Bewertung

Review: #1.05 Funkenflug

Der Bürgerkrieg ist noch immer nicht ganz aus den Köpfen der Amerikaner verschwunden, wobei die Verlierer aus dem Süden die Erinnerung höher halten als die siegreichen Nordstaaten. Die Hintergründe und Ursachen sind natürlich ein Thema für sich. Mit Bill hat die Stadt Bon Temps nun einen leibhaftigen Zeitzeugen, der von seinen Erlebnissen auf dem Schlachtfeld berichten kann. Viele Leute, die kommen, um sich Bills Rede anzuhören, betrachten ihn mit Antipathie und Misstrauen, doch seine Worte verfehlen ihre Wirkung nicht. Mit der richtigen Mischung aus Tragik und Pathos kann man die Menschen erreichen. Besonders in Louisiana.

Sookie, die sich schon von Bill abwenden wollte, nachdem sowohl der Vampirclub als auch Bills hypnotische Attacke gegen den Streifenpolizisten ihre Ansichten über Vampire negativ beeinflusst haben, ändert ihre Meinung, als sie Bills sentimentale Seite sieht. Für Sam ist das ein Tiefschlag. Da scheint er Sookie endlich bekommen zu können und dann ist er live dabei, wie sie durch Bills Rede wieder eine Kehrtwendung macht. Wir wissen zwar noch nicht mit absoluter Sicherheit, ob sich Sam tatsächlich in einen Hund verwandeln kann, doch zu einem begossenen Pudel wird er in dieser Episode ganz zweifellos.

Die Flashbacks in Bills Vergangenheit als Bürgerkriegssoldat enthüllen uns auch, wie er zum Vampir wurde: eine Frau, bei der er auf dem Rückweg von der Front Unterschlupf fand, hat ihn gewandelt. Zuvor wurden alle Männer, die zu ihr kamen, ein Dinner for One, doch Bills Anständigkeit hat sie dazu animiert, ihn zu einem Vampir zu machen. Nun gut, das ist eine solide Wandlungsgeschichte nach bewährtem Muster. Es ist ein im Vampirgenre gängiges Motiv, dass Männer von Frauen und Frauen von Männern gewandelt werden. Dabei hat sich das unfreiwillige Wandlungsopfer in der Regel durch seinen Charakter oder seine Lebensweise als etwas Besonderes herauskristallisiert und die Aufmerksamkeit des Blutsaugers auf sich gezogen. Ein vampirischer Hauptprotagonist, der einfach nur zufällig angefallen und verwandelt wurde, als er gerade austreten war, würde sich auch wirklich schwerer verkaufen lassen.

Eine weitere Entdeckung, die wir an Bill machen, ist die Tatsache, dass Vampire Blut weinen. Diese Erkenntnis kommt durchaus überraschend – hier kann man nicht von einem gängigen Motiv sprechen – und wirft natürlich die Frage auf, ob es sich bei dem Vampirblut, das Lafayette als Droge verkauft, um Tränen handelt. Es wäre schon einigermaßen ironisch, wenn sich zeigt, dass Jason, der Vampiren die Menschlichkeit und damit auch Emotionen abspricht, Vampirtränen konsumiert. Dass sich Jason nach seiner schmerzhaften Erfahrung mit der Überdosis wieder dazu überreden lässt, Vampirblut zu schlucken, zeigt, dass es ihm an Selbstbeherrschung und Intelligenz mangelt. Er lernt nicht aus seinen Fehlern und ist leicht zu beeinflussen. Auch Tara ist nun scheinbar tatsächlich an dem Punkt angelangt, an dem ihre Gefühle umschlagen und sie Jason ablehnt. Sie erlebt ihn nun in dem gleichen Zustand, in dem sie schon ihr ganzes Leben lang ihre Mutter sehen musste: hemmungslos, würdelos, jämmerlich. Somit ist er definitiv nicht der Beschützer, den sie als Kind in ihm gesehen hat.

Das Ende der Episode wartet mit einem Schock auf. Ausgerechnet Adele Stackhouse, Sookies und Jasons sympathische Großmutter, ist das nächste Opfer des unbekannten Mörders geworden. Sie ist natürlich wesentlich älter als die beiden vorherigen Opfer Dawn und Maudette und hatte sicher keine sexuellen Abenteuer mit Vampiren, doch sie hat sich als Vampirsympathisantin gezeigt, in dem sie Bill eine Bühne bot.

Maret Hosemann – myFanbase

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