Bewertung

Review: #9.23 Das Warteschlangen-Problem

Foto: Jim Parsons, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jim Parsons, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Es ist manchmal schon seltsam mit "The Big Bang Theory". Die lieferte man gerade erst eine großartige Episode, die ein paar Storylines gelungen nach vorne brachte und dann kommt danach mit #9.23 The Line Substitution Solution eine Episode, die quasi völlig ignoriert, dass es davor Inhalte gab und nun völlig neue Türen öffnet. Mit Stringenz hat das wenig zu tun und irgendwie sind es mir jetzt kurz vor dem Ende der Staffel zu viele, vollkommen offene Handlungsstränge. Aber der Reihe nach.

"It's only natural, you want your mother in law to like you."

Leonards Mutter ist in der Stadt und das ist in der Regel erst mal eine gute Nachricht, weil Christine Baranski einfach ganz wundervoll in dieser Rolle der Beverly ist und das auch in dieser Episode wieder unter Beweis stellen konnte. Während Leonard seine Mutter meidet, versucht Penny sich ihr anzunähern und beißt dabei auf Granit. Beverly ist lieber begeistert von allen anderen, zeigt Penny die kalte Schulter und schafft es, voll in ihrem Element zu sein. Das ist definitiv lustig und schlägt dann auch noch eine ganz wichtige inhaltliche Wendung, denn Beverly macht deutlich, wie verletzt sie ist, dass sie von der Hochzeit ihres Sohnes nichts mitbekommen hatte. Das ist definitiv etwas, was man behandeln sollte. Von der Richtung bin ich allerdings etwas enttäuscht. Statt vielleicht noch mal auf dem Grund zu gehen, welche Probleme Leonard mit seiner Mutter hat, bleibt Beverly vollständig in der Opferrolle und erklärt ihr Verhalten mit der Enttäuschung, nicht bei der Hochzeit dabei gewesen zu sein. Da hat sie durchaus recht, aber etwas mehr Empathie wäre hier auch angemessen gewesen. Immerhin gibt sie zu, dass sie wohl falsch damit lag, nicht hinter Penny und Leonard gestanden zu haben. Das ist eine emotionale Offenbarung für Beverlys Verhältnisse und trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass sie die Spontanität versteht. Diese Entwicklung fehlt mir leider.

Stattdessen lässt sich Penny dazu verleiten, eine erneute Zeremonie umzusetzen, die Hochzeit also nachzuholen. Das hätte sie vielleicht erst mal mit Leonard besprechen sollen. So kurz vor dem Staffelfinale wirkt diese Idee dann auch etwas sehr aus dem Boden gestampft. De facto hätte man schon länger darüber nachdenken können, ob man den ersten Hochzeitstag nicht für eine kleine Feier mit Freunden und Familien nutzt. So ist mir das jetzt eigentlich zu funktional und unüberlegt. Wenn jetzt diese Zeremonie auch noch im Staffelfinale stattfindet (und da Beverly offenbar noch nicht wieder abgereist ist, scheint das gar nicht so unwahrscheinlich), fühle ich mich da doch sehr überrumpelt, zumal man jetzt auch den Eindruck hat, dass hier die Grundlage für einen Cliffhanger gelegt wird, der aber hoffentlich nicht Penny und Leonard betrifft.

Das schlimmste an dieser Storyline ist aber eigentlich, dass es die beste dieser Episode war.

"He paid you to not spending time with me?"

Eine spontane Preview lässt die Jungs ihre Pläne über Bord werfen und sich in eine Schlange anstellen. Leonard kann so seiner Mutter weiter aus dem Weg gehen, Howard hat sowieso nichts zu tun und Raj wie immer auch nichts. Sheldon hingegen sollte mit Amy shoppen und steht nun vor einem Dilemma. Soll er sich in die Schlange stellen, also etwas Ordnungsgemäßes tun, oder sich mit Amy treffen und dann quasi vordrängeln. Auf die Idee, mit Amy einfach erst mal zu kommunizieren, zu erklären, wie gerne er diesen Film sehen will und dass man das Einkaufen auch verlegen könnte, kommt er natürlich nicht. Das finde ich wirklich lächerlich. Stuart also einfach an seiner Stelle zu schicken und ihn gegen Bezahlung zum Mittelsmann umzufunktionieren, ist wirklich eine fürchterliche Idee. Es degradiert Stuart mal wieder zum absoluten Loser, was zwar Lacher kreiert, aber nicht mehr wirklich Freude bereitet. Und über die Beziehung zwischen Amy und Sheldon sagt es eigentlich auch etwas aus, was sie längst überwunden haben. Die Grundidee ist also aus meiner Sicht schon mal nicht logisch. Dass Sheldon dann für eine zweite Entschuldigung doch seine Regel bricht, ist dann auch zu einfach und die Entschuldigung hätte ich in dieser Form auch nicht angenommen, selbst wenn es eben Sheldon war. Sie war einfach überhaupt nicht ehrlich. Er hat einfach nur einen Algorithmus abgearbeitet. Das wäre vor sechs Jahren noch glaubhaft gewesen. Da die Storyline letztlich total belanglos ist, lohnt es sich auch nicht, weiter darüber zu reden. Man hätte hier dann doch mehr draus machen müssen, aber das hätte wiederum nicht gepasst, weil eigentlich gerade ganz andere Geschichte behandelt werden müssten. So oder so macht dieser Teil also keine Sinn.

"I couldn't help but notice that you cut the line."

Und auch die Fortführung der Storyline vor dem Kino macht es dann nicht besser. Sheldon ist wieder zurück, niemand interessiert sich dafür und auch als der Typ sich vorne zu seiner Gruppe begibt, ist es nur Sheldon, der hier auf das Recht pocht. Prinzipiell ist das vollkommen richtig und ein Idee, die man abhandeln könnte. Aber bitte nicht so. Entweder ist es ein begehrter Film und es geht wirklich um etwas oder aber es sind eben nur zwölf Interessierte, sodass jeder reinkommt, das Vordrängeln also gar keine Rolle spielt. Es hätte so viel mehr Sinn ergeben, wenn die Schlange wirklich lang gewesen wäre und Sheldon eventuell nicht sicher gewesen wäre. Dann hätte man vielleicht eine echte Diskussion führen können. So war es für mich nur sinnloses Gesülze ohne jede Relevanz. Ich habe nicht mal verstanden, wieso der Typ sich überhaupt auf eine Diskussion einlässt. Und da Sheldon selbst nicht die ganze Zeit gewartet hatte, ist sowieso alles ad absurdum geführt. Und nicht mal das nutzt man. Man hätte ja wenigstens die Wendung so einbringen können, dass Sheldon zum Schluss nicht reinkommt, weil er einen Platzhalter hatte. So verpufft es einfach mit dem Einlass und Sheldons Enttäuschung, nicht sein Recht durchsetzen zu können. Relevanz: null. Fun Faktor: null. Und dann verweist der Episodentitel auch noch auf diesen Unsinn.

Und sonst?

  • Was ist mit Rajs Mädels? Die Jungs stehen Stunden an und finden nicht die Gelegenheit zu fragen, wie es zwischen ihm und Claire nach dem Fauxpas bei der Weinverkostung aussieht? Stattdessen amüsieren sie sich über seinen Stuhl. Da fällt mir nur das Wort "lame" ein.
  • Ich hätte gerne gesehen, wie Beverly auf Bernadettes Schwangerschaft reagiert und dies kommentiert. Es ist aber auch verständlich, dass man sie darüber vielleicht noch nicht einweiht.
  • Die Eröffnungsszene war äußerst gelungen. Das Spiel von Penny und Sheldon war eine klasse Idee. Vielleicht hat auch das zur Enttäuschung über den Rest beigetragen, weil es so vielversprechend angefangen hatte.

Fazit

Die Episode #9.23 The Line Substitution Solution hatte ihre Momente und es mangelte gewiss nicht am Humor. Diese Episode zeigt für mich aber auch, dass die Autoren für den Witz gerne über inhaltliche Leichen gehen und sich lieber vollkommen albernen Szenarien hingeben, statt konsequent die relevanten Geschichten fortzuführen. Wären Beverly und die ad hoc Entscheidung von Penny nicht gewesen, könnte man diese Episode getrost auch aus dem Gedächtnis löschen. Man würde nicht merken, dass etwas fehlt.

Emil Groth – myFanbase

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