Bewertung

Review: #13.23 Das Ende allen Lebens

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Mit #13.23 Let the Good Times Roll findet Staffel 13 von "Supernatural" ihr Ende. Alles in allem war es eine sehr ereignisreiche Staffel. Wir haben mit Jack einen Nephilim näher kennengelernt, es wurden Tore in andere Welten geöffnet, durch die ein Haufen altbekannter Gesichter ihren Weg zurück in die Serie gefunden haben, und totgeglaubte Charaktere sind zurückgekommen und haben ihre Chance auf Wiedergutmachung bekommen. All das läuft nun in diesem Finale zusammen, das für seinen Höhepunkt an einer Storyline anknüpft, die nun zwar bald acht Jahre zurückliegt, aber dennoch genau den Kern der Serie trifft.

"You keep hurting people."

Zunächst einmal aber kann Jack in dieser Folge wirklich glänzen. Das liegt nicht zuletzt an der tollen Darstellung von Alexander Calvert, der die kindliche Verwunderung und die Verunsicherung, die mit so großer Macht einhergeht, einfach mitreißend spielt. Alleine die Szene, in der er verzweifelt durch den Wald läuft, nachdem Maggie gefunden wurde, war genial. In den letzten Folgen hat Jack immer mehr damit zu kämpfen gehabt, dass er trotz all seiner Fähigkeiten doch nichts daran ändern kann, dass immer mehr Menschen um ihn herum sterben. Gerade auch daran merkt man, wie jung Jack eben ist, im Gegensatz zu Sam und Dean, oder besonders auch Castiel, die schon einige Krisen und Kriege durchgestanden haben. Von dem her fand ich es sehr schön, dass es ausgerechnet Dean ist, der nach seinem Alptraum auf Jack zugeht. Schließlich ist er aus ihrem Dreiergespann derjenige, der am längsten gebraucht hat, um sich auf Jack einzulassen. Umso mehr bedeutet es nun von ihm, dass er Jack inzwischen als Teil ihrer kleinen Familie sieht.

Jack ist durch die vielen Rückschläge sehr verunsichert worden. Auftritt Luzifer, der Jack eine glückliche Zukunft ausmalt. Klingt doch eigentlich nicht schlecht, findet auch Jack, der es einfach satt hat, dass er immer nur Leid über alle zu bringen scheint (und dabei alles Gute nicht beachtet). Aber trotzdem denkt er noch an die Menschen, die er zurücklassen würde. Und genau damit beginnt bei Luzifer der Anfang vom Ende. Denn – Überraschung – er steckt hinter der mysteriösen Ermordung von Maggie. Blöd natürlich, wenn er ausgerechnet die jetzt wiederbeleben soll. Dabei ist es letztlich Michael, der die Wahrheit herauskommen lässt und den anderen von seinem kleinen Deal mit Luzifer erzählt. Das ist es, was Jack aufrüttelt. Was folgt ist eine sehr faszinierende Demonstration seiner Macht, bei der er erst mal ohne Probleme Michael schwächt und dann Luzifer zwingt, die Wahrheit zu sagen. Zwei Erzengel (noch dazu die mächtigsten) mal eben so kontrolliert. Die Wahrheit ist leider ziemlich hässlich. Ich habe mich schon während der ganzen Staffel gefragt, wie Luzifer wirklich zu seinem Sohn steht. Hin und wieder schien es fast, als würde er ihm doch ein bisschen mehr bedeuten, als seine Macht, doch in dieser Folge scheint es klar geworden zu sein, dass da doch nicht mehr ist. Es geht Luzifer wie immer um das gleiche: Macht, ein besserer Gott als sein Vater sein, von allen angebetet werden. Einerseits ein bisschen schade, da man so noch eine neue Facette in den Charakter hätte bringen können, andererseits schadet es sicherlich nicht, dass Luzifer einfach böse sein darf. Umso leichter fällt einem auch der Rest der Folge. Denn man nähert sich dem großen Showdown, passend in einer Kirche inszeniert. Vor dem großen Endkampf lässt Luzifer erst einmal Jack und Sam gegeneinander kämpfen. Wobei das nicht so gelaufen ist, wie er es gerne gehabt hätte. Denn beide sind bereit, sich für den anderen zu opfern, wie sollte es auch anders sein. Für den, der die bessere Chance hat, Luzifer aufzuhalten. Und gerade, als Jack sich selbst umbringen will, damit Sam es nicht tun muss, stellt sich plötzlich heraus, dass noch jemand anderes bereit war, sich für die größere Sache zu opfern.

"You did it." - "No, we did it!"

Spätestens seit Jensen Ackles bei einer Convention gemeint hat, dass er in dieser Staffel noch einen anderen Charakter spielen würde, war mir klar, in welche Richtung das Ganze laufen ja laufen muss. Nichtsdestotrotz saß ich gebannt vorm Bildschirm, als Dean schließlich Ja zu Michael sagt. Die Geschichte mit den wahren Hüllen, Sam als Luzifer, Dean als Michael, dem Schicksal, dem sie nicht entkommen können. Ich hatte schon förmlich Luzifer im Ohr, der einst zu Dean meinte "Egal, welchen Weg du auch einschlagen wirst, es wird immer hier enden." Okay, wir hatten kein Detroit und weder Luzifer noch Sam waren in weiß gekleidet, trotzdem sind es genau diese Plottwists, diese Wiederbesinnung auf frühere Geschichten und Prophezeiungen, die mir immer schrecklich gut gefallen.

Es überrascht wenig, dass Sam der Grund ist, warum Dean sich zu diesem drastischen Schritt entscheidet. Dean ist wie immer bereit dazu, für seine Familie alles zu tun, egal, was das für ihn selbst bedeutet, ob er nun in der Hölle schmoren, oder seinen Geist für einen Erzengel öffnen muss. Wie schwer ihm die Entscheidung dann doch gefallen ist, sieht man in dem kurzen Moment, in dem Dean von Verzweiflung, über Resignation hin zur eisernen Akzeptanz springt. Soldatenmodus an. Zugegebenerweise hat er ja recht. Auch wenn man Sam und Jack mal außen vor lässt, es bleibt immer noch ein Luzifer, der so stark wie nie ist, und absolut dazu bereit ist, die Welt nach seinen Ideen umzugestalten. Es ist, wie Dean schon sagt: Er hat keine andere Wahl. Und so muss man mit ähnlicher Verzweiflung wie Cas dabei zusehen, wie sich Dean Michael übergibt – und dass das nicht gut ausgehen kann, war ja von Anfang an klar.

Dabei sieht es am Anfang gar nicht schlecht aus. Dean taucht auf, schön dramatisch mit Michaels Flügeln, und kann den Kampf gegen Luzifer aufnehmen. Okay, der Kampf an sich war dann schon etwas merkwürdig. Während mir die Auseinandersetzung zwischen Michael und Gabriel in der letzten Folge, mitsamt donnernden Fausthieben sehr gut gefallen hat, war hier einfach alles viel zu übertrieben. Ich kann nur erahnen, dass dieser Kampf in der Luft wohl bedeuten sollte, dass sie mit ausgebreiteten Flügeln kämpfen (Flughörnchen lassen grüßen), aber warum um Gottes Willen hat man das dann nicht gezeigt? So sah das nur schrecklich künstlich aus. Zumindest hat der Kampf seinen Zweck erfüllt und Luzifer getötet. Ein bisschen schade fand ich es ja schon, dass es nicht Sam war, der ihn letztlich zur Strecke bringt, aber immerhin konnte er Dean die Erzengelklinge zuwerfen. Wars das nun also wirklich mit dem Teufel? Einerseits freut es mich, ist es doch eine unglaubliche Genugtuung diesen Charakter, der Sam und Dean so lange das Leben zur Hölle gemacht hat, endlich erledigt zu wissen. Noch dazu, wo sich sein Charakter in den letzten Staffeln nicht weiterentwickelt hat. Andererseits ist Luzifer eben auch ein ziemlich wichtiger Teil der Serie gewesen, einer der grundsätzlichsten Bösewichte und ich bin gespannt, wie man dieses Loch nun ersetzen wird.

"We had a deal!"

Einen neuen Kandidat haben wir ja schon: Michael. Nachdem der sich (große Überraschung) nicht an Deans Deal gehalten hat, hat er nun die Kontrolle über seinen Körper übernommen – und ist als erstes gleich mal Shoppen gegangen. Doch auch ohne Typveränderung merkt man sofort, dass einem da nicht mehr Dean gegenübersteht. Jetzt stellt sich die Frage, ob Michael wirklich einen zweiten Anlauf in Sachen Weltverbesserung machen möchte, nachdem der erste so gründlich in die Hose gegangen ist. Immerhin ist er jetzt zwar sehr stark, aber eben auch alleine. Wird sein erster Weg nun also gen Himmel gehen, um erst einmal die himmlischen Reihen aufzustocken? Mindestens genau so interessant dürfte es auch werden, wie die gute Seite ohne Dean funktionieren soll. Eins ist klar: So spannend die Entwicklung mit Dean als wahrer Hülle von Michael auch ist, er selbst wird der Serie schmerzhaft fehlen. Aber diese Geschichte in nur ein paar Folgen abzuhaken, und Michael wieder aus Dean hinauszuwerfen, wäre auch kein zufriedenstellender Weg. Mal sehen, wie die Serie es schafft, mit dieser neuen Dynamik umzugehen.

Randnotizen:

  • Anscheinend dürfte es das jetzt wohl erst einmal mit der Parallelwelt gewesen sein. Eigentlich schade, denn ich mochte das Konzept sehr gerne.
  • Wenn die Rebellen aus der Parallelwelt jetzt in der richtigen bleiben, wird das sicher etwas komisch werden. Bobby und Co. mal kurz als Gastrollen wieder zu sehen war schön und gut, aber diese "falschen" Versionen in die Hauptgeschichte einzubauen finde ich bis jetzt noch etwas befremdlich.
  • Sams Anfängerkurs in Weltgeschichte war einfach zum Schreien.
  • Kommt es mir nur so vor, oder ist Asmodeus damals viel leichter und schneller in den Bunker gekommen als der Erzengel Michael. Das ist dann doch etwas peinlich für ihn.
  • Trotzdem muss man Michael lassen, dass er ein Talent für coole Auftritte hat. Diese Szene, als er sich in der Tankstelle zeigt, hat nicht nur sehr an Castiels erste Kontaktaufnahme mit Dean erinnert, sie war auch sonst eindrucksvoll inszeniert.
  • Wirklich genial, wie Dean Jack einfach ein paar Mal in den Rücken schießt, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
  • Weniger toll: Dean der das brennende heilige Öl direkt neben eine Zapfsäule schüttet.
  • Diese ganzen Anmerkungen an Jody erinnern mich nur daran, dass der vielversprechende Spin-Off nicht übernommen wurde. Ein Jammer. Noch dazu, wo man jetzt auch noch Rowena und Charlie mit aufnehmen könnte.
  • Wieder mal ein Staffelfinale, das mit einem Zoom auf Deans Augen endet. In Staffel 9 waren es die schwarzen Augen eines Dämons, die einem entgegenblickten, jetzt die gleißenden eines Erzengels.

Fazit

Ein wirklich gelungener Abschluss für diese Staffel, die ihre Höhen und Tiefen hatte. Man hat es geschafft, aus Jack einen wirklich interessanten und vielversprechenden Charakter zu machen, der sich wunderbar in die "Team Free Will"-Dynamik eingliedert. Während man das Kapitel Luzifer nun wohl endgültig abgeschlossen hat, wird mit Michael gleich ein neues geöffnet. Und der scheint auch nicht viel besser zu sein. Dadurch, dass er nun Dean als Hülle hat, schließt sich ein erzählerischer Kreis, der sowohl einiges an Potential, aber auch Gefahren birgt. Es freut mich sehr, dass Jensen Ackles es seinen Kollegen nun endlich mal nachmachen darf und einen anderen Charakter spielen kann, doch es dürfte schwer werden, so einen zentralen Charakter wie Dean lange aus der Serie fernzuhalten. Ihn jedoch nach wenigen Folgen gleich wieder zu retten, würde die Bedeutung seiner Entscheidung schmälern. Hier muss die Serie nun Fingerspitzengefühl beweisen. Ansonsten hoffe ich, dass man für die nächste Staffel wieder etwas kleiner denkt und man die Storylines wieder gleichmäßiger auf die Episoden verteilt. Die Parallelwelt-Charaktere sollten wieder zurückgebracht werden, bevor man die Weltreisen hinter sich lässt. Schließlich gibt es auf der eigentlichen Welt mehr als genug zu tun, nachdem der Himmel kurz vor dem Untergang steht, die Hölle keine Führung mehr hat und Michael sein Unwesen treibt.

Denise D. - myFanbase

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