The Good Doctor - Review - #7.10 Abschiede
Herzlich willkommen zum Serienfinale von "The Good Doctor". Ich habe mich diesmal tatsächlich für eine ausführliche Review entschieden, weil mir besonders mit der vergangenen Episode einige Gedanken durch den Kopf geschossen sind, die ich ausführlicher erklären möchte und auch muss und zudem hat man jetzt ein Serienfinale präsentiert, bei dem ich einfach nicht genau weiß, was ich dazu sagen soll. Für mich bleibt einfach ein sehr seltsamer Beigeschmack zurück. Aber fangen wir mal an.
Schon vor Beginn dieser kurzen Staffel wurde bekannt, dass es sich dabei um die letzte von "The Good Doctor" handeln würde. Ich fand es weder schlimm noch überraschend. Fairerweise muss ich sagen, dass ich schon seit dem Ende der vierten Staffel mit dem Ende gerechnet habe, weil es immer rund wirkte. Ich will nicht sagen, dass dieses Serienfinale nicht rund wirkt – die letzten fünf Minuten tun das auf jeden Fall. Das dazwischen und eben die vorletzte Episode ist das Problem, warum ich es als zu gehetzt, überstürzt, wiederholend aber auch zu vollgepackt empfunden habe und dabei hat für mich die siebte Staffel wirklich toll angefangen und genau das lässt mich doch etwas arg frustriert zurück. Eigentlich habe ich auch überhaupt nichts gegen Spoiler, auch wenn man immer sagt, wer Spoiler liest, der braucht es auch nicht mehr zu schauen. Damit stimme ich absolut nicht zu. Für mich sind Spoiler dazu da, damit es mich nicht völlig überrumpelt, gerade wenn ich bei der IMDb-Bewertung eine 9,5/10 lese. Nein, die wird es bei mir nicht geben, da ich einige Dinge nicht in Ordnung fand. Nicht in Ordnung deswegen, weil sie zu übereilt und zu gepresst auf mich wirkten. Ich hatte mich ja wie gesagt von Spoilern ferngehalten. Einen wusste ich jedoch trotzdem: Es wird einen Zeitsprung von zehn Jahren geben und ich dachte tatsächlich, dass ich damit die größten Schwierigkeiten hätte und dem war nur bedingt so. Die größten Schwierigkeiten hatte ich wirklich, dass man alles andere vor dem Zeitsprung so deprimierend und tränenreich dargestellt hat. Eigentlich bin ich bei sowas immer voll auf der emotionalen Schiene dabei, doch diesmal war es auch nur minimal so...
Mir war etwa in der Hälfte der Staffel klar, dass man die Geschichte von Glassman (Richard Schiff) und Shaun (Freddie Highmore) zu Ende bringen würde, damit sich die Kreise in sich schließen können. Mit den beiden hat quasi die gesamte Serie anfangen und es war für mich nur logisch, dass man es mit den beiden auch zu Ende bringen würde. Der Kreis war aber nicht rund, wie ich finde. Er hatte Knicke, war eckig – eben nicht vollkommen und schön rund. Das ist insofern echt bitter, weil man jetzt damit leben muss, da es keine weitere Staffel geben wird. In einer der letzten Episoden haben wir erfahren, dass Glassmans Krebs wieder da ist. Auch das fand ich nicht überraschend, hat man doch in der letzten Episode mit Audreys (Christina Chang) Patienten schon daraufhin hingedeutet. Ich finde dieses Schicksal für ihn grausam. Nicht weil er ein Favorit von mir war (war er eben nicht), sondern weil man es übereilt hat. Man hat zwar in der vergangenen Staffel mit seinen Gedächtnislücken und kleineren Schlaganfällen in meinen Augen die Hinweise gegeben, diese aber auch irgendwie nicht weiterverfolgt, bis dann der Hammer kam – sein Tumor ist wieder da. Für mich war sein bevorstehender Tod eigentlich schon in Stein gemeißelt. Ich fand es aber eher ein bisschen frustrierend, wie man diese letzte Episode dafür genutzt hat. Mir ist durchaus klar, warum man nochmal ein bisschen in die Vergangenheit gesprungen ist, aber es war eben auch klar, wie sehr Shaun darum bemüht wäre, seinen Vater zu retten und ebenfalls war klar, wie sehr sich dieser dagegen lehnen würde. Mussten wir das nochmals sehen? Zum Teil vielleicht, aber sicher nicht in diesem Ausmaß... Denn das hatten wir schon und wie gesagt, auch wenn man es vielleicht nicht sofort glauben mag, Shaun hat sich entwickelt. Dementsprechend hatte man hier einen Rückschritt. Der heimliche Star in dem Ganzen ist für mich Lea (Paige Spara). Ich war zwar damals echt als gute Freundin für Shaun von ihr begeistert, weil sie ihn immer wieder zu etwas Neuem herausgefordert hat, doch als feste Freundin? Nein, da war ich erst kein Fan davon. Aber heute kann ich sagen: Lea ist das Bindeglied zwischen Shaun und Glassman. Ich fand ihr Gespräch mit Glassman wirklich sehr berührend und ehrlich. Denn auch wenn sie auch recht nahe an beiden steht, hat sie doch noch genügend Abstand, um Glassman zu verdeutlichen, wie viel er für Shaun getan hat und für mich ist hier auch die Gleichung, warum Shaun nahezu besessen davon ist und war, ihm zu helfen: Weil Glassman sich in der ersten Episode von "The Good Doctor" für Shaun eingesetzt hat, wollte Shaun das auch für ihn tun – nur dass er das ja schon bei dessen erster Diagnose tat.
Leider hat diese Staffel ja nur zehn Episoden gehabt, was ziemlich bedauerlich ist und somit sind einige Sachen total auf der Strecke geblieben. Die letzten fünf Minuten waren die besten und eigentlich auch die, die mich am emotionalsten haben werden lassen – zumindest zum Großteil. Mir hätte es aber besser gefallen, wenn man den Zeitsprung von zehn Jahren schon viel eher in die Handlung eingebaut hätte, genauso wie die Eröffnung der Neurodiversity Foundation. "This Is Us" hat es vorgemacht, wie gut es gelingt, auf zwei Zeitebenen zu erzählen und hier hätte es mir auch wahnsinnig gefallen. So hätte man es nämlich total vermieden, einen Glassman zu zeigen, der keine Behandlung wollte und Shauns Suchen nach einer bzw. zwei Möglichkeiten zu suchen, die zwei der wichtigsten Menschen in seinem Leben hätten retten können.
Der zweite Mensch, der eine Rettung brauchte, war Claire. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, als es hieß, Antonia Thomas käme noch einmal zurück. Für Shaun ist Claire ebenfalls eine wichtige Person, weshalb ich es wichtig fand, sie in der letzten Staffel bzw. letzten Episoden zu sehen. Ich habe mich aber weniger gefreut, als ich den Grund erfahren habe, warum sie zurückkam: Sie hat Brustkrebs. Natürlich hatte ich die enorme und schreckliche Befürchtung, sie könnte sterben. Dementsprechend fand ich es auch nicht mehr so in Ordnung. Für mich stand die Frage im Raum: Hat man sie jetzt fürs Sterben zurückgeholt und die Antwort wäre auch noch fast 'ja' gewesen. Ich kann zwar noch nachvollziehen, dass man für Shaun ein solches Gefühlschaos gestalten wollte, aber nötig wäre es nicht gewesen, denn bei Claire hingen noch andere Menschen mit dran. Jared (Chuku Modu) zum Beispiel. Bei ihm ärgert mich sowieso, dass man ihm keine richtige Handlung gegeben hat, somit war auch die Beförderung in den Hauptcast unnötig. Offenbar hat man ihn nämlich auch nur zurückgeholt, weil er Claire noch immer liebt und man unterstreichen wollte, wie gut er sie kennt. Zum Glück hat man sie nicht sterben lassen, aber man hätte sie auch nicht krank werden lassen müssen. Stattdessen hätte man den Fanservice etwas eher beginnen können, damit man vielleicht die angedeuteten Handlung auch noch hätte besser ausarbeiten können. Wie eben zum Beispiel Audreys angebliche klinische Depressionen, die man so aprupt angedeutet hat, wie man einen Cut von Claires Rettung zum Zeitsprung gemacht hat. Da hätte man auch einen besseren Schnitt hätte machen können. Oder Steve, der sich vielleicht oder vielleicht auch nicht auf dem Autismusspektrum befindet. Ich denke, es wäre sehr interessant gewesen, hätte sich Shaun mit Claire ausgetauscht. Ich mag die Freundschaft zwischen Shaun und Claire gerne und denke auch immer gerne an den Moment im Staffel-4-Finale zurück, der mich berührt hat. Ein bisschen zu kurz kam daher auch die Freundschaft zwischen Claire und Audrey, die ich auch mag. Im Übrigen hätte ich auch Audreys Mutter (Bess Armstrong) nicht nochmal gebraucht. Das hätte man auch locker im Off machen können. Es ist aber schön, dass für eine gemeinsame Zukunft mit Clay (Michael Patrick Thornton) alles offen steht, auch wenn die angedeutete klinische Depression noch unlogischer erscheint. In meinen Augen stand sich Audrey nur selbst im Weg und das kann und konnte ich gut verstehen.
Ein bisschen mehr Zeit hätte man sich auch für Charlie (Kayla Cromer) nehmen können, die mag bzw. mochte ich nämlich nach einer Weile total und hätte den Kreis noch mehr geschlossen, da Shaun ebenfalls ihr Mentor am Ende hätte sein können, da Charlie durchaus eine positive Entwicklung durchgemacht hat.
Fazit
Das Serienfinale von "The Good Doctor" lässt mich noch immer im Zwiespalt zurück. Ich werde diese Serie definitiv vermissen, hätte es aber besser gefunden, wenn man diese Season ausgesetzt hätte und dafür eine finale Staffel mit deutlich mehr Episoden gemacht und sich dadurch für einige Handlungen mehr Zeit genommen hätte. Das Team hat sich große Mühe gegeben, ich glaube dennoch, diese Hetze zum Ende hin ist dem Doppelstreik geschuldet, was mich dann doch enttäuscht zurücklässt. Ich finde es im Übrigen auch schade, dass "The Good Doctor" nie mit einem Golden Globe oder Emmy bedacht wurde, besonders gilt das für Freddie Highmore, der einen großartigen Job als Shaun Murphy gemacht hat, was mir speziell in dieser Episode erneut aufgefallen ist. Danke für sieben Staffeln, auch wenn mich das Serienfinale enttäuschend zurücklässt. Dennoch ist es ein Format, das sicher vielen hilft, sich selbst besser zu verstehen.
Die Serie "The Good Doctor" ansehen:
Daniela S. - myFanbase
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