Bewertung

Review: #2.01 Die 48

Foto: Marie Avgeropoulos, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Marie Avgeropoulos, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die erste Staffel der neuen "The CW"-Serie "The 100" war eine der großen Überraschungen der letzten Fernsehsaison und entwickelte sich nicht nur schnell zu einem echten Fanliebling, sondern begeisterte auch viele Kritiker, die sonst Serien des kleinen Senders eher skeptisch gegenüberstehen. Das Finale der angenehm kurzen ersten Staffel bot dann reihenweise epischer Momente, führte die Staffel dadurch zu einem vorläufigen Höhepunkt und steigerte die Erwartungshaltung für die zweite beträchtlich. Mit der letzten Einstellung, die Clarke eingesperrt in einen sterilen weißen Raum zeigte eröffnete sich dann auch das Tor zu einer völlig neuen Erzählebene. Gleichzeitig gelang Abby, Kane und ein einer Reihe weiterer Arker die Landung auf der Erde, während das Schicksal von Finn, Bellamy, Raven, Octavia, Lincoln und Jasper zunächst ungeklärt blieb. Viel Stoff also, mit der sich der Staffelauftakt dann auch ausgiebig beschäftigte, gleichzeitig die Serie aber auf eine völlige neue erzählerische Ebene hob und dadurch ein ganzes Stück nach vorne bringt.

"Welcome to Mount Weather."

Es wurden im Finale der ersten Staffel viele Storyfäden in der Luft hängen gelassen, am meisten konnte man aber gespannt sein, was es mit dem weißen Raum auf sich hat, in dem Clarke erwachte. Glücklicherweise erfolgte im Auftakt der zweiten Staffel eine ausführliche Einführung in diese neue Welt, welche einen völlig neuen Schauplatz offenbart, der gleichermaßen bedrohlich, wie faszinierend wirkt. Die Autoren entwickeln mit der Darstellung von Mount Weather, welches auf den ersten Blick wirkt wie eine etwas zu perfekte utopische Zwischenwelt, einen Schauplatz, der zunächst auch von der Atmosphäre völlig fremd wirkt. War die erste Staffel geprägt von einer durchgehenden rauen und dreckigen Aura eines ständigen Überlebenskampfes, ist davon in dieser abgekapselten Station, in der sich eine Gemeinschaft aus denjenigen gebildet hat, die in der Außenwelt aufgrund der radioaktiven Strahlung nicht überleben können. Aufgrund fortgeschrittener technischer Möglichkeiten und Innovationen mangelt es in dieser Welt auch nicht an Nahrung und sonstigen Annehmlichkeiten. Die Entscheidung, die Welt größtenteils aus der Perspektive von Clarke kennenzulernen, war die richtige, bleibt sie doch weiterhin eine Skeptikerin und geborene Anführerin, die dieser zu perfekten Welt nicht traut und deshalb auch versucht zu fliehen, um ihren noch in der freien Wildbahn ums Überleben kämpfenden Freunden beizustehen.

Ansonsten werden mit dem scheinbaren Anführer von Mount Weather Dante Wallace ein neuer, für die Entwicklung dieser Serie wohl noch immens wichtiger Charakter vorgestellt, der genau wie das Zentrum etwas gütiges, aber gleichzeitig latent bedrohliches ausstrahlt. Dazu steht als weitere neue Figur noch die in der Quarantänestation arbeitende Maya, von der man noch nicht allzu viel erfährt, außer das bereits überdeutlich eine aufkeimende romantische Verbindung zu Jasper thematisiert wird. Etwas störend wirkte im Zusammenhang der ganzen Einführung von Mount Weather nur der Umstand, dass Clarke es viel zu leicht gelang aus ihrer Zelle und dann fast auch noch aus der Station zu fliehen. Bei so einer stark abgeriegelten Station sollte es eigentlich doch ein schwierigeres Hindernis sein auszubrechen und nicht die Betätigung eines einfachen Hebels genügen. Überzeugen tun aber die vielen kleinen Details, die eine erste plastische Vorstellung von dem Leben in dieser Station vermitteln. So schmücken große Kunstwerke die Wände und zu Essen gibt es eine Vielzahl köstlicher Torten. Wie man aber auch schon aus diversen dystopischen Zukunftsvisionen gelernt hat, brodelt sicher auch hier unter der Oberfläche einiges, was erst noch ans Tageslicht gebracht werden muss. Die Welt von "The 100" wird aber immer größer und größer, es tauchen immer neue Parteien auf, was die Serie immer epischer, durchdachter und spannender werden lässt. Der Titel der Folge bezieht sich im Übrigen auf die Anzahl derjenigen, die nach Mount Weather gebracht wurden.

"That's one. I lost 300."

Neben der Einführung in die neue Welt der Station ereignet sich aber noch einiges mehr in dieser Folge, die zu keiner Sekunde still stehen zu scheint. So befindet sich Bellamy weiterhin auf der Flucht und versucht schließlich in einer waghalsigen Rettungsaktion Finn vom Tristan zu befreien. Es ist weiterhin schön zu sehen, wie positiv Bellamy sich im Laufe der ersten Staffel entwickelt hat und langsam zu einem der zentralen Sympathieträger der Serie aufgestiegen ist und nun ohne groß nachzudenken bereit ist für die Rettung seiner Freunde sein Leben zu riskieren. Die schlussendliche Rettungsaktion ist dann "The 100"-typisch mit Schwierigkeiten und auftauchenden Sackgassen verbunden, geht aber doch einigermaßen glimpflich aus, taucht doch wie aus dem Nichts Kane auf und rettet die Situation. Hier kommt es dann auch schon früh zu einer ersten Wiedervereinigung der verstreuten Parteien. Die Zusammenführung heizt die Dramatik dann dadurch weiter an, dass Abby erfahren muss, dass ihre Tochter Clarke verschwunden ist. Es werden hier dann größtenteils eher die Weichen gestellt für weitere Entwicklungen und eine eine neue Gruppenhierarchie etabliert, in dem Kane nun das Sagen hat, der bisher einen durchsetzungsstark und gerechten neuen Ratsvorsitzenden abgibt.

Zum großen Teil isoliert vom übrigen Geschehen ist zunächst Raven, die sich verletzt noch im verlassenen Schiff befindet und nach dem Verbrauchen der letzten Kugel dort auf den selbst angeschlagenen Murphy trifft und sich schließlich gezwungenermaßen mit gerade demjenigen arrangieren muss, der sie fast getötet hat. Für mich war Murphy immer einer derjenigen Charaktere, mit dem ich schwer etwas anfangen konnte und der mir als ambivalenter Soziopath und gebrochener Antagonist oft zu blass war. Durch die nähere Konzentrierung auf das Seelenleben dieses Charakters und seiner persönlichen Hintergrundgeschichte inklusive erlebter Traumata hat sich dies nun ein wenig begonnen zu ändern. Besonders im Zusammenspiel mit der sehr gegensätzlichen Raven hat dies sehr gut funktioniert und sorgte für wohltuende, ruhiger und charaktergetriebene Momente in dieser rasanten mit allerhand Entwicklungen vollgestopften Auftaktfolge. Die Chemie zwischen Raven und Murphy scheint überraschenderweise zu stimmen und die Beiden sind sich dann vielleicht doch viel näher, als man vorher annehmen konnte. Mal sehen, ob in diese Richtung noch irgendwas weiterführendes passieren wird.

Zuletzt muss auch noch kurz auf Lincoln und Octavia eingegangen werden, die sich momentan auf sich gestellt auf der Flucht befinden, währenddessen Octavia mit einer Vergiftung kämpft, die sie immer schwächer werden lässt. Lincoln versucht Hilfe von seinem alten Clan zu bekommen. Hier wird langsam einiges in Gang gesetzt, besonders durch das Auftauchen einer monsterähnlichen Gestalt mit deformierten Gesicht, die Lincoln und Octavia zu beobachten scheint. Es wird immer deutlicher, dass die Erde bevölkert ist von allerhand verschiedener Gestalten und Parteien, was Stoff bietet für allerhand überraschende Entwicklungen und sich entwickelnde Konflikte. Ansonsten sind die Erlebnisse von Lincoln und Octavia für mich klar das schwächste Glied der Folge, da ich auch noch keinen wirklichen Zugang zu deren sich sehr schnell eingeführten und entwickelten Beziehung gefunden habe. Für mich fehlt da noch das ganz große Feuer zwischen diesen beiden Charakteren.

Fazit

Der Auftakt in die zweite Staffel kann als hochspannend und intensiv beschrieben werden. Es werden viele neue Fragen aufgeworfen, weitere Erzählebenen geöffnet und Gruppen teilweise wieder zusammengeführt. Etwas schade ist, dass Clarke, Jasper und Monty nun erstmal getrennt sein werden vom Rest der Gruppe. Besonders Clarke und Bellamy haben sich im Laufe der ersten Staffel als starkes Team herausgestellt, von dem ich gerne schnell mehr sehen würde. Trotz der Fülle an Ereignisses also eine sehr kompakt erzählte, die Spannung sofort wieder auf 100 bringende Folge, die mit einem unerwarteten Cliffhanger endet, der klar macht, dass man die Ark als Handlungsort wohl doch nicht verlassen wird.

Moritz Stock - myFanbase

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