Bewertung

Review: #1.02 Wir sind nicht allein

Foto: Thomas McDonell, The 100 - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Thomas McDonell, The 100
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nachdem zwar nicht gänzlich überzeugenden, aber vielversprechenden Piloten werden in der zweiten Folge nun die aufgemachten Handlungsstränge weiter verfolgt und auf der Ark mit der Mechanikerin Raven ein neuer, für den weiteren Verlauf der Handlung wichtiger Charakter, eingeführt. Die Folge kommt aber insgesamt trotz einiger spannender Entwicklungen nicht richtig in Gang und agiert insgesamt eher auf Sparflamme. Dies ist auch deshalb schade, weil die Serie vom Grundkonzept und der Ausgangslage durchaus Stoff für prächtige Science-Fiction-Unterhaltung bietet. Nur braucht "The 100" wohl noch etwas Zeit sich richtig zu finden und die Geschichte in der ganzen epischen Breite auszuspielen. Trotz alledem sind aber durchaus einige vielversprechende Ansätze auszumachen.

"We don't have time for false hope."

Auf der Ark geht es weiterhin um zentrale Entscheidungen und die Suche nach dem richtigen Kurs für die Zukunft. Es wird deutlich gemacht, dass in vier Monaten die Luft aufgebraucht ist und das deshalb nach und nach Bewohner der Ark verstoßen werden müssen, um den Sauerstoffvorrat länger aufrecht zu erhalten. Das Ratsmitglied Kane setzt sich für die harten und unbarmherzigen Maßnahmen ein, wohingegen Clarkes Mutter Abby auf Hoffnung setzt. Diese schöpft sie auch aus der jungen Mechanikerin Raven, die in dieser Folge erstmals auf der Bildfläche erscheint. Eben Raven ist es dann auch, die die Problematik der erlöschenden Armbänder aufklärt und herausfindet, dass die auf die Erde abgesandten diese nach und nach selbstständig entfernen. Raven scheint eine Bereicherung für die Serie zu sein und macht einen sympathischen und aufgeweckten ersten Eindruck. Schnell wird zudem klar, dass sie in den zukünftigen Entwicklungen der Serie noch eine wichtige Rolle spielen wird, verfügt sie nicht nur über außergewöhnlich gute technische Fähigkeiten, sondern ist auch die Freundin von Finn und will deshalb zusammen mit Abby ebenfalls zurück auf die Erde reisen.

Die Offenbarung, dass Raven in einer romantischen Beziehung mit Finn stand oder immer noch steht, lässt auf viel romantisches Drama schließen, entwickelt Finn doch auf der Erde mehr und mehr Gefühle für Clarke. Der schlussendliche Plan eine alte Kapsel zu reparieren, mit dem Abby und Raven auf die Erde reisen können, um die Lebensqualität dort selbstständig zu testen, ist dann auch die interessanteste Komponente der Folge und verspricht viel Spannung, die diese Folge für sich leider viel zu selten bietet. Ansonsten verstricken sich die Charaktere auf der Ark weiterhin in Konflikte und Meinungsverschiedenheiten, die auch schon im Piloten eine Rolle spielten. Wirklich mehr Profil haben Charaktere wie Kane oder auch Jaha dadurch aber nicht gewonnen. Es besteht momentan das Problem eines sehr großen Figurenensembles, was erst noch entwickelt werden muss. Dafür braucht es Zeit, die man aufbringen muss und auch sollte.

"We are so screwed."

Der Cliffhanger der letzten Folge wurde recht unspektakulär aufgelöst: Jasper ist nicht durch den Speer gestorben, sondern wurde verschleppt. Einerseits freut es einen, dass der sehr sympathische Jasper, der vor allem mit Monty ein tolles Freundespaar abgibt, der Serie noch erhalten bleiben wird, andererseits mutet es schon ein wenig merkwürdig und und unglaubwürdig an, dass Jasper diese Attacke überlebt hat. Ein großer Teil der Folge konzentriert sich dann auf die Rettungsmission Jaspers, die Clarke, Bellamy, Wells, Murphy und Finn gemeinsam antreten. Dabei gilt es dann einige Gefahren, zu denen unter anderem der Angriff einer Raubkatze gehört, zu überstehen, bis der schwer verletzte Jasper aufgehängt auf einem Baum, aber lebend gefunden wird. In einer brenzligen Situation zeigt der als Antagonist eingeführte Bellamy sein Herz und rettet Clarke, wohingegen Wells in letzter Sekunde Bellamy vor einem Angriff der Raubkatze beschützt. Diese Rettungssituationen können dann aber leider kaum Spannung aufbauen, da man nie das Gefühl hat, dass die Charaktere wirklich in Gefahr schweben. Diese Szenen machen eher den Eindruck von erzwungenen Momenten der Charakterentwicklung, die wenig subtil zeigen, dass auch der eher fiese und unsympathische Bellamy ein Herz hat.

Eine weitere Entwicklung besteht schließlich noch darin, dass die Gruppe um Clarke herausfindet, dass der Fluss wohl eine Grenze darstellt, die nicht überquert werden darf. Von den Bewohnern ist schließlich nur in der allerletzten Szene etwas zu sehen, in der gezeigt wird, wie ein maskierter Krieger das Camp der "100" beobachtet. Neben den ganzen handlungspraktischen Entwicklungen wurden aber auch die Charakterentwicklungen- und konstellationen vorangetrieben. Vor allem Clarke und Finn nähern sich weiter an und teilten einen schönen gemeinsamen Moment im See.

"This is home now."

Im Camp brodeln auch weiterhin einige Konfliktfelder, die vor allem mit der Problematik der Armbänder zu tun haben, die von immer mehr Jugendlichen abgenommen und zerstört werden. Bellamy will damit alle ehemaligen Insassen freisetzten und eine freie, neue Gesellschaft ohne striktes Regelwerk gründen. Bellamy selbst spielt sich aber als unbarmherziger Anführer auf, der seine "Untertanen" gnadenlos bestraft. Octavia hat derweil eine kleine Affäre mit dem erstmals auftauchenden Atom, der aber in dieser Folge komplett blass bleibt, was dieses ganze Techtelmechtel bedeutungslos macht. Die Figur der Octavia kann dadurch auch nicht weiterentwickelt werden, nur in einem kurzen Gespräch mit Monty verbucht sie einen kleinen, schönen Moment für sich.

Fazit

Die zweite Folge von "The 100" fällt zum akzeptablen Auftakt merklich ab und schafft es kaum, einprägsame Charaktermomente oder intensive spannungsgeladene Entwicklungen zu präsentieren, sondern hangelt sich eher von einer Konfliktsituation zur nächsten, die dann zumeist schnell aufgelöst werden und im Nichts verpuffen. Es wird momentan noch versucht den eigenen Ton und die eigene Richtung zu finden und sich vor allem darauf konzentriert zukünftige Handlungsstränge aufzubauen, was diese Folge aber zu einem wenig aufregenden Zwischenstück zu hoffentlich aufregenderen, zukünftigen Ereignissen macht. Die Grundkonstellation der Serie und auch einige Charaktere geben aber weiterhin Hoffnung.

Moritz Stock - myFanbase

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