Bewertung

Review: #6.04 Zu guter Letzt

Das Oberthema dieser Episode lautet Selbstbeherrschung, bzw. der Verlust eben selbiger. Nora verliert die Kontrolle über sich, als sie mit Niall spricht, woraufhin dieser sie geradewegs in die Arme des LAVTF schleudert. Dieses sperrige Akronym steht für die Polizeieinheit, die alle Vampire aufliest, die sich nicht an die Ausgangssperre halten. Jessica büßt ihre Beherrschung bei Andys Töchtern ein, die mal eben die Pubertät übersprungen haben und nun Teenager sind, und Willa schafft es nicht sich zu zügeln, als sie kurz nach ihrer Verwandlung in einen Vampir das Blut ihres Vaters riecht. Ist es letztlich dieser Mangel an Selbstbeherrschung, der die friedliche Koexistenz von Vampiren und Menschen unmöglich macht?

Warlow, die Vampirelfe

Mein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber Ben erweist sich als korrekt. Ben ist tatsächlich Warlow. Dass ihm Sonnenlicht nichts anhaben kann und er zudem telepathische Kräfte besitzt, erklärt sich daraus, dass er ein Hybrid aus Vampir und Elfe ist. Er wurde als Elfe geboren und später von Lilith verwandelt. Der Ausdruck "Vampirelfe" klingt natürlich ausgesprochen grotesk, zumindest nach normalen Standards, nicht unbedingt nach "True Blood"-Maßstäben.

Selbst für den sehr alten Elfenkönig Niall ist die Tatsache, dass es möglich ist, ein Zwitterwesen aus Vampir und Elfe zu erschaffen, eine absolut neue Erkenntnis. Nun gut, da Vampire grundsätzlich dazu neigen, Elfen so lange auszusaugen, bis diese zu Staub zerfallen, dürfte es sicherlich nicht viele Verwandlungsversuche gegeben haben. Damit wären wir wieder bei dem Thema Selbstbeherrschung.

Ben/Warlow, den ich ab jetzt nur noch Warlow nenne, denn das mit den Doppelidentitäten war schon in der vierten Staffel bei Marnie/Antonia ein Kreuz, verrät sich dadurch, dass er Jason mit seinem Blut heilt. Hier stellt sich die Frage nach dem Warum. Warlow ist verdammt alt, älter noch als es Russell Edgington war, und sollte daher genau wissen, welche Auswirkungen sein Blut auf einen Menschen hat. Warlow hätte damit rechnen müssen, dass Jason durch das Blut nicht nur wieder auf die Beine kommt, sondern regelrecht abhebt, und dass Sookie dies bemerkt. Warlow mag vielleicht nicht bewusst sein, wie viel Erfahrung Sookie und Jason schon mit Vampirblut, kurz V, gesammelt haben, trotzdem kommt mir die ganze Blutspende-Aktion, einschließlich der schlampigen Ausführung, die einen verräterischen Blutstropfen hinterlassen hat, ziemlich dumm vor für ein Wesen, dass seine Existenz mehrere tausend Jahre lang im Verborgenen halten konnte. Warum ist Warlow dieses Risiko eingegangen? Bedeutet ihm Sookie tatsächlich etwas, so dass er für sie ihren Bruder gerettet hat? Fühlt er sich auch mit Jason verbunden?

Wie wir erfahren, besteht eine nicht näher definierte Blutsverwandtschaft zwischen Warlows Familie und der von Niall, also auch zwischen Warlow und den Stackhouse-Geschwistern, wenn auch um so viele Ecken und Abzweigungen, dass es schon fast nicht mehr wahr ist.

Der arme Niall wird von Warlow in die ungemütliche Dimension verbannt, aus der Warlow selbst erst nach 20 Jahren entkommen konnte. Hat sich das Kapitel Niall damit schon wieder erledigt? Das erinnert mich daran, was ich in der Review zur Folge #6.02 geschrieben habe: "Schon allein für Jason hoffe ich, dass Nialls Absichten wirklich nur gut sind und er eine Weile im Leben der Stackhouse-Geschwister bleibt. Auf beides würde ich aber keinesfalls wetten." Bereits in der letzten Staffel war mit Roman Zimojic ein neuer Hauptcharakter, der eine dominante Rolle zu spielen schien, nur ziemlich kurz dabei. Möglicherweise gilt das nun auch für Niall.

Blutiges Familienchaos

Eric erweitert seine Vampirfamilie, auf das sie noch disharmonischer und kurioser wird. Er verwandelt Willa, die all dies freiwillig über sich ergehen lässt. Wir sehen in dieser Episode längere und intensivere Verwandlungsszenen als jemals zuvor. Willa wird damit quasi zu Pams Schwester, was ein Gedanke ist, der mich noch die nächsten Tage zum Grinsen bringt. Pam hadert bereits gewaltig mit dem Auftauchen ihrer "Tante" Nora, da kommt ihr eine kleine Schwester ganz sicher nicht gelegen. Willas Verwandlung dürfte das Verhältnis zwischen Pam und Eric weiter verschlechtern, wenn nicht gar endgültig zerstören.

Eric schickt Willa nach der Verwandlung zu Gouverneur Burrell zurück, der sich nun damit konfrontiert sieht, dass seine Tochter zu den Wesen gehört, die er grausam entrechtet, verfolgt, quält und tötet. Burrells erster Impuls ist nicht, Willa zu verstoßen, aber seine neue Lebenspartnerin Sarah Newlin hat da weit weniger Skrupel und will, dass Willa in das höllische Vamp Camp geschickt wird. Was ist eigentlich erschreckender, Pam als Schwester zu haben oder Sarah als Stiefmutter? Bevor Willas Auftauchen sie unterbrochen hat, wollte Sarah dem Gouverneur etwas Wichtiges sagen. Vielleicht, dass sie schwanger ist? Das war zumindest mein erster Gedanke in diesem Moment.

Möglicherweise war es von Anfang an Erics Plan, dass Willa in das Camp geschickt wird, damit Eric sie dort aufspüren kann. Noch ahnt Eric nicht, dass mittlerweile seine halbe Familie in diesem Konzentrationslager für Vampire gelandet ist. Nur Tara befindet sich noch auf freiem Fuss.

Große Mädchen

Andys Töchter vollbringen etwas, wofür Millionen von Jungs und Mädchen auf der ganzen Welt sie beneiden: sie lassen die Pubertät aus und werden innerhalb von Sekunden zu Teenagern. Nun sind sie also im Alter für Führerschein, Partys und erste Liebe, haben aber immer noch keine Namen. Das schnelle Rasen durch die Lebensphasen führt natürlich dazu, dass die Mädchen schwer zu kontrollieren sind und es ihnen an Erfahrung mangelt. Sie sind ziemlich naiv und gehen Jessica und Bill in die Falle. Mit tragischen Folgen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, dass die vier Mädchen wirklich tot sind, oder tot bleiben. Möglicherweise realisiert Bill, dass die Lösung zur Rettung der Vampirrasse nicht darin liegt, synthetisches Elfenblut herzustellen, sondern Elfen, oder auch Halbelfen, zu verwandeln. Damit würde er Lilith' Werk fortsetzen, das sie mit Warlow begonnen hat. Wieso Warlow damals Lilith getötet hat und die Existenz eines Vampir-Elf-Hybriden in Vergessenheit geraten ist, wissen wir noch nicht, aber womöglich bekommen wir diesbezüglich bald ein paar Rückblenden.

Übrigens kennen wir den Verkäufer, bei dem die Mädchen Bier kaufen wollen, bereits aus der allerersten Szene von "True Blood" (#1.01 Strange Love). Damals hat er ein junges Paar erschreckt, indem er vorgab, ein Vampir zu sein, woraufhin ihn ein echter Vampir bedroht hat. Solche Rückgriffe und Verbindungen mag ich sehr an "True Blood". Zuletzt hat in der fünften Staffel mit Sweetie Des Arts ein Charakter, der in der ersten Folge kurz zu sehen war, für Aufregung gesorgt. In "True Blood" können selbst Statisten noch wichtig werden, also bitte immer die Augen offen halten und Gesichter abspeichern.

Flucht zu dritt

Sam flieht mit Nicole und Emma vor dem Werwolfsrudel. Als sie etwas Verschnaufpause haben, kommen sich Sam und Nicole näher. Dieses Näherkommen ist im Ganzen zu vorsehbar, um einen anderen Gedanken als "War ja klar!" zu wecken. Daher ist dies der schwächste Teil einer insgesamt durchschnittlichen Episode.

Maret Hosemann - myFanbase

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