Bewertung

Review: #2.10 Früher Herbst

Foto: Rachelle Lefevre, Under the Dome - Copyright: Paramount Pictures
Rachelle Lefevre, Under the Dome
© Paramount Pictures

Auch wenn bei "Under the Dome" nicht immer alles ganz stimmig ist, hebt sich die zweite Staffelhälfte deutlich von der ersten ab und die Autoren zeigen, dass ihnen die guten Ideen noch nicht ganz ausgegangen sind.

Pauline & Big Jim

Wir mussten bis zur Wiedervereinigung des Ehepaares sehr lange warten, aber man kann durchaus sagen, dass es sich gelohnt hat. Zwar war der erste Zusammenprall in meinen Augen nicht sonderlich überzeugend, aber zum Ende der Episode hin, gleicht sich das wieder aus. Denn während man in Big Jims Miene erkennen kann, dass sich hier gleichzeitig Wut, Unfassbarkeit, Zweifel, Verachtung und ein Funke Wiedersehensfreude abspielen, so bleiben Paulines Züge recht steif und man sieht lediglich das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen, doch sonst schafft es Sherry Stringfield hier zunächst nicht, allzu viele Emotionen aufzutafeln. Big Jim wiederum sieht man nun quasi in der Rolle des Opfers und auch in dieser Position ist er erstaunlich authentisch, da man mit ihm mitleidet, was die Entwicklung von Junior angeht.

Die zweite Begegnung der beiden fällt wesentlich ergreifender aus, denn nun spürt man nicht nur Big Jims Verlust, auch Pauline zeigt Gefühlsregungen. Zum ersten Mal im Verlauf der Serie blitzt in Big Jims Augen Liebe und Verbundenheit auf, was ein wirklich schöner Anblick ist. Leider verknüpft man die innige Unterhaltung zwischen Pauline und Big Jim dann gleich wieder mit der Kuppel, wodurch das zuvor tiefgründige Gespräch gleich wieder geschäftsmäßig wirkt. Schön ist allerdings, dass man sowohl von Paulines aus auch von Big Jims Seite den Familiensinn spürt, der die beiden einmal mit einander verbunden hat. Gleich darauf erklärt man dann auch Paulines anfängliche Distanziertheit. Denn im Gegensatz zu Big Jim sieht sie keine rosige Zukunft für ihre Familie, sondern ist einzig an ihrem Sohn interessiert. Wie an manch anderen Stellen dieser Episode, schafft man hier neues Konfliktpotential und zeigt uns Paulines dunkle Seite.

Die Kuppel

Wie wir schon lange wissen, führt die Kuppel ein seltsames Eigenleben und lässt die Bevölkerung von Chester's Mill gern an ihre Grenzen gehen. Ich fand es zuvor sehr eigenartig, dass in den letzten Episoden keine Naturkatastrophe aufgetreten ist, auch wenn ich die einfallslosen Spektakel nicht sonderlich vermisst habe. Doch ist es nicht merkwürdig, dass genau in dem Moment, als Barbie & Co. einen Weg finden, vor der Kuppel zu fliehen, plötzlich die kleinen Schauerszenarien aufhören? Ganz so, als würde die Kuppel dadurch darum bitten, dass die Menschen nicht nach Zenith fliehen. Aber kaum sind alle wieder in die kleine Stadt zurückgekehrt, setzt plötzlich der Herbst ein was nur bedeuten kann, dass die Kuppel bereit ist für eine neue Runde in der Naturkatstrophen-Achterbahn. An dieser Stelle kann ich mir leider nicht verkneifen, mal wieder über Rebeccas unerschöpfliches Wissen die Augen zu verdrehen, da sie scheinbar auch im Bereich Biologie ein Ass zu sein scheint und genau weiß, wann welche Baumart beginnt, das Laub abzuwerfen.

Melanie

Zum ersten Mal treffen nun auch Melanie und Sam auf einander. Wie schon recht häufig in ""Under the Dome, hält man sich nicht länge mit einem tiefgründigen Gespräch auf, sondern Melanie nimmt Sams Aussage, dass Lyle für ihren Tod verantwortlich ist, einfach hin, während Sam nicht nachfragt, wie es kommt, dass seine Exfreundin wieder unter den Lebenden weilt.

Viel weniger seltsam ist dagegen Melanies Beschützerinstinkt was das Ei angeht. Wenn die Autoren an manchen Stellen eher schwammig sind und großen Klärungsbedarf lassen, ist es hier selbsterklärend, dass Melanie das Ei nicht hergeben kann. Schließlich ist es das Ei, das sie wieder zum Leben erweckt hat. Nach dem Ende der ersten Staffel hätte ich eher gedacht, dass der Monarch an dieser Stelle ins Spiel kommt und etwas mit dem Ei anstellt, doch nun scheint Melanie in den Gedanken der Autoren diese Rolle eingenommen zu haben. Wie sich diese Storyline entwickelt und was mit ihr geschieht, nun, nachdem das Ei in den Abgrund geworfen wurde, bietet vielversprechende Möglichkeiten.

Neue Freunde

Noch vor wenigen Episoden war Barbie Melanie gegenüber höchst misstrauisch, doch mit einem Schlag ist nun jeglicher Zweifel verschwunden. Findet es außer mir noch jemand seltsam, wie schnell die Emotionen unter der Kuppel umschlagen? Das angespannte Verhältnis zwischen Melanie und Barbie verwandelt sich innerhalb von Sekunden in eine liebevolle Beziehung zwischen Halbgeschwistern. Da zwängt sich mir die Frage auf, wozu diese neuen Familienbande gut sein sollen. Auf eine Antwort muss man wohl noch ein wenig warten. Am spannendsten finde ich an dieser Stelle, wie viel Don von all dem weiß. Sicherlich ist er darüber im Bilde, dass seine Tochter vor einigen Jahren in Chester's Mill gestorben ist. Ahnt er seither, dass mit der Kleinstadt etwas nicht stimmt und hat deshalb ein so großes Interesse an dem Ei? Weiß er womöglich auch, dass Melanies Rückkehr auf seltsame Weise auf das Ei zurückzuführen ist? Hier bietet sich die Möglichkeit, eine interessante Storyline einzuflechten, doch ich befürchte, dass man in den letzten drei Episoden dafür nicht genügend Zeit findet.

Randnotizen

  • Auch wenn er zuvor auf Ablehnung stößt, wird Hunter dann doch in die Gruppe integriert. Die neue Figur bringen frischen Wind nach Chester's Mill und kann mit seiner lustigen Art dafür sorgen, dass man in dieser Episode tatsächlich auch mal lächeln kann.
  • Ganz ähnlich interessant ist auch Big Jims Stimmungswechsel. In der ersten Hälfte der Episode schmiedet er noch Pläne mit Pauline und zeigt seine einfühlsame Seite, nur um wenig später wieder sein Badass-Lächeln aufzusetzen.
  • Nachdem er nun Frieden mit seinem Vater geschlossen hat, bekommt Junior von der Kuppel ein Geschenk in Form einer Halluzination von Angie. Damit wird sofort wieder seine Unsicherheit geweckt, die Junior seit Beginn der Serie begleitet und dazu führt, dass er zu Gewalttaten neigt. Da Melanie, die Angies Platz bei den vier Händen und auch in Juniors Herzen völlig eingenommen zu haben scheint, zuvor auch noch ein paar Worte an Junior richtet, die seine Unsicherheit weiter unterstützen, ist absehbar, dass der recht labile junge Mann nun kurz vor dem Abgrund steht.
  • Warum schmeißt Big Jim das Ei in den Abgrund? Ist es nicht sein Pfand dafür, dass er und seine Familie unverletzt in Zenith bleiben dürfen?
  • In der ersten Staffel war Phil eine Figur, der alle Türen offen standen. Leider hat man sich in dieser Staffel bei ihm vieles verbaut, wodurch es mich nicht sonderlich mitnimmt, dass er nun so ganz nebenbei in den Tod gestürzt ist.

Fazit

Trotz einiger Ungereimtheiten und viel zu einfacher Konfliktlösung hat #2.10 Früher Herbst Potential. Besonders Big Jim sticht mit seinen Facettenreichen Szenen hervor und man zeigt uns, dass noch einige neue Storylines auf uns warten.

Marie Florschütz - myFanbase

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