Bewertung

Review: #2.07 Der Weg in die Freiheit

Foto: Ricky Whittle, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Ricky Whittle, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Die finale Konfrontation zwischen den Groundern und Arkern steht kurz bevor und es gilt nun Lösung zur Bewältigung dieses Konflikts schnellstmöglich zu finden. Die Folge zieht ihre Spannung vor allem aus dem Spiel mit den verschiedenen Allianzen und dem Taktieren unter erhöhtem Zeitdruck. Dabei steht erneut Clarke ganz klar im Zentrum und zeigt sich erneut als starke und vor allem intelligente Anführerin. Die Folge fällt schlussendlich aber auch deshalb so überzeugend aus, da die verschiedene Storystränge sich geschickt miteinander verflechten und die Spannung dadurch ständig gesteigert wird.

"The grounders are coming."

Ein Problem von "The 100" war teilweise die narrative Überfrachtung durch die Thematisierung vieler verschiedener kleiner Konflikte und Handlungsstränge, die nicht früh genug sinnvoll miteinander verbunden wurden. Dies ist in dieser Folge glücklicherweise anders, gibt es grob gesagt doch eigentlich nur zwei große unabhängig voneinander ablaufende Erzählstränge. Der zentrale und am meisten Raum einnehmende ist der des aufziehenden Krieges zwischen den Arkern und den Groundern. Geschickt werden hier verschiedene Allianzen miteinander ausgespielt und zwar sowohl zwischen den Kriegsparteien, als auch innerhalb der eigenen Linien. So tritt Jaha dafür ein dem anstehenden Krieg durch Flucht zu entgehen, was aber ein Leben unter ständiger Gefahr bedeuten würde. Abby sträubt sich zunächst dagegen, willigt aber schließlich dem Plan kurzzeitig aufgrund des Mangels besserer Alternativen ein.

Dann kommt aber erneut Clarke ins Spiel, die sich in der ersten Hälfte der Folge um den vergifteten, verletzten und zu einem Reaper transformierten Lincoln kümmert und in diesem Kontext eine Strategie zu einer friedlichen und kooperativen Konfliktlösung entwickelt. Spannend ist hier wie die drei Partien gegeneinander ausgespielt werden. Clarke realisiert schnell, dass die Menschen von Mount Weather in gewisser Weise einen verbindenden Feind darstellen, der sowohl Clarkes Gruppierung, als auch den Groundern großes Leid zufügt. Clarke verspricht somit Lexa als Angebot des Waffenstillstands die Rettung Lincolns und weiterführend eine Kooperation, die zur Rettung sowohl der gefangenen genommenen und zu Reapern umfunktionierenden Groundern, als auch ihrer eigenen Leute führen soll. Die Rettung Lincolns mit Hilfe von Abby, die sich schließlich demonstrativ gegen Jaha und auf die Seite ihrer Tochter stellt, unter erhöhtem Zeitdruck sorgt für eine spannungsgeladene Grundstimmung, die durch die geschickte Inszenierung des nahenden Angriffs der Grounder auf das Camp noch weiter angefeuert wird.

Es geht weiterhin um die Auflösung von Konflikten, welche aber immer nur wieder zu neuen Konflikten führt. Die Entzweiung und Ausgliederung von Jaha ist in diesem Kontext der erste Aspekt, der innerhalb des Camps zu Spannungen führt. Ein weiterer und schwerwiegenderer ist die ganz am Schluss von Lexa ausgesprochene Voraussetzung für eine weiterführende Kooperation und die Festigung des temporären Waffenstillstands. Diese verlangt die Auslieferung und den Tod von Finn, der für seinen Massenmord hingerichtet werden soll. Die schier unerträglichen moralischen Problemstellungen, denen die Charaktere Woche für Woche gegenüberstehen, erreichen hier ein ganz neues Level und machen die Serie dadurch zu so einem intensiven und nervenzehrenden Erlebnis. Es scheint als können die Charaktere der sich immer schneller drehenden Spirale aus Gewalt, Tod und Verlust nie gänzlich entkommen.

"This is were we belong."

Der zweite Erzählstrang dieser Folge spielt in Mount Weather. Die Folge beginnt auch in diesem Kontext und verdeutlicht erneut wie brutal und gnadenlos die Serie bei Zeiten agiert und zeigt ein von Dr. Tsing und Cage Wallace durchgeführtes Experiment, bei dem ein junges Mädchen namens Keenan Mykulak der Außenwelt ausgesetzt wird, um ihre Reaktion auf diese zu testen. Als sich herausstellt, dass sie in der Außenwelt nicht überleben wird, fällt die vor allem von Dr. Tsing vorangetriebene Entscheidung das Mädchen auf grausame Weise sterben zu lassen, damit niemand von den Experimenten erfährt. Auch hier intensiviert sich das Geschehen zusehends, als sich herausstellt, dass das Blut der 47 nicht genug ist und vielmehr das Knochenmark für Heilung der körperlichen Unverträglichkeit der Außenwelt benötigt wird. Für diese Entnahme müssten aber alle 47 Jugendlichen für die Heilung der eigenen Gruppe geopfert werden. Hieraus entwickelt sich ein erhöhtes Konfliktpotential, was vor allem zwischen Vater und Sohn ausgetragen wird. Cage versucht seinen Vater Dante davon zu überzeugen, dass für das Wohl der eigenen Gruppe Opfer gebracht werden müssen, indem er Dante die Wunder der frischen Luft und Natur deutlich macht. Dante lehnt dieses Vorgehen zwar zunächst kategorisch ab, es scheint am Ende der Folge aber so, dass er beim Betrachten einer Blume Zweifel entwickelt und sich dadurch weiter auf die Seite seines Sohnes zubewegt. In einigen Szenen wird auch hier weiter an der Spannungsschraube gedreht und die moralische Fallhöhe geschickt erweitert.

Ein wenig nebensächlich erscheint da fast die Entwicklung eines Fluchtplans, der von Jasper, Monty und ihren Freunden und Unterstützern langsam vorangetrieben wird. Es ist schön diese Gruppe zusammen interagieren zu sehen, auch wenn man sich ein bisschen mehr Zeit für die einzelnen Charakter durchaus noch nehmen könnte, um auch die Nebencharaktere ein wenig plastischer werden zu lassen. Wichtig ist hier schlussendlich auch der Beweis, dass ihre eigene Gruppe außerhalb der Mauern von Mount Weather noch am Leben ist, was die Fluchtaspirationen noch weiter bestärken. Wie so oft bei "The 100" endet aber auch dieser Erzählstrang mit einer grauenvollen Enthüllung, die zeigt, dass Harper eine der ersten Opfer des Knochenmark-Experiments ist.

Fazit

Die zweite Staffel feiert in der nächsten Folge Bergfest, denkt aber gar nicht daran im Mittelteil der Staffel das Tempo zu drosseln, sondern treibt schnell und spannungsgeladen die einzelnen Konflikte weiter voran und reißt neue moralisch unentwirrbare Problemfelder auf, die eine rasante und nervenaufreibende zweite Staffelhälfte versprechen. Als Kritikpunkt kann im Grunde nur das Fehlen wirklicher ruhiger Charaktermomente ausgemacht werden, die ein wenig dem schnellen Voranschreiten der Rahmenhandlung zum Opfer gefallen sind.

Moritz Stock - myFanbase

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