird man zu Beginn hineingeworfen, wie in eiskaltes Wasser - auf eine gute Art und Weise. "Stateless" versucht nicht zu erklären, sondern zu zeigen. Die offenbar verzweifelte Sofie (Yvonne Strahovski), die afghanische Familie (u.a. Fayssal Bazzi), die es unbedingt nach Australien schaffen will und der angehende Aufseher Cam Sandford des "Detention Centers" (Jai Courtney) sind die ersten Charaktere, die der Zuschauer kennenlernt. Man wird in das Leben jedes Einzelnen eingeführt, und lernt so Schritt für Schritt das große Ganze kennen.
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Sofie Werner wird vor der Titeleinblendung von "Stateless" in einer kurzen Sequenz panisch in der Wüste gezeigt. In der nächsten Einstellung sieht man sie als Stewardess, die offenbar an Weihnachten bei ihrer deutschstämmigen Familie zu Besuch ist. Es wird schnell klar, dass es arge Probleme in der Familie gibt - der Zuschauer wird erst später mehr oder weniger erfahren, was es damit auf sich hat. Unzufrieden und ungeliebt von ihrer Familie schließt sie sich einem Kult an, der ihr verspricht, sich selbst zu finden. Zu Beginn noch vollkommen unklar, zeigt sich im Verlauf der ersten zwei Folgen, wie Sofies Geschichte in die Thematik der australischen "Mandatory Detention Centers" passt. Yvonne Strahovski präsentiert in der Rolle der Sofie ihre unglaublichen Fähigkeiten, sowohl was Emotionen als auch sprachliche Variation angeht. Ein absolutes Highlight der Serie, die ehemalige "Chuck" Darstellerin in dieser Rolle zu sehen.
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Ahmad Ameer (Fayssal Bazzi) ist vor Jahren aus Afghanistan nach Pakistan geflohen. Dort hat die Familie Geld angespart, um ins Hoffnungsland Australien zu fliehen und vor allem den Kindern ein besseres, sicheres Leben zu ermöglichen. Die Überfahrt planen sie mit einem Boot. Wer in den letzten Jahren die tausenden Toten im Mittelmeer mitbekommen hat, kann sich denken, dass die Überfahrt für Ahmad und seine Familie keinesfalls ein entspannter Trip wird. Sie treffen im Haus der Schmuggler auf andere Familien und Menschen, die den Weg nach Australien über das Meer antreten wollen. Als es endlich so weit ist und das Klopfen an der Tür signalisiert, dass sie jetzt die "Reise" nach Australien antreten, geht es der jüngsten Tochter bereits gesundheitlich schlecht. Nicht alle schaffen es ins Boot - die Familie wird getrennt - es ist ungewiss, ob die Familie je wieder zusammenfinden wird. "Stateless" erzählt die Geschichte anhand von Berichten der Menschen, die diesen Weg der Flucht bereits hinter sich gebracht haben. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass man die Menschlichkeit und Emotionen durchweg mitfühlen kann und mitunter vergisst, dass es keine Dokumentation, sondern eine gespielte Szene ist.
Die andere Seite der Geschichte erlebt der Zuschauer mit Cam Sandford. Finanziell schlecht aufgestellt, nimmt er einen gut bezahlten Job als Aufseher in einem "Mandatory Detention Center" an. Schnell wird nicht nur ihm bewusst, dass er anders als die meisten anderen Aufseher tickt. Er verhält sich den Flüchtlingen gegenüber empathisch und geht auf sie ein; andere Aufseher leisten die meiste Zeit einfach durch rumstehen und beobachten ihren Job ab. Cams Schwester besucht derweil regelmäßig die Flüchtlinge und bringt ihnen Dinge mit, um den Tagesablauf etwas zu variieren. Cam selber eckt bei seinen Kollegen durchaus an, seine Art und Weise zu arbeiten gefällt nicht allen. Als er mit der harten Realität und der Problematik der "Detention Center" konfrontiert wird, wird der Konflikt im Inneren des australischen Systems offensichtlich. In der zweiten Folge kommt die neue Immigration-Offizierin Clare Kowitz (Asher Keddie) im "Mandatory Detention Center" an und fügt der ganzen Situation noch eine weitere Dimension hinzu.
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"Stateless" trifft im heutigen Alltag den Nerv der Zeit und bewegt, ohne als Moralapostel daher zu kommen. Die Serie ist immer wieder erschreckend ehrlich und für einige Zuschauer mitunter sicher auch schockierend. Doch "Stateless" greift eins der wichtigsten Themen unserer Zeit auf, etwas was jeden auf die ein oder andere Art und Weise betrifft. Menschen, die flüchten, und ihre Behandlung in den Ländern, in die sie flüchten, sind Themen, die nicht einfach sind, und doch haben es Cate Blanchett, Tony Ayres und Elise McCredie, sowie die extrem gut gecasteten Hauptdarsteller, geschafft daraus etwas zu machen, was Menschlichkeit und Verständnis zeigt, dabei aber facettenreich bleibt und nicht gewollt wirkt, sondern ernst gemeint ist. Cate Blanchett stellt auch auf der Weltpremiere von "Stateless" auf der Berlinale noch einmal klar, dass wir in der heutigen Welt, in der Rassismus, Hass und Entmenschlichung sich täglich in unseren Alltag fressen, genau diesen Entwicklungen entschlossen entgegentreten müssen. Allen Darstellern und Beteiligten auf der Bühne bei dieser Berlinale-Veranstaltung war anzumerken, wie sehr ihnen die Thematik und die Serie am Herzen liegen. Cate Blanchett betonte auch immer wieder, dass jeder Einzelne im Alltag etwas tun kann - und wenn es einfach nur "nicht wegschauen" ist.
Jeanne Plaumann - myFanbase
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