Trying - Review Staffel 3

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Im Finale der zweiten Staffel von "Trying" ging es plötzlich ganz schnell. Nachdem wir zwei Jahre mitgefiebert haben, ob sich Nikki Newman (Esther Smith) und Jason Ross (Rafe Spall) ihren Traum von einer Familie verwirklichen können, wurden sie ganz plötzlich gebeten, die Fürsorge für die kleine Princess (Eden Togwell) zu übernehmen, nachdem die eigentlich eingeplante Pflegefamilie sie und ihren kleinen Bruder Tyler (Mickey McAnulty) doch nicht aufnehmen konnte. Als sich Tyler dann auch noch als blinder Passagier zu Nikki und Jason nach Hause schleust, machen die beiden einfach das Beste aus der Situation. Doch sind sie für das Leben als Eltern wirklich bereit und ist das Elternsein so, wie sie es sich vorgestellt haben? Staffel 3 von "Trying" verspricht Antworten darauf.

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"It Takes a Village to Raise a Kid"

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Rafe Spall & Esther Smith, Trying
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Staffel 3 setzt dort an, wo die zweite Staffel aufgehört hat. Nachdem Nikki und Jason die beiden Kinder am Abend zuvor aufgenommen haben, muss erstmal die Lage sondiert werden. Kein Essen im Haus? Kein Problem! Nikkis Eltern Jilly (Marian McLoughlin) und John (Roderick Smith) stehen mit einer riesigen Mannschaftsration bereits vor der Tür. Nur ein Kinderbett? Kein Problem. Jasons Vater Victor (Phil Davis) hat bereits in den frühen Morgenstunden ein zweites gezimmert. Doch während Nikki und Jason nicht gleich die ganze Horde auf die Kleinen loslassen wollen, schwebt über allem auch die Frage, ob Tyler überhaupt bei ihnen bleiben darf. Das Jugendamt argumentiert schließlich damit, dass Nikki und Jason nur für ein Kind als Pflegeeltern zugelassen sind und so könnte es am Ende die Bürokratie sein, die das junge Familienglück wieder auseinanderreißt. Insbesondere um Princess und Tyler bangt man, da schon die wenigen Szenen in Staffel 2 gezeigt haben, wie eng das Band zwischen den Geschwistern ist, und man neigt dazu, das System zu verteufeln, dass die beiden nie zur Ruhe kommen lässt. Deshalb ist es so schön zu sehen, wie die beiden einen glücklichen Vormittag im Zoo verbringen und wie Jason und Nikki die wenigen Stunden dafür nutzen, die beiden sowohl auf die mögliche Trennung als auch aufs restliche Leben vorzubereiten. Und es rührt einen umso mehr, als Victor diese Ungerechtigkeit der möglichen Trennung nicht zulassen will und alle Verwandten und Freunde zusammentrommelt, um dem Mann vom Jugendamt entgegenzutreten. Es wird überdeutlich, dass Nikki und Jason nicht auf sich allein gestellt sind und die nötige Unterstützung von Freunden und Familien haben, sollten sie diese benötigen. Obwohl wir diese in den ersten beiden Staffeln allesamt als sehr skurrile, teilweise auch sehr egozentrische Figuren kennen gelernt haben, sind sie doch füreinander da, wenn man sich braucht. Eine eingeschworene Gemeinschaft - ein kleines Dorf - das man sprichwörtlich benötigt, um ein Kind großzuziehen. Dieses Thema zieht sich durch die gesamte Staffel, was wirklich schön mitanzusehen ist, weil es den Nebenfiguren auch noch mal mehr Tiefe gibt. Dieses Verhalten scheint auch bei Noah (Karl Collins), dem Betreuer von Tyler, Eindruck hinterlassen zu haben, weshalb er Jason und Nikki eine zwölf-wöchige Frist gibt, dem Gericht zu beweisen, dass sie für beide Kinder sorgen können. Nach den Hürden, die Nikki und Jason in den ersten beiden Staffeln überwunden haben, um zu diesem Punkt zu gelangen, klingt das wie ein Kinderspiel. Doch wir wissen auch, wie chaotisch die beiden sein können.

Da ist es nicht gerade hilfreich, als bekannt wird, dass ihr Haus verkauft werden soll und sie in drei Monaten ein neues Heim für ihre Familie benötigen. Da Jason weiß, dass Nikki sofort in Panik geraten würde, versucht er die Sache erstmal alleine zu regeln. Dass er letztendlich ausgerechnet Scott (Darren Boyd) als ehemaligen Investment-Banker um Hilfe bittet, das letzte Ersparte in Aktien anzulegen, klingt von Anfang an nach keinem guten Plan. Dass Jason daraufhin Nikki auch noch anlügt und ihr sagt, dass das Geld fürs Haus von seinem Vater käme, macht einem dann so richtig Bauchschmerzen. Denn wenn die vergangenen Staffeln eins gezeigt haben, dann haben Geheimnisse voreinander die Dinge meist nur noch schlimmer gemacht. Die beiden meistern ihre Probleme am besten gemeinsam und das hätte ich mir auch hier gewünscht. Es war abzusehen, dass Jason die ganze Sache über kurz oder lang auf die Füße fallen würde. Wie sein Geheimnis letztendlich ans Licht kommt, ist dann besonders bitter und ein wahrer Schlag ins Gesicht für Nikki. Das Ganze eskaliert so, dass sogar die Beziehung der beiden auf dem Spiel steht, denn nicht nur die drohende Obdachlosigkeit, sondern auch die ernsthafte Sorge, die beiden Kinder zu verlieren, schwebt über der zweiten Staffelhälfte und setzt den beiden ganz schön zu. Kommt nun also die harte Zeit, vor der sie immer gewarnt wurden? Nikki will das nicht akzeptieren und es ist schön zu sehen, wie sie trotz aller Enttäuschung eine Lösung finden will und dabei auch noch mal vor Augen geführt wird, wie besonders die Beziehung von Jason und Nikki ist.

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Dass der Termin für den Hausverkauf auf den gleichen Zeitraum fällt, in der auch die Gerichtsverhandlung für die Adoption ansteht, war dabei sicherlich nicht zufällig gewählt und sollte von Anfang an klarmachen, was der dramatische Höhepunkt dieser Staffel sein würde. Dass bis dahin noch einige unvorhergesehene Dinge geschehen, ist im Leben von Nikki und Jason nichts Neues, doch bisher konnten sie sich immer aufeinander verlassen. Dass daran aber nun Zweifel gesät wurden, war nach der angedeuteten Affäre in der zweiten Staffel doch überraschend, aber eine Beziehung macht nunmal Höhen und Tiefen durch und wie man damit umgeht, ist schließlich das, was die beiden ausmacht. Dabei schafft es "Trying" erneut hervorragend, die Zuschauenden auf eine Achterbahn der Gefühle mitzunehmen. Es vergeht eigentlich keine Folge, in der man nicht laut loslacht oder ein Tränchen verdrückt. Die Serie packt einen einfach emotional und die Charaktere sind trotz ihrer Macken einfach so sympathisch, dass man immer mit ihnen mitfiebert und ihnen einfach nur das Beste wünscht.

"You never do anything by the book and it always works out. I do everything by the book and it never works out. Oh my god, did I buy the wrong bloody book?"

Foto: Eden Togwell & Mickey McAnulty, Trying - Copyright: Apple TV+
Eden Togwell & Mickey McAnulty, Trying
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Staffel 3 befasst sich ganz stark mit der Thematik, dass sich Nikki und Jason in ihrer Elternrolle einfinden müssen. Was bisher immer nur Theorie war, wird jetzt Realität und damit kommt auch eine Menge Verantwortung auf die beiden zu. Während es Jason, der seinen Job gekündigt hat, um den Kindern die Eingewöhnung zu ermöglichen, ganz leicht zu fallen scheint, ihr Vertrauen zu gewinnen, tut sich Nikki deutlich schwerer und ist richtiggehend eifersüchtig auf ihren Partner. Es ist nur allzu verständlich und für sie typisch, dass sie sehr verkopft an die Sache herangeht. Sie will auf gar keinen Fall einen Fehler machen und macht dabei scheinbar alles falsch, was man nur falschmachen kann. Wenn man aber genauer hinsieht, ist es aber wirklich bewundernswert, wie intuitiv Nikki die Sache meistert. Sie schafft es unglaublich gut, sich in die Kinder hineinzuversetzen und so nicht nur Princess' Bindungsangst, sondern auch Tylers Tick, sich mit Gegenständen anzufreunden, richtig zu interpretieren. Sie schafft es also perfekt, die Perspektive der Kinder einzunehmen, sie schafft es nur nicht, das sachlich von ihren eigenen Gefühlen und Wünschen zu trennen. Dass sie aber auf dem richtigen Weg ist, sieht man daran, wie Princess und Tyler sich den beiden immer mehr öffnen und wie sie sich verhalten, wenn Nikki und Jason nicht dabei sind. Die dritte Staffel bildet drei Monate im Leben der kleinen Familie ab und in diesen drei Monaten entwickeln sich alle weiter. Nicht alles läuft perfekt - das wär auch im echten Leben schließlich unrealistisch - aber die Bindung zwischen den Charakteren wird immer stärker und das ist wohl das Wichtigste in dieser Situation. Princess und Tyler bekommen ein Zuhause, in dem sie zur Ruhe kommen können, auch wenn vieles im Alltag noch chaotisch läuft. Sie können sich immer auf Nikki und Jason verlassen, deshalb ist es auch so herzerwärmend, als sie das erste Mal "Dad" und schließlich auch "Mom" sagen - und gleichzeitig ist es nicht zu kitschig, sondern man muss in den Situationen einfach nur lachen.

Während Nikki einen angeborenen Mutterinstinkt besitzt und ihr nur noch ein bisschen der Glaube an sich selbst fehlt, hat ihre Schwester Karen (Siân Brooke) eine ganz eigene Sinnkrise. Sie stellt fest, dass sie ihren Job hasst, was vor allem daran liegt, dass sie Kinder hasst. Diese Erkenntnis wird dann davon getoppt, dass sie einen positiven Schwangerschaftstest in den Fingern hält. Sie stellt damit den kompletten Kontrast zu Nikki dar, die in den letzten Jahren alles dafür getan hat, Mutter zu werden, und nachdem es auf biologischem Wege nicht möglich war, sich auch jeder weiteren Herausforderung gestellt hat, bis sie nun eine Chance mit Princess und Tyler erhalten hat. Und Karen scheint nichts mehr abzulehnen als Kinder. Ob sich das ändert, wenn sie nun selbst Mutter wird? Nikkis Reaktion auf die Schwangerschaft ihrer Schwester war in meinen Augen nur allzu verständlich. Vor Augen geführt zu bekommen, dass Karen ungewollt schwanger wird und ihr somit ein Kind wortwörtlich in den Schoss fällt, ist für eine junge Frau, die selbst keine Kinder bekommen kann, vermutlich ein Schlag ins Gesicht. Da tröstet es auch nicht, dass man selbst gerade einer eigenen Familie ein großes Stück näher gekommen ist oder dass es die eigene Schwester ist, der man das Glück eigentlich über alles gönnt. Berührt hat mich auch, wie Jason darauf reagiert, denn ihm ist sofort klar, was in seiner Freundin vor sich geht. Als Nikki aber mitbekommt, dass sich Karen Sorgen macht, ob bei ihrer Schwangerschaft alles gut läuft, schweißt es die Schwestern wieder mehr zusammen. Und auch Karen scheint durch die Schwangerschaft herauszufinden, was sie sich von ihrem Leben und ihrer Ehe erwartet und zieht neue Energie daraus.

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Obwohl in Staffel 3 Wert darauf gelegt wird, die Nebenrollen weiter auszubauen und ihnen ein besseres Profil zu geben - was insbesondere bei Karen, Scott, Freddy und Victor gelungen ist -, fällt doch auf, dass zwei zentrale Figuren der ersten beiden Staffeln fehlen: Die Sozialarbeiterin Penny wurde durch Noah ersetzt und Freddys Exfrau Erica, gespielt von Ophelia Lovibond, die wegen ihrer Titelrolle für "Minx" nicht mehr mitwirken konnte, ist mit den Kindern weggezogen. Für Pennys Abwesenheit gab es eine wunderbare Erklärung, dass sie befördert worden sei ("Heaven knows to what... Queen and Head of the Commonwealth, knowing her."), was natürlich eine wunderbare Anspielung auf "The Crown" und der neuen Rolle von Imelda Staunton war.

Zu guter Letzt sei erneut der wundervolle Soundtrack zur Serie erwähnt. Die Lieder von Bear's Den, teilweise in Kooperation mit anderen Sängerinnen wie Maisie Peters oder Jade Bird, passen einfach wunderbar zur Serie und untermalen die Stimmung vor allem am Ende einer jeden Episode perfekt. Wer also noch nicht reingehört hat, sollte das dringend nachholen.

Fazit

"Trying" schafft es auch in der dritten Staffel die Zuschauenden emotional abzuholen. Nikki und Jason werden mit der Realität des Elternseins konfrontiert und was das auch für ihre Beziehung bedeutet. Gleichzeitig versprüht die Serie wieder jede Menge Witz, rührt zu Tränen und gibt einem das wohlige Gefühl, dass trotz aller Hürden und auch wenn der Alltag mal chaotisch ist, am Ende alles gut wird.

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Catherine Bühnsack - myFanbase

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