Zoey's Extraordinary Playlist - Review des Piloten
Als ich im Sommer meine drei Serien für die vielversprechendsten Neustarts der US-Season 2019/2020 auswählen wollte, ist mir "Zoey's Extraordinary Playlist" gleich als Erstes in den Sinn gekommen. Das war doch etwas ungewöhnlich, denn immerhin kam die Serienprämisse etwas wirr daher und zweitens gab es noch nicht mal einen Trailer, der einem einen Eindruck mit Bewegtbildern verschaffen konnte. Aber in gesellschaftspolitisch angespannten Zeiten macht einem die Aussicht auf eine etwas abgedrehte und dennoch emotionale Dramedy wohl einfach Hoffnung. Aber natürlich war auch der Cast ein starkes Argument mal reinzuschalten, denn mit Jane Levy ("What/If"), Skylar Astin ("Pitch Perfect"), Alex Newell ("Glee"), Peter Gallagher ("O.C., California") und Lauren Graham ("Gilmore Girls") hat man beeindruckende Namen versammeln können.
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Da ich die Netflix-Serie "Soundtrack" erst vor kurzem beendet habe (hier geht's zur Staffelreview), hat sich mir ein Vergleich zu "Zoey’s Extraordinary Playlist" nahezu aufgedrängt. Und wo sonst oft die Streamingdienste als Sieger hervorgehen, weil sie mehr Freiheiten in der Produktion haben, geht erfreulicherweise hier der NBC-Neustart als strahlender Sieger hervor. Durch die unerwartet auftretenden Musicalnummern ist ein zentrales Moment der Serie haargenau gleich, doch bei "Zoey’s Extraordinary Playlist" wird selbst gesungen statt Lip Sync und es gibt wenigstens eine Erklärung für diese Einlagen, denn Hauptfigur Zoey (Levy) kann seit einem Kopf-MRT die Gedanken ihrer Mitmenschen in Form von Songs wahrnehmen. Inhaltlich so logisch (wenn natürlich auch in der Realität eher unlogisch) eingebunden, hatte ich direkt viel mehr Spaß an diesen musikalischen Unterbrechungen, die eben auch durch Neuinterpretationen viel authentischer und mitreißender daherkommen. Nicht alles ist perfekt gesungen, aber mein erster Eindruck ist, dass das für dieses Format auch gar nicht nötig ist.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Levy die Serie so trägt, wie ich es bei ihr schon begeistert bei "Suburgatory" wahrgenommen habe. Damals habe ich mich schockverliebt in sie, weswegen ich ihr Rolle in der Netflix-Serie "What/If" als herbe Enttäuschung empfunden habe. Sie hier jetzt wieder charmant, verletzlich und durchsetzungsstark zu erleben, ist ein wahrer Segen. Aber auch der restliche Cast verdient natürlich ein Lob, denn diese Serie, die traurige und überglückliche Emotionen gleichermaßen bedient, erstmal in einer Balance zu halten, wo das Pendel nicht zu einer Seite hart ausschlägt, das ist die Kunst. Hier will ich noch explizit Gallagher hervorheben. Er spielt Zoeys Vater Mitch, der an einer selten neurologischen Erkrankung leidet, weswegen er den Piloten über fast ausschließlich bewegungslos auf der Wohnzimmercouch verharrt. Durch die neue Fähigkeit seiner Tochter kann er aber seine Emotionen zeigen und dieser Übergang vom im eigenen Körper gefangenen Mann hin zum liebevollen Vater war wundervoll gespielt. Newell als Nachbar Mo ist ebenfalls hervorragend, denn die beiden könnten gegensätzlicher nicht sein, aber man kann schon erahnen, dass sie eine Freundschaft eingehen werden, die von besonderer Art ist. Zudem ist es natürlich geschickt Newells grandiose Stimme so quantitativ einzusetzen. Graham als Zoeys Chefin Joan war noch etwas blass, aber ich könnte mir vorstellen, dass ihre Zeit noch kommen wird, zumal es sich bei ihr auch um einen Recast handelt.
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Im vorangegangen Abschnitt habe ich es bereits angesprochen: der dritte Punkt, der mich begeistert, ist diese gelungene Mischung aus allerlei Emotionen, die in der Auftaktfolge zum Zuschauer transportiert werden. Ich habe tatsächlich in gleich mehreren Sequenzen Tränen in den Augen gehabt, aber auch herzlich geschmunzelt habe ich. Das würde ich für mich wirklich als selten einstufen, da ich meist eine Zeit brauche, um mich an einen Cast zu binden, dass es mich emotional so mitnimmt. "Zoey’s Extraordinary Playlist" ist an einigen Stellen sehr grell und schrill, an anderen Stellen leise und bedächtig, aber vor dem Hintergrund, dass hier die tiefsten Gedanken der Menschen in Liedform nach außen getragen werden, passt dies hervorragend, denn wer wäre widersprüchlicher als der Mensch selbst?
Fazit
Mir ist es jetzt schon länger nicht mehr passiert, dass ich eine neue Serie von den fünf großen US-Networks unbedingt weitersehen wollte (zuletzt wohl "This Is Us"), da ist es doch unverschämt, dass die Wartezeit auf die zweite Episode nun über einen Monat beträgt. Aber "Zoey’s Extraordinary Playlist" ist einfach eine erfrischende Dramedy, die mich schauspielerisch, musikalisch und atmosphärisch begeistern konnte. Bitte mehr davon!
Lena Donth – myFanbase
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