aniMUC 2022 in München

Convention ist, wenn man aus der S-Bahn aussteigt und flankiert von einem Castiel und einer Belle zum Ausgang läuft! Nach zwei Jahren Onlineprogramm ist die aniMUC zurück: Vom 29. April bis 1. Mai trafen sich Cosplayer und Animeliebhaber im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck. Völlig egal, welche Wetterlage vorherrschte!

Die aniMUC war zwar nicht die erste Convention "nach Corona", zur Normalität sind Cons aber längst nicht wieder geworden. Schon alleine, weil wir eben immer noch in einer Pandemie leben. Darum galt im Innenraum auch: Masken auf! So baumelten an üppig bemalt und beklebten Taschen neben kleinen Animefigurenanhängern auch die obligatorischen Desinfektionsfläschchen. Mit getrennten Ein- und Aus-, sowie Abgängen sorgte die aniMUC nicht nur für ein gut funktionierendes Hygienekonzept, sondern generell für eine geordnete Wegeleitung.

Und die Pandemie tat der allgemein überschwänglichen Stimmung keinen Abbruch. Das Standpersonal war, egal, ob Orga oder Künstler, bestens zum Plaudern aufgelegt. Erstmalig stellte man einen Verkaufswagen mit Bubble Tea bereit, der für großen Andrang sorgte. Auch das leibliche Wohl erreichte ein neues Level im Veranstaltungsforum, mit unter anderem dem Verkauf von Falaffel-Salat-Bowls im Foyer zur Stärkung, bevor sich die Besucher aufmachten zu den Live Acts.

Foto: aniMUC 2022 in München - Copyright: Jen Posduga
aniMUC 2022 in München
© Jen Posduga

Einer dieser Live Acts war am Samstag im Kleinen Saal The Weebs, die richtig losrockten! Das Quartett haute in die Saiten und Tasten. Die 'Nerd Coverband' macht genau das – bekannte Songs aus Anime, Gaming und Geekkultur interpretieren. Auf der aniMUC durften die deutsche Openings, wie "Sailor Moon" und "Dragon Ball", ebenso wenig fehlen wie der Titeltrack von "The Witcher" und einige japanische Songs, wie "Gurenge" aus "Demon Slayer". "Wir treten mit diesen Liedern auf, weil wir sie lieben und mit ihnen etwas verbinden - wie mit der ganzen Nerdszene", meinte Bandleader Scarlet Prince.

Weebs-Sängerin Laury, die auch auf Münchner K-Pop-Events auflegt und ihre starke Stimme bereits vielen Projekten lieh, war nicht nur glücklich über die Möglichkeit, wieder vor Livepublikum zu musizieren: "Ich freue mich ehrlich gesagt am meisten wieder in die Community zu kommen und alte Freunde wiederzusehen. Und auf den Händlerraum natürlich. Ich brauche Merch! Endlich wieder Conluft schnuppern, unter Gleichgesinnten sein - endlich wieder ein Ort an dem man 'du selbst' sein kann."

Foto: aniMUC 2022 in München - Copyright: Jen Posduga
aniMUC 2022 in München
© Jen Posduga

In der "Tenne" also: die altgewohnte Händlermeile. Hier gab es beispielsweise erstmals den Roman "Kaentô" von Yamato Ôkami zu kaufen. Ein absolutes Samuraiepos! Zusammen mit Verena Binder zeigte "Yama" im Samstagsschreibworkshop auf, wie man mit Foreshadowing und fiesen Plottwists arbeiten kann. Die beiden gehören zu "Word & Shield", einem Netzwerk von Autoren aus dem Kreis München. Also auch hier: Community pur!

Literarisch wurde es auch bei Yui Spallek. Diese präsentierte am Freitag den Workshop "Von der Fanfiction bis zum eigenen Buch" und in einer Lesung ihren Roman "Mit Leib und Leben". Ihre Bücher basieren auf keiner Fanfiction, sondern auf der Frage: Was passiert, wenn der Sohn eines Yakuzabosses sich in seinen Leibwächter verliebt? Rasanter als jeder Anime! Doch es gab nicht nur Romane zu erstehen. Im zweiten Stock der Tenne fanden sich bei den Künstlerständen so einige Manga made in Germany.

Bildergalerie: Impressionen von der aniMUC 2022 in München

Foto: aniMUC 2022 in München - Copyright: Jen Posduga
aniMUC 2022 in München
© Jen Posduga

Dazu gehört "Zwielicht" von Anara Twice. Der Manga gefällt vor allem durch sein Retrodesign im Stil von "Slayer". Inzwischen sind drei Bände verfügbar von der Reise der 16-jährigen Anara Twice, die nicht nur jemanden retten will, der ihr am Herzen liegt, sondern ein ganzes Königreich gleich mit. Das Zeichnernetzwerk Clubsandwich bot außerdem seine Boys-Love-Manga feil.

Das Niveau der ausstellenden Künstler hatte sich in der Coronapause noch einmal gesteigert. Vor allem dominierte ein pastelliger Stil sowie die Farbgebung des Bi-Lighting (die Verwendung von rosa, violetter und blauer Beleuchtung – in diesem Fall Farbgebung -, um bisexuelle Charaktere darzustellen). Abgesehen von der einen oder anderen Sailor Moon und verschiedenen Figuren des Marvel Cinematic Universe wurden größtenteils K-Pop-Idole für Notizbuchcover, Poster, Sticker, Buttons und Acrylanhänger gezeichnet.

Foto: aniMUC 2022 in München - Copyright: Jen Posduga
aniMUC 2022 in München
© Jen Posduga

Das Gelände wurde mit einer Schatzsuche bespielt, sowie unter anderem der Außenwette des "aniMUC Triathlon". Ein kleiner Bereich war typischen Matsurispielen gewidmet: Auf japanischen Sommerfesten angelt man gerne nach Goldfischen mit einem Papierkescher – und kann dann mit einem neuen Haustier nach Hause gehen, wenn man besonders geschickt ist. Denn die Papierkescher reißen sehr leicht! Bei der aniMUC handelte es sich tatsächlich nicht um echte Fische – behalten durfte man die Spielzeugvariante trotzdem. Für kurze Atempausen gab es wie stets Gamingräumlichkeiten, aber auch Filmvorführungen. Für Cosplayehrengäste war ebenso gesorgt, die Rede, Antwort und für Autogramme bereit standen.

Während am Freitag das Wetter so gut war, dass noch bis zum Con-Ende emsiger Betrieb herrschte, regnete es sich ab Samstagnachmittag langsam ein. Schon bevor der Regen einsetzte, waren die J-Pop-Auftritte von Mitsuki und Sakura im Großen Saal vor vollem Haus. Neben Liveacts – von Shinji Schneiders Comedy bis Idolperformances von Stellaria Idols & Sundae Delight in herrlichen Kostümen - gab es jedoch ebenfalls klassische Vorträge zur japanischen Häkelkunst Amigurumi nebst "Crowdfunding für Kreative" und "Take your cosplay to the next level". Stephanie und Micha von thehangrystories.com und dem gleichnamigen wahnsinnig interessanten Podcast über Japan sprachen am Sonntag über das Thema "Gegen das Japan-Weh: Japan in Europa erleben". Zu den dort vorgeschlagenen Reisezielen wie Paris oder Düsseldorf gehörte auch ein Hotel in Klais, "wo es das Meditationshaus von Kuma Kengo und einen 'Onsen' gibt", berichtete Stephanie. München stand natürlich gleichfalls im Fokus mit seinen japanischen Supermärkten, den besten Restaurants und den Deutsch-Japanischen-Gesellschaften als Ort, um Japan zu erleben. Übrigens: aniMUC-Veranstalter Animexx ist genau so eine "DJG"!

Am Stand von PokéMUC erklärte Su aus der Nähe von Stuttgart: "Die ganze Convention ist absolut surreal. Wir sind einfach soziale Wesen! Wir brauchen den Austausch!" Das wäre nach zwei Jahren Conpause ganz klar. Und so freut man sich nicht nur auf die nächste Veranstaltung – sondern ebenso auf die nächste aniMUC. Dann hoffentlich mit weniger Regen!

Simone Bauer - myFanbase

Kommentare