Bewertung

Review: #2.02 Das Mädchen aus dem Wald

Foto: Mike Vogel, Under the Dome - Copyright: Paramount Pictures
Mike Vogel, Under the Dome
© Paramount Pictures

Die vielen Mysterien, mit denen man in der der ersten versuchte, die Zuschauer zu ködern, werden in #2.02 Infestation leider nur zum Teil wieder aufgegriffen, was einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

"Is Angie okay? " - "I'm sorry, Joe."

Das große Fragezeichen der letzten Episode war, ob Angie noch am Leben ist. Schnell wird aufgelöst, dass dies nicht der Fall ist und dass Angie das zeitliche gesegnet hat. Einerseits bin ich von dieser Wendung überrascht, andererseits freue ich mich, dass man einen neuen Weg einschlägt. Etwas verdutzt bin ich deshalb, weil die vier Hände, zu denen Angie zählt, in der ersten Staffel einen großen Part gespielt haben und auf eine gewisse Weise wichtig für die Kuppel zu sein schienen. Ich hatte daher angenommen, dass Angie, Junior, Norrie und Joe zu mehr bestimmt waren, als Julia und Barbie zu finden. Doch dem scheint nicht so zu sein und Angie und die anderen sind offenbar nur ein dramaturgisches Mittel gewesen, um die Suche nach dem Monarchen etwas spannender und langwieriger zu gestalten.

Froh bin ich allerdings schon über Angies Ausstieg, da sie in der ersten Staffel keine sonderlich gute Figur machte und mich auch in #2.01 Heads Will Roll nicht von ihren Motiven überzeugen konnte. Ich hoffe daher sehr, dass sie nicht wieder als Geist/ Halluzination auftaucht, sondern dass die Autoren erkannt haben, dass Britt Robertson der Serie nicht allzu viel zu geben hat.

Auch wenn ich Angie nicht nachtrauern werde, muss ich sagen, dass mir der Abschied der Bevölkerung von Chester' Mill etwas zu unspektakulär war. Als Julia von Barbie erfährt, dass Angie tot ist, hat sie zwar kurz Tränen in den Augen, doch gleich darauf schneiden die beiden ein anderes Thema an und auch dabei sehen Julias Augen noch völlig rot und verquollen aus, obwohl ihre Mimik und Gestik nicht darauf schließen lässt, dass sie sonderlich mitgenommen ist. Ich weiß ja nicht, welches Mittelchen man Rachelle Lefevre da in die Augen geschmiert hat, aber es war auf jeden Fall zu viel des Guten, da man einfach keine stimmige Trauerszene zu Stande bekam.

Lediglich Joe und Junior sind von Angies Tod mitgenommen, aber das auch nicht auf eine ergreifende Weise, dann sie packen ihre Trauer gleich in eine andere Form und wedeln als Zeichen des tiefsitzenden Verlustes mit einer Waffe vor der Nase des unbekannten Mädchens herum (als könnte Joe jemanden erschießen...). Auch hier schafft man es nicht sonderlich gut, uns an den Emotionen der beiden teilhaben zu lassen. Nur ganz zum Schluss, als Barbie mit Joe spricht und die beiden anschließend gemeinsam zu Angies Beerdigung gehen, kommt für eine Sekunde lang Mitgefühl auf.

Doch auch das wird gleich wieder im Keim erstickt, da man Angies Trauerfeier quasi zu einer Wahlkampfrede für Big Jim ummodelt und dabei völlig in Vergessenheit gerät, dass sich die Menschen unter der Kuppel gerade von Angie verabschieden sollten (mal ganz abgesehen davon, dass Lindas Beerdigung wohl ausgefallen ist).

"I'm guessing the dome wants me to prove myself."

War man zuvor noch der Überzeugung, dass Big Jim nun einen neuen Pfad einschlägt, wird man in dieser Episode sehr verunsichert. Einerseits rettet Big Jim Barbie das Leben, als jener im Flugzeug sitzt, andererseits trägt er sehr stark nach Außen, dass er der Boss ist und sich dadurch um keinen Deut geändert hat. Dieser seltsame Mix wird dann auch noch dadurch unterstützt, dass die Bevölkerung von Chester' Mill Big Jim bei seiner Rede laut zujubelt. An dieser Stelle habe ich mich gefragt, ob sie nicht wissen, dass Big Jim ein Mörder ist (haben Barbie und die anderen dass einfach unter den Tisch gekehrt?) oder ob es ihnen tatsächlich egal ist. Beide Varianten haben nicht viel für sich, da weder das eine noch das andere sonderlich sinnvoll erscheint.

Das Gleiche gilt für das uneingeschränkte Vertrauen, das Rebecca in Big Jim setzt. Wir kennen sie zwar noch nicht sehr lange, aber mit scheint, dass man hier einen neuen Handlanger von Big Jim ins Spiel bringt. Neben Andrea und Phil, die ebenfalls voll hinter Big Jim zu stehen scheint, wäre Rebecca nun die nächste, die total nach Big Jims Pfeife tanzt. Mir wäre es lieber gewesen, wenn man einen Gegenpol ins Spiel bringen würde, wodurch Big Jim dazu gebracht wird, intensiv über seine Taten nachzudenken. Auf diese Weise erreicht man meiner Meinung nach nur einen weiteren Kampf wie den zwischen Big Jim und Ollie Dinsmore, aus dem weder gute Charaktermomente noch vielversprechende Entwicklungen hervorgegangen sind.

Ebenso seltsam erscheint es mir, dass plötzlich jeder über die Wünsche der Kuppel spricht. Noch vor einer Episode hat es niemandes interessiert, was die Kuppel wollen könnte und nun meint jedermann, zu wissen, was vorgeht. Doch wie kann man der Kuppel etwas beweisen, wenn man garnicht weiß, was sie eigentlich will oder worauf alles hinausläuft?

"I don't understand anything that's happening,"

Weder die Geschichte von Pauline (wie konnte sie vor 20 Jahren ein Mädchen zeichnen, das damals wahrscheinlich noch nicht einmal geboren war?) noch die von Sam (warum ist er eigentlich der einzige in der Stadt, der eine medizinische Ausbildung hat? Hat man das Krankenhaus vergessen?) oder Melanie (ich wüsste zu gern, ob sie etwas mit dem Ei zu tun hat, dass Julia nur Minuten vor ihrem Auftauchen im See versenkt hat) wurden in dieser Episode näher erläutert, was wirklich schade ist. Statt sich auf die spannenden Aspekte der neuen Figuren zu konzentrieren, treten die Autoren auf der Stelle und scheinen sich nur Gedanken darüber zu machen, wie man Big Jim richtig in Szene setzt. Es ist in dieser Episode leider kein Vorankommen zu bemerken und erneut springt einem ins Auge, dass rund um Julia, Barbie und die Hände keine Storyline im Kommen zu sein scheint. Man setzt eher darauf, den Zuschauer vor noch mehr ungeklärte Fragen zu stellen, indem man erneut die Schmetterlinge ins Spiel bringt und es scheinbar einen Mörder unter der Kuppel gibt, dessen Motive noch völlig im Dunkeln liegen.

Mal abgesehen davon, fällt nun auch immer wieder auf, dass die Ressourcen in Chester's Mill scheinbar doch unerschöpflich sind. Denn nicht nur im Diner gibt es immer Kaffee und Essen, auch das Frühstück bei Big Jim fällt sehr üppig aus. Genauso unverständlich ist es, dass Rebecca erst mal ein Feld in Brand steckt, um die Raupen zu töten, obwohl sie eigentlich zu wissen scheint, dass sie lieber nur die Tiere beseitigen sollten und nicht gleichzeitig ihre Nahrungsquellen.

Fazit

Nach dem recht vielversprechenden Staffelauftakt dümpelt man nun in seinem eigenen Saft. Zwar brachte man durch neue Figuren neue Möglichkeiten mit in diese Staffel, doch es scheint so, als wären die Autoren noch nicht bereit, uns einige Fragen zu beantworten. Lieber greifen sie auf Altbewährtes zurück und legen den Fokus auf Big Jim und die Hetzjagd, die er nun anzettelt, nur um wie sonst auch in der nächsten Episode dann schonwieder mit einer neuen Katastrophe aufzuwarten. Außerdem gibt man sich nicht die Mühe, auf Kleinigkeiten zu achten und erlaubt sich einige logische Schnitzer.

Marie Florschütz - myFanbase

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