Bewertung

Review: #4.03 Wenn du mich liebst, warum sterbe ich dann?

In dieser dritten Episode der vierten Staffel folgt ein bemerkenswerter Moment auf den nächsten. Es gibt zahlreiche Szenen, die sich mindestens eines der folgenden Adjektive verdienen: witzig, schön, interessant, schockierend, überraschend. Der eine oder andere schwächere Moment ist zwar auch dabei, aber der positive Eindruck überwiegt deutlich.

Ein seltsames Paar

Vergesst Dick & Doof, Felix & Oscar, Thelma & Louise oder Tom & Jerry, diese berühmten Leinwandduos waren gestern. Das neue Zweiergespann mit Kultpotential heißt Sookie & Eric, die telepathische Halb-Elfe und der nordische Vampir ohne Gedächtnis. Die Szenen der beiden in dieser Episode sind Unterhaltung pur.

Erics Amnesie gestaltet sich etwas anders, als ich erwartet hatte. Er weiß zwar noch, WAS er ist, nämlich ein Vampir, aber nicht mehr, WER er ist. Seine sämtlichen persönlichen Erinnerungen, seine ganzen Lebenserfahrungen, wurden gelöscht und damit auch seine über die Jahrhunderte gewachsene Arroganz und Selbstgefälligkeit. Er wirkt nun eher wie ein junger Vampir, wie ein etwas unbeholfener Teenager, der gewaltige Kräfte besitzt. Seine Fassungslosigkeit, als Sookie ihm eine runterhaut, seine Bemühungen, den Teppich nicht dreckig zu machen, und seine ständigen Entschuldigungen, wenn er mal wieder seine Vampirkräfte eingesetzt hat, sind einfach göttlich. Man hat als Zuschauer wirklich seinen Spass dabei und ist gleichzeitig nervös-gespannt, was Eric als nächstes tun oder sagen könnte, denn Gefahr geht weiterhin von ihm aus. Die Situation, in der Eric und Sookie nun stecken, scheint wirklich die richtige Mischung aus Humor, Tragik und ja, auch Romantik, zu besitzen. Für Eric ist Sookie nun seine engste Vertraute, die er auch sofort beschützt, wie Pam und Claudine am eigenen Leib erfahren müssen.

Wiedersehen macht Freude

Unser Lieblingswerwolf Alcide ist endlich zurück, doch auf Wiedersehensfreude folgt eine dicke Überraschung, denn er ist tatsächlich wieder mit Debbie zusammen. Damit hatte ich nun wirklich überhaupt nicht gerechnet. Debbie scheint sich wieder gefangen zu haben, ist vom Vampirblut runter und bittet Sookie um Vergebung, doch bei mir persönlich schrillen bereits die Alarmglocken.

Als Alcide und Debbie wieder zueinander gefunden haben, war Sookie verschwunden und galt als tot. Nun aber ist sie zurück und stellt das Werwolfpaar vor eine große Belastungsprobe. Es ist unübersehbar, dass Alcide viel für Sookie empfindet, und es fällt mir schwer zu glauben, dass Debbie trotz ihrer scheinbaren Läuterung in der Lage ist, mit Sookie vor der Nase ihre Eifersucht in Zaum zu halten. Zudem besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Debbie ihre Besserung nur vorgibt, um sich an Alcide zu rächen, aber nachdem, was wir bisher über Werwölfe wissen, sind gerissene Pläne nicht unbedingt ihr Ding; ihre Stärken liegen eher in offener Aggression. Mich erfüllt Debbies Rückkehr jetzt nicht gerade mit Begeisterung, aber es ist ein wirkungsvoller Überraschungstreffer und natürlich eine große Komplikation in Bezug auf mögliche romantische Entwicklungen zwischen Sookie und Alcide, auf die ja auch eine nicht geringe Fanfraktion hofft.

Puppenspiele

Die einen oder anderen erinnern sich vielleicht noch an die merkwürdige Puppe, die bei Jessicas und Hoyts Einzug in das gemeinsame Haus auf dem Boden lag. Diese Puppe verfolgt die beiden seitdem und taucht immer wieder auf. Nachdem das Versenken im Fluss nichts gebracht hat, verschenkt Jessica das unliebsame Spielzeug einfach an Arlenes Babyboy. Sehr nett, einem Kleinkind eine unheimliche Puppe zu schenken, die auch noch längere Zeit in einem Tümpel gelegen hat. Was schenkt sie ihm wohl zu seinem fünften Geburtstag, eine Guillotine? Scherz beiseite, die Puppe wird wohl entweder sehr bald wieder bei Jessica und Hoyt auftauchen, oder aber sie hat Auswirkungen auf den Knirps, der ja bereits unter dem Verdacht steht, der niedlichste Teufel des Planeten zu sein. Doch was hat es mit der Puppe auf sich? Wir wissen, dass sowohl Hoyts nervige Beinahe-Freundin Summer als auch Hoyts Mutter Maxine Fortenberry große Puppen-Liebhaberinnen sind. Hat eine der beiden irgendwie diese Puppe verhexen lassen oder selber verhext? Und wie gefährlich ist das seltsame Spielzeug?

Auch Puppen als Metapher spielen in dieser Episode eine große Rolle. Jessica hypnotisiert Hoyt, damit er ihren Streit vergisst und alles wieder im Lot ist. Damit macht sie ihn im Prinzip zu ihrer Marionette. Wer weiß, wie oft sie ihren Freund schon auf diese Weise beeinflusst hat, wenn es mal wieder Streit gab. Ist Hoyts Liebe zu Jessica überhaupt noch real? Ich denke schon, doch egal, ob es nun schon häufiger vorgekommen ist, dass sie ihn becirct hat, oder ob dies das erste Mal war, man kann es definitiv als eine sehr heikle Entwicklung betrachten.

Tommy scheint ebenfalls eine Marionette zu sein, bei der Maxine die Fäden zieht, doch dieser Eindruck täuscht. Tommy spielt zwar überzeugend den braven Pflegesohn, der Hoyts Platz einnimmt, ist aber sofort Feuer und Flamme, als sich die Möglichkeit ergibt, Maxine übers Ohr zu hauen. Wie sich herausstellt, ist Maxines Grundstück eine Naturgasquelle und damit sehr viel wert. Tommy hofft, dass Sam ihm dabei hilft, Maxine auszutricksen, doch der hält von dem Plan gar nichts. Damit hat sich der kurze Versöhnungskurs der Brüder auch schon wieder erledigt, wie zu erwarten war. Man wird sehen, wie gefährlich Tommy für die gute Mrs. Fortenberry noch werden kann. Ernsthaft Sorgen macht sich wohl kaum ein Zuschauer um diese Frau, die eine Mischung aus der aufdringlichsten Tante, der neugierigsten Nachbarin und der engstirnigsten Lehrerin ist, die man im Leben so haben kann.

Hotshot-Babyproduktion

Als wir Jason in der ersten Staffel kennen lernten, war er ein Womanizer, der sich quer durch die weibliche Bevölkerung von Bon Temps gevögelt hat und für keine andere Leistung als für seine sexuelle Potenz bekannt war. Die Situation, in der er sich nun wiederfindet, ist eine zynische Steigerung dessen. Gefesselt, verwundet und mit Viagra voll gepumpt, wird er gezwungen, die Frauen von Hotshot zu beglücken, von denen einige fast noch Kinder sind, um neuen, genetisch frischen Nachwuchs zu produzieren. Crystal glaubt, dass Jason dabei ist, sich in einen Werpanther zu verwandeln, und sieht in ihm bereits den Stammvater einer neuen Generation. Auf der Hit-Liste der männlichen Fernsehprotagonisten mit dem unglücklichsten Frauengeschmack steht Jason wirklich sehr weit oben. Ich habe keine Ahnung, wie diese ganze Geschichte ausgehen könnte, aber es ist die Art von Storyline, die wegen ihres Trash-Faktors unterhaltsamer ist, als man zugeben möchte, und die mich entschieden weniger nervt, als Jasons und Crystals Liebesbeziehung in der dritten Staffel, als Jason unerklärlicherweise dachte, Crystal wäre seine Traumprinzessin, die er nur noch aus dem Turm retten muss.

Vampire haben's schwer

Es war noch nie so hart, in den USA ein Vampir zu sein, wie in diesen Tagen. Schuld daran ist Russell Edgingtons unvergessener Fernsehauftritt, der zwar nun schon ein Jahr zurückliegt, aber dessen Wirkung noch immer nachhallt. Wir befinden uns gewissermaßen in der Post-Edgington-Ära und damit in einer Phase, in der die Anti-Vampir-Fraktion blüht und sich die Untoten keine Fehler mehr erlauben dürfen. Vampiren, die dabei gefilmt oder fotografiert werden, wie sie von einem Menschen trinken, droht auf Weisung der Vampirautorität die Todesstrafe, besonders, wenn besagter Mensch sich dann auch noch hinstellt und behauptet, es wäre gegen seinen Willen geschehen. So sehen wir in dieser Folge, wie ein Vampir in die Falle gelockt und gefilmt wird, woraufhin König Bill ihn exekutieren lässt. Mir tat der Vampir durchaus Leid. Die Menschen haben nun eine neue Waffe gegen die Vampire, die leichter zu beschaffen und allgegenwärtiger ist als ein Holzpflock oder Materialien aus Silber: die Medien. Menschen können Vampire durch Fotos und Filmaufnahmen ins Verderben stürzen. Das ist durchaus spannend und interessant. Schön ist auch die längere Szene zwischen Bill und Jessica, in der die beiden mal wieder wie Vater und Tochter wirken. Bill warnt Jessica zu Recht davor, den gleichen Fehler zu begehen wie der gefilmte Vampir.

Fazit

Die Staffel kommt langsam in Fahrt, was vor allem Eric zu verdanken ist, aber auch der ganzen Situation um die Vampire und Jasons sehr misslicher Lage. Humor, Spannung, Trash - es ist momentan alles dabei.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "True Blood" ansehen:


Vorherige Review:
#4.02 Der Präsident von Louisiana
Alle ReviewsNächste Review:
#4.04 Zaubersprüche

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "True Blood" über die Folge #4.03 Wenn du mich liebst, warum sterbe ich dann? diskutieren.