The Gilded Age - Review des Piloten
Die meisten Serienfans, die den Namen Julian Fellowes hören, bringen diesen mit der Serie "Downton Abbey" in Verbindung. Ich tue das ebenfalls, obwohl ich zugeben muss, noch nicht alle Staffeln gesehen zu haben. Das ist aber nicht weiter schlimm, da die neue HBO-Serie "The Gilded Age" zwar auch von Fellowes stammt, aber eben keine Fortsetzung ist. Wie mir der Pilot gefallen hat, erfahrt ihr jetzt.
An alten Zeiten hängend
Wir schreiben das Jahr 1882 und befinden uns im schönen New York – in der 61. Straße. Im Zentrum stehen zwei Familien: Van Rhjin/Brook und die Russells. Während die erste Familie noch immer an den alten Gegebenheiten bzw. an dem alten Geld festhält, ist die zweite Familie sehr viel moderner und hat ihr Vermögen mit Börsengeldern erreicht und will sich nun einen Namen in der Stadt machen.
Das passt wiederum Agnes Van Rhijn (Christine Baranski) nicht, die mit ihrer Schwester Ada Brook (Cynthia Nixon) schon viele Jahre dort lebt und es ist ihr ein Dorn im Auge, dass Bertha Russell (Carrie Coon) mit ihrem Mann George (Morgan Spector), Tochter Glydes (Taissa Farmiga) und Sohn Larry (Harry Richardson) gegenüber einzieht. Somit gibt es hier schon einen Punkt, an dem sich vor allem Agnes total aufreibt, da sie eigentlich tief in sich weiß, dass schon längst neue Zeiten anbrechen müssten, doch genau das gefällt ihr nicht, da sich die Dinge ändern. Jedoch ändern sich auch die Dinge in ihrem eigenen Haus. Nach dem Tod ihres älteren Bruders kommt dessen Tochter Marian Brook (Louisa Jacobson) in ihr und Adas Haus, da Letztere ihr einen Brief geschrieben und sie quasi eingeladen hat. Dass Agnes darauf schlecht zu sprechen ist, liegt nicht etwa an Marian selbst, sondern an ihrem Vater. Dieser hat die Familie früh verlassen, so dass Agnes praktisch gezwungen war, einen Mann zu heiraten, bei dem schon durch Adas Erzählungen deutlich wird, dass dieser kein guter war und dass Marians Vater das viele Geld eigentlich nur so verschleudert hat, weshalb seine Tochter auch total mittellos ist und ihre Tanten für sie sorgen müssen. Bei den Tanten wird im Übrigen auch deutlich, dass Ada diejenige ist, die von Agnes kleingehalten wird, obwohl sie ein herzensguter, aber nicht durch und durch naiver Mensch ist. Dennoch wird auch bei den einzelnen Szenen deutlich, dass Ada es nicht schafft oder nicht schaffen will, sich gegen ihre Schwester zu erheben. Ganz anders ist da Marian, die zwar laut Agnes zur älteren Generation gehört, aber erst die (Benimm-)Regeln lernen muss, aber sie hat dennoch ihren eigenen Kopf, weshalb es auch noch interessant werden wird, denn sie hat ein vages Interesse an dem Russell-Sprössling.
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Will dazu gehören
Wie schon erwähnt gehören die Russells zu der neueren Generation, die ihr Vermögen mit Börsengeldern erreicht hat und das wird nicht gerne gesehen. Jedoch ist Bertha diese Art von Frau, die unter allen Umständen dazu gehören will und um das zu erreichen, tut sie, was man eben in dieser Zeit getan hat (und noch heute macht): Sie lässt Einladungen an die angesehene Gesellschaft verteilen und lädt in ihr neues Haus ein, welches sowieso jeder sehen will. Dazu lässt sie alles pompös herrichten und muss aber am Ende des Tages erkennen, dass groß niemand gekommen ist, was sie natürlich niederschlägt.
Aber wie gesagt ist Bertha auch die Art von Frau, die ebenfalls viel Wert auf Ansehen und Regeln legt. Vor allem macht sich das in ihrer Erziehung ihrer Tochter Glydes bemerkbar, denn sie erlaubt ihr praktisch nichts und hält sie sozusagen an der kurzen Leine, so dass ihre Tochter nicht einmal Debütantin ist, was selbst ihrem älteren Bruder auffällt, der aber eher mehr ab- statt anwesend ist. Auch die Ehe von Bertha und George scheint nicht so rosig zu sein, was sich vor allem an der letzten Szene bemerkbar macht. Daher würde mich auch nicht wundern, wenn Ms. Turner vom Hauspersonal doch etwas mit George anfangen würde. Denn im Gegensatz zu Bertha ist sie von George nicht abgeneigt und würde es bei einem Flirt auch nicht bleiben lassen.
Ich bin gespannt, wie weit Bertha gehen wird, um wirklich dazuzugehören. Denn dass Marian und auch ihr Sohn sich nicht völlig unsympathisch sind, dürfte Bertha praktisch in die Hände fallen und wie Agnes darauf reagieren wird, sehen wir dann auch mit der Zeit, denn obwohl sie ihre Nichte fast schon für ihre Verhältnisse mit offenen Armen aufgenommen hat, kommt man nicht umher zu erkennen, dass Agnes doch gewisse Zweifel hat und ihre Nichte mit ihrem verstorbenen Bruder vergleicht. Zudem hat die ein oder andere Szene eben doch gezeigt, dass Marian unter keinen Umständen so leben will, wie es ihre Tante vorgibt.
Rassismus und Homosexualität
Ziemlich am Anfang des Piloten lernen wir neben Marian auch Peggy Scott (Denée Benton) kennen, eine Farbige, die nach New York reist, um in Brooklyn bei ihrer Familie unterzukommen. Alleine schon der kurze Dialog zwischen den beiden Frauen am Bahnhof macht klar, dass der Rassismus noch deutlich sichtbar und vor allem spürbar ist, denn Marian verliert am Bahnhof ihren Geldbeutel, fordert Peggy aber auf, sich nicht vom Reisen abhalten zu lassen. Jene macht deutlich, dass sie und andere (ebenfalls Farbige) zuletzt in den Zug einzusteigen haben. Obwohl dies eine Szene ist, die einem erheblich zu denken gibt, macht Peggy den Eindruck, eine starke Persönlichkeit zu sein, die trotz der Rückschläge, die sie auch durch ihren eigenen Vater erlebt, weshalb wir nur kurz ihre Mutter (Audra McDonald) kennenlernen, weiß, was sie will.
Genau das imponiert anscheinend auch Agnes, die Peggy kennenlernt, da sie von Marian mitgebracht wird. Peggy kann aber vor allem auch durch ihre hervorragende Handschrift punkten und hat zudem noch dort gelernt, wo Agnes' Vater gespendet hat. Man merkt Peggy durchaus deutlich an, dass sie etwas lernen möchte und eben nicht als jemand abgestempelt werden will, wie von Agnes' Personal, bei denen ziemlich deutlich wird, dass sie Peggy nur dulden, aber eigentlich Angst haben, durch sie ihre Jobs zu verlieren und ich mir vorstellen könnte, dass es für sie nicht leicht werden wird.
Mir ist auch klar, dass man zwischen Peggy und Marian eine Freundschaft darstellen will, wo die Herkunft keine Rolle spielt. Doch gerade Marians Äußerung Peggy gegenüber, dass sie auch gerne wie sie arbeiten würde, weil sie sich gebraucht fühlen will, signalisiert für mich schon, dass Marian durchaus naiv an die Sache herangeht und es auch hier noch die ein oder andere negative Überraschung geben könnte. Zudem ist auch Homosexualität eine Thematik, die im Piloten angerissen wird und es sicherlich auch noch interessante Entwicklungen geben könnte.
Fazit
"The Gilded Age" legt für mich einen guten Start hin, wenn der Pilot auch ziemlich vollgepackt ist mit Figuren, deren Geschichten sofort angerissen werden, so dass man mit Informationen förmlich überflutet wird. Dennoch schafft es die HBO-Serie sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die wichtigsten Figuren besonders in Erscheinung treten zu lassen. Christine Baranski kann vor allem durch ihre Performance punkten. Ansonsten gibt es dann noch das Prunkvolle, womit man ebenfalls überzeugen kann. Dennoch ist besonders das Thema Rassismus mit Vorsicht zu genießen bzw. man könnte hier in eine Richtung steuern, die nicht optimal sein könnte.
Die Serie "The Gilded Age" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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