Bewertung

Review: #1.04 Das Wasser steigt

Foto: Mike Vogel & Dean Norris, Under the Dome - Copyright: Paramount Pictures
Mike Vogel & Dean Norris, Under the Dome
© Paramount Pictures

Es scheint so, als würde sich "Under the Dome" im Moment ganz auf kleine Katastrophen konzentrieren, in die man die Bewohner von Chester's Mill verwickelt. Dabei erfahren wir nur wenig über die Kuppel und es hat immer noch den Anschein, als wenn die einzelnen Bewohner einfach nicht glauben wollen, dass sie länger unter dieser Käseglocke gefangen sein könnten. Immerhin könnte die Energiebarriere ja genauso schnell wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht ist.

"I-I'm scared. What if the dome lasts forever?"

Folglich gehen die meisten Menschen in Chester's Mill ihrer Arbeit nach, soweit es ihnen möglich ist. Natürlich gibt es eine kleine Gruppe, die langsam ungeduldig wird, vor allem nachdem sie sehen, dass das Militär zusammenpackt und der Stadt den Rücken zudreht. Das kann schon mal verunsichern und führt hier zu Beginn der Episode fast zu einem kleinen Aufstand. Die bislang sehr besonnen agierende Linda Esquivel zieht daraufhin ihre Waffe und einen Moment lang scheint es so, als sei sie bereit, einen Schuss abzugeben. Glücklicherweise gibt es noch Big Jim, der sich immer mehr zu einem unverzichtbaren Krisenmanager entwickelt. Er springt Linda zur Seite, klärt die Situation und bemerkt dann, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmt.

Im Laufe der Episode stellt sich heraus, dass ein Meningitis-Ausbruch die Kleinstadt in Atem hält. Natürlich kann man damit rechnen, dass es irgendwann unter der Kuppel zu einem medizinischen GAU kommt, doch dass bereits nach fünf Tagen eine Epidemie ausbricht, ist natürlich nur dem Sensationsbewusstsein der Autoren zuzuschreiben. Man braucht eben einen Aufhänger, um einzelne Charaktere in den Fokus zu rücken.

Natürlich hätte es sicherlich auch eine Grippewelle getan und hätte nicht gleich eine Meningitis-Epidemie sein müssen, die über die Bewohner von Chester's Mill herein bricht, aber die ließe sich bei weitem nicht so effektiv mit Antibiotika behandeln. Jetzt fragt sich vielleicht einer, wie realistisch es ist, dass sich ein solcher Ausbruch binnen weniger Tage manifestiert, aber es ist tatsächlich so, dass sich eine Meningitis mit einer Inkubationszeit von lediglich drei bis vier Tagen extrem schnell ausbreitet, ansteckend ist und vor allem ohne Behandlung tödlich verläuft. Und Alice reagiert hier als Ärztin auch vollkommen richtig und verabreicht einfach jedem, der irgendwie Symptome hat, ein Antibiotikum. Auch bei uns würde ein Arzt nicht anders handeln und auf Verdacht ein Antibiotikum auswählen, noch bevor die Diagnose durch Blutproben bestätigt werden kann. Von daher ist eine Meningitis-Epidemie natürlich die perfekte Krankheit für diese Episode.

Ich frage mich allerdings, wie groß die Klinik in Chester's Mill eigentlich ist und wie es sein kann, dass anscheinend kein einziger Arzt mehr dort zu finden ist, so dass eine Psychiaterin die einzige Hoffnung für die schwer erkrankte Bevölkerung darstellt. Immerhin gelingt es Alice, sich einmal von ihrer sympathischeren Seite zu zeigen. Bislang wirkte sie ja eher kühl und ein klein wenig arrogant in der Interaktion mit anderen Charakteren. Hier avanciert sie zwar nicht zum Publikumsliebling, aber sie erscheint in einem etwas positiveren Licht, vor allem als sie am Ende ihre Partnerin klar macht, dass sie sich nicht am Insulin der Klinik bedienen soll. Hier zeigt sich erneut, dass ein Großteil der Leute, auch Alice, einfach noch nicht damit rechnet, hier allzu lange fest zu sitzen.

"If you told me yesterday that the idea of Junior Rennie brandishing a shotgun would be reassuring...I'd have laughed my head off."

Während der Epidemie erhält Junior die Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Für uns Zuschauer ist es natürlich ein Unding, dass Big Jim seinem psychisch arg labilen Sohn eine Waffe in die Hand drückt und ihn anweist, die Kranken unter allen Umständen in der Klinik zu halten. Wider Erwarten geht Junior mit seiner Verantwortung jedoch sehr besonnen um und schafft es, einen Miniaufstand mit Worten zu legen (nachdem er einen Warnschuss in die Decke abgibt). Er kann also durchaus vernünftig sein, was dann allerdings die Entführung von Angie umso schwerer wiegen lässt, denn es bedeutet, dass Junior ganz genau weiß, was er ihr antut.

Dass Angies Befreiungsversuch mit der Schere scheitern würde, war abzusehen. Anstatt dass sie sich gut stellt mit Junior und ihm genau das liefert, was er von ihr verlangt, zickt sie weiterhin und wehrt sich gegen seine Avancen. Dies führt wiederum dazu, dass sie sich immer tiefer in die ganze Sache hinein reitet und ihre Situation mit ihren kleinen, schlecht geplanten Fluchtversuchen nur noch schlimmer macht. Hinzu kommt, dass sie dann auch noch ein Wasserrohr abreist und ihr Kellerverlies mit kaltem Wasser vollläuft.

Die Geschichte um Angie nimmt im Moment einen großen Platz in jeder Episode ein und ist dabei mit der schwächste Part. Ich hoffe doch, dass diese Geiselnahme nun ein Ende hat, nachdem Big Jim die eingesperrte Angie am Ende findet. Es gibt eigentlich nur zwei mögliche Szenarien, wie es hier weiter geht: entweder Big Jim befreit sie, deckt jedoch seinen Sohn, selbst wenn er weiß, wie gestört dieser ist, oder er schließt die Tür wieder und überlässt Angie ihrem Schicksal. So oder so sieht es nicht gut für Angie aus, denn selbst wenn sie freikommen sollte, Big Jim wird dafür sorgen, dass niemand ihr die Entführung durch Junior glauben wird, dessen bin ich mir sicher.

"Relax, it's not like he's gonna say anything about you. He's gone."

Im Hinblick auf das Geheimnis von Barbie kommen wir in dieser Episode einen gehörigen Schritt weiter. Julia macht sich sofort auf dem Weg, herauszufinden, wofür die Buchstaben "PB" auf der Karte stehen und gelangt schließlich zu Phil Bushey. Beide können jedoch nicht wirklich miteinander sprechen, da auch sie Opfer der Meningitis-Epidemie werden. Dies gibt uns die Gelegenheit, Barbies dunklere Seite kennenzulernen. Er wirkt zwar wie der nette, zuvorkommende Fremde, doch dass er auch anders kann und eine gewalttätige Ader hat, zeigt die kurze Konversation mit Phil, in der er alles andere als zimperlich mit diesem umgeht.

Mir gefällt die Tatsache, dass Barbie nicht der typische Held ist, für den man ihn halten könnte. Zwar gesteht er Julia am Ende der Episode, warum er sich mit ihrem Ehemann treffen wollte, er schafft es aber nicht, ihr zu gestehen, dass er ihn in Notwehr erschossen und im Wald vergraben hat. Für dieses Geständnis ist es auch noch etwas früh in der Serie. Wir brauchen einen Good Guy, der neben dem zwielichten Big Jim Rennie die Moral in der Stadt aufrecht erhält und immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Wieder kommt es zur Zusammenarbeit zwischen Big Jim und Barbie, die dieses Mal den durchgedrehten Lester Coggins aufhalten müssen, bevor der sämtliche Arzneimittelvorräte der Stadt verbrennt. Mir ist es ein Rätsel, wie aus dem unbeholfenen Pfarrer binnen einer Episode ein durchgeknallter Irrer wird, der glaubt, die Kuppel sei Gottes Werk. Diese Wandlung kommt so plötzlich, dass sie einen faden Beigeschmack hat.

Fazit

Auch wenn die Episode vor allem im Mittelteil doch ein paar Schwächen aufweist, schafft es die Serie noch, gut zu unterhalten. Zwar gibt es weiterhin keinen klaren, roten Faden und die Charaktere reagieren im Moment einfach nur, anstatt zu agieren, doch es sind einzelne Dinge, die überzeugen können. So zum Beispiel die Tatsache, dass Junior Rennie nun Hilfssheriff werden soll oder dass Norrie und Joe einen weiteren Anfall provozieren, bei dem sie sich filmen und Joe sich plötzlich dabei aufsetzt, in die Kamera blickt und sich quasi selbst anweist, nichts davon zu erzählen. Alleine diese Szene ist so gruselig, dass ich gespannt bin, was in der nächsten Folge auf uns wartet.

Melanie Wolff - myFanbase

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