Review: #1.15 Menschenjäger

Der deutsche Sender ProSieben hat diese Episode als die unheimlichste Folge von "Supernatural" angepriesen und gleich mal auf einen späteren Sendeplatz geparkt. Alles nur ein Werbegag? Sicher, im Gegensatz zu anderen Folgen sind die Täter hier Menschen, was die Angelegenheit realer macht, doch sind Zähne im Glas und Knochen als Wandschmuck wirklich schlimmer als ein Typ, der sich häutet (#1.06 Haut) oder Frauen, die an der Decke verbrennen?

Die menschlichen Täter dieser Episode sind letztlich auch Gestalten einer düsteren Legende, denn die Vorstellung von degenerierten, inzestuösen Hinterwäldlern, die Menschen entführen und zum Spaß töten, ist nicht minder verbreitet als die Legende von Werwölfen, Geistern oder Vampiren. So sind auch den mordlustigen Hinterwäldlern schon einige Filme gewidmet worden. Vielleicht ist es das Inzestmotiv, das ProSieben veranlasst hat, die Folge zwei Stunden später zu senden als sonst, allerdings wird die Sache mit der Geschwister"liebe" nur angedeutet, etwas wirklich Provozierendes sehen oder hören wir nicht.

Was auch immer man sich bei dem späteren Sendeplatz und der allseits beliebten "Nicht für Zuschauer unter 16 Jahren geeignet"-Warnung gedacht hat, so ist diese Episode auf jeden Fall sehr spannend und sehenswert. Dass ein altes, klappriges Auto Geräusche macht, die an Laute eines Monsters erinnern und entsprechende Vorstellungen wecken, zeigt sehr schön, wie stark die menschliche Einbildungskraft ist. Dem einen oder anderen Zuschauer, der selbst schon mal unheimliche Geräusche gehört hat, die er nicht zuordnen konnte, plumpst vielleicht ein kleiner Stein vom Herzen.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass Deans Status als verstorbener Serienkiller (siehe die schon erwähnte Episode #1.06 Haut) wieder aufgegriffen wurde. Dies hatte man bisher noch nicht wirklich thematisiert. Natürlich wenden sich Dean und Sam auch nicht oft an die Polizei oder andere Regierungsbehörden. Das zeigt auch, wie groß Deans Sorge um seinen kleinen Bruder war, denn so ohne Weiteres würde er sich nicht an die Polizei wenden und damit seine Verhaftung riskieren.

Kommen wir noch mal auf die degenerierten, inzestuösen Hinterwäldler zurück. Diese verkörpern gewissermaßen das Versagen der Zivilisation und sind auf die frühsten Urtriebe reduziert: Essen, Trinken, sich vermehren, Töten. Die einzigen technischen Errungenschaften der Hinterwäldler sind Schusswaffen, alte Autos und vielleicht ein altmodisches Plattengerät, das unaufhörlich 1920er-Jahre-Musik dudelt. Zu besiegen sind diese Unholde am effektivsten durch einen Kopfschuss, denn einfache Schusswunden halten sie selten auf, und wenn man glaubt, sie besiegt zu haben, taucht von irgendwoher noch ein richtig kaputter Bruder auf. Dementsprechend war es eigentlich nicht die klügste Idee von Dean und Sam, die Polizistin bei dem Haus alleine zu lassen und sie dort auf ihre Kollegen warten zu lassen. Wer sagt denn, dass die Familie wirklich nur aus Vater, zwei Söhnen und einer Tochter bestand?

Maret Hosemann - myFanbase

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