Bewertung

Review: #8.03 Kapitel 3

Während Carrie eine weitere Phase in der Bewältigung des Todes von John durchschreiten muss, trifft Miranda eine wichtige Entscheidung, Charlotte und Lisa genießen eine gute Platzierung, Nya versucht sich wieder auf dem Dating-Markt und New York wird als Hochburg des Diebstahls umfunktioniert. Von diesen fünf Storys ist eine gut, eine lustig, eine etwas zu belanglos und zwei sind haarsträubend. Ratet doch vorab, was wohin passt.

"Was ist los mit New York City"

Seemas Handtasche wird zu Beginn der Episode geklaut und neben der mir nicht zugänglichen Designerfrage war es wohl eine Handtasche mit persönlicher Bedeutung. Das ist natürlich ärgerlich, aber mir fällt es schon schwer, überhaupt eine Bedeutung in einen solchen eigentlichen Alltagsgegenstand zu legen. Da bin ich also der falsche Adressat. Offenbar war der Dieb ähnlich gestrickt und konnte der Tasche selbst nichts abgewinnen, weshalb er sie achtlos weggeworfen hat. Und scheinbar kann auch ganz New York nichts weiter mit der Tasche anfangen, wenn diese dort ein paar Tage verweilen kann. Insofern hat sich für Seema in der Episode noch mal alles zum besten gewendet. Mir wäre ja der Personalausweis usw. wichtiger gewesen. Aber gut, jeder seins. Eigentlich war die Storyline an sich ok, wenn sie nicht von einem weiteren Diebstahl begleitet worden wäre. Carrie und Selma sind auf der Schmuckausstellung einer Freundin, Lisette, und dort greift sich ein Mann super auffällig und vollkommen dreist einfach alles, was er in die Hand bekommt. Da Carrie geistesgegenwärtig mit ihrer falschen Covid-Diagnose für Panik sorgt, kann die Flucht dann auch noch gelingen. Nun war ich glücklicherweise noch nie in einer solchen Situation, aber der ganze Vorgang war an so vielen Stellen unglaubwürdig, dass man sich eher fragt, ob New York bei so viel Naivität das nicht auch alles verdient hat. Lisette ist immerhin zurecht am Boden zerstört und hat dann noch einen schönen Moment mit Carrie, den Slapstick-Diebstahl macht es aber nicht wett.

"Ehrlich, wer hat das Ding geschrieben."

Carries eigentliche Storyline ist aber das Lesen ihres neuen Buches, welches sich mit Bigs Tod auseinander setzt. Das bringt einige Dinge bei ihr wieder zurück und natürlich fällt es ihr enorm schwer, die emotionalen Stellen wieder zu lesen. Die Techniker sind leider sehr unempathisch, wahrscheinlich wissen sie nicht mal, worum es überhaupt geht, was es für Carrie nicht einfacher macht. Ihre Agentin ist auch nur zu sehr auf das Produkt fixiert, wobei sie recht hat, dass das Hörbuch besser ist, wenn es Carrie selbst liest und nicht irgendeine Julianne. Trotzdem hätte ich mir da mehr Fingerspitzengefühl gewünscht. Carries erlogene Auszeit hat dann immerhin geholfen, was auch nachvollziehbar ist. Interessant fand ich eher, dass Carrie Miranda und Charlotte nicht wieder in ihr Drama reinziehen wollte. Seema hat an dieser Stelle die absolut richtigen Worte gefunden. Freundinnen sind füreinander da, egal wie oft, und Carries Kummer ist ja nun auch vollkommen nachvollziehbar. Insofern war dieser kleine Kampf von Carrie gut umgesetzt, nachvollziehbar, emotional und mit etwas Dialogwitz. Das ist aber eigentlich die Mindesthöhe für die Messlatte der Serie.

"Ich will nicht weinen."

Auf der anderen Seite von den USA steht Che vor der Live-Aufnahme vor Publikum und hadert weiterhin mit dem Skript, weil Che sich selbst nicht wirklich wiederfindet. Allerdings wird das dann gar nicht weiter intensiv betrachtet sondern ist leider nur Beiwerk für die haarsträubendste Geschichte dieser Episode. Miranda gefällt mir mit ihrer Midlifecrisis eh nicht so richtig, aber in dieser Episode war sie nicht nur nervig sondern auch absolut dämlich. Schon die Tattoo-Idee mit dem Roboter war alles andere als lustig (das Ergebnis war dann noch das beste an der Storyline). Doch danach macht sie noch viel mehr Mist. Dass sie es mit dem Handy nicht auf die Reihe bekommt, ist zum Fremdschämen, immerhin hat sie wirklich viel Zeit, sich damit auseinander zu setzen. Dass Handy dann gegen die Anweisung mitzunehmen, ist erstens dreist und zweitens war es doch absolut logisch (und vorhersehbar), dass im wichtigsten Moment ihr Handy klingeln wird. Sie hat Brady schließlich darum gebeten, wieder anzurufen. Das ist so dermaßen selbstsüchtig und mit der mütterlichen Panik nicht mehr zu rechtfertigen. Das ist einfach schlecht geschrieben und wirklich peinlich. Auch dass Brady so vollkommen am Boden zerstört ist, ist mir alles zu übertrieben. Da würde ich Che recht geben. Das wird schon wieder. Miranda kommt einfach nicht mehr mit sich klar und daher ist es vielleicht sogar gut, dass am Ende der Episode die Trennung von Che steht. Für Che tut es mir nur leid, weil dieser Mensch eigentlich jemanden bräuchte, der ohne Ausnahme zu einem steht und die Unzufriedenheit abfängt. Aber Miranda ist das offensichtlich eh nicht. Ich hoffe nur, dass man noch geschickt genug ist, Che weiterhin in die Serie mit einzubinden und nicht einfach ihre Serie abgesetzt wird, damit sie wieder nach New York kommen kann.

"Eine Milf-Liste"

Für die heiteren Momente haben Charlotte und Lisa gesorgt. In der Schule hat ein Schüler eine Milf-Liste erstellt und mit Platz 2 und 3 fühlen sich beide in ihrer Attraktivität bestätigt und sehen dadurch eigentlich gar kein so großes Problem, dass die Liste an sich natürlich Frauen auf ihr Äußeres reduziert und so etwas vielleicht nicht mehr ganz in die Zeit passt. Dass die Liste nicht von einem einsamen Nerd ist sondern von einem höchstattraktiven Fast-Erwachsenem macht es Charlotte und Lisa noch einfacher, sich auf die Seite des Schülers zu schlagen. Das war schon alles ziemlich witzig und hatte so eine herrliche Alltagskomik, vor allem, als dann herauskommt, dass die Mütter belauscht wurden und ihre klischeehaften Vorurteile mitgehört wurden. Ich finde, hier wurde mit Witz aufgezeigt, dass man privat nicht in jeder Äußerung gleich eine Grundhaltung sehen muss, es durch die Institutionen aber schon ein Sensibilisieren stattfinden sollte. Die Strafe halte ich auch für zu hoch, ein klärendes Gespräch und eine vielleicht sogar aufrichtige Entschuldigung hätten sicherlich gereicht.

"War das Ihr Ernst mit dem Essen?"

Zum Abschluss noch ein paar Worte zu Nya, die sich quasi frisch von ihrem Mann getrennt hat und sich erst mal wieder zurecht finden muss. Die Mikrofonnummer war auch etwas übertrieben, aber der zugehörige Dialog macht das wieder gut. Das war maßvoll, animierte zum Lächeln und man hat diesen Flirt Nya auch einfach gegönnt. Leider wurde diese Story dann aber nicht mehr weiter verfolgt, sondern ist wahrscheinlich auch langfristig angelegt. Das macht durchaus Sinn, war aber schade, weil die Szene gelungen war und man zwischen all den anderen weniger gelungenen Szenen den Wünsch hegte, wieder mehr von Nya zu sehen. Ich hoffe, dass in den nächsten Episoden dieses Defizit noch ausgeglichen wird.

Fazit

Wenn man nur den Start und den Zielpunkt der einzelnen Geschichten sieht, dann sind das eigentlich gute und spannende Aspekte, die hier betrachtet werden. Wenn man aber den Weg dazwischen sieht, dann sind da leider doch einige Abschnitte dabei, die im besten Falle ein charmantes Augenrollen zulassen, eigentlich aber wirklich nur ein Facepalm zulassen. In Ansätzen gelungen lassen dann leider nur 4 Punkte insgesamt zu.

Emil Groth - myFanbase

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