The Day of the Jackal - Review, Staffel 1

Foto:

In meinem Sehverhalten kann man aktuell ein Muster erkennen. Nachdem ich den Spionen und Auftragskillern gerade erst in "Black Doves" Hallo gesagt habe, folgt nun auch noch gleich die Co-Produktion von Peacock und Sky, "The Day of the Jackal". Vorlage ist hier der Roman "Der Schakal" vom britischen Autor Frederick Forsyth, der schon mehrfach für Film und Fernsehen adaptiert worden ist. So waren schon Edward Fox 1973 und Bruce Willis 1997 als Schakal zu sehen. Hier nun also Eddie Redmayne und er war für mich auch das Hauptargument, um reinschauen zu wollen. Denn niemand würde sicherlich diskutieren wollen, dass Redmayne einer der wandelbarsten Schauspieler seiner Zeit ist, "The Danish Girl" ist sicherlich eines der eindrücklichsten Beispiele. Deswegen war meine Intuition sogleich, dass es eine vielversprechende Besetzung ist, die ich ausgespielt sehen wollte.

Foto: The Day of the Jackal - Copyright: Sky
The Day of the Jackal
© Sky

Wenn man bedenkt, dass die Vorlage bislang vor allem als Film adaptiert wurde, dann liegt das sicherlich auch daran begründet, dass der mögliche Action-Schwerpunkt in Spielfilmlänge immer gut aufgehoben ist. In Serienform muss man aber schon mehr daraus machen. Das merkt man in den zehn Episoden auch sehr deutlich. Nach einer längeren Auftaktfolge sind die einzelnen Folgen eigentlich eher unterdurchschnittlich für eine Dramaserie lang, aber ich empfand das als clevere Balance, um die Erwartungen an das Genre weitestgehend zu erfüllen. So fühlen sich die Episoden kurzweilig an, obwohl neben Actionszenen genauso Momente für die Charakterentwicklung spendiert werden. Zudem zeigt die Serie von Anfang an, was für einem Stil sie sich verpflichtet fühlt. Wer also da schon aussteigt, der hat in dem Sinne nichts verpasst, weil die Art des Erzählens in allen acht Episoden beibehalten wird. Mir hat die Mischung sehr gut gefallen, wenn auch nicht alles ideal gelungen ist.

Externer Inhalt

An dieser Stelle ist Inhalt von einer anderen Website (z. B. YouTube, X...) eingebunden. Beim Anzeigen werden deine Daten zu der entsprechenden Website übertragen.

Externe Inhalte immer anzeigen | Weitere Informationen

Die Basis der funktionierenden ersten Staffel ist sicherlich das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem Schakal (Redmayne) und der MI6-Agentin Bianca Pullman (Lashana Lynch). Das haben Peacock und Sky in der Vorab-Werbemaschinerie auch genau so offensiv beworben und das auch zurecht. Das Starke ist zum einen, dass Redmayne und Lynch beide großartig spielen und sie zum anderen auch beide Figuren porträtieren, die nicht als Gut gegen Böse gegeneinander gesetzt, sondern irgendwo genau in der Mitte sind und sich dabei eigentlich so ähnlich und doch so verschieden sind, dass sie zwei Seiten einer Medaille sind. Und das ist jetzt geklaut, aber zurecht, weil es das Verhältnis von den beiden Figuren auf den Punkt genau trifft. Im Vorfeld hätte ich schon vermutet, dass Bianca die klassische Heldin ist, aber dem war gar nicht so. Ich fand es sogar relativ schwer, mich mit ihr zu identifizieren, weil das Verhältnis zu Ehemann Paul (Sule Rimi) und Tochter Jasmine (Florisa Kamara) herausfordernd war. Ich musste auch ein wenig an "Reasonable Doubt" denken, wo es auch die Frau ist, die die größere Karriere hat und darin völlig aufgeht, weil sie etwas von sich selbst dort ausleben kann. Der männliche Gegenpart wiederum hat mit dem Machtverhältnis gar nicht das Problem, aber damit, dass angezweifelt werden muss, wie wichtig man für den Partner noch ist. Mir ist auch schwer gefallen, für Bianca eine Lanze zu brechen, zumal auch ihr Verhalten im Job gezeigt hat, dass es um ein Ziel geht, weniger um die Menschen und ethisch gesehen Gerechtigkeit. Dazu passt dann auch das Finale, das auf den Punkt bringt, dass Bianca und der Schakal beide einen ungeheuren Ehrgeiz in sich tragen, der der Hauptmotivator für das eigene Tun ist. Da geht es dann aber um ein Gefühl für sich selbst und nicht um geliebte Menschen um sie herum.

Foto: Eddie Redmayne, The Day of the Jackal - Copyright: 2023 Carnival Film & Television Limited; Marcell Piti/SKY/Carnival
Eddie Redmayne, The Day of the Jackal
© 2023 Carnival Film & Television Limited; Marcell Piti/SKY/Carnival

Das bedeutet umgekehrt nicht, dass Bianca Mann und Kind nicht liebt, doch die Staffel lässt auch keine Zweifel daran, dass es nicht die Hauptpriorität ihres Daseins ist und das ist ihr gute Recht, bedeutet aber natürlich auch Konsequenzen. Bei dem Schakal ist es sehr ähnlich. Relativ spät in der Staffel wird seine Militärvergangenheit aufgegriffen, die für mich sehr viel über seine Persönlichkeit verraten hat, aber genauso hat auch er ein Privatleben, wenn er sich das vermutlich auch lange untersagt hat, eben wegen der ganzen Lüge und der Fragwürdigkeit seines Berufs. Die gemeinsame Geschichte mit Nuria (Úrsula Corberó) ist dafür der Hauptschwerpunkt. Wer nach "Haus des Geldes" und Tokio nicht ohnehin schon Corberó-Fan ist, der kann es vielleicht hiermit noch schaffen. Sie ist in der undankbaren Position, mit dem Schakal ein gemeinsames Kleinkind zu haben und zunehmend Zweifel eingesät zu bekommen, so dass sie mit ihrer Familie hinter ihrem Mann hinterherspionieren muss. Ich fand Nuria insgesamt auch nochmal besser als Biancas Familie ausgearbeitet. Sie ist repräsentativ für uns Durchschnittsmenschen, die weder mit den Geheimdiensten noch mit Auftragskillern tagtäglich zu tun haben und daher konfrontiert mit dieser Berufswelt vor gewaltige Herausforderungen gestellt werden. Auch wenn das Leben lehrt, in Grautönen zu sehen und bewerten, so sind genau das die Situationen, um sich doch in schwarz oder weiß zu flüchten. Das wurde hier sehr schön aufgezeigt und ausgearbeitet.

Foto: Úrsula Corberó, The Day of the Jackal - Copyright: 2023 Carnival Film & Television Limited; Marcell Piti/SKY/Carnival
Úrsula Corberó, The Day of the Jackal
© 2023 Carnival Film & Television Limited; Marcell Piti/SKY/Carnival

Aber Nuria hat als Figur auch eine Bedeutung für den Schakal, weil sie ihn am verletzlichsten und angreifbar macht. Der Schakal hat in sich das Bedürfnis, die Aufträge zu beenden und dabei je spektakulärer und unmöglicher desto besser vorzugehen. Und wenn das Geld nicht eintrifft, dann kennt er auch kein Pardon. Das ist die eine Seite von ihm. Die andere ist es aber, die es hasst, als sich alles um ihn herum zuzieht, töten zu müssen. Der Schakal tötet für die Bezahlung, nicht für die Freude am Töten. Deswegen kann er diese andere Seite auch bei der Familie einfach ausleben. Dennoch ist es auch hier das gute Recht von Nuria, seine Familie nicht mehr sein zu wollen. Bianca und der Schakal haben über den Serienverlauf nur wenig Szenen miteinander. Gedanklich sind sie öfters beieinander präsent, aber so wirklich richtig in den Showdown geht es logischerweise nur im Finale. Da eine zweite Staffel schon vor Ausstrahlungsende bestätigt wurde und sich mit den Perspektiven des Finales auch gut deckt, ist das Ende in meinen Augen genau auf den Punkt. Angesichts des Bedürfnisses beider Rollen, gewinnen zu müssen, konnte tatsächlich nur einer gewinnen. Das bedeutet logischerweise dann, dass Bianca für Staffel 2 keine Rolle mehr spielen wird und kann. Das macht die Voraussetzungen für die Fortführung sehr komplex, denn hieran muss man sich erstmal messen. Man wird es sicherlich nicht kopieren können, aber wie es anders, aber genauso gut gestaltet werden kann, da habe ich keine intuitive Einschätzung zu. Glücklicherweise ist das auch gar nicht meine Aufgabe.

Partnerlinks zu Amazon

Kommen wir zuletzt nochmal zu ein paar Nebenbaustellen, wo sich für mich die Geschichte auch am angreifbarsten gemacht hat. Wenn wir unsere beiden Protagonisten haben, dazu noch ihre Familien, dann gibt es noch zahlreiche andere Rollen, die sich in diesem Kontext aber sehr schwer tun, ein reizvolles Profil zu entwickeln. Ob wir Zina (Eleanor Matsuura), Osita (Chukwudi Iwuji), Damian (Ben Gall) oder Isabel Kirby (Lia Williams) nehmen. Die sind alle eher funktionell als selbst Menschen mit einer fiktiven Geschichte zu sein. Das ist gerade auf Serienebene nicht so clever. Alle genannten haben für Staffel 2 noch möglicherweise eine Bedeutung, aber dann müsste da auch etwas kommen. Was ich als Inhaltsschwerpunkt wiederum sehr interessant fand, das waren die Pläne von Milliardär Ulle Dag Charles (Khalid Abdalla), der den Launch von River vorantreibt, was es ermöglichen soll, den globalen Kapitalismus aufzudecken und so in der Konsequenz für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Eine spannende Ausgangslage für jemanden, der Geld als das, was die Welt regiert, verabscheut und ebenso gespannt auf die Perspektive blickt, wie diese Welt wäre, wenn jeder gleich viel hätte. Da es dies noch nie gab, bleibt es nur eine These, dass es dann vielleicht besser zuginge, bewiesen ist aber nichts. Dementsprechend: Spannende Ausgangslage, die aber inhaltlich nicht richtig ausgearbeitet wird. Da der Schwerpunkt vielmehr ist, wie der Schakal mehrfach versucht, Ulle Dag zu töten, ist dafür wohl einfach kein Raum gewesen. So sehen wir dann nur noch die Auftraggeber, eine Gruppe rund um Herr Winthorp (Charles Dance), die als die Superreichen natürlich nichts am System ändern wollen. Mit diesen höchst unterschiedlichen Positionen und den Andeutungen auch zu Biancas Familie, die sich damit inhaltlich beschäftigt, wäre ein Schwenk möglich gewesen, ist als Kritikpunkt aber auch am ehesten zu verkraften.

Fazit

"The Day of the Jackal" gehört in diesem Jahr zu den starken Neuerscheinungen. Eddie Redmayne und Lashana Lynch präsentieren uns zum Jahresende noch einmal Figuren, die sich zwar nicht ins Herz schleichen und dennoch faszinieren. Neben immer wieder geschickt platzierten spannenden Szenen ist immer genug Raum für Tiefe. Die Mischung stimmt also unterm Strich, so dass die Kritikpunkte auch eher bei den Nebenhandlungen sind. Aber wie wird jetzt wohl Staffel 2 gestaltet?

Die Serie "The Day of the Jackal" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

Zur "The Day of the Jackal"-Übersicht

Kommentare