The Umbrella Academy - Vergleich zwischen Comic und Serie, Staffel 1

Netflix kann die Adaption der Comicbuchreihe von "The Umbrella Academy" schon jetzt als Erfolg verbuchen, da die Abrufzahlen in den ersten zwei Wochen laut VoD-Charts ganz oben mit dabei waren. Grund genug, um für all die Serieninteressierten mal einen Blick auf die Comicvorlage zu werfen, die von Gerard Way geschrieben und von Gabriel Bá bebildert wurde. Hauptsächlich stützt sich die erste Staffel auf den ersten Band, der den Untertitel "Weltuntergangs-Suite" trägt. Jedoch lassen sich auch Inhalte aus dem zweiten Band, mit dem Untertitel "Dallas" finden. Hier warnt der Cross Cult-Verlag aber bereits, dass es auch schon Spoiler auf den Fortgang der zweiten Staffel gibt. Ein dritter Band mit dem Untertitel "Hotel Oblivion" wird im Sommer dieses Jahres erhältlich sein.
Nachfolgend nehme ich mir nun die Serie und die Comics im Vergleich vor und werde die Unterschiede und Gemeinsamkeiten anhand einiger Kategorien analysieren.
Achtung Spoiler: Die folgenden Abschnitte enthalten Informationen zur Handlung der kompletten ersten Staffel von "The Umbrella Academy".
Figuren

© Gerard Way & Gabriel Bá/Cross Cult 2019
Im Bereich der Hauptfiguren hält sich die Serie sehr eng an die Vorlage, da die Fähigkeiten und die Hintergrundgeschichten exakt die gleichen sind. Auffällig ist sicherlich, dass die Vorlage keine Diversität anbietet, während die Serie mit Emmy Raver-Lampman für Allison eine dunkelhäutige Darstellerin, mit David Castaneda für Diego einen Lantino und mit Justin H. Min für Ben einen Asiaten gecastet hat.
Im Bereich der Nebenfiguren wird es schon spannender. In den Comics hat Sir Reginald (Colm Feore) neben seinem Affen Pogo (Adam Godley) noch einen weiteren Begleiter und zwar seinen Leibwächter Abhijat, der in der Serie jedoch keine Rolle spielt. Diegos Zusammenarbeit mit der Polizei entspricht der Vorlage, jedoch arbeitet er eigentlich mit einem Detective Lupo zusammen, während in der Serie Eudora Patch (Ashley Madekwe) und Chuck Beaman (Rainbow Francks) seine Kontaktpersonen darstellen. Eine sehr große Bedeutung in der Serie hat auch Leonard Peabody (John Magaro), der sich in Vanyas (Ellen Page) Leben einnistet, um ihre Fähigkeiten hervorzukitzeln. In den Comics ist aber keine Rede von ihm. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch bei Klaus (Robert Sheehan). In den Comics hat er keinen Love Interest, dafür reist er in der Serie jedoch in der Zeit und genau in den Vietnam-Krieg, wo er den Soldaten Dave (Cody Ray Thompson) kennenlernt, in den er sich fast augenblicklich verliebt. An dieser Stelle wird es jedoch schon komplizierter, da hier auch schon Veränderungen innerhalb der Handlungen eine Rolle spielen. In den Comics dient nämlich Diego im Krieg. Dennoch lässt sich hier ein eindeutiges Muster erkennen, da Diego, Vanya und Klaus neue Nebenfiguren an die Seite geschrieben bekommen, mit denen sie eine Liebesgeschichte verbindet. Somit hat jeder der Geschwister eine eigene Liebesgeschichte, da die Gefühle zwischen Luther (Tom Hopper) und Allison auch in den Comics existieren.

© Christos Kalohoridis/Netflix
Eine letzte größere Veränderung ist noch bei Nummer Sechs alias Ben zu beobachten. Während Klaus ihn in der Serie durch seine Fähigkeiten sehen kann, obwohl er tot ist, taucht er konkret in den Comics nicht auf. Jedoch hat Luther auf dem Mond einen Assistenten in Form eines Roboters, den er Ben nennt. Es wird nicht deutlich, ob dies nur eine Namenszufälligkeit ist oder ob Luther diesen als Hommage an seinen verstorbenen Bruder so benannt hat.
Antagonisten
Streng genommen gehören die Antagonisten natürlich auch zu den Figuren, aber hier gibt es doch einige Unterschiede zwischen den Comics und der Serie, so dass ich einen eigenen Unterpunkt für sinnvoll erachte. In den Comics spielen eine ganze Reihe von Antagonisten eine Rolle, jedoch tauchen davon gerade mal Hazel (Cameron Britton) und Cha-Cha (Mary J. Blige) als Temps Aeternalis in der Serie auf. Bei ihnen gibt es noch einen weiteren großen Unterschied. Während sie in der Serie durchweg präsent sind, tauchen sie in den Comics erst in "Dallas" auf, also nachdem der Weltuntergang bereits abgewendet wurde. Da sie zudem eine deutlich geringere Rolle einnehmen, spielt auch ihr Handler (Kate Walsh) keine Rolle. In den Comics gibt es beispielsweise den Antagonisten Gustave Eiffel, der den Eiffelturm zu einem Raumschiff umgebaut hat und mithilfe dessen Paris in Aufruhr bringt, woraufhin die Umbrella Academy eingreifen muss. Dieses Abenteuer greift Allison nur in Form einer Gute-Nacht-Geschichte für ihre Tochter auf. Die kindlichen Mitglieder der Umbrella Academy sehen sich jedoch nicht nur Gustave Eiffel ausgesetzt, sondern auch den Terminauten, kleine Roboter, die von Dr. Terminal geschickt wurden. Genau diese tauchen in den Comics auch noch einmal auf der Beerdigung von Sir Reginald auf und sorgen für Chaos.

© Gerard Way & Gabriel Bá/Cross Cult 2019

© Gerard Way & Gabriel Bá/Cross Cult 2019
In der Serie ist es der bereits erwähnte Peabody, der für den Weltuntergang verantwortlich ist, indem er bei Vanya ihre Kräfte auslöst, die diese irgendwann nicht mehr kontrollieren kann bzw. bewusst schädigend einsetzt, um Rache zu üben. In den Comics ist dies etwas anders intendiert worden. Dort wird Vanya ebenfalls von ihren Geschwistern geschnitten, weswegen sie Engagement bei einem Orchester eingeht, das aus Mördern besteht, die das Interesse haben, die gesamte Bevölkerung auszulöschen. Da sie Vanyas Fähigkeiten erkennen, mit ihrer Musik töten zu können, engagieren sie sie und lösen so das Weltuntergangsszenario aus, das erst von der Umbrella Academy aufgehalten werden kann.
Erzählweise

© Gerard Way & Gabriel Bá/Cross Cult 2019
Alleine schon von der Dicke des Comics her und der Serie, deren zehn Episoden fast alle an eine Stunde Sendezeit heranreichen, merkt man deutlich, dass die adaptierte Version ordentlich ausgebaut wurde. Im Comic gibt es einige Rückblenden zu Einsätzen der Kinder/Jugendlichen der Umbrella Academy, während die Serie sich eher auf die Gegenwart konzentriert und dabei sehr detailliert erzählt. Diese Details bietet das Comic gar nicht. Dies sieht man beispielsweise gleich beim Einstieg in die Handlung. Dort wird die ungewöhnliche parallele Geburt von 43 Kindern nur knapp erwähnt, während die Serie eine konkrete Geburtsszene mit vielen Einzelheiten darstellt.
Die Serie nimmt sich viel Zeit, um die einzelnen Protagonisten mit ihren Fähigkeiten und ihrer aktuellen Lebenssituation vorzustellen. Im Comic ist der Leser selbst gefordert, dies sich zu erschließen, da er nur die Einsätze der Umbrella Academy dargestellt bekommt und dabei sehen kann, wie kraftvoll Luther ist oder wie geschickt Diego mit dem Messer umgeht. Das Geschehen, das sich zwischen den Hochzeiten der Umbrella Academy und ihrem Wiedersehen anlässlich der Beerdigung ihres Vaters ereignet hat, wird in der Serie in Form von Rückblenden oder von Gesprächen aufgefüllt. Im Comic werden zentrale Ereignisse anhand von Zeitungsschlagzeilen, die an den Wänden hängen, erklärt. So erfährt man, dass sich die Umbrella Academy aufgelöst hat, dass Ben verstorben ist und dass Luther in Lebensgefahr schwebte und mit einer experimentellen Methode von Sir Reginald gerettet werden musste (ein Detail, das in der Serie erst deutlich später verraten wird).
Handlung

© Gerard Way & Gabriel Bá/Cross Cult 2019
In den vorherigen Unterpunkten wurden schon viele Aspekte angesprochen, die bereits einige Veränderungen innerhalb des Handlungsverlaufs andeuten. Die Unterschiede liegen fast ausschließlich in der Gegenwartshandlung, die - wie bereits erwähnt - kräftig ausgebaut werden musste. Vor allem Vanyas Geschichte wird sehr detailliert erzählt, damit man als ZuschauerIn eine enge Beziehung zu ihr aufbaut und bei ihrer Entwicklung mitleiden kann. So taucht sie auf der Beerdigung ihres Vaters auf und sieht sich den Anfeindungen ihrer Geschwister ausgesetzt, weil sie ein Buch über ihre gemeinsame Geschichte veröffentlicht hat. Hier wird schnell deutlich, dass sie die Außenseiterin ist und man hat Verständnis, dass sie sich dem aufmerksamen Peabody nur zu gerne öffnet. Allison ist dabei das Geschwisterkind, das sich noch am ehesten um sie bemüht, was es nur tragischer macht, dass sie schließlich ihre Stimmbänder dafür opfern muss. Im Comic ist Vanya auf der Beerdigung nicht anwesend. Ihre Geschwister erkennen aber, dass sie wieder in der Stadt sein muss, da die Terminauten nur von Dr. Terminal aktiviert werden, wenn alle Geschwisterkinder vereint sind. Durch das Chaos, das die Terminauten in der Stadt anrichten, kommt schließlich Vanya hinzu, wird angefeindet und beschließt daher, sich dem Orchester anzuschließen. Dort werden durch Experimente ihre Kräfte ausgelöst und der Hass auf ihre Familie geschürt. Die Umbrella Academy zerstört sie schon sehr früh, nachdem sie ihre Kräfte erkannt hat. Jedoch sind ihre Geschwister gar nicht im Gebäude, sondern nur Pogo, der hier wie da den Tod findet. In der Serie hat die Anwesenheit der Geschwister sicherlich noch eine besondere Dramatik erzeugt. Bei Vanyas Konzert, das schließlich den Weltuntergang einleitet, verletzt sie dann Allison an ihren Stimmbändern.
Auch die restlichen Geschwister erhalten detailliertere Geschichten. Bei Luther wird seine Einsamkeit, die er auf dem Mond empfunden hat, viel mehr ausgearbeitet und schließlich auch sein Entsetzen darüber, dass er von seinem Vater ohne eine wirkliche Mission auf den Mond geschickt wurde. Bei Diego ist es die erwähnte amouröse Beziehung zu Patch, die ihn viel verletzlicher und rachedurstiger macht. In den Comics ist er sogar der, der Nummer 5 gegenüber sehr suspekt ist und gegen ihn zu ermitteln beginnt. Bei Allison wird die Beziehung zu ihrer Tochter greifbarer gemacht, Klaus, bei dem schon Dave und Ben hinzugekommen sind, kämpft auch mit seiner Drogensucht, was in den Comics kein Thema ist. Bei Nummer 5 wird das Aufzeigen von Unterschieden schon deutlich schwerer. Gleich bleibt, dass er durch die Zeit gereist ist und dabei selbst zum Temps Aeternalis wurde, der all die Menschen tötet, die das Zeitkontinuum bedrohen. Jedoch ist der Grund für seine Rückkehr nicht vorrangig der Weltuntergang, der ihm prophezeit hat, dass seine Geschwister sterben werden, sondern ein anderes größeres Ereignis, das möglicherweise Bestandteil von Staffel 2 werden könnte.

© Christos Kalohoridis/Netflix
Bei Hazel und Cha-Cha sind große Veränderungen zu beobachten, was natürlich der Tatsache geschuldet ist, dass sie einen viel kleineren Auftritt in den Comics haben. Ihre Vorliebe für Masken und Süßes ist geblieben, doch hier enden die Parallelen auch schon. In der Serie findet Hazel schnell Gefallen an Agnes (Sheila McCarthy), die das Diner leitet, wo er sein süßes Gebäck herbekommt und ist für sie bereit, seine Karriere als Temps Aeternalis aufzugeben. Im Comic entführen Hazel und Cha-Cha neben Klaus auch Agnes und richten sie übel zu. Zudem interveniert Nummer 5 bei den beiden nicht, so dass sie nie den Auftrag erhalten, sich gegenseitig zu töten. So bleiben sie bis zu ihrem Ende ein harmonisches Duo.
Abschließend komme ich noch einmal auf die Zeitreisen zu sprechen, die in der Serie sehr viel intensiver beleuchtet werden. Nummer 5 reist in der Serie fleißig in der Zeit und auch Klaus reist mithilfe eines Koffers in den Vietnam-Krieg. Zudem ereignet sich ein Tag in der Serie, an dem Allison und Luther ihren Gefühlen nachgeben, Vanya ist kurz davor herauszufinden, dass Peabody über das Tagebuch ihres Vaters verfügt und Klaus will mithilfe von Diego einen Entzug durchziehen. Dieser Tag wird jedoch ausgelöscht. Zudem wird der Weltuntergang nur verhindert, weil Nummer 5 die Idee hat, mit seinen Geschwistern durch die Zeit zu rasen. All diese Handlungsbögen sind im Comic nicht zu finden. In "Dallas" erst reisen auch die anderen Geschwister durch die Zeit, aber aus einem ganz anderen Grund.
Fazit
Die Basis der Comics ist deutlich in der Serie umgesetzt worden, jedoch wird die Serie viel detaillierter und ausführlicher erzählt, so dass einige Entwicklungen und Figuren neu hinzugedacht wurden. Mir persönlich gefällt es auf jeden Fall sehr, dass unabhängige Handlungsbögen aus beiden Comicbänden geschickt zu einer neuen Geschichte verwoben wurden. Hier merkt man deutlich, dass sich die Serienmacher bei der Adaption fürs Fernsehen viele Gedanken gemacht haben.
Lena Donth - myFanbase
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