Review: #7.00 Teen Wolf: The Movie
Zwischen dem Serienfinale von "Teen Wolf", das im September 2017 auf MTV zu sehen war, und dem nun veröffentlichten Film liegen für deutsche Fans etwa fünfeinhalb Jahre, was nicht gerade wenig ist, sich aber gleichzeitig so auch nicht angefühlt hat. Mein Eindruck war nämlich immer, dass mit der Jugendserie, die angesichts des ausstrahlenden Senders eher überraschend zum Erfolg wurde, auch eine Fangemeinschaft verbunden war, die selbst nach dem Serienende die Welt, die Charaktere und die Darsteller*innen mit ihrer Leidenschaft im stetigen Bewusstsein gehalten hat. Dementsprechend war es für mich keine große Überraschung, als erstmals über einen Film spekuliert wurde und dieser letztlich auch von Paramount+ grünes Licht bekommen hat. Dennoch war der Weg zum fertigen Produkt nicht einfach. Bei vielen Beteiligten wie Tyler Hoechlin war angesichts von Verpflichtungen bei anderen TV-Projekten lange unklar, ob und in welchem Umfang sie eingebunden werden können. Dazu haben die beiden ehemaligen Hauptdarsteller*innen Dylan O'Brien aus persönlicher Überzeugung und Arden Cho aus vertraglichen Gründen abgesagt. Anlass genug, um auf die Verfilmung aus verschiedenen Perspektiven zu blicken.
Das Fehlen von O'Brien als Stiles Stilinski war für mich persönlich der größere Verlust, weil er eben Hauptdarsteller der ersten Stunde war und sicherlich auch von allen Beteiligten den anschließend größten Karrieresprung gemacht hat, nicht zu unrecht. Aber es ist auch nicht so, als könnte ich seine Beweggründe nicht verstehen, denn manchmal ist einfach genug. Der Film hat eine stolze Laufzeit von 140 Minuten. Zwar werden die Filme ohnehin immer länger, dennoch finde ich das für diesen Film überraschend, auch wenn es natürlich viel Spielwiese erlaubt. Mit der Abwesenheit von O'Brien im Hinterkopf war mein erster Gedanke im Nachhinein: wie hätte er denn noch in diesen Film reinpassen sollen? Wenn Stiles aufschlägt, dann braucht er auch Raum und der war hier nicht mehr vorhanden. Das ist tatsächlich auch mein größter Kritikpunkt an dem Film, er hat eine so lange Spieldauer und dennoch sind viele ehemalige Hauptfiguren einfach an den Rand geschoben worden. Besonders deutlich ist mir das an Dylan Sprayberry als Liam Dunbar bewusst geworden. Dieser hat in Tokio in Hikari eine neue Freundin gefunden, die vermutlich eine Art Ersatz für Kira Yukimura sein sollte. Aber beide bekommen nicht wirklich etwas ausgearbeitet und nicht anders ist das für Colton Haynes als Jackson Whittemore zu beschreiben.
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Gleichzeitig ist mir aber bewusst, was für ein schmaler Grat das natürlich sein muss, denn parallel hat der Film auch so viele kleine Gimmicks und Fanservice zu bieten, wo mein Herz außer Takt geraten ist, dass es also umgekehrt falsch wäre, nur von Enttäuschungen zu sprechen. Aus sechs Staffeln "Teen Wolf" ist wirklich sehr viel noch einmal hochgeholt worden, auch dass Nebenrollen wie Seth Gilliam als Dr. Alan Deaton, Ryan Kelley als Deputy Jordan Parrish oder auch Orny Adams als Bobby Finstock wieder gewonnen werden konnten, großes Lob! Es ist auch deutlich zu merken, dass man den Film nicht einfach losgelöst aus dem Serienuniversum schauen kann, denn dafür ist er viel zu integriert in vergangenes Geschehen. Es gibt in Ansätzen ein Bemühen, über kleine Schnipsel wichtige Momente in Erinnerung zu holen, aber ich bin mir doch sehr sicher, dass der Film ohne Serienkontext schnell in Vergessenheit geraten würde. Denn ansonsten fällt vermutlich viel mehr ins Auge, dass die Laufzeit zu lange geraten ist. Spätestens im letzten Viertel wirkt wahrscheinlich jede Szene wie zu viel, von daher rate ich von einem Schauen ohne Kontextwissen ab. Bei den Fans wiederum wird die Spannbreite zwischen "hätte noch ewig weitergehen können" und "etwas zu viel des Guten" groß sein können. Ich gehöre leider eher zu letzteren Fraktion.
Tauchen wir nun etwas tiefer in den Inhalt ein. Es gibt einen Zeitsprung von 15 Jahren, was ich tatsächlich etwas heftig finde, weil es ein langer Zeitraum ist, in dem sich viel ereignet haben kann. Doch diese Dimension eines solchen Zeitfensters bildet der Film nicht ab. Man merkt, dass Zeit vergangen ist, aber es wirkt eher wie ein Jahr. Das mag auch daran liegen, dass der Film nicht viel Zeit hat, das aktuelle Leben von den Hauptfiguren genauer unter die Lupe zu nehmen. Am ausgiebigsten gelingt das bei Scott McCall, den wir zu Beginn in Los Angeles begleiten, wo er eine Tierauffangstation mit Deaton und seiner Tierarztpraxis gleich nebenan leitet. Ich fand das eine schöne Zukunftsvision für Scott, auch weil er es mit seiner ruhigen Art und seinen Fähigkeiten als Alpha auf eine Weise leben kann, die passend ist. Bei ihm ist aber auch schnell die Andeutung da, dass sein Leben dennoch nicht vollständig ist, denn die Sehnsucht nach einer eigenen Familie hat sich noch nicht erfüllt. Diese Inszenierung ist natürlich sehr bedeutsam, weil es den Rest des Films inhaltlich aufbaut und auch die Motivation von Scott erklärt, sich auf eine gewagte Idee einzulassen. Umgekehrt gelingt diese Bestandsaufnahme nach 15 Jahren bei den anderen Figuren nicht so. In Lydia Martins Leben bekommen wir nur einen kurzen Einblick, aber ob sie die berufliche Erfüllung gefunden hat, ist nicht zu erkennen. Privat ist das wohl eher zu verneinen, denn hier kommt die doch eher dämliche Erklärung ins Spiel, warum O'Brien und somit Stiles nicht zu sehen ist. Natürlich musste eine Lösung gefunden werden, aber es war mir leider zu lahm und in der Konsequenz hat es auch nur erklärt, warum Lydia und er kein Paar mehr sind. Charakterlich bleibt aber offen, warum Stiles nicht alles hat stehen und liegen lassen, um dem neu entstehenden Chaos in Beacon Hills beizuwohnen.
Wir bekommen noch etwas zu Malia Tate, die sich immer noch mit engen Bindungen sehr schwer tut und mit Parrish ein Katz-und-Maus-Spiel der Zuneigung spielt. Das hatte durchaus einen sexy und lustigen Charakter, aber hier dachte ich auch am deutlichsten, dass Malia sicherlich nicht um 15 Jahre gereift ist. In diesem doch eher oberflächlichen Eindruck, um die vergangenen Jahre aufzugreifen, ist der Verlauf der Zeit natürlich am deutlichsten an Neuzugang Eli zu erkennen. Auch wenn offenbleibt, wer seine Mutter ist (und was möglicherweise das Thema für weitere Fortsetzungen sein könnte, wer weiß…), so ist klar, dass er von seinem Vater Derek Hale solo aufgezogen wird. Eli bekommt ähnlich wie Scott viel Zeit eingeräumt und auch die Vater-Sohn-Beziehung ist in ihrer Komplexität wirklich gut erzählt worden. Da ich Hoechlin gerade parallel als Vater von jugendlichen Zwillingsbrüdern in "Superman & Lois" erlebe, wusste ich ohnehin schon, dass er eine ruhigere, in sich ruhende Persönlichkeit sehr gut darstellen kann und das hat sich hier fortgesetzt. Derek macht sicherlich nicht alles richtig, weil er Eli wegen seiner Wolfgene unter Druck setzt, aber das ist eben auch eher liebevoll statt fordernd gemeint, so dass es ihm verziehen ist. Auch wenn er für Scott und Co. als ältere Bezugsperson immer schon eine Art Mentor war, so finde ich die Erweiterung für ihn als verantwortungsvollen Vater, der Entscheidungen (speziell am Ende des Films) auf einer nun ganz anderen Grundlage treffen muss, mitreißend. Auch wenn ich Eli nicht als Stiles 2.0 sehe, so ist seine Faszination für dessen Truck sehr evident und ich denke auch, dass er eine Art Lücke füllen sollte. Das ist natürlich eine schwierige Bürde, aber ich habe Eli als Gewinn für den Film empfunden, auch weil er mit seiner ganzen unbeholfenen Art mich sehr an die Anfänge der Serie erinnert hat.
Der sonstige inhaltliche Rahmen des Films hat mir von der Grundidee her auf jeden Fall sehr gefallen. Im Vorfeld habe ich mich natürlich gefragt, was nun wohl erzählt wird. Eli als Ankündigung war eher zukunftsgewandt, die angekündigte Rückkehr von Crystal Reed als Allison Argent eher zurückgewandt, dementsprechend war natürlich eine ganze Spannbreite möglich. Ich fand es aber toll, dass eigentlich alles Geschehende auf der Serie aufbaute und damit wie eine Hommage wirkte. Das überzeugt mich als Botschaft sehr. Auch wenn ich bei der Thematik, Tote zurückzuholen, immer eine gewisse Skepsis habe, so ist "Teen Wolf" eine übernatürliche Serie, also passt für mich alles in einen Rahmen. Ich gehörte auch zu den Fans, die Allison damals nicht gerne hat gehen lassen, dementsprechend war es für mich Wiedersehensfreude. Zumal ihre Geschichte, wie sie von den Toten zurückkehrt, mit einem weiteren Rückkehrer verbunden war: Nogitsune. Da ihre Geschichte damals so eng mit diesem Wesen verbunden war, das über menschliche Körper Besitz ergreifen kann, fand ich es rund, dass auch genau das wieder miteinander verknüpft wurde. Zumal es durch die Resurrektion nicht nur für Scott sehr emotional wurde, sondern natürlich auch für ihren Vater Chris Argent. Dennoch stand im Zentrum eher die Liebes zwischen Scott und Allison, die damals so abrupt abgebrochen wurde, deren Funken aber sofort wieder entflammten. Die Chemie konnte sofort wieder reaktiviert werden. Allison durfte so badass wie üblich sein und ich fand es auch sinnig, dass sie nicht gleich mit dem ursprünglichen Bewusstsein zurückgekehrt ist und dadurch leichter von Nogitsune manipulierbar war. Natürlich war dann die Liebe der beiden der Schlüssel und da der Film ansonsten von intensiveren Beziehungskisten (abgesehen von den erwähnten Eli und Derek) befreit war, war das als emotionaler Anker umso wichtiger.
Dass auch Adrian Harris zurückgeholt wurde, bestätigt zwar meine Beobachtung, dass der Film innerhalb der Logik des Serienuniversums bleibt, ist aber nicht unbedingt der Kniff, den ich von der getroffenen Auswahl der Handlungen am besten fand. Er fügt sich dann nahtlos auch in den Eindruck dessen ein, was ich weiter oben als "etwas zu viel des Guten" betitelt habe. Dennoch würde ich den Film insgesamt als logisch und sinnvoll aufgebaut beschreiben wollen. Er hat definitiv seine Längen, er hat auch gerade im spannungsgeladenen Finale die Tendenz, zu sehr zwischen den einzelnen Handlungsorten hin- und herzuwechseln, was für mich eher hektisch als spannungssteigernd war, und er ist für die Länge auch zu einseitig, denn im Fokus waren eben Scott/Allison und Derek/Eli. Die restlichen Figuren waren für mich zu sehr Statisten oder nur mit kleineren Highlight-Momenten ausgestattet. Würde ich bei einer weiteren Fortführung des Universums (egal in welcher Form) wieder einschalten? Ziemlich sicher, aber gleichzeitig besteht in meinen Augen auch kein Muss dafür. Dass Scott nun wirklich das Happy End bekommen hat, was ihm so nicht vergönnt schien, das ist wirklich ein guter Schlusspunkt. Auch Dereks Opfer macht in der Entwicklung Sinn und die Symbolik rund herum war top gewählt und hat mich berührt. Aber es sind eben auch große Einschnitte und keine kleinen Abenteuer mehr, von daher wäre jeder weitere gewählte Schritt doppelt und dreifach zu überdenken.
Fazit
"Teen Wolf: The Movie" lässt mein Fanherz einerseits mit vielen Kleinigkeiten, andererseits aber auch mit dem großen Handlungsrahmen, der auf der Serie fußt, höher schlagen. Dennoch hat es auch knifflige Aspekte gegeben, denn die Laufzeit war zu lang und dann von der Charakterseite her zu einseitig gewählt. Für Fans ist er allemal zu empfehlen, was mich meine Bewertung auch aufrunden lässt, aber die Schwächen sind genauso wenig wegzudiskutieren.
Mehr Hintergrundinfos zu "Teen Wolf: The Movie"
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Teen Wolf" ansehen:
Vorherige Review: #6.10 Sturmreiter | Alle Reviews |
Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Teen Wolf: The MovieErstausstrahlung (US): 26.01.2023
Erstausstrahlung (DE): 20.04.2023
Regie: Russell Mulcahy
Drehbuch: Jeff Davis
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