Bewertung

Review: #1.05 Der Doppelgänger

Foto: Stephen Amell, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Stephen Amell, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Von Beginn der Serie an, ist die Feindschaft von Quentin Lance gegenüber Oliver zu spüren, doch in dieser Folge hat Lance nun zum ersten Mal die Chance sich an Oliver zu rächen und das noch auf legale Art und Weise, denn Oliver wird beschuldigt, verkleidet in einem dunklen Kapuzenshirt, an den Verbrechern von Starling City Selbstjustiz zu üben.

"The police think they know how I am, they think I'm the vigilante, the man in the hood, terrorising the city's criminals. They also think they have me trapped, that I have no way out. They 're only half right."

Dass der Verdacht der Identität von Arrow schon so früh auf Oliver fällt, habe ich nicht erwartet und ich war nach dem Cliffhanger der letzten Folge auch etwas skeptisch über diesen Schachzug der Autoren. Doch dann wird schon zu Beginn der Folge klar gemacht, dass die Verhaftung zu Olivers Plan gehört und er genau damit den Verdacht von sich lenken will. Obwohl eigentlich schon nach dem Ende der Folge #1.04 An Innocent Man klar war, dass Oliver nicht entlarvt werden würde, hätte man meiner Meinung nach die Spannung der Folge doch etwas besser halten können, hätte man nicht gleich zu Beginn klargestellt, dass die Verhaftung nur ein Plan von Oliver ist. Doch trotz diesem kleinen Manko konnte die Folge teilweise überzeugen, was vor allem daran lag, dass dieses Mal nicht die Jagd nach einer Person der Liste im Mittelpunkt stand, sondern die Charaktere Oliver, Quentin und Laurel.

Bei Olivers Plan hat sich mir vor allem eine Frage gestellt: Was wäre passiert, hätte Diggle gar nie von Olivers Geheimnis erfahren? Oder hat Oliver sowieso vorgehabt ihn über kurz oder lang einzuweihen und ist das nur so schnell passiert, weil Diggle von Deadshot angegriffen wurde und Oliver ihn in sein Versteck bringen musste, um ihm das Leben zu retten? Es gibt also zwei Möglichkeiten: Oliver hat den Plan mit seiner Festnahme, und dass Diggle ihn als Arrow vertritt, erst gerade gefällt oder der Plan hatte ursprünglich eine andere Form. Leider hat man dies in dieser Folge nicht erfahren, wodurch sich mir das Ganze als etwas zu unüberlegt präsentiert hat und nicht als etwas was von langer Hand geplant war. Das fand ich etwas schade, sieht es doch sonst so aus, als hätte Oliver bis jetzt alles ziemlich genau geplant. Dass Diggle jedoch noch mehr in Arrows Machenschaften miteinbezogen wird und so definitiv zu Olivers Partner wird, hat mir im Gegensatz dazu sehr gut gefallen, denn die Zwei haben eine gute Dynamik zusammen.

Was in dieser Episode erneut sehr gut gemacht wurde, ist die Darstellung des Charakters von Oliver Queen, der einerseits nun der Mann ist, der fünf schlimme Jahre auf einer Insel überlebt hat, vollkommen verändert zurückkehrt und nun den letzten Wunsch seines Vaters erfüllt, indem er seine Heimatstadt vor allem Bösen beschützen will und anderseits immer noch allen vorgaukeln muss, dass er sich eigentlich gar nicht groß verändert hat und immer noch viel Wert auf Party, Frauen, Geld und vor allem sich selbst legt. Dass Oliver vor allem die zweite Rolle sehr gut spielt, wird immer wieder klar, denn niemand in seinem engsten Familien- oder Freundeskreis scheint bis jetzt nur den Hauch eines Verdachtest zu schöpfen. Nur Thea stellt in dieser Episode ein paar Dinge in Frage, doch Oliver kann auch diese mit einer Leichtigkeit zerstreuen, indem er daran appelliert, dass sie ihn doch kennt und er niemals das tun könnte, wofür er verdächtigt wird.

"Detective Lance seems to be on a personal vendetta." – "Yes. He blames me for the death of his daughter."

So bleibt eigentlich nur eine Person die fest daran glaubt, dass Oliver derjenige ist, der in der Stadt Selbstjustiz an Verbrechern übt und das ist genau die Person, die Oliver von allen wahrscheinlich am wenigsten gut kennt, die ihm jedoch ein Gefühl des Hass entgegenbringt und so wohl auch erpicht darauf ist, etwas an Oliver zu finden, womit er ihn festnageln kann. Trotzdem finde ich es schon fast witzig, dass eigentlich nur gerade Quentin Lance das sieht, was allen anderen verborgen bleibt, beziehungsweise vor was alle anderen die Augen auch irgendwie verschließen, indem sie einfach weiterhin davon ausgehen, dass sich Oliver nicht groß geändert hat und er immer noch derselbe Playboy ist, welcher vor fünf Jahren mit seinem Vater in das Schiff gestiegen ist.

Die Interaktion zwischen Detective Lance und Oliver hat mir sehr gut gefallen, denn auf beiden Seiten waren die starken Gefühle spürbar, die sie beide versuchen aufgrund ihres Berufes oder ihrer versteckten Identität zurückzuhalten. Da ist einerseits Oliver, der nun direkt auf den Vater der Tochter trifft, die mit ihm zusammen auf dem Schiff gewesen ist und dabei getötet wurde. Man merkt Oliver einerseits die Trauer um Sarah, jedoch auch das Mitgefühl für Quentin und sicherlich gewissermaßen auch das schlechte Gewissen an. Doch versucht er dies so gut es geht zu verbergen, denn einerseits will er ja nicht weich und verletzlich wirken und anderseits gehört die Verhaftung ja zu seinem Plan und er muss immer das Ziel, die Abarbeitung der Liste, vor sich haben. Andererseits ist das Quentin Lance, der durch den Tod seiner Tochter Sarah nicht nur diese, sondern auch noch seine Frau verloren hat, die ihn und die andere Tochter bald darauf verlassen hat. In seinem Schmerz hat er, was nur allzu menschlich ist, einen Schuldigen gesucht und diesen in Form von Oliver Queen auch gefunden. Über all die Jahre hat sein Hass sich auf diese eine Person konzentriert, die jetzt vor ihm steht und er nun die Chance hat, deren Leben genauso zu zerstören, wie auch seines zerstört wurde. Und auch wenn Quentin Oliver mehrmals zu verstehen gibt, dass er ihm die Schuld an Sarahs Tod gibt, die Abneigung, ja der Hass Oliver gegenüber immer spürbar ist, so ist Lance doch Polizist und muss Beweise für Olivers Schuld vorlegen.

Eigentlich hat dieses Zusammenspiel zwischen Oliver und Quentin auch die Spannung der Folge ausgemacht. Denn im Gegensatz zu den bisherigen Folgen von "Arrow" stand, wie schon erwähnt, nicht die Jagd nach einem Verbrecher im Mittelpunkt und die Episode konnte so auch nicht mit der bekannten Spannung aufwarten. Für mich war jedoch die Spannung darin beinhaltet, dass ich mich die ganze Zeit über gefragt habe, ob Lance nicht doch irgendwie einen kleinen Beweis findet, dass Oliver Arrow ist, ihn jedoch wegen Diggles Hilfe dann doch nicht überführen kann. Den Beweis hat Lance am Schluss nicht gefunden, doch ist klar, dass er nicht aufgibt und sich sicher ist, dass irgendetwas mit Oliver "nicht stimmt", und dass er irgendeine Verbindung zu der Person hat, die sich mit den Verbrechern in Starling City anlegt. Man kann so nur hoffen, dass es noch zu weiteren und vielleicht sogar noch intensiveren Zusammenstößen zwischen Quentin Lance und Oliver Queen kommt.

"No he asked me as his lawyer to get through to you. You hate the hood and you hate Oliver and you want more than anything for them to be the same person."

Eine Beziehung, die in dieser Episode auch näher beleuchtet wird, ist diejenige zwischen Laurel und ihrem Vater. Obwohl die beiden in Bezug auf Oliver etwas Ähnliches durchgemacht haben, reagieren sie jetzt, fünf Jahre später, ganz anderes auf ihn. Während Quentin ihn hasst, hat Laurel ihm inzwischen irgendwie vergeben. Diese unterschiedlichen Gefühle im Bezug auf Oliver sind natürlich ein großer Konfliktpunkt in der Beziehung von Vater und Tochter und werden in dieser Folge dadurch hervorgehoben, dass Laurel sich entscheidet die Verteidigung von Oliver zu übernehmen und sich so im weitesten Sinn gegen ihren Vater stellt.

Obwohl es in der Episode zwischen Laurel und ihrem Vater zu hitzigen Diskussionen kommt und sich dort auch herausstellt, dass Sarahs Tod weitere Konsequenzen, wie dass Quentins Frau und Laurels Mutter die Familie verlassen hat, hatte, geht die Vater/Tochter Beziehung viel zu wenig in die Tiefe und war für mich somit eher enttäuschend, ist dies doch etwas worauf sich sehr gut ein Handlungsstrang aufbauen ließe. Es kann natürlich sein, dass diese Beziehung in den nächsten Folgen wieder aufgegriffen und somit noch etwas vertieft wird, doch hätte ich mir gewünscht, dass wenn sich etwas so gut anbietet, wie dass Laurel Olivers Verteidigung übernimmt, dies doch zu einer Storyline führt, die nicht nach ein/zwei Wortgefechten wieder beendet wird und sich die Beiden wieder versöhnen. Schließlich ist Laurels Verhalten in den Augen ihres Vaters ein ziemlicher Vertrauensbruch und auch wenn Eltern ihren Kindern im Normalfall alles verzeihen, so ist zwischen Quentin und seiner Tochter schon so viel passiert, dass so etwas ganz sicher zu einem größeren Vertrauensbruch in der Beziehung führt, der nicht in so kurzer Zeit wieder gekittet werden kann.

"She knows me better than anyone, she knows that I never be this guy."

Mit der Beziehung zwischen Oliver und Laurel werde ich leider auch nach fünf Folgen noch nicht wirklich warm, was vor allem an der mangelnden Chemie zwischen den zwei Darstellern Stephen Amell und Katie Cassidy liegt. Und da mich Katie Cassidy als Laurel Lance bis jetzt auch in ihren sonstigen Storylines nicht wirklich überzeugen konnte, wage ich mal zu behaupten, dass es an ihr liegt, was mich eigentlich wirklich verwundert, da ich sie in "Supernatural" und in "Harper's Island" sehr gerne mochte. Jedenfalls konnte mich auch die intensive Szene welche Laurel und Oliver in dieser Folge teilen, nicht von dem Paar überzeugen, so dass ich hier eigentlich nur hoffen kann, dass die Autoren nicht darauf aus sind die Zwei wieder zusammenzubringen.

Abgesehen von der nicht vorhandenen Chemie war der Handlungsstrang um Oliver und Laurel jedoch nachvollziehbar. Laurel kämpft in ihrem Beruf für die Unschuldigen und Oliver ist in ihren Augen den Vorwürfen von Quentin Lance gegenüber unschuldig. Dass sich Oliver genau dies zu Nutzen macht, macht ihn einerseits ein wenig gefühllos und kalt, anderseits zeigt es einmal mehr, dass er bereit ist so ziemlich alles für seine Mission zu opfern. Dass ihm dies nicht immer leicht fällt und er in gewissen Momenten auch verletzlich ist und an sich zweifelt, wird in der Situation klar, als er Laurel die Narben zeigt und als er ihr sagt, dass er nicht über sein Erlebtes auf der Insel spricht, da ihn die Leute sonst anders sehen und dies ihn eben verletzlich machen würde. Hier hat mir wieder sehr gut gefallen, wie die Autoren es schaffen den innere Konflikt zwischen Oliver alias Arrow, der klar nur seine Mission im Auge hat und Oliver als Sohn, Bruder und Freund, welcher fünf Jahre verschwunden gewesen ist und als tot gegolten hat, aufzuzeigen.

Auch Laurels Verhalten finde ich vollkommen okay und realistisch dargestellt. Sie hat Oliver gehasst, einerseits dafür, dass er sie mit ihrer eigenen Schwester betrogen hat und anderseits dafür, dass sie in gewisser Weise durch sein Verschulden umgekommen ist. Jedoch sind nun fünf Jahre vergangen und Laurel ist, so wie sie bisher dargestellt wurde, keine Person, die nicht vergeben kann. Trotzdem ist sie glücklicherweise nicht soweit, dass sie wieder mit Oliver eine Beziehung eingehen kann und das drückt sie zum Schluss der Episode auch aus, indem sie Oliver sagt, dass zwischen ihnen nichts passieren darf.

"I don't know why you protecting him, you're young, foolish. Perhaps you don't know why either."

Das Geschehen auf der Insel steht erneut im Zusammenhang mit dem Geschehen in der Realität, denn auch auf der Insel befindet sich Oliver in Gefangenschaft, wird allerdings auch noch gefoltert, als er die von Edward Fyers gewünschten Informationen nicht preisgibt. Der Bezug von der Realität zum Inselgeschehen war somit wieder sehr gut gewählt. Auch hat man nun einmal etwas mehr über die Insel sowie über Yao Fei, den Mann, welcher Oliver bei sich aufgenommen hat, erfahren. Trotzdem lässt das Geschehen auf der Insel immer noch viele Fragen offen und auch die Identität Yao Feis, weswegen er genau auf der Insel ist, seine Beziehung zu Edward Fyers und weswegen Fei zu dem "Wilden mit Pfeil" geworden ist, ist noch lange nicht geklärt und somit ist auch seine Beziehung zu Oliver immer noch ein Geheimnis. Dass Oliver ihm jedoch in gewissem Masse vertraut und ihn deswegen auch nicht an Fyers verrät, scheint mir sehr realistisch, ist Fei doch der einzige Mensch auf der Insel der Oliver bis jetzt geholfen und zu dem er bis jetzt so etwas wie eine Beziehung aufgebaut hat. Wieso sollte er ihm so auch nicht vertrauen?

Fazit

Eine Episode, die zwar nicht die gleiche Spannung wie die vorhergehenden aufweist, dafür jedoch ein paar der Charaktere etwas näher beleuchtet und somit trotz der eher mangelnden Spannung mit der Storyline punkten kann. Abzug gibt es jedoch einerseits für die, leider auch in dieser Folge, mangelnden Chemie zwischen Oliver und Laurel, sowie wegen der zu früh beendeten Storyline um den Konflikt zwischen Detective Lance und dessen Tochter. Dass Diggle weiter in Olivers Machenschaften hineingezogen wird, finde ich sehr positiv, jedoch wirkt dies leider so, als wäre Olivers Plan mit seiner Festnahme etwas unüberlegt. Doch darüber kann ich, schon wegen der guten Dynamik die Diggle und Oliver zusammen aufweisen, gut hinwegsehen.

Maria Schoch – myFanbase

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