Bewertung

Review: #9.11 Die erste Klinge

Foto: Mark Sheppard, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Mark Sheppard, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

#9.11 First Born hat in den USA die höchsten Einschaltquoten seit 2010 für "Supernatural" erzielt, was sehr beachtlich ist. Darüber hinaus hebt sich auch die Qualität der Folge deutlich von der letzten ab. Vielleicht hat der Gastauftritt von Timothy Omundson, Hauptdarsteller aus "Psych", etwas mit den höheren Einschaltquoten zu tun. Die Brüder bleiben jedenfalls getrennt voneinander und kriegen Crowley und Castiel an ihre Seite gestellt und die jeweiligen Charakterkonstellationen funktionieren wunderbar.

"You wanna hunt...with me?" – "I do love a good buddy company."

Auf den ersten Blick hätte es besser gepasst oder ich hätte es mir einfach mehr gewünscht, wenn Crowley bei Sam aufgekreuzt wäre, doch auch die Kombination mit Dean hat sehr viel Spaß gemacht und man kann durchaus hoffen, dass ihre Zusammenarbeit noch ein wenig anhält. Crowley ist auf Abaddon natürlich nicht gut zu sprechen und sucht nach einer Waffe, der "ersten Klinge", um seine Gegnerin ein für alle mal zu töten. Dafür braucht er Deans Hilfe und somit konnte die Suche also beginnen.

Bevor das ungleiche Paar allerdings auf Kain gestoßen ist, trifft Dean eine alte Bekannte von seinem Vater wieder namens Tara. Ich bin jedes Mal erstaunt darüber, wie gut es doch funktioniert, Charaktere kurzzeitig einzuführen, die eine Verbindung zu den Brüdern aufweisen. In dem Fall hat Tara mal mit John zusammengearbeitet und die beiden kamen sich näher. Sie wusste auch über Sam und Dean Bescheid, und da "Supernatural" nun mal nicht aus einem großen Cast besteht, passiert so was halt recht häufig und Taras toughe Art wusste sofort zu überzeugen. Aber nach wenigen Minuten war wiederum klar, dass dieser Charakter leider genauso schnell sterben würde, wie er auf der Bildfläche erschienen ist. Die Todesrate ist zur Zeit wieder ziemlich hoch.

Kain wird von Timothy Omundson dargestellt, der in unserem Interview zu diesem Gastauftritt auch bekannt gab, wie viel Spaß ihm die Zusammenarbeit mit Jensen Ackles bereitet hat. Und auch ich als Zuschauer war durchaus von den gemeinsamen Szenen der beiden Schauspieler angetan, da Kain ein überaus interessanter und komplexer Charakter ist. Das liegt vor allem daran, was die Serie aus seinem mythologischen Ursprung gemacht hat. Bekanntlich hat Kain seinen Bruder Abel getötet und jeder würde vermuten, dass das aus Hass geschehen ist. In der Serie hat er es jedoch getan, damit Abels Seele in den Himmel kommen und Frieden finden kann. Kain war besorgt um seinen Bruder, da dieser von Luzifer beeinflusst wurde. Und so schloss Kain einen Pakt mit dem Teufel, der aus ihm selbst den bösesten aller Dämonen machte, dafür aber Abels Seele unter der Bedingung verschonte, das Kain seinen eigenen Bruder tötete. Das alles klingt nach einer komplizierten Beziehung, da Kain seinen Bruder zwar retten wollte, aber ihn vorher garantiert nicht gefragt hat, ob Abel damit einverstanden ist, umgebracht zu werden. Ein großer Beschützerinstinkt ist von Kains Seite aus vorhanden, doch ob das Ziel die Mittel rechtfertigt, bleibt zu hinterfragen. Somit besteht eine Ähnlichkeit zu Sam und Dean, da letzterer erst kürzlich auch eine Entscheidung für seinen Bruder getroffen hat, die Sam zugegebenermaßen vorm Sterben bewahrte, ihn jedoch dafür zu einem Gefangenen im eigenen Körper machte. So ein Verhalten ist es, was ihr Verhältnis stellenweise so verkorkst macht, denn Dean und Sam sind jeweils für einander die wichtigsten Personen und dennoch verletzten sie sich gegenseitig am meisten.

Kain war jedoch ziemlich beeindruckt vom älteren Winchester, da Dean seinen Mut unter Beweis stellte und auf gar keinen Fall Kains Haus ohne "die letzte Klinge" verlassen wollte, mit der man die Ritter der Hölle töten kann. Wie sich später herausstellt, braucht man dafür allerdings das Kainsmal und es liegt an Deans Entschlossenheit und Jägerfertigkeiten, als er vor Kains Augen gegen drei Dämonen gekämpft hat, die vermutlich dafür gesorgt haben, dass Kain sein Mal an Dean weitergab. Darüber hinaus hatte Kain jedoch noch einen Hintergedanken, denn er will Dean wiedersehen, damit der ältere Winchester ihn töten kann. Vermutlich ist es Kain leid, ein unsterbliches Leben zu führen, in dem er gequält wird von Schuldgefühlen, da er seine geliebte Colette nicht retten konnte. Jetzt stellt sich die Frage, inwiefern Kain vielleicht noch eine Mentorenfunktion für Dean einnehmen wird, um ihn den Umgang mit der Klinge zu lehren und welche Auswirkungen das Kainsmal überhaupt auf Dean haben wird.

Wie Dean zum Schluss herausfindet, war Crowley keineswegs überrascht darüber Kain vorzufinden, denn er wusste von vorneherein Bescheid darüber, welche Bedingung an "die letzte Klinge" gekoppelt ist. Das war schon sehr hinterlistig von ihm, aber dennoch hat er nicht völlig gegen Deans Willen gehandelt, der ja schließlich aus freien Stücken das Kainsmal auf sich genommen hat. Dean ist darauf natürlich nicht gut zu sprechen und betont erneut, dass er Crowley noch töten werde. Dabei habe ich das Gefühl, dass Crowley zwar immer noch an sich selbst denkt, aber den Brüdern gegenüber sehr kooperativ ist. Er hat Dean schließlich auch nicht zurückgelassen, als Kains Haus von Dämonen umstellt wurde.

"Angels can change. So who knows? Maybe Winchesters can, too."

Da habe ich in meiner letzten Review noch erwähnt, wie besonders die Freundschaft zwischen Castiel und Dean ist und dann kommt jetzt diese Episode daher, die bewegende Szenen zwischen dem Engel und Sam zeigt. Das revidiert zwar nicht komplett meine Ansicht zu der letzten Folge, aber ich kann mich nicht daran erinnern, wann Castiel und Sam jemals so lange nur zu zweit waren.

Castiel ist immer noch dabei, Sams innere Wunden zu heilen und ihn komplett zu rehabilitieren. Dabei stellt sich heraus, dass noch ein wenig Engels-Aura von Gadreel in Sam steckt, die man dafür nutzen könnte, den Engel aufzuspüren. Die Szenen, wo Castiel Sam diese fürchterlich große Spritze in den Hals steckt, hat schon ein leichtes Unbehagen ausgelöst und den Schmerz wollte man sich einfach nicht vorstellen. Aber nicht nur das war für Sam eine Qual, er sah auch Gadreels Erinnerungen und somit auch Bilder von sich selbst, als er im Koma lag. Castiel stand die Sorge ins Gesicht geschrieben und es war rührend zu sehen, wie er verhindern wollte, Sam weiter Schmerzen zuzufügen. Der jüngere Winchester bestand allerdings darauf, dass ihm die ganze Engels-Aura entnommen wird. Das ist schon ein selbstzerstörerisches Verhalten, welches Sam im Laufe der achten Staffel entwickelt hat, da er mit seinem Leben unbedingt etwas Gutes bewirken möchten. Dafür nimmt er jedwede Qual auf sich. Am Ende der letzten Staffel wollte er sich ohne mit der Wimper zu zucken opfern und das spricht Bände.

Castiel weiß über Sams Schuldgefühle Bescheid und diese sind tatsächlich etwas, was die Brüder gemeinsam haben. Beide fühlen sich für so viele Dinge schuldig und stellenweise auch zu Recht, doch so kann es nicht ewig weitergehen. Sam kommt sich schon seit Jahren verkorkst vor und in letzter Zeit ist er nur deswegen so oft bereit dazu zu sterben, weil er sich für keinen guten Menschen hält. Und auch wenn ich es mir wünschen würde, dass Dean die Person wäre, die Sam endlich aus diesem Loch der Selbstzweifel zieht, so war Castiels Verhalten einfach nur großartig. Nachdem er erst kürzlich selbst die Erfahrung gemacht hat, wie es ist, ein Mensch zu sein, will er nicht zulassen, dass Sam sein Leben wegwirft. Er ist tatsächlich in der Lage nachzuvollziehen, wie sich Sam fühlt, da er sich in der Vergangenheit auch so einige Fehltritte erlaubt hat. Und in dem oben von mir gewählten Zitat sehe ich ein Versprechen vonseiten der Autoren. Castiel spricht über seine eigene Entwicklung zum Besseren und vielleicht sind die Winchesters ebenso bereit dafür. Diesbezüglich wurde bei mir wieder eine kleine Hoffnung geweckt und die Hoffnung auf bessere Zeiten ist zuweilen das einzige, was mich bei "Supernatural" hält.

Fazit

Das Konzept ging wunderbar auf und die jeweiligen Charakterkonstellationen wussten zu unterhalten. Es gab sowohl humorvolle, als auch emotionale Szenen und es wurde wieder etwas richtig gemacht. Crowley ist zur Zeit als Charakter noch interessanter als jemals zuvor. Castiel findet genau die passenden Worte und das in Bezug auf beide Winchesters. Die Umarmung von Sam hat er deswegen verdient und allgemein war das natürlich eine schöne Geste. Jetzt heißt es nur Däumchen drehen und abwarten, wie die Brüder wieder zueinander finden werden.

Lukas Ostrowski - myFanbase

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