Bewertung

Review: #12.07 Die Ablehnungs-Attraktion

Foto: Melissa Rauch, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Melissa Rauch, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nach der amüsanten Halloween-Episode geht es auch mit viel Humor in die nächste Episode. Inhaltlich kommen zwar nur ein paar egoistische Charakterzüge zum Vorschein, aber diese sind prinzipiell immerhin nachvollziehbar.

"President Siebert trusted me with this and I'm taking this seriously."

Leonard bekommt die große Ehre, noch offene Projektgelder zu verteilen und bekommt deshalb von allen Seiten Avancen und Anfragen. Da sich darunter auch wirklich sinnfreie Projektanträge befinden, kann er diese schnell ablehnen. Dass Penny das attraktiv findet, war ein schöner Nebeneffekt, den man auch sehr gut nachvollziehen kann, weil Leonards Verhalten so ganz und gar nicht alltäglich ist und für einen Moment eine Seite an ihm ausbricht, die man als liebende Frau aufregend findet. Dass dies nur von kurzer Dauer ist, ist zwar etwas schade, sorgt inhaltlich aber sowohl bei Penny als auch bei Leonard für Fortschritte. Leonard gibt offen zu, dass drei Projekte in Betracht kommen, und setzt sich damit nur noch mehr unter Druck. Das war nicht besonders clever von ihm. Typisch für ihn ist dann, dass er der Entscheidung ausweichen will, um niemandem absagen zu müssen, weil alle drei Projekte gute Argumente für sich haben. Doch daraus wird natürlich nichts. Vielmehr wird ihm klar, dass er letztlich nur benutzt wird. Ausgerechnet Sheldon ist es dann, der ihm ganz wunderbar direkt und einleuchtend klar macht, dass es eigentlich nicht darauf ankommt, von allen gemocht zu werden. Und in dieser Entscheidung ist es auch gar nicht möglich. Die Lösung des Problems ist dann etwas seltsam. Dass Leonard einfach ein eigenes Projekt auswählen kann, ist zwar für Leonard eine spannende Entscheidung, weil er sich egoistisch verhält und Missgunst von allen in Kauf nimmt, dass dies aber so möglich ist, halte ich für äußerst fragwürdig. Hier soll der Zweck wohl wieder die Mittel heilen, was in Ordnung wäre, wenn der Zweck nachhaltig wäre. In der Regel bleibt es aber ein einmaliges Ereignis und ist keine echte Charakterentwicklung, sodass man eher davon ausgehen kann, dass diese Geschichte eigentlich belanglos ist im Kontext dieser Staffel.

"I love my kids, but that hour to myself just makes me feel human again."

Spannender ist da eigentlich die zweite Storyline, die eine Bernadette zeigt, die sich dem Stress der Kinder entzieht und Howard anlügt, damit sie sich eine Stunde nur für sich genehmigen kann. Dass sie dies in dem Spielhaus umsetzt, ist vor allem lustig, als der geheime Club auf Penny und Amy anwächst und sie sich da noch reinzwängen. Die Mädels hatten auch wirklich die besten Sprüche in dem kleinen Haus und konnten somit einen großen Anteil an der Unterhaltung in der Episode liefern. Zwar kommt es leider etwas zu kurz, wie sehr man als Mutter darunter leidet, dass man die Zeit ohne Familie genießt, weil die Kinder einem trotz aller Liebe auch gehörig auf den Geist gehen können, aber ich bin immer schon froh, wenn man etwas mehr aus dem Familienleben im Hause Wolowitz zeigt, weil es hier so viel Potenzial gibt, auch mal tiefgründiger zu werden. Überraschend war dann die Tatsache, dass Howard Bernadettes Geheimnis kennt und darüber gar nicht wütend ist. Es wäre ein wirklich toller Charakterzug gewesen, wenn er seiner Frau diese Zeit selbstlos gegönnt hätte, weil er weiß, dass sie das in dieser Phase braucht. Leider wird diese Geste sofort zunichte gemacht, weil Howard doch nur an sich denkt und Bernadette gewähren lässt, damit er für seine Lüge eine Entgegnung hat. Das ist schade und wieder mal viel zu oberflächlich. So bleibt diese Geschichte in guten Ansätzen hängen und bleibt dann doch wieder oberflächlich.

"What's German for annoying?" - "Nervig, why do you ask?"

Ich möchte noch ein paar Worte zu der ersten Szene dieser Episode verlieren, weil sie sinnbildlich für viele Vorbehalte ist, die mir immer wieder aufstoßen. Sheldon war in der letzten Episode tief verletzt, dass man sich über ihn und seine Besserwisserei lustig gemacht hat. Reflektiert er das? Nein. Überhaupt nicht. Während alle Freunde mithelfen, das Haus zu bauen, sitzt er daneben und palavert von irgendwelchen Fakten, die niemanden interessieren, und erklärt das auch noch als wertvollen Beitrag an diesem Nachmittag. Selbst als ihm Penny das direkt ins Gesicht sagt, fällt ihm nicht auf, dass er gerade wieder das macht, was seine Freunde stören könnte. Es ist wirklich schade, dass man hier keinen besseren Weg findet. Man muss Sheldon ja nicht grundlegend ändern. Aber man kann doch irgendwie einbauen, dass erst vor einer Woche genau das ein riesiges Thema war. Und wenn er nur sagen würde, dass er seine Rolle so einnimmt, wie seine Freunde es von ihm erwarten. Man kann seine Eigenheiten auch mit Humor nehmen. So hat man immer den Eindruck, dass die Autoren dieser Episode nie das Skript der Episode davor gesehen haben.

Fazit

Es war unter dem Strich wieder eine sehr unterhaltsame Episode, die vor allem bei den Frauen richtig witzige Dialoge zu bieten hatte. Auf der inhaltlichen Ebene ist allerdings leider gar nichts Relevantes passiert. Die Staffel kommt mit dieser Episode keinen Schritt weiter und die guten Ansätze im Hause Wolowitz werden leider nicht tiefgründig fortgeführt, sodass man letzten Endes eine belanglose Episode vor sich hat, die man relativ schnell wieder vergessen könnte.

Emil Groth - myFanbase

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