Bewertung

Review: #1.02 Blut geleckt

"True Blood" ist in meinen Augen immer noch kein Meisterwerk, das Award-Nominierungen verdient hätte, aber ich merke, dass ich meine Einstellung gegenüber der Serie ein wenig geändert habe und sich das auch auf den Sehspaß auswirkt, den ich habe, wenn ich mir die Folgen angucke. Nachdem ein wenig Zeit vergangen ist, seit ich mir die erste Staffel das erste Mal angesehen habe und ich in Zwischenzeit meine Erwartungen geändert und die Serie so genommen habe, wie sie ist, weiß ich den Humor jetzt mehr zu schätzen und habe noch mehr Spaß als zuvor. Diese Folge empfand ich als ein wenig öde. Doch sie hatte alles Typische für die Serie: zu viel Sex, wieder ein Mordopfer, ein paar unschuldige Rehblicke seitens Anna Paquin und freakige Vampire. Allerdings gab es auch netterweise wieder kleine Anspielungen und Hinweise, die einem beim ersten Sehen häufig gar nicht auffallen.

What are you? - Well, apparently, I'm not dead.

Direkt am Anfang der Folge war ich froh, dass ich nicht dabei war, irgendetwas zu essen, denn so etwas Ekliges habe ich selten gesehen. Immer wenn es um solche blutigen Szenen gibt, sieht die Serie aus wie ein schlechter Horrorfilm. Ich denke, dass das durchaus beabsichtigt ist, allerdings wirkt es auf mich größtenteils eher verstörend und befremdlich. Abgesehen davon trägt es in meinen Augen nicht unbedingt dazu bei, dass ich mit den Figuren besser mitfühlen kann. Immer noch ist mein größtes Problem bei dieser Serie die Sookie/Bill-Paarung. Ich habe mir weiß Gott beim erneuten Ansehen dieser Folge Mühe gegeben, aber es macht bei mir einfach nicht klick. Ich empfinde rein gar nichts, wenn Sookie und Bill sich verliebt ansehen, sich vorsichtig berühren und dann leidenschaftlich küssen. Bei mir kommt nichts von dieser angeblichen Chemie der beiden Darsteller an, was schon ein wenig seltsam ist, wenn man bedenkt, dass die beiden in echt ein Paar sind...

Auch sonst hat mir das Paar nicht groß zugesagt. Bill wirkt in seiner Interaktion mit Sookie häufig wie ein Höhlenmensch, der gerade erst das Sprechen gelernt hat. So musste ich fast unweigerlich lächeln, als er feststellt: "I've upset you...", nachdem er sie von hinten überrascht hat (okay, das klingt jetzt ungewollt zweideutig, was zur Serie passen würde, aber ich meine nur, dass er von hinten an sie herantritt...). Dabei sollte man doch wirklich meinen, dass jemand, der schon über 150 Jahre gelebt hat, deutlich mehr Erfahrung in sozialen Kontakten und sprachlichem Ausdruck hat. Und ja, natürlich ist mir klar, dass das wohl Absicht sein und zeigen soll, dass Bill durch sein Alter noch ein Herr der alten Schule ist. Aber nur weil Dinge absichtlich so oder so gemacht werden, heißt das noch lange nicht, dass sie mir auch gefallen müssen.

Bei Bills teilweise kindlicher Zurückhaltung kann man ihm kaum abnehmen, dass er auch eine andere, brutalere Seite hat, was seine Ermordung der Rattrays beweist. Bill wirkt meist eher wie der nette Nachbar, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte. Aber wir wissen ja, dass es meistens die sind, die hinterher zu Serienkillern mutieren und über die dann hinterher die Nachbarn sagen: "Das hätte ich niemals vermutet. Er war doch immer so ein netter Kerl..." Insgesamt gefällt mir Bill beim zweiten Anschauen jedoch deutlich besser. Im ersten Anlauf konnte ich einfach überhaupt nichts mit der Figur oder mit dem Schauspieler anfangen.

Was mir hingegen gefallen hat bei den beiden - und ja, diese Szenen gab es tatsächlich auch - war der Humor, der insbesondere durch Sookie mit hineingebracht wurde. Süß war es ja schon irgendwie, wie sie reagierte, als sie erfuhr, dass sie ihn jederzeit dazu zwingen könnte, ihr Haus zu verlassen, einfach indem sie ihre Einladung zurückzieht. Gilt das eigentlich nur für Privathäuser? Denn im "Merlotte's" musste Bill ja offensichtlich nicht fragen, ob er eintreten darf... Auch hat mir die Szene gefallen, in der Sookie nach ihrer Auseinandersetzung mit den Rattrays endlich wieder aufwacht.

Bill: "Can I ask you a personal question?"

Sookie: "Bill, you were just licking blood off my head. I don't think it gets much more personal than that."

Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Weitere Highlights wären, als sie Bill als "chicken" bezeichnet, weil er sie nicht hypnotisieren will, bzw. ihre Reaktion darauf, als er es versucht. Ein wenig konnte einem der Mann ja schon Leid tun. Er schlug dann einige Zeit später auch gekonnt zurück, als Sookie frech fragt "Well, Bill, you don't seem like a very good vampire. What can you do?", woraufhin er antwortet "I can bring you back to life." Autsch...

Außerdem interessant und aufschlussreich fand ich Sookies Rückblicke, in denen man sie als Kind sieht. Furchtbare Situation für ein so junges Mädchen, wenn die eigenen Eltern Angst vor einem haben. Der Schluss mit den freakigen Vampiren war ja wirklich sehr gruselig. Mit was Bill sich so alles abgibt, wird sicher noch interessant werden...

Jason's a good boy. Everybody knows that.

Jason ist wohl mit Abstand einer der nervigsten Seriencharaktere, die es überhaupt gibt. Der Sex ist mir schon nach zwei Folgen einfach zu viel, zu rau und brutal und einfach zu... zu nackt... Gut gefallen hat mir hingegen die Oma von Jason und Sookie. Es ist schon sehr interessant, dass ausgerechnet eine der ältesten Personen, die wir bisher gesehen haben, wenn man mal von den Vampiren absieht, auch die toleranteste zu sein scheint. Das Highlight war jedoch ihr Spruch, bei dem ich nur eifrig mitnicken konnte: "Jason, you don't need any help looking like a fool."

We're all just tryin' to be seen, to matter.

Tara ist auch einer der Charaktere, die ich erst im zweiten Durchlauf zu schätzen gelernt habe. Erst hat sie mich noch genervt, aber erst jetzt fallen mir die vielen, kleinen Dinge an ihr auf, mimische Ausdrücke und Gesten, Arten und Weisen, wie sie Dinge sagt. Sie ist mir bis auf ihre Antipathie gegen Bill, die für mich irgendwie keinerlei Sinn ergibt, wenn man mal von dem Beschützerinstinkt-Schwachsinn absieht, sehr sympathisch und wirkt auf mich interessant. Warum sie allerdings ausgerechnet an Jason einen Narren gefressen hat, gibt mir Rätsel auf. Klar, die Szene mit den beiden auf der Couch war irgendwie süß, aber gerade das Ende zeigt doch nur wieder, was für ein nerviger Trottel er ist. Da gefällt sie mir schon besser, wenn sie gekonnt gegen Anfang einen Kerl auf einer Party abblitzen lässt.

Randgeschehen

Für die aufmerksamen Zuschauer gab es ein kleines Schmankerl. Auf der Zeitschrift in der Wohnung von Tara und ihrer Mom zu Anfang, als Tara nach Hause kommt, steht als Titelzeile "Angelina adopts Vampire baby". Sehr komisch.

Wieder für den aufmerksamen Zuschauer muss man bereits nach dieser Episode feststellen, dass der Hund, der sich ständig als Sookies Beschützer aufspielt, eine direkte Verbindung zu Sam aufweisen muss. Das Bild, das in seinem Büro hängt, ist mir zuvor nicht aufgefallen. Wirklich interessiert bin ich an der Sache allerdings nicht.

Fazit

Nette Episode, die durchaus ihren Witz hatte und uns die Charaktere näherbrachte, mich aber nicht unbedingt an meinen Sitz fesselte. Die Morde gehen mir auch völlig am Allerwertesten vorbei. Doch vielleicht lerne ich die Serie ja in den kommenden Episoden etwas mehr zu schätzen, wenn ich nun gelassener und mit geringeren bzw. adjustierten Erwartungen herangehe.

Nadine Watz - myFanbase

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