Valeria - Review Staffel 4

Am 8. Mai 2020 feierte die spanische Serie "Valeria" bei Netflix-Premiere und war in einem ersten unsicheren Corona-Sommer eine willkommene Abwechslung im Programm. Vier Freundinnen, die gemeinsam durch dick und dünn gehen und dabei eine riesige Lebensfreude ausstrahlen, war genau die Ablenkung, die man in so einem Jahr gebrauchen konnte. Während ich zu Beginn der Serie auch wegen der Marketing-Kampagne noch von Vergleichen mit "Sex and the City" sprach, hat sich die Serie in vier Staffeln nun zu einem eigenen kleinen Juwel gemausert, das mit der berühmten HBO-Serie bis auf die Grundidee nicht viel gemein hat.

© 2024 Netflix, Inc.; Felipe Hernández/Netflix
Basierend auf den Büchern von Elísabet Benavent zeigt uns auch die vierte Staffel von "Valeria" wieder wie das Leben für unsere vier Protagonistinnen weitergeht. Da es sich hierbei um die finale Staffel der spanischen Dramedy handelt, unterlässt man es nicht, der Autorin selbst die ein oder andere kleine Hommage einzubauen und ihr auch einen Cameo-Auftritt zu gewähren. Doch zurück zu den Hauptfiguren: Valeria (Diana Gómez) führt eine (Fern-)Beziehung mit Bruno (Federico Aguado) und hat das Gefühlschaos mit Víctor (Maxi Iglesias) scheinbar hinter sich gelassen, Lola (Silma López) genießt ihre Beziehung zu dem jüngeren Rai (José Pastor), während Nerea (Teresa Riott) ihre Beziehung mit Georgina (Mima Riera) gerne auf die nächste Stufe heben würde. Carmen (Paula Malia) und Borja (Juanlu González) sind derweil inzwischen Eltern des kleinen Gonzalo geworden, der ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt hat. Auch in der beruflichen Karriere geht es für die vier Frauen voran, was allerdings auch dazu führt, dass gemeinsame Treffen schwieriger werden und häufiger spontan stattfinden als auf lange Hand geplant werden können. Doch Veränderungen müssen nicht zwingend schlecht sein. Vielmehr zeigt es, wie sehr die vier Frauen in den letzten Jahren gereift sind und nun neue Dinge in ihren Leben haben, auf die sie sich fokussieren wollen. So teilt Valeria nicht mehr jeden ihrer Gedanken in endlosen Sprachnachrichten, Lola will nicht zugeben, dass ihr der langweilige Filmabend auf dem Sofa lieber ist, als eine Kneipentour, Nerea versucht einen Freigeist an sich zu binden, was völlig nach hinten losgeht, und Carmen hat ein schlechtes Gewissen, weil ihr die Karriere mehr bedeutet, als die Zeit mit ihrem Sohn. Dass sich die Frauen aber trotz des weniger werdenden Kontakts immer noch sehr gut kennen und lesen können, wird immer dann deutlich, wenn sie mal wieder aufeinander treffen. Denn trotz aller Geheimnisse bemerken sie schnell, was in den anderen vorgeht.

© 2024 Netflix, Inc.; Felipe Hernández/Netflix
Bei Valeria habe ich mich in vielen Momenten an die erste Staffel erinnert gefühlt. Sie ist unglücklich in ihrer Beziehung, möchte es sich oder ihren Freundinnen aber nicht eingestehen. Schließlich war sie es, die endlich eine ernste Beziehung führen wollte und mit Bruno scheinbar einen Mann gefunden hat, der ihr mehr Ruhe und Stabilität geben konnte - quasi das komplette Gegenteil von Víctor. Nun ist es aber genau diese Ruhe in der Beziehung mit Bruno, die Valeria zu langweilen beginnt. Ihr fehlen die Abenteuer, die auch für ihre Romane als Inspiration dienten, und viel schlimmer noch ist der Umgang Brunos mit seinen eigenem Stresslevel, als er wegen seines neuen Romans oder einer potentiellen Serienadaption unter Druck gerät. Wie er in diesen Momenten/Stunden/Tagen mit Valeria umgeht, ist nur schwer zu ertragen. Da hätten bei Valeria aber eigentlich auch schon alle Alarmglocken schrillen müssen... Stattdessen ist es dann mal wieder Víctor, der sie aus ihrem langweiligen Alltag herausholt und ihr vor Augen führt, was das Leben noch bereit hält. Auch wenn ihre Treffen nur als "gute Freunde" stattfinden, knistert es natürlich ununterbrochen zwischen ihnen. Dennoch hat es mir gut gefallen, dass sie die Grenzen diesmal eingehalten haben - dass Valeria nicht wie in der ersten Staffel von der Leidenschaft mitgerissen ihren eigentlichen Lebenspartner betrügt. Stattdessen wird immer deutlicher, dass die Beziehung mit Bruno so nicht mehr lange andauern kann und das Angebot mit dem Umzug nach Asturias der Moment sein sollte, die Reißleine zu ziehen. Ich habe wirklich nicht verstanden, warum Valeria damit so lange gezögert hat. Welches Leben hat sie sich mit Bruno versprochen, nachdem sie einige Zeit nun gesehen hat, wie er sich im Alltag verhält? Wäre er es wirklich wert gewesen, ihre Freundinnen und ihr Leben in Madrid hinter sich zu lassen? Da wir gleichzeitig sehen, welche Entwicklung auch Víctor durchgemacht hat, wie er erkannt hat, dass er mit dem Beziehungsende mit Valeria den größten Fehler seines Lebens gemacht hat, war Valerias Verhalten aus Zuschauerperspektive noch unverständlicher. Zwar kann man verstehen, dass sie vielleicht nicht wieder verletzt werden wollte - es war schließlich schon ein ziemliches Hin und Her in den ersten drei Staffeln von "Valeria" - aber Lola bringt es wunderbar auf den Punkt, dass sie nicht aus Prinzip mit einem Mann zusammen bleiben sollte, den sie nicht liebt. Und wie Valeria lieben kann, dass haben uns die letzten Staffeln vorgeführt, weshalb man auch in jeder gemeinsamen Szene mit Víctor die Daumen drückt, dass sie vielleicht doch wieder zusammen finden.

© 2024 Netflix, Inc.; Felipe Hernández/Netflix
Wenn man von unverständlichem Verhalten spricht, kommt man auch schnell zu Nerea. Um Georgina, einen kreativen Freigeist, enger an sich zu binden, geht sie so weit, hinter ihrem Rücken deren Mutter kennen zu lernen und sich mit ihr anzufreunden. Gerade Nerea, die selbst ein so kompliziertes Verhältnis zu ihren eigenen Eltern hat und sich dort nicht outen konnte, ist es dann, die Georgina outet. Ein absolutes No-Go! Dass sie dann noch hofft, dass ihr verziehen und sogar eine Familie gegründet wird, wäre doch wohl für jede Person Zuviel des Guten. Ich kann verstehen, dass Nerea, die sich selbst plötzlich mit lebensverändernden Entscheidungen konfrontiert sieht, sich jemanden an ihrer Seite wünscht, der sie stützt. Dass sie dabei aber nicht an ihre Freundinnen denkt, sondern es Georgina gewissermaßen aufzwingen will, hat mich ehrlich gesagt ziemlich gestört. Konfrontiert mit der Baby-Frage scheint sie nur noch Scheuklappen aufzuhaben und nicht wie für eine Anwältin eigentlich üblich, zwei Schritte weiterzudenken, welche Konsequenzen ihren Handeln hat. Für Nerea hielt diese finale Staffel in meinen Augen also eher Rückschritte in der Entwicklung bereit...

© 2024 Netflix, Inc.
Bei Carmen sieht man in diesen sechs Folgen derweil riesige Entwicklungsschritte. Als Mutter fühlt sie sich anfangs überlastet und wünscht sich nichts sehnlicher, als in ihren Beruf zurückzukehren, was aber erstmal Borja nach der Elternzeit zusteht. Dass sie dann kurzerhand einen Rollentausch machen und er mit Gonzalo zuhause bleibt, hat mir gut gefallen. Auch weil sie darüber gesprochen haben, was ihnen wichtig ist. Dass die Beziehung danach aber wieder von Missverständnissen und Geheimnissen etwas zurückgeworfen wird, löste bei mir ein wenig Augenrollen aus. Denn Carmens übersprudelnde Art ist schon so manchmal schwer zu ertragen, wenn sie sich dann aber auch noch in Geheimnissen verstrickt und nicht mal Borja gegenüber ehrlich sein kann, dann kann das schnell nerven. Gleichzeitig ist es schön zu sehen, wie sie in ihrem Job trotz einiger Rückschläge wieder Fuß fasst und aufblüht und damit auch die Karriereleiter weiter raufsteigen kann. Und es ist ja nicht so, als wäre ihr ihr Sohn gleichgültig. Sie freut sich riesig, ihn nach der Arbeit wiederzusehen, und ist um sein Wohlergehen besorgt. Sie will nur kein schlechtes Gewissen haben müssen, dass ihr die Karriere ebenso wichtig ist. Doch dann kommt auch sie an einen Punkt, an dem sie sich entscheiden muss, was ihr wichtiger ist: Karriere oder Familie?

© 2024 Netflix, Inc.; Felipe Hernández/Netflix
Dagegen ist Lolas Leben fast schon langweilig. Wer hätte gedacht, dass die coole Partyqueen, die lange keine festen Beziehungen eingehen wollte, um sich dem Spaß im Leben nicht vermiesen zu lassen, nun lieber einen ruhigen Abend auf dem Sofa genießt, als um die Häuser zu ziehen? Und dass, obwohl sie einen viel jüngeren Freund hat, der durchzechte Nächte noch gut verkraften könnte. Nein, Lola ist scheinbar erwachsen und verantwortungsbewusst geworden, bringt sich beim Job mehr ein und wird dafür auch direkt anerkennend von ihrer Chefin gelobt. Dass sie das selbst uncool findet und deshalb nur ungern vor ihren Freundinnen zugibt, zeigt, dass sie auch selbst bemerkt hat, wie sehr sie sich verändert hat. Da kann man es ihr nicht verdenken, dass ihr Gehirn ihr ein bisschen ein "Was wäre wenn..."-Spielchen vorgaukelt und sie Fantasien von ihrem Kollegen Kike (Tito Asorey) hat, bis sie erkennt, dass er ganz sicher kein Traummann ist. Umso schöner, dass ihr das die Augen öffnet, was ihr im Leben wirklich wichtig ist, egal, ob andere es als cool ansehen oder nicht.

© 2024 Netflix, Inc.
Diese finale Staffel von "Valeria" lässt einen stellenweise mit dem Kopf schütteln und für meinen Geschmack lag der Fokus vielleicht etwas zu lange auf Valerias komplizierter Beziehung. Doch sie ist nunmal die titelgebende Hauptfigur und Protagonistin der Buchvorlage, weshalb es auch wieder verständlich ist. Man könnte meinen, dass die Entwicklung der Charaktere dazu führt, dass die Freundschaft im Alltag immer mehr in den Hintergrund rückt und die vier irgendwann in alle Winde zerstreut werden, doch stattdessen hat man rundes und herzerwärmendes Ende für die vier Protagonistinnen gefunden. Also trotz allen Kopfschüttelns und Augenrollens blickt man versöhnlich auf das Ende dieser Serie und wird die vier Chicas wohl doch ein wenig vermissen.
Fazit
Mit Staffel 4 von "Valeria" läutet Netflix das Ende der spanischen Dramedyserie ein. In sechs Folgen wird deutlich, wie sehr sich die vier Freundinnen in den letzten Jahren entwickelt haben und welche Auswirkungen das auch auf ihre Freundschaft hatte, die deutlich gereift ist. Es war gut, dass die Serienmacher wussten, dass sie dem Ende entgegen schreiben, denn so wurde ein perfektes und nach einigen Aufs und Abs auch versöhnliches Finale präsentiert, das einen die Serie und ihre Figuren vermissen lässt.
Die Serie "Valeria" ansehen:
Catherine Bühnsack - myFanbase
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