Bewertung

Review: #5.10 Verbraucht und verloren

Wie es sich für eine Episode kurz vor dem Staffelfinale gehört, erleben wir eine Zuspitzung der Ereignisse und zudem einige starke emotionale Momente, die diese Folge zu einer der besten der Staffel macht.

Abschied von Hoyt

Die Entscheidung, Hoyt aus der Serie zu schreiben, kann man nur begrüßen. Für diesen Charakter gibt es einfach keinen Platz und keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr. Seine Beziehungen zu Jessica und Jason haben den toten Punkt erreicht, der kein Vor und kein Zurück erlaubt, und mit anderen Charakteren hat er ohnehin nie viel interagiert. Obwohl es natürlich ein bisschen klischeehaft ist, dass er ins ferne Alaska zieht, das so ein bisschen als Endpunkt der zivilisierten der Welt gilt, wird sein Abschied sehr gut inszeniert. Wie Jason Hoyt sagt, dass er ihn liebt, während dieser unter Hypnose steht und die letzten Sekunden abzählt, bis er die Augen öffnet und Jessica und Jason für immer vergessen hat, ist ebenso bewegend wie Jasons Zusammenbruch in Sookies Armen.

Natürlich kann man sich fragen, warum Jessica ihrem Ex-Freund nicht schon früher die schmerzhaften Erinnerungen genommen hat, aber wenn man dies logisch betrachtet, wäre es gar nicht möglich gewesen, denn dann hätte Jessica praktisch alle Bewohner Bon Temps' becircen müssen, damit niemand Hoyt daran erinnern kann, dass er Jessica liebt und Jason sein bester Freund ist. Da Hoyt nun aber nach Alaska zieht, wo er sicherlich nicht mehr vielen Einwohnern Bon Temps' begegnen wird, lassen sich seine Erinnerungen gefahrlos löschen. Es sollte allerdings nicht ganz unerwähnt bleiben, dass "True Blood", wie allein diese Staffel sehr eindrucksvoll bewiesen hat, dass Motto They never come back durchweg ablehnt. Mir persönlich wäre es daher zu riskant zu behaupten, dass wir Hoyt hier zum absolut allerletzten Mal gesehen haben.

Gottlose Göttin

Die Folgen der neuen Vampirpolitik, wie sie die Autorität vorgibt, wirken sich immer dramatischer auf das Leben der Menschen aus. Da die True-Blood-Fabriken in Trümmern liegen, fürchten die Menschen, unfreiwillig zum Care-Paket für hungerleidende Vampire zu werden, und meiden zunehmend öffentliche Orte. Die Zahl der Todesopfer nimmt zu, ebenso wie die der Neu-Vampire, denn auch das ist eine Vorgabe der Autorität: die Vampirpopulation soll steigen! Einer, den es erwischt, ist Mike Spencer, der leicht perverse Gerichtsmediziner von Bon Temps, der schließlich von Sookie in Notwehr mit den Stäbchen aus ihrem chinesischen Bestell-Essen gepfählt wird. Die Erkenntnis daraus: in unsicheren Zeiten immer Chinesisch bestellen. Pizza zu ordern könnte hingegen tödlich sein. Oder glaubt ihr, dass man einen Vampir mit einer Peperoni pfählen kann? Ja, für solche grotesken Gedankenspiele lieben wir "True Blood".

Steve gibt in der Öffentlichkeit weiterhin den besänftigenden Gut-Vampir, dessen Glaubwürdigkeit aber langsam den Nullpunkt erreicht, schon allein deshalb, weil er sehr proper ernährt ist. Eric wird unterdessen gezwungen, erneut von Lilith' Blut zu kosten, woraufhin er und Nora, die sich ebenfalls einen Schluck genehmigt, in einer starken Szene eine gemeinsame Vision von Lilith und Godric haben. Dabei tötet Lilith Godric, wobei dieser ja eigentlich schon tot ist, weshalb es sicherlich der Interpretation jedes einzelnen überlassen bleibt, was genau sie ihm antut. Bevor er zum zweiten Mal stirbt, warnt Godric seine Abkömmlinge, dass Lilith eine gottlose Göttin sei. Interessant und natürlich auch wieder vielfach interpretierbar. Eric scheint nach dieser Vision ebenfalls zu einem Anhänger Lilith' geworden zu sein, doch das halte ich ganz klar nur für ein Täuschungsmanöver. Es kann ja auch nicht sein, dass beide, Eric und Bill, diesem verhängnisvollen Kult verfallen.

Kommen wir zu Bill. Jedes Mal, wenn er selig lächelnd von Lilith und der Vampirbibel spricht, wünschte ich sofort, ich hätte chinesische Essstäbchen zu Hand. Wie man es von Sektenanhängern kennt, strahlt er diese abgehobene Zufriedenheit aus, die auf andere einfach nur unheimlich wirkt. Er sieht sich vollkommen im Recht und versucht jeden zu bekehren. Immerhin scheint er aber wie Eric besorgt, als Russell seinen Durst auf Elfen kundtut.

Nach seinem Auftritt vor dem Werwolfsrudel erinnert Russell nun auch Salome und Co. daran, dass er kein vertrauenswürdiger Verbündeter ist, sondern seine eigenen Ziele verfolgt, egal, was andere davon halten. Und was er am allermeisten will, ist die Sonne. Dass er aber bei weitem nicht der einzige Vampir ist, der frisches Elfenblut zu schätzen weiß, belegt der Vertrag, den Sookie und Jason finden und in dem ein Stackhouse-Vorfahr Sookie wortwörtlich an den Vampir Warlow verkauft. Manche Leute haben einfach kein Glück mit ihrer Familie.

Mucksmäuschenstill

Sam und Luna machen sich auf, Emma zu befreien, und schleichen sich in Mäusegestalt ins Hauptquartier der Autorität. Man fragt sich so ein wenig, ob Vampire es mit ihren verschärften Sinnen nicht eigentlich merken müssten, wenn ihnen Mäuse zwischen die Füße laufen, aber Okay, bisher haben Sam-Maus und Luna-Maus ja nur Steve und die Empfangsvampirin passiert, außerdem können sich Vampire auch nicht auf alle Eindrücke in ihrer Umgebung konzentrieren.

Maret Hosemann - myFanbase

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