Superman & Lois - Review Staffel 3
Meine Reise mit "Superman & Lois" gleicht bislang eindeutig einer Achterbahnfahrt. An Staffel 1 mochte ich einfach, dass man inmitten des Arrowverse sich eine ganz eigene Nische gesucht und gefunden hat, indem man sich einfach etwas mehr familiär und klassischer in Richtung einer Dramaserie orientiert hat. Dort war das Manko nur einfach, dass man das riesige Potenzial überall liegen sah, aber nicht konsequent genutzt hat. Staffel 2 dann wiederum hat sich selbst ein Bein gestellt, weil die durchgängige Antagonisten-Handlung nicht gefallen hat und weil auf Charakterebene für eine recht lange Staffel zu wenig gemacht wurde. Umso überraschter bin ich an dieser Stelle, dass Staffel 3 dagegen wirklich großartig ist. ENDLICH ist die Serie dort angekommen, wo sie auch die zwei Staffeln zuvor hätte sein können. Umso trauriger, dass ausgerechnet nun die Serienzukunft etwas düster aussieht, aber dazu später mehr, erstmal muss die grenzenlose Freude über diese Staffel raus.
Schon der Auftakt zu Staffel 3 hat ganz klar ein Signal dafür gesetzt, was diese Staffel bieten wird. In "Superman & Lois" ging es immer um die Familie, aber fast schon typisch für Familien mit Kindern im Teenageralter bleibt die Romantik einfach etwas auf der Strecke. Das war immer so das, was man dann bei Clark (Tyler Hoechlin) und Lois (Elizabeth Tulloch) deutlich gemerkt hat. Es war immer tiefe Liebe da, das stand außer Frage, aber es gab selten Szenen, um das wirklich auf den Punkt zu transportieren. An dieser Front hat Staffel 3 so viel für das Paar getan und das war wirklich wunderschön. Es mussten nicht die großen Dramen, die großen romantischen Gesten sein, es reichte einfach innige Zweisamkeit, die sich dann mit Lois' Krebsdiagnose von unbeschwert zu bedeutungsschwanger wandelte, aber genau das hat die beiden als Paar noch einmal gestärkt. Ich fand diese Entscheidung, Lois durch die Krebs-Hölle zu schicken, wirklich gut, weil es dieser Staffel so viel gegeben hat. Wirklich alle dazu getroffenen Entscheidungen waren großartig. Zunächst hat Tulloch diese Geschichte großartig gespielt. Ohne Zweifel ihre bislang beste schauspielerische Leistung für die Serie. Aber es ist auch für Lois genau passend geschrieben worden. Sie braucht keine Kräfte von einem anderen Planeten, um Stärke pur auszustrahlen, doch diese Erkrankung zehrt alles von ihr auf und sie will sich diesem Schicksal einfach nicht ergeben. Lois durchkämpft einfach alles, bis sie einfach nicht mehr kann. Auch wenn es eine übernatürliche Superheldenserie ist, ich bin dankbar, dass diese Geschichte ganz bodenständig auskam und dass sehr einfühlsam die verschiedenen Phasen dargestellt wurden. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie zwei Episoden ohne Dialog begangen und einfach das Leid dieser Krankheit damit unterstrichen. Das war wirklich stark!
Aber für die ganze Familie war diese Diagnose natürlich eine Herausforderung. Clark muss ähnlich wie bei seinen Smallville-Eltern wieder feststellen, dass mit der Technik seines Heimatplaneten nicht alles zu retten ist, also bleibt ihm nichts anderes übrig als einfach nur für Lois da zu sein. Bei ihm fand ich besonders die Besuche bei der Therapiegruppe wichtig, weil er sich dort seine Ängste wie ein ganz normaler Mensch eingestehen musste. Doch auch Jordan (Alex Garfin) und Jonathan (Michael Bishop) sehen natürlich in den Abgrund. An dieser Stelle finde ich es auch nochmal mutig, dass man das schwermütige Thema durchgezogen hat, nachdem Jordan Elsass nach Staffel 2 zurückziehen musste. Auch wenn das Recasting mit Bishop wahrlich nicht übereilt entschieden wurde, ein Risiko bestand natürlich trotzdem. Ich will mich jetzt gar nicht ans Diskutieren geben, wer Jonathan nun besser verkörpert, aber die gute Nachricht ist einfach, dass Bishop als Neuling in einer altbekannten Rolle null unangenehm aufgefallen ist. Er hat die Herausforderung angenommen und es gab für mich schnell keine Irritationen mehr, dass Jonathan nun ein anderes Gesicht hat. Ich fand es aber auch wichtig, dass die beiden abseits der Sorge um ihre Mutter ganz eigene Geschichten bekommen haben. Es war zwar auffällig, dass die Schule keine große Rolle gespielt hat, aber das fand ich auch gar nicht kritikwürdig. Jonathan hat nur Helden um sich herum und findet daher seine ganz eigene Nische, um Held zu sein. Bei der Feuerwehr von Smallville unter der Führung von Kyle (Erik Valdez). Eine tolle Idee. Ebenso mochte ich aber auch, wie die Geschichte mit Candice (Samantha Di Francesco) fortgeführt wurde. Da sich die Arrowverse-Verbindung dann irgendwann erledigt hat, war auch nicht mehr so interessant, wer Candices ominöser Vater aus Central City ist. Ihr Vater Emmitt (Adrian Glynn McMorran) war dann einfach nur noch ein böser Mann, wo sich Jonathan und Lois gleichermaßen gegenüber behaupten durften. Jordan wiederum wird nun richtig trainiert, endlich! Ein weiteres ENDLICH. Ich finde es aber gut, dass es wirklich angemessen langsam vor sich geht und dass Jordan auch einen gewissen Größenwahn entwickelt. Gerade weil er wegen seiner Angststörung immer schon der Außenseiter war, ist es nachvollziehbar, dass er sich nach diesem Heldendasein sehnt, auch weil ein Teil von ihm immer noch auf die Bewunderung von Sarah (Inde Navarrette) hofft. Die beiden Brüder haben für sich also gute Geschichten bekommen, aber sind auch immer wieder entscheidend in den großen Familienbund involviert gewesen und das war eh schon immer Trumpf.
Diese dritte Staffel hat sich auch durch viele Überraschungseffekte ausgezeichnet. Das wird besonders entscheidend, wenn ich später näher auf die Antagonisten der Staffel eingehe, aber es war auch schon bei unseren bekannten Hauptfiguren einige Überraschungen am Start. Kyle und Chrissy (Sofia Hasmik), wer hätte das gedacht? Aber ein weiterer cleverer Schachzug. Nachdem Hasmik für Staffel 2 befördert worden war, war ihre Involvierung abseits von ihrer Zusammenarbeit mit Lois etwas dünn, aber so konnte Chrissy auch außerhalb der Zeitung verankert werden. Auch hier ist die neue Frau an Kyles Seite sehr authentisch dargestellt worden, denn für Sarah und Lana (Emmanuelle Chriqui) ist es gleichermaßen eine Herausforderung. Ich fand das aber auch so interessant, weil ich Chrissy wirklich mag und weil ich ihr gewünscht habe, dass sie sich behaupten kann. Aber Lana hat sich auch neu orientiert, da es definitiv genug Funken mit ihr und John Henry (Wolé Parks) gab. Das wäre auch hier beiden zu wünschen, denn sie haben beide harte Jahre hinter sich und einfach mal wieder Liebe verdient. Dennoch hätte ich trotz meiner Begeisterung im Vorfeld der Staffel kein Geld auf diese Entwicklungen gesetzt.
Bei den Antagonisten ist es so, dass das Casting von Michael Cudlitz als Lex Luthor schon recht früh bekannt wurde, aber er taucht erst am Ende von Staffel 3 auf und ist schon jetzt als großer Gegenspieler für Staffel 4 bestätigt. Seine zwei Auftritte sind auf jeden Fall verheißungsvoll, weil Cudlitz auch eine Aura hat, die so eine Figur mit einem gewissen Ruf braucht. So musste die Staffel aber mit einem anderen Widersacher betrieben wurde und da sind wir bei Chad L. Coleman als Bruno Mannheim. Nachdem die Antagonistin in Staffel 2 für mich die Schwachstelle war, ist es sehr erleichternd, dass Mannheim einen ganz anderen Eindruck hinterlassen hat. Das lag aber daran, dass er mit seiner eigenen Geschichte quasi die Ergänzung zu den Kents darstellte und damit fing es dann mit den zig Überraschungen an. Lois' neu gewonnene Freundin bei der Chemotherapie, Peia (Daya Vaidya)? Mannheims Frau. Natalies (Tayler Buck) erster Freund Matteo (Spence Moore II.)? Sein Sohn. Da das nicht offensiv angegangen wurde, war es wirklich immer ein OMG-Moment. Das hat aber auch geholfen, dass wir als Zuschauer*innen Peia und Matteo völlig unbelastet kennenlernen konnten und im Kern erkannt haben, dass sie gute Menschen sind. Sie gleich im Umfeld von Mannheim zu erleben, hätte diesen Effekt wohl vernichtet. Aber es war auch echt clever, dass die Kents und die Mannheims vor demselben Schicksal stehen, doch während Clark einfach nur für seine Frau da ist, sucht Mannheim recht rücksichtslos die Rettung für seine Frau. Dennoch ist er deswegen nicht schwarz-weiß denkend als böser Mann zu sehen und auch das wurde mit dem Ende seiner Geschichte schön unterstrichen. Mannheim war aber auch vor allem ein Gegenspieler für John Henry, der durch die Liebelei der Kinder auch in seiner Vaterrolle herausgefordert wurde. Das war dann auch noch Bonus. Man sieht, überall tolle Entwicklungen und eine einfach in sich sehr konsequent konzipierte Staffel.
Nun ist beim Heimatsender The CW nach der Übernahme durch Nextstar vieles im Umbruch. Die allermeisten Serien haben die Neuausrichtung nicht überlebt und The CW wird definitiv nicht mehr länger der Sender der Teeniedramen mit überaus attraktiven Hauptdarsteller*innen sein. Das ist eigentlich erstmal positiv, erschwert das Schicksal der verbliebenen Serien aber enorm. Mitte Juni 2023 wurde bekannt, dass der Hauptcast mit über der Hälfte gestrichen wird. Zwar stehen Bemühungen im Raum Parks, Buck und Co. für weniger Auftritte gewinnen zu können, doch das wird ein zäher Prozess werden. Nach dieser so tollen dritten Staffel stellt sich damit für mich zwangsweise die Frage: hätte man es besser lassen sollen? Wäre man lieber mit einem Paukenschlag in Serienrente gegangen? Natürlich fängt alles rund um Lex jetzt erst richtig an und es gibt schließlich auch einen optisch spektakulär aussehenden Cliffhanger, aber diese dritte Staffel war nicht genial wegen Einzelnen, sondern wegen eines Ensembles, wo alles ineinander gegriffen hat. Natürlich standen die Kents immer mehr im Fokus als die Cushings, aber ich kann mir "Superman & Lois" ohne die ganzen anderen Figuren nicht vorstellen und sehe tatsächlich schwarz. Natürlich werde ich Staffel 4 die Treue halten, aber ich denke unter den Voraussetzungen, dass es dann wirklich ein kontrolliertes Ende geben sollte. Zumal sich gerade eine gewisse Müdigkeit bezüglich Marvel und speziell DC einzustellen scheint. Fragt mal bei den Blockbustern "The Flash" oder "Black Adam" nach.
Fazit
"Superman & Lois" haut mit Staffel 3 richtig einen raus, das kann man wirklich nicht anders sagen. Eine in allen Belangen toll konzipierte Staffel, die sowohl für unsere Helden als auch für die Seite der Antagonisten einen intensiven familiären Rahmen schafft, der zu berühren weiß. Schauspielerisch hat vor allem Elizabeth Tulloch alles an sich gerissen, aber die stark verbesserten Drehbücher haben allen einen Boost gegeben. Schade nur, dass die Serienzukunft nicht ebenso rosig aussieht…
Die Serie "Superman & Lois" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
Kommentare
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
20.11.2024 15:18 von Catherine
Liebeskolumnen: Rory & Dean, Teil 3
Ich glaube, es wurde während des "Gilmore... mehr
22.11.2024 21:56 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Hat schon jemand reingeschaut? Bin akutell bei Folge 1... mehr