Bewertung

Review: #3.06 Im Käfig

Langsam wird damit begonnen, einige Erklärungen vorzubereiten, was hinter der Kuppel stecken könnte. Das ist zwar in sich konsequent, wenn man die Veränderungen der dritten Staffel bisher sieht, und bringt auch die Geschichte ein gutes Stück weiter, doch noch immer fühlt sich diese neue Staffel seltsam fremd an, einfach weil so viele Dinge unter den Tisch fallen gelassen wurden und die früherer Mythologie der Serie vollkommen einer neuen, absolut interessanten, aber leider vollkommen aus dem Zusammenhang gerissenen Storyline gewichen ist.

"You know, I can handle good, and I can handle evil, but what I can't handle is desperate. You're in a position to tell me whatever I want to hear, but I ain't buyin'."

Die Szenen, in denen Big Jim versucht, Christine ein paar Geheimnisse zu entlocken, sind durchaus interessant. Zwar erfahren wir nicht viel über die Motivation der Außerirdischen unter Christines Führung, aber immerhin ist nun definitiv klar, dass sie für die Entstehung der Kuppel verantwortlich sind.

Das kleine Katz und Maus-Spiel der beiden Alpha-Tierchen Christine und Big Jim zeigt, wie sehr sich die Ansätze der beiden unterscheiden. Auf der einen Seite zementier Big Jim sich als eigens ernannte Führungspersönlichkeit und feiert die Errungenschaften der Individualisten. Auf der anderen Seite steht Christine und appelliert an die Macht des Kollektivs. Hier prallen also zwei Weltansichten zusammen, die man ganz kurz und knapp vielleicht mit "Kommunismus vs Kapitalismus" betiteln könnte, wenn man das ganze etwas zugespitzt formulieren möchte. Da jedoch absolut nicht klar wird, was Christine und die Gemeinschaft vor haben - das Überleben sichern reicht als Motivationsgrund für die Errichtung der Kuppel nicht, weil wir nicht wissen, wer denn überleben soll und wovor man sich schützen will - tue ich mich schwer, der ganzen Geschichte etwas Positives abzugewinnen, auch wenn der Schlagabtausch und auch Christines Versuche, den Menschen Big Jim zu manipulieren, interessant erzählt sind.

Am Ende jedoch sind weder Big Jim, noch Aktaion oder der Zuschauer schlauer. Noch immer ist nicht greifbar, was die Aliens hier auf der Erde suchen. Wichtig scheint ihnen in allererster Linie erst einmal zu sein, dass die Kranken und Schwachen eliminiert werden und der Rest von Chester's Mill zu einem starken Kollektiv zusammenwächst, das irgendein neues Projekt von Christine in Angriff nimmt. Dass Menschen mit Handicap unnütz werden, zeigt der Versucht Carolyns, den mittlerweile querschnittsgelähmten Hunter auszuschalten. Gäbe es nicht Norrie und Joe, so hätte er sich bereitwillig geopfert, um der Gemeinschaft nicht zur Last zu fallen. So viel also zum Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.

"Everything that happened today with Julia... What she did to Christine. Maybe she was never the person you thought she was."

Ein klein wenig Hoffnung hatte man ja vielleicht noch gehegt, dass Barbie dem ganzen Kollektiv entfliehen könnte, aber dank Evas unermüdlicher Bedrängung scheint man ihn längst an die Gegenseite verloren zu haben. Immerhin nützt es nichts, wenn Julia immer und immer wieder an ihn appelliert, dass er mit etwas infiziert sei und er sich gegen Christines Einfluss wehren müsste. Er wählt am Ende jedoch die Gemeinschaft und mit ihr wohl auch Eva, auch wenn am Schluss ja wieder etwas Ambivalenz angedeutet wird, indem er lieber alleine einen Spaziergang unternimmt, anstatt mit Eva zu kuscheln.

Was mich immens stört, ist die Tatsache, dass nun eingebracht wird, dass Eva auf Barbie angesetzt wird, um einen Nachkommen mit ihm zu zeugen. Das findet sich in jeder zweiten Alien-Invasions-Geschichte und wird zwangsläufig dazu führen, dass das Dreieck Barbie-Eva-Julia noch prominenter in den Fokus der Folgen rücken wird. Und wenn man bedenkt, dass angeblich nur drei Wochen unter der Kuppel vergangen sein sollen, so fällt es doch schwer, zu akzeptieren, dass Julia und Barbie hier als das Paar der Serie positioniert werden, die sich am Ende gegen alle möglichen Probleme durchsetzen müssen. Immerhin kennen sie sich gerade mal einen Wimpernschlag und man sollte auch nicht vergessen, dass Barbie einst Julias Mann um die Ecke gebracht hat, aber das scheint Julia längst überwunden zu haben beziehungsweise nie wirklich interessiert zu haben. Solche Dinge sind es, die mich an der Serie mittlerweile stören, denn auf der einen Seite hat man das Gefühl, dass die Protagonisten bereits seit Wochen oder gar Monaten unter der Kuppel eingeschlossen sind, nur um dann Woche für Woche daran erinnert zu werden, dass die Kuppel sich überhaupt erst vor drei Wochen über Chester's Mill gesenkt hat.

Aber nicht nur Barbie und Julia und das aufkeimende Liebesdreieck mit Aussicht auf einen außerirdischen Balg funktioniert nicht richtig, auch Juniors Wandlung hin zum eiskalten Bösewicht ist nicht gut umgesetzt, einfach weil die Zuschauer ihn längst als solchen sieht und die graduelle Abwendung vom Menschlichen so nicht wahrgenommen wird. Er avanciert zum wichtigsten Vertrauten von Christine, verhält sich dabei jedoch genau wie Junior, wie wir ihn kennen gelernt haben. Das hält das Spannungsmoment dann doch arg in Grenzen.

Randnotizen

  • Sam Vendreaux ist weiterhin einer der unwichtigsten Charaktere der Serie und sein Schicksal ist nicht nur langweilig, sondern auch vollkommen irrelevant, einfach weil er zu niemandem eine richtige Verbindung hat. Das ausgerechnet er es ist, der Christine angreift, kommt für mich jedenfalls überraschend, auch wenn ich nicht damit rechne, dass Christine in nächster Zukunft das Zeitliche segnen wird. Dafür wird man schon sorgen.
  • Schade, dass Frank Whaley schon wieder Geschichte ist. Ich hätte gerne mehr von ihm gesehen. Überhaupt hätte ich gerne mehr über Aktaion erfahren - wie sind sie unter die Kuppel gekommen und was genau wissen sie über die Aliens. Die ganze Geschichte um Aktaion beweist mal wieder, dass man hier und da ein paar interessante Weichen stellt, die jedoch alle irgendwann wieder im Sand verlaufen, fallen gelassen werden oder plötzlich eine andere Richtung einschlagen. Das ist auf Dauer nicht nur unbefriedigend, sondern auch noch ärgerlich.

Fazit

Interessante Ansätze liefert die neue Episode, doch am Ende scheitert "Under the Dome" wieder einmal daran, eine kohärente Geschichte zu erzählen. Einzelne Dinge werden breitgetreten, andere zu kurz abgehandelt oder gar unter den Tisch fallen gelassen. Deswegen dümpelt die Geschichte in der Mitte wieder einmal nur so vor sich hin und bringt die Staffel nicht nennenswert vorwärts.

Melanie Wolff - myFanbase

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