The Cleaning Lady - Review des Piloten
Es gibt Serien, die klingen vom Papier her ausgesprochen vielversprechend, sind dann aber eine einzige Enttäuschung und es gibt Serien, die kommen unscheinbar daher, um dann doch etwas Besonderes an sich zu haben, das man so im Pilot nicht erwartet hatte. In die letzte Kategorie gehört für mich definitiv "The Cleaning Lady", das jetzt bei Fox gestartet ist. Die Serie, von der es grob hieß, dass eine Ärztin um das Leben ihres Sohnes bangt und wegen fehlender Mittel in die Geschäfte der Mafia verwickelt wird, war mir im Vorfeld eigentlich nur wirklich aufgefallen, weil es in der zentralen Hauptrolle nach dem Table Read einen Wechsel gegeben hat. Shannyn Sossamon wurde durch Elodie Yung ersetzt. Damit trifft man auf jeden Fall die ethnische Herkunft von Thony, die aus Kambodscha stammt und Yung hat dort väterlicherseits Wurzeln. Natürlich ist es im Nachhinein immer müßig, wie anders die Serie wohl gewesen wäre, wenn man bei Sossamon geblieben wäre, aber für mich persönlich ist Yung definitiv ein Hauptargument, wohl bei "The Cleaning Lady" dranzubleiben.
Zunächst ist es lobenswert, dass sich bei "The Cleaning Lady" um ethnische Entsprechung bemüht wurde, so dass für die Mafiaseite Darsteller*innen mit Ursprüngen aus Mexiko sowie Südamerika gecastet wurden und für Thonys Familie asiatischstämmige Gesichter. Sie ist nämlich mit Marco (Ivan Shaw) verheiratet, der von den Philippinen stammt und lebt nun bei seiner Schwester Fiona (Martha Millan) und ihren zwei Kindern in Las Vegas, denn ihr Sohn Luca (Sebastien & Valentino LaSalle) braucht dringend eine Gentherapie, die nur in den USA zu bekommen ist, weswegen Thony dort mit einem Visum lebt, das aber nicht immer leicht zu verlängern ist, weswegen sie stellenweise auch illegal im Land lebt. Mit dieser kleinen Zwischengeschichte wird auch der zweite tolle Aspekt der Serie angesprochen, denn es die Serie einer starken Frau. Thony ist in ihrem Heimatland als Ärztin ausgebildet worden und sie will nach der Gesundung ihres Sohnes auch wieder zu ihrem Mann auf die Philippinen zurückkehren, um dort weiterhin als Ärztin zu praktizieren. Sie ist also eine begabte und gewiefte Frau, die in den USA aber genau so nicht behandelt wird. Der Pilot gibt sich an der Stelle viel Mühe, immer wieder Situationen für Thony zu kreieren, in denen sie ihre Frau stehen muss. Sei es, wenn sie wegen Belästigung bei einer Putzstelle gefeuert werden soll oder sei es, wenn sie Zeugin eines Mordes an Theo (Charles Malik Whitfield), einem Boxpromoter, wird. Sie weiß zu argumentieren, sie weiß sich dadurch Zeit zu verschaffen und dementsprechend einen Ausweg zu finden. Aber auch abseits davon ist mit Thony nicht alles zu machen. Sie ist ihrem Sohn innig ergeben und auch zu ihrer Schwägerin pflegt sie ein mehr als freundschaftliches Verhältnis, aber all die Liebe in ihr lässt sie nicht übermäßig schwach agieren, sondern sie kämpft für ihre Prinzipien und vor allem ihre Familie. Diese Stärke hat es mir wirklich angetan.
Normalerweise sind Pilots oft sehr vollgepackt, um einen möglichst breiten Überblick über Personen und eventuelle Handlungsbögen zu verschaffen. In "The Cleaning Lady" passiert zwar auch sehr viel, dennoch hatte ich den Eindruck, dass sich die Handlung auf einen sehr engen Rahmen beschränkt hat: Thony und ihre Familie sowie Thony in ihrem neuen Job als Putzkraft für die Mafia. Während die Szenen mit der Familie – wie wohl schon auch im Abschnitt davor angedeutet – der Serie etwas herzerwärmendes geben und damit die betreffenden Figuren gleich in ein sympathisches Licht rücken, ist es der andere Teil wohl, der inhaltlich der sein wird, der die Serie entscheidender vorantreiben wird. Stellvertretend für die Mafia haben wir Adan Canto, der Arman Morales spielt. Dieser strotzt nur so vor Charme, aber man merkt doch schnell, dass er damit nicht nur blendet, sondern dass sich doch mehr dahinter verbirgt. Er hätte mit Thony kurzen Prozess machen können, nachdem sie den von Tarik (Denik Akdeniz) begangenen Mord beobachtet hatte, doch er hat sich von ihr überzeugen lassen, dass sie eine großartige Putzkraft – speziell Tatortreinigerin – ist und hat sie also von einem Job zum nächsten geschickt. Dahinter merkt man aber nicht nur Selbstsucht und Bequemlichkeit, sondern auch ein wohltätiges Herz. Zum einen hat seine Mutter einst selbst als Putzfrau gearbeitet und er weiß, wie hart dieser Job sein konnte und zum anderen berührt ihn das Schicksal von Luca. Mit den entsprechend verteilten Aufträgen und mit seinen Kontakten ist er also ehrlich wohltätig. Natürlich ist auch gleich zu erahnen, dass wohl irgendwann mehr zwischen Arman und Thony laufen wird, spätestens als er für sie quer durch die Stadt gerast ist, um ihr Leben zu retten, woraufhin sie ihm seins gerettet hat. Das mag erstmal klischeehaft erscheinen, aber die Chemie zwischen Yung und Canto ist auf Anhieb auch so anziehend, dass es umgekehrt auch völlig vergeudet wäre, dies nicht zu nutzen. Fakt ist aber, Arman hat vermutlich genauso eine spannende Geschichte zu erzählen wie Thony, weswegen man auch seinen Anteil an der Serie nicht unterschätzen sollte.
Woran man auch deutlich gemerkt hat, dass sich "The Cleaning Lady" erstmal nur auf das Wesentliche fokussiert hat, ist die Tatsache, dass Oliver Hudson seinen ersten Aufritt in der Serie erst in der allerletzten Szene hat. Er ist beim FBI als Garrett Miller tätig und hat es offenbar auf Thony abgesehen. Noch weiß man nicht, warum, aber man ahnt, dass er spätestens in der nächsten Episode die dritte große treibende Kraft sein wird. Wie steht er bei allem, was sind seine Absichten? Dennoch ist meine Hauptfaszination erstmal bei Thony, denn dass sie eine ehrlich gute Frau ist, das ist nicht zu übersehen. Aber jetzt arbeitet sie für die Mafia, ihr Moralkodex ist damit völlig aus den Angeln gehoben. Aber wer würde das nicht aus Liebe zum todkranken Kind tun? Sicherlich wird Thony irgendwann vom FBI angeworben werden, was ihr charakterlich eher entgegenkommen wird und dennoch: wird es wirklich so einfach sein? Ich denke hier an Parallelen zu "Good Girls", wo die drei Damen auch eher in das Verbrechen reingeschlittert sind, bis es ihnen dort so bequem war, dass sie ihren Platz nicht mehr räumen wollten. Thony wird sicherlich nicht die Mafia irgendwann anführen, aber es wurde schon deutlich, dass mit ihr nicht alles zu machen ist. Wie weit wird sie also irgendwann gehen? "The Cleaning Lady" bietet also genug spannende Fragen für mich, um weiterhin einschalten zu wollen.
Fazit
"The Cleaning Lady" überzeugt mit seinem Pilot bei mir auf ganzer Linie und damit hätte ich im Vorfeld wirklich nicht gerechnet. Die Serie begeistert aber mit einer tollen Yung als Hauptdarstellerin, die sich zu behaupten weiß und die inhaltlich auch die ganze Last wohl problemlos wird schultern können. Auch ihre Chemie zu Canto als Mafioso Arman ist ein absoluter Pluspunkt. Dieser selbst hat auch zig Schichten zum Aufdecken, so dass sich charakterlich einiges an Entwicklungen bereits jetzt ablesen lässt. Dennoch ist es nicht nur ein Abtauchen in kriminelle Welten, was hier spannend erscheint, sondern "The Cleaning Lady" ist auch ein Sozialdrama auf vielen Ebenen, weswegen die emotionale Note ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. Da kann man nur hoffen, dass der neuen Serie von Fox eine etwas längere Zukunft möglich ist.
Die Serie "The Cleaning Lady" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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