Bewertung

Review: #2.05 Menschenversuche

Foto: Henry Ian Cusick, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Henry Ian Cusick, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In #2.05 Human Trials überschlagen sich permanente die Ereignisse, auf vielen Ebenen wird die Story gnadenlos weiter vorangetrieben. Das hohe Erzähltempo und die Mannigfaltigkeit der Erzählstränge wird aber mehr und mehr zum zentralen Problem der gesamten Serie, werden viele Entwicklungen doch viel zu schnell abgehandelt, um möglichst schnell zur nächsten Plot-Station zu kommen. Nirgendwo anders lässt sich das besser verdeutlichen, als bei der Entwicklung von Finn, welcher immer tiefer in den Schlund des Wahnsinns geworfen wird, ohne das diese Entwicklung wirklich plausibel dargestellt wird. Aber auch andere zentrale Ereignisse verschwinden zusehends in der schieren Masse an Entwicklungen: "The 100" ist dadurch zwar auf eine gewisse Weise unterhaltsam und oftmals auch sehr spannend, aber auch mehr und mehr oberflächlicher und im Bezug auf die Figurenpsychologie leider immer unausgereifter.

"I just got you back."

Gab es in der letzten Folge schon eine Wiedervereinigung zu feiern, so steht der Beginn dieser Folge auch ganz im Zeichen von dem Zusammenführen zersplitterten Gruppen und Personen: So bekommt Abby endlich ihre Tochter Clarke wieder zurück und auch die immer mehr eine tiefe Verbundenheit zu einander entwickelnden Bellamy und Clarke treffen aufeinander. Das Zusammenkommen von Mutter und Tochter währt aber nicht lange, entschließt sich Clarke doch schnell dazu das sichere Camp wieder zu verlassen, um Finn und Murphy zu suchen. Der Konflikt der sich hier entspannt und sich vor allem um Abby dreht, die ihren vorübergehenden Posten als Ratsvorsitzende dafür nutzen will, um Clarke diese Rettungsmission zu verbieten und damit Finn seinem eigenen Schicksal überlässt, ist Angesichts der Rahmenbedingungen durchaus nachvollziehbar und plausibel dargestellt: Abby ist hin und her gerissen zwischen ihrer Rolle als Mutter, die ihr Kind nicht wieder verlieren will und der Rolle als Ratsvorsitzende und Oberhaupt der Gemeinschaft, für deren Mitglieder sie allesamt gleichermaßen verantwortlich ist. Die mütterlichen Instinkte überschatten die sonst stets sehr verantwortungsbewusste und auch menschliche Seite von Abby und offenbaren eine Seite von ihr, die man bisher noch kaum gesehen hat. Diese Angst um das Wohlergehen ihrer Tochter führt dann auch zur Überreaktion in Bezug auf Raven, die sie in einem Moment tiefer Schwäche schlägt. Die Ausarbeitung dieses inneren Konflikts von Abby, bei dem sicher auch noch die generell weiterhin sehr komplizierte Beziehung zu Clarke eine gewichtige Rolle spielt, wird hier sehr gut ausgearbeitet und lässt diese Figur vielschichtiger und dabei nur noch menschlicher erscheinen.

"Where's Finn?"

War die Darstellung des Zwiespalts von Abby nachvollziehbar gezeichnet, auch wenn man sich noch ein paar mehr Szenen zwischen ihr und Clarke gewünscht hätte, welche diese verfahrene Beziehungskonstellation nochmal vertieft, so geht die Darstellung des Verhaltens von Finn mehr und mehr komplett den Bach hinunter. Dies kulminiert in der verstörenden Schlussszene, in der Finn aus purer Verzweiflung und Überforderung mehrere unschuldige Grounder erschießt. Der Weg des Finn vom treuem, aber oftmals sehr blass wirkenden moralisch intakten Anhängsels von Clarke hin zur brutalen Killermaschine, der tatsächlich alles bereit ist zu tun, um Clarke wiederzufinden, funktioniert kaum, da diese Entwicklung zu plötzlich, zu überhastet und gestellt wirkt. Zum großen Teil liegt das daran, dass die Beziehung zwischen Finn und Clarke nicht so stark ausgearbeitet wurde, dass man als Zuschauer nachvollziehen könnte, warum er jetzt all diese grausamen Dinge für sie tut und buchstäblich über Leichen geht. In der schieren Masse von dargestellten Entwicklungen war leider nicht genug Platz für eine nachvollziehbare Darstellung dieser Entwicklung, weshalb die Schlussszene einen nicht nur verstört, sondern fast schon verärgert zurücklässt, wird die Entwicklung von Finn doch vor allem dazu genutzt die Story schnell und möglichst spektakulär voran zu treiben. Darunter leidet dann aber auch die Charaktertiefe, die dafür sorgen würde, dass die Handlungen Finns einerseits nachvollziehbarer und andererseits auch auf emotionaler Ebene einen mehr packen und ergreifen würden. Dies funktioniert hier leider überhaupt nicht, da hilft dann leider auch die spannungsgeladene Inszenierung wenig. Positiv in diesem Zusammenhang hervorzuheben ist dann alleinig die Chemie zwischen Bellamy und Clarke, die endlich wiedervereint ein sich wunderbar gegenseitig ergänzendes Team abgeben.

"Can I just say ... the first human trial was a success."

Man merkt an den dargestellten Entwicklungen schon, dass auch diese Folge wieder sehr vollgestopft war und so gab es neben dem ganzen Drama der Wiedervereinigung von Mutter und Tochter und der Eskalation von Finn, der wohl endgültig mit seiner Tat im Dorf der Grounder eine Lawine kriegerischer Auseinandersetzungen in Gang gesetzt hat, auch einen weiterführenden Einblick in die Machenschaften der Mount Weather Station. So bekommen wir einerseits einen Einblick in die grausamen Experimente, die mit Lincoln angestellt werden und die das klare Ziel haben ihn in einen gnadenlosen und unbarmherzigen Soldaten zu verwandeln, der als nützliche Waffe in einem sich anbahnenden Krieg verwendet werden kann. Dann stellte sich zusätzlich noch raus, dass der Leiter des Zerberus-Programms der Sohn von Dante Wallace ist. Dazu wurde aber auch ein zweites Experiment in Gang gesetzt, in das Jasper involviert wird: Nach einer Sicherheitslücke, durch die Maya mit radioaktiver Strahlung in Kontakt kommt, kämpft sie um ihr Überleben und nur eine Bluttransfusion von Jasper kann sie noch retten, weshalb sich dieser schnell dazu bereit erklärt. Die ganze Dramatik dieser Situation schwappt leider nicht wirklich zum Zuschauer rüber, zu konstruiert wirkt diese Situation und zu klar ist, dass Jasper alles tun würde, um Maya zu retten. Auch hier hätte man sich durchaus mehr Zeit lassen können, um das Dilemma Jaspers näher zu beleuchten und auch die generelle Beziehung von Jasper und Maya bleibt weiterhin viel zu oberflächlich und unter beleuchtet. Es fehlt einfach die Zeit, um auch hier bestimmte Dinge ausführlicher zu thematisieren. Auch der schlussendliche Einblick hinter die Kulissen von Mount Weather, in denen vor allem Experimente durchgeführt werden, die wohl die Sicherheit der Station und das Überleben der darin lebenden sichern sollen, fehlt die innere Sprengkraft, zu lapidar werden hier Antworten geliefert, die einen kaum zum Staunen bringen.

"So we meet again."

In dem ganzen Durcheinander geht dann fast die Mission von Kane fast völlig unter, der Opfer seiner eigenen Gutgläubigkeit wird, indem er einem Gefangenen Vertrauen schenkt, ihn befreit und dafür sofort die Quittung erhält, in dem er überwältigt und entführt wird. Hier wird Vertrauen wieder als Gut dargestellt, welches in dieser Welt kaum Bedeutung besitzt. So richtig nachvollziehbar ist aber nicht, warum Kane sich dazu entschließt dem Gefangenen die Freiheit zu schenken, wurde er doch sonst eher als Mann des strategischen Intellekts dargestellt, der die Risiken kennt und diese nicht leichtgläubig in Kauf nimmt. Dieses Verhalten Kanes ist aber schlussendlich Mittel zum Zweck, um Kane und Jaha zusammenzuführen, der zufällig von den gleichen Männern entführt wurde, die nun auch Kane in Gefangenschaft halten. Das Zusammentreffen der Beiden heizt die Story aber sicherlich gehörig an und man kann gespannt sein, was aus dieser Konstellation im Rest der Staffel noch alles gemacht wird.

Fazit

Die Kritik an dieser Folge und "The 100" im Allgemeinen hängt schlussendlich vor allem damit zusammen, dass sich die Autoren mehr und mehr selbst übernehmen und in ihrem Anspruch eine komplexe Welt mit verschiedenen Parteien und Charakterkonstellationen zu erschaffen zu hoch zielen, was auf Kosten der Tiefe und Nachvollziehbarkeit geht. Die Serie ist weiterhin spannend, rasant und aufregend erzählt, hat ein wahnsinnig hohes Tempo, arbeitet dadurch aber viele Dinge viel zu schnell und überhastet ab. Lässt so den Charakteren kaum Zeit zum Atmen und versperrt dem Zuschauer dadurch die Chance viele Figuren und deren Beziehung zueinander besser zu verstehen und wirklich mit ihnen mitzufühlen. Daran muss noch gearbeitet werden, denn der äußere Rahmen dieser Serie ist weiterhin mehr als vielversprechend.

Moritz Stock - myFanbase

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