Bewertung
Paul Feig

Brautalarm

"This is the first time I've seen you look ugly, and that makes me happy!"

Foto: Copyright: 2011 Universal Pictures Germany
© 2011 Universal Pictures Germany

Inhalt

Annies (Kristen Wiig) Leben läuft alles andere als rund: Gefangen in einer rein auf Körperlichkeit reduzierten Beziehung mit einem chauvinistischen Wichtigtuer (Jon Hamm), der in ihr nicht mehr als ein williges Sexobjekt sieht, und ohne berufliche Perspektive, da ihre eigene heiß und innig geliebte Bäckerei pleite gegangen ist, vegetiert sie phlegmatisch vor sich hin. Doch dann teilt ihr ihre beste Freundin Lillian (Maya Rudolph) mit, dass sie bald heiraten wird und Annie ihre Brautjungfer werden soll. Begeistert stürzt sie sich in ihre neue Aufgabe. Doch als sie die anderen Brautjungfern trifft, beginnt sich ihre anfängliche Freude schnell in Luft aufzulösen...

Kritik

Bei Filmproduktionen, in denen Comedy-Mastermind Judd Apatow seine Finger im Spiel hat, geht es im Kern zumeist um die komplexe freundschaftliche Verbindung von Männern verschiedenen Alters. Sei es in "Superbad", "Jungfrau 40 männlich sucht", "Beim ersten Mal", "Ananas Express" oder auch Apatows letzter Regiearbeit "Wie das Leben so spielt", immer stehen Männer im Vordergrund, die versuchen, irgendwie ihr Leben in den Griff zu bekommen und Halt suchen beim gleichen Geschlecht. Frauen spielen da meist nur eine untergeordnete Rolle. Im neuen, von Apatow produzierten und gnadenlos lustigen Komödienhit "Brautalarm" stehen nun endlich auch mal Frauenfreundschaften im Zentrum des Geschehens und zeigen, dass sie den Männern in Sachen Vulgarität und freundschaftlichem Zusammenhalt in nichts nachstehen.

Dominiert wird der Film von "Saturday Night Live"-Star Kristen Wiig, die nicht nur die zentrale Rolle des Films übernimmt, sondern auch am Drehbuch beteiligt war. Furchtlos und mit einem bemerkenswerten Timing stürzt sie sich in die zahlreichen absurd-witzig inszenierten Szenen und weiß gleichzeitig auch in den ruhigen Momenten zu überzeugen. Wie bei Apatow-Produktionen üblich stehen auch hier wieder absolute Durchschnittsmenschen im Zentrum, mit denen schnell sympathisiert werden kann.

Was das Regiedebüt von Paul Feig weiterhin so gelungen macht, ist das enorme Tempo und die kreative Vielfalt an Ideen, die hier fast im Sekundentakt abgefeuert werden und so gut wie immer zünden. Es ist schon fast unheimlich, wie gut hier die Gags getimt und auf den Punkt inszeniert sind. Ständig werden Grenzen überschritten, es wird auch kein Halt vor drastischem Fäkalhumor gemacht. Dass der Film dabei aber nie ins Geschmacklose abdriftet und immer einen liebenswert-charmanten Unterton behält, muss als echtes Kunststück bezeichnet werden.

Ein Rad greift hier auf wundersame Weise ins andere: Sei es das optimal besetzte Ensemble, dessen überbordende Energie und Spielfreude schnell auf den Zuschauer überspringt, bei dem vor allem "Gilmore Girls-Star Melissa McCarthy und "Damages - Im Netz der Macht"-Star Rose Byrne positiv herausstechen. Auch "Mad Men"-Darsteller Jon Hamm darf als schmieriger, chauvinistischer, reicher Schnösel alle Register ziehen und spielt sich so schnell in die Riege der unsympathischsten Filmcharaktere des Jahres.

Es ist schon beachtlich, dass bei einer für Komödien langen Laufzeit von über zwei Stunden nie auch nur eine Sekunde der Langeweile aufkommt. Ein Highlight reiht sich da ans nächste, ein denkwürdiger Moment wird abgelöst von einem, der vielleicht sogar noch besser ist. Eine Komödie, die geschlechterübergreifenden, stimmigen Humor bietet, dabei aber nie die Charakterarbeit vergisst und so die Figuren nie zu Karikaturen verkommen lässt, ist in dem heutigen Genreeinheitsbrei fast schon eine Rarität und aus diesem Grund ist es umso erfreulicher, einen Film zu erleben, der in sich so gut funktioniert.

Fazit

Paul Feig ist mit seinem Regiedebüt der wohl witzigste Film des Jahres gelungen, der kongenial inszenierte und getimte komödiantische Momente mit ruhigen, fast nachdenklich stimmenden verbindet und so ein in sich absolut stimmiges Filmwerk abliefert, das im Genre der Komödie als absolutes Highlight bezeichnet werden kann. Reingehen und zwei Stunden lang einfach nur Spaß haben!

Moritz Stock - myFanbase
02.08.2011

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