Bewertung

Review: #3.08 Die Kuppel lügt

Die ganze emotionale Achterbahnfahrt in der letzten Episode war wie so vieles in der aktuellen Staffel... aus dem Nichts gekommen und im Nonsense verpufft. "Die Kuppel lügt" heißt der deutsche Titel so schön und ja, Christine hat die Apokalypse außerhalb der Energiebarriere nur als Illusion auf die Kuppel projiziert, damit die Gemeinschaft zusammenwachsen kann. Toller Plan, den Christine da hat, um ihre Gefolgschaft bei Laune zu halten, während sie sich in den Kokons von ihrer Stichverletzung erholt. Zu dumm, dass einige ohne ihre Führung in den Tod gesprungen sind. Wie genau hat die Illusion die Gemeinschaft näher zusammenschweißen sollen, sie ist an einem Großteil einfach vorbei gegangen, ohne dass es sie interessiert hat. Einzig Barbie wurde in Evas offene Arme getrieben, aber vielleicht war es auch das, was Christine wollte.

"The Dome has lied to us before"

Ja, Barbie und Eva sind jetzt ein Paar und landen wie von Christine geplant miteinander im Bett. Wie es den Anschein hat, hat sich Barbie nun endgültig der Gemeinschaft angeschlossen, auch wenn Eva gegenüber der genesenen Christine andeutet, dass seine Transformation noch immer nicht komplett abgeschlossen ist. Für den Zuschauer ist es schwer zu beurteilen, denn Barbie agiert in keiner Sekunde irgendwie ambivalent. Stattdessen stürzt er sich in die Arbeit für Christine.

Die Widerstandsbewegung nimmt die Illusion auch einfach so hin. Was bleibt ihnen auch anderes übrig. Big Jim stellt irgendwann einmal fest, dass die Kuppel mal wieder gelogen hat und so unrecht hat er damit nicht. Also machen unsere Einzelkämpfer weiter wie bisher, was für Big Jim bedeutet, dass er möglichst alle niedermetzeln will, während Julia an die Emotionen einzelner appellieren will, in der Hoffnung sie wie Norrie, Joe oder Hunter zurückholen zu können.

Bei Barbie beißt Julia jedoch auf Granit. Ihre kleine Kontaktaufnahme via Walkie Talkie zeigt absolut keine Wirkung, auch wenn Julia ihm immer wieder sagt, wie sehr sie ihn liebt und ihn an ihre gemeinsame Geschichte zu erinnern versucht – die, wenn man dem Vorspann glauben kann ("three weeks ago an invisible dome came down on Chester's Mill"), gerade mal zwei Wochen beträgt. Natürlich kann man da schon von der ultimativen, wahren Liebe sprechen und ausklammern, dass zwischenzeitlich Julia herausgefunden hatte, dass Barbie ihren Ehemann umgebracht hat und sich dann auch noch gegen ihre große Liebe stellte, weil sie glaubte, er wolle wissentlich die gesamte Bevölkerung vergiften. Aber in der einen Woche, in der sie intim miteinander waren, da wurde Julia sich sicher, dass er der Mann ihrer Träume ist, weswegen sie jetzt unbedingt dafür sorgen muss, dass er nicht vor die Hunde geht.

Nun gut, während die kleine Unterhaltung zwischen Barbie und Julia noch akzeptabel ist, so ist die Konfrontation zwischen Eva und Julia kurz vor Ende der Episode fast schon lachhaft. Da ziehen die beiden Konkurrentinnen ihre Waffen und beginnen sich darüber zu streiten, wer die intensivere Beziehung zu Barbie hat, selbst wenn Eva klar macht, dass so etwas wie Liebe ein rein menschliches Konstrukt ist und in der Gemeinschaft keinen Platz hat. Yada Yada Yada. Glücklicherweise beendet eine Explosion die grausame Unterhaltung.

"Not long ago, you wanted an apology from me, and I never gave it to you. I failed you, son."

Eine andere Begegnung kann unterdessen auf voller Linie überzeugen. Big Jim trifft nach langer Zeit mal wieder auf seinen Sohn und beginnt, mit seiner harten Linie zu hadern. Auch er versucht kurzfristig, Julias Rat zu beherzigen und an Juniors Emotionen zu appellieren. Er entschuldigt sich bei ihm, dass er so viel auf ihm abgeladen hat und so geworden ist, wie sein eigener Vater, was er eigentlich einmal unter allen Umständen verhindern wollte. Es ist ein kleiner Moment, der jedoch im Hinblick auf den Charakter Big Jim unglaublich aufrichtig wirkt. Eigentlich hat er längst mit der Gemeinschaft und ihren Mitgliedern abgeschlossen. Er glaubt nicht daran, dass man irgendjemanden aus den Fängen von Christine retten kann und doch hofft er einen kleinen Augenblick, dass er zu Junior durchdringen kann. Was er natürlich nicht schafft, denn Junior ist Christine mit Haut und Haaren verfallen.

Dass es aber durchaus klappen kann, jemanden aus den Fängen der Gemeinschaft zu, zeigt das Beispiel von Carolyn, die kurz vor ihrem Tod wieder klar bei Verstand ist. Es wird aber auch klar, dass es nicht ausreicht, einfach nur irgendwelche Gefühle in Erinnerung zu rufen. Es ist notwendig, dass die Menschen sie erleben. In Carolyns Fall muss ihre Tochter erst in Todesgefahr geraten, dass sie sich aus ihrer Trance befreien kann. Leider bringt der Widerstandsbewegung dies nichts mehr, denn Carolyn stirbt den Heldentod, indem sie sich selbst für ihre Tochter opfert. Arme Norrie. Innerhalb von vier Wochen verliert sie beide Elternteile und hat nur noch Joe, für den es sich weiter zu kämpfen lohnt. Dass sie noch nicht ihren Lebensmut verloren hat, zeigt dann doch immer wieder mal, wie stark sie ist. Auch wenn sie in den vergangenen beiden Staffeln immer wieder mal dem Zuschauer gehörig auf die Nerven gegangen ist mit ihrem Drama, besonders als es um ihre Eifersucht auf Melanie ging.

"The amethysts began to lose their energy. And I used most of what energy was left to heal myself and to create the illusion that brought us together."

Während emotionale Konfrontationen einen Großteil der Episode ausmachen, erklärt Christine mal eben, was es mit den leuchtenden Steinen in den Tunneln auf sich hat. Anscheinend handelt es sich bei den Amethysten um Batterien, die die Kuppel aufrecht halten. Diese wurden durch das Ei immer wieder geladen und verlieren nun rapide an Energie, seit Big Jim das Ei zerstört hat. Aber nicht, dass jetzt Gefahr bestünde, dass die Kuppel einfach zusammenbricht, wenn die Akkus leer sind. Nein, das wäre ja zu einfach. Vielmehr ist es so, dass die Kuppel versteinert, wenn die Batterie leer ist und damit alle Menschen (und Aliens) darunter ersticken lässt. Wie gut, dass man sich seitens der Gemeinschaft auf einem fremden Planeten darauf verlässt, dass ein einzelnes Ei das Überleben der gesamten Gemeinschaft sichert. Klar, man hat überall auf der Erde anscheinend solche Eier-Ladegeräte verteilt, doch die meisten davon sind zu Bruch gegangen.

Ich bin mir sicher, dass es irgendetwas gibt, um sicher zu stellen, dass nicht alle elendig draufgehen. Und Christine wird schon noch irgendwie ein Ass im Ärmel haben oder eben auch nicht. In Grundzügen erinnert mich "Under the Dome" im Moment ganz rudimentär manchmal an "Tommyknockers", auch aus der Feder von Stephen King stammend. Da ging es auch um Aliens, die in einer Kleinstadt ein Schiff ausgraben wollten und die Stadt dabei in eine mysteriöse Atmosphäre einschlossen, in der sie einen kollektiven Willen entwickelt haben. Den beiden Werken ist aber auch gemein, dass die Aliens unglaublich dumm agierten (bei Tommyknockers bauten sie allerhand geniale technische Geräte, die aber nur mit Batterien, also Gleichstrom, funktionierten).

Es ist natürlich auch sinnvoll, dass Christine die Akkus der Amethysten noch leert, indem sie eine Apokalypse an die Kuppelwand projiziert, während sie selbst einen Großteil der verbliebenen Energie für ihre Genesung aussaugt. Ein wenig egoistisch ist sie da schon, wie ich finde, aber sie konnte ja auch nicht wissen, dass Big Jim die restlichen Amethysten in die Luft jagen würde. Weitsicht ist wirklich nicht ihre Stärke.

Randnotizen

  • Zum ersten Mal seit langen gibt es Kontakt mit der Außenwelt, indem Hunter auf der anderen Seite des Computerbildschirms seine Nachfolgerin Lily sieht. Und sie schickt ihm gleich mal geheime Daten über den Rechner.
  • Sam wird von Christine einer Spezialbehandlung unterzogen, in der Hoffnung, dass sie die in ihm schlummernde Infektion wieder zum Aufflammen bringen kann. Ob es ihm gelingt, wird wohl erst die nächst Episode klären können.

Fazit

"Under the Dome" stellt die Geduld der Zuschauer weiterhin auf eine harte Probe. Eine gesamte Episode wird mal eben in dieser Folge für vollkommen nichtig erklärt und all die Emotionen als absolut sinnfrei hingestellt. Auch wenn man der Staffel zu Gute halten muss, dass sie momentan eine in sich interessante Geschichte erzählt, die Tatsache, dass man a) keine Ahnung hat, wohin "Under the Dome" sich bewegen wird, und b) man mit der Serie von vor zwei Jahren absolut nichts mehr zu tun hat, macht es schwer, ihr momentan etwas Positives abzugewinnen.

Melanie Wolff - myFanbase

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