Connichi 2022 in Kassel
Vom 7. bis 9. Oktober 2022 war es endlich wieder soweit: Der Kongress Palais Kassel verwandelte sich in den Traum eines jeden Nerds und Otakus – die Connichi. Speziell die japanische Kultur kommt bei dieser größten ehrenamtlich organisierten Convention Deutschlands nie zu kurz. Bereits zum dritten Mal wurden Japanforscher*innen eingeladen, um den Dialog zwischen den Besuchern und der akademischen Welt zu fördern. Dazu gehörten in diesem Jahr Fachvorträge über die antifaschistische Bewegung Japans ebenso wie LGBT- und Genderdiversität im Manga und das Buchmarketing japanischer Verlagshäuser.
Zusammen mit peppermint anime konnte das AKIBA PASS FESTIVAL Einzug auf der Connichi halten und Streifen wie verschiedene neue "Free!"-Filmchen zeigen. Hiro Kunado erzählte außerdem am Freitag von seinem Kanda Jimbocho Movie Festival. Kunado, der auch als DJ arbeitet, möchte eine neue Generation von Indie-Filmemachern zeitgemäß fördern.
© Jen Posduga
Auch musikalisch grüßte Fernost: Während am Freitag ein Solokonzert von Minami Kuribayashi und am Sonntag eines von ZAQ stattfand, trafen sich die beiden Musikerinnen für ein Special Live am Samstagnachmittag im knallvollen Festsaal. Zunächst sorgte ZAQ für gute Stimmung – viele Die-Hard-Fans hatten sich in die erste Reihe begeben und im ganzen Saal schwangen Leuchtstäbe in unterschiedlichen Farben wie Wellen übers Meer. Das Spektakel unterschiedlicher Rhythmusschwerpunkte war ebenso sehenswert wie die japanische Sängerin, die cool gekleidet rockige Songs, bekannt aus Anime, ablieferte. "Guten Tag Germany! Freut mich, euch kennenzulernen! Ich bin ZAQ!", begrüßte ZAQ, die 2017 ihren Musikuniabschluss im Fach Klavier machte, auf Deutsch. Später komplimentierte sie verschiedene Cosplays und Fanshirts ihrer Anhänger*innen auf Englisch.
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Für das Opening und das melancholischere Ending von "Classroom of the Elite" holte ZAQ schließlich Sängerin, Songwriterin und Synchronsprecherin Minami auf die Bühne. Danach performten sie einen Evergreen: "Moonlight Densetsu" aus "Sailor Moon". Ein tolles Match!
Besonders tief gingen dieses Mal die Panel zum Thema Cosplay. Denn mit Sugimoto Sueo war eine echte Kostümbildnerlegende zu Gast. Seine Arbeit floss maßgeblich in verschiedene "Ultraman"-Serien ein. Am Sonntag gab er zusammen mit Dohi Yoshinari einen Blick hinter die Kulissen japanischer Horrorfilme. Sein Kollege erzählte nicht nur zum Thema Special Horror Make-Up - sondern auch Special Horror Make-Up ab 18! Sehr passend, denn das allgemeine Motto der Connichi 2022 lautete "Yokai" – also Dämonen aus alten japanischen Erzählungen.
Vorträge wurden zum 70. Geburtstag das Schwergewicht "Astro Boy" und dem nicht minder beliebten "Ace Attorney" (im Wandel der letzten zwanzig Jahren) gewidmet. Doch auch bei den Workshops von Fans für Fans wurde ein großer Augenmerk auf professionelle Cosplays gelegt: Fitness und Cosplay, eine Diskussion zu komplett gekauften Cosplays und natürlich: "Leben im Schatten der Cosplayer*innen". Hier diskutierten auf der Connichi Couch am Freitag die anonymen Partner*innen von Cosplayer*innen!
© Jen Posduga
Am Samstag stand aber auch das Thema "Feminismus im Anime", eingebracht von Podcasterin Miki Podcasterin Miki, im Vordergrund. Heiß diskutiert die Frage, welcher Anime wohl der feministische sei? "Sailor Moon", wie Autorin und Journalistin Simone Bauer bei ihrer Beweisführung meinte, oder "Revolutionary Girl Utena", wie Soup sagte. "Ganz klar Utena, micdrop!"
Ebenfalls am Samstag, direkt nach dem Feuerwerk, machte es sich der Podcast Queer & Nerdy bequem auf der Connichi Couch. Dem Trio, ein wilder Haufen aus Autor*innen und Musiker*innen, ist es ein Anliegen, Queerness im Nerdbereich zu beleuchten. So steht in der aktuellen Staffel beispielsweise Queerness in Roleplays im Vordergrund.
Der Händlerraum war wie schon vor Coronazeiten divers – gefühlt sogar noch voller - und jeden Herzenswunsch erfüllend. Besonders liebevoll ergänzte der Kreativmarkt den Händlerraum mit von Fan gestalteten Merchandise, aber auch Eigenproduktionen wie die gruselig-süßen Katzengeister von " Akuma-Inn". Leider beklagten so manchne*r Händler*in, dass ein übergroßer Ansturm ob der Bahnprobleme ausblieb – die Deutsche Bahn verzeichnete vor allem im Norden des Landes große Probleme am Samstag.
Dabei standen in erster Linie Anime und K-Pop im Vordergrund. Nur wenig anderes Merchandise, wie beispielsweise zu "Batman", war kaufbar. Dafür spiegelte sich in den hochwertigen Cosplays die vielfältige Nerdwelt wieder – von " Dr. Stranges" und Rhaenyra Targaryens von "House of the Dragon" bis hin zu liebevoll gestalteten Fairy Keis, einer Moderichtung aus Japan, "Anna und Elsa in Zivilkleidung und alten Animeheldinnen wie besagte Utena.
Aus der Halle raus, öffnet sich ein weiteres Tor für ein authentisch-japanisches Erlebnis – nämlich die zum Matsuri. Das Matsuri ist Highlight jeder Connichi, denn die Idee, das typisch-japanische Sommerfest nach Deutschland zu bringen, wird bestens umgesetzt. Das bedeutet: Street-Food-Verkaufsstände und verschiedene Spiele, natürlich um kleine Preise. Ein einziger Wehrmutstropfen bei so viel tollem, authentischem japanischen Street Food wie Okonomiyaki, Yakisoba, Takoyaki, Ramen oder Karaage: Man musste auf den Bierbänken sitzend schnell essen, denn die Temperaturen waren leider alles andere als für einen goldenen Oktober sprechend.
Die Connichi 2022 toppte mit diesem Angebot die Connichis der Prä-Coronazeiten. Leider bleibt diese Connichi damit eine einzigartige Erinnerung – denn im nächsten Jahr zieht sie um, zu einer schönen Location in Wiesbaden.
Simone Bauer - myFanbase
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